***Ticketverlosung: „Die letzte Sau“ im Kino am Raschplatz***

Das STADTKIND verlost 2×2 Kinotickets für den aktuellen Film Die letzte Sau
(D, 2016) von Aron Lehmann. Die Karten gelten für jede beliebige Vorstellung. Ab dem 29. September läuft dieses anarchische Märchen im Kino am Raschplatz. Wer an der Verlosung teilnehmen möchte, schickt bis zum 23. September unter dem Stichwort Die letzte Sau eine Mail an gewinnen@stadtkind-hannover.de. Viel Glück!

 

Eine Filmkritik

„Die letzte Sau“ (D, 2016)

„Die Welt ist ein scheißdunkler Ort, Huber. Deshalb müssen wir Leuchtfeuer anzünden. Du und ich. Dann sehen´s die anderen vielleicht irgendwann auch.“

Man nehme einen Haufen Schweine, einen Bauern, Liebe und Anarchie, die Musik der Ton Steine Scherben und den Mut zum Widerstand – und heraus kommt ein eigenwilliger, origineller Film über den Rebell Huber und seine Sau, der so ganz anders ist als die üblichen gefälligen deutschen Komödien. Regisseur Aron Lehmann traut sich, der bitteren Wahrheit ins Gesicht zu sehen und zu spucken. Dabei lässt er keine noch so grausame Szene aus, um mit dem Finger in der Wunde zu bohren. Absurd, komisch und zuweilen sehr emotional.

Der junge schwäbische Schweinebauer Huber (Golo Euler) kämpft ums Überleben. Sein kleiner Hof ist so gut wie pleite, gegenüber den großen Agrarproduktionsstätten ist sein traditionell geführter Betrieb nicht mehr konkurrenzfähig. Doch Huber rackert sich weiterhin ab, hält die Klappe und erträgt. Auch gegenüber Birgit (Rosalie Thomass) kriegt er die Zähne nicht auseinander, obwohl er doch eigentlich in sie verliebt ist. Als sich sein Freund, Metzger Willi (Heinz-Josef Braun), ebenfalls heillos überschuldet, während eines missglückten Banküberfalls selbst erschießt und kurz darauf ein Meteorit ausgerechnet in Hubers Hof kracht, reicht es dem Bauern endgültig. Er zündet den Rest seines ohnehin verfallenen Bauernhauses an, steckt seine letzte, rebellische Sau in den Beiwagen seines Motorrades und tuckert in angemessenem Tempo in die Freiheit. Endlich! Ab sofort lebt er das Leben eines heimatlosen Rebells. Auf seiner Reise trifft er auf eine Reihe von Menschen, denen es ähnlich ergeht wie ihm. Menschen, die sich keine Minute länger den selbstzerstörerischen Regeln der heutigen Zeit anpassen, die frei, unabhängig und selbstbestimmt leben wollen und die sich auch als Einzelkämpfer gegen das profithungrige System stellen. Denn siehe da – jeder einzelne trägt Verantwortung und ist in der Lage, etwas zu bewirken. So die Botschaft dieses märchenhaften Films – und man glaubt ihr gern …

Huber avanciert zum Widerstandskämpfer. In einer Welt, in der der Mensch es nicht mehr schafft, für sich selbst zu sorgen, kann etwas nicht stimmen. Seine Botschaft: So geht´s nicht weiter! Sein Ziel: Die Massentierhaltung demontieren! Schließlich hat er als Schweinebauer schon so einiges erlebt – und auch der Zuschauer erlebt so einige brutale Szenen, die umgehend Schockstarre auslösen. Man kann nur hoffen, dass kein einziges der kleinen Ferkel für die Filmaufnahmen sein Leben lassen musste. So befreit Huber mit Flinte und Gummistiefeln die Tiere aus ihren viel zu engen Ställen. Die Polizei jagt ihn, die Tierrechtler lieben ihn und mit einem Mal ist Huber eine Revolution passiert. Der jedoch hat von seiner revolutionären Strahlkraft gar nicht viel mitbekommen. Denn das, was er wirklich sucht, ist nicht allein die Revolte, sondern seine geliebte Birgit, die in Ostdeutschland den riesigen Mastbetrieb ihres Vaters übernehmen musste. Und wenn am Ende Rio Reiser „Komm, schlaf bei mir!“ singt, ist nicht nur Huber glücklich …

Regisseur Aron Lehmann („Kohlhaas oder Die Verhältnismäßigkeit der Mittel“, „Highway to Hellas“ ) ist mit „Die letzte Sau“ ein wunderbar anarchischer Film gelungen, der sich zuweilen drastischer Bilder bedient, um wachzurütteln und zum Nachdenken zu bewegen. Während man sich in einem Moment noch vom Schock erholt, muss man im nächsten schon wieder lachen – dem bizarren Dialekt der Protagonisten sei Dank. Vielleicht ist Humor der richtige Weg, um die harte Realität zu verarbeiten und vor allem die kranken bzw. krankmachenden Missstände des Systems nicht länger hinzunehmen. Einfache Lösungen bietet der Film nicht, dafür aber den Mut, die eingefahrenen Wege zu verlassen und Neues zu versuchen. Um es abschließend mit Ton Steine Scherben zu sagen: „Hörst du es flüstern im Land? Old Shatterhand und Nietzsche tot. Im Kaufhof klaut Gott sein Brot. Siehst du die Schrift an der Wand? … Halleluja, der Turm stürzt ein.“

Katja Merx
Fotos: © drei-freunde-Filmverleih / Andreas Steffan

Ab 29. September 2016 im Kino am Raschplatz.

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