Schifftaurant

Wer es sich auch bei rauer See bzw. norddeutschem Wintergrau nicht nehmen lässt, Spaziergänge oder Fahrradtouren am Mittellandkanal zu unternehmen, der wird im Lister Kanalquai mit Appetitlichem belohnt: An Bord der Prinz Adalbert von Preußen liegt die Kombüse mit regionalen Klassikern, Fischgerichten und exotischen Expeditionen goldrichtig – und mit dem Schifftaurant rund ums Jahr ein Lokal mit idyllischem Meerblick vor Anker.

Von der Terrasse auf dem Oberdeck aus hat man den Kanal zu Füßen, im Inneren des Schifftaurants guckt man auf Maritimes an den holzvertäfelten Wänden und Sitzgelegenheiten mit blauem Kunststofflederbezug, vor den Bullaugen sieht man auf Augenhöhe gemütlich Kähne vorbeiziehen.

Von wegen norddeutsche Reserviertheit: Hier weht keine steife Brise – hinter der Schiffsbar mit Galionsfigur taucht Smutje Achmet auf und empfängt uns freundlich plaudernd. Kapitän, Betreiber und Schiffskoch Oliver Erdmann, der sich bis 2012 mit dem Bothfelder La Flambée einen guten Ruf erkocht hatte, hält zum Aufwärmen eine pikante Gulaschsuppe oder herzhaft belegte Flammkuchen bereit, einen Mittagstisch werktags von 12-14.30 Uhr (mit Vorspeisen für je 3 Euro, Hauptspeisen von 6-7 Euro und Dessert für 1,50 Euro), nachmittags lockt er mit frischem Butterkuchen zum handgerösteten Kaffee aus der Hannoverschen Kaffeemanufaktur.

Auf der Schiffskarte stehen regionale Spezialitäten der Saison – Klassiker wie Wiener Schnitzel und Rinderschmorbraten kann der Käpt‘n sowieso, manche werden mit kleinen Kniffen (die Petershagener Putenbrust etwa mit einer Apfel-Gorgonzolafüllung) aufgemischt. Da die Kapitänsbraut thailändische Einflüsse in die Schiffsküche bringt, wird uns ein Thai-Curry mit entsprechenden Zutaten ans Herz gelegt – aber auch auf der festen Speisekarte finden sich zwischen den einheimischen Gerichten eingestreute Exotica: Zum Beispiel kommt der Garnelen-Knusper-Spieß (mit seinem auf den Punkt gebrachten Meerestier in einer erfreulich krossen Hülle) an einem frischen, fruchtig-süßen Avocado-Mango-Salat mit Chili-Erdnuss-Dip (9,50 Euro). Noch besser munden uns allerdings die gratinierten Ziegenkäsetaler auf warmem Apfel-Speck-Salat, eine saftig glasierte Komposition mit knackigen Walnüssen, deren Komponenten jeweils die perfekte Konsistenz aufweisen und im Geschmackszusammenspiel wunderbar funktionieren (8,50 Euro). Auch das Schweinerückensteak mit Butterkartoffeln und bissfest gegartem Gemüse (17,50 Euro) ist unter seiner Champignonkruste nicht trocken, sondern schmackhaft, und ergibt mit der altdeutschen Sauce eine leckere und sättigende Portion. Der schön langsam gebratene, saftige Heilbutt wird, von delikat krossem Knistern begleitet, auf bayrischem Kraut serviert, in dem sich ein paar süßliche Rosenkohlröschen, salzige Speckwürfelchen und Backkartoffeln verstecken (21 Euro). Die zusätzlich gereichte Senfsauce wird gar nicht benötigt, denn wie auch bei den anderen Gerichten ist hier alles erfreulich saftig, ohne zu feucht oder gar wässrig zu sein. Die kleine, feine Weinkarte weist passende Weine der Weinhandlung Wingert auf, die aus ökologischem Anbau stammen. Nachdem Speis und Trank alle Versprechen, die die Karte macht, eingelöst haben, wärmen wir uns an einer schönen warmen Schokolade die Finger, während wir uns die abendliche Seeluft um die Nase wehen lassen und vom Deck aus versonnen den vorbeidümpelden Möwen nachblicken. Hier wird man uns bestimmt nicht erst im Sommer wieder an Bord gehen sehen.

Text und Fotos: Anke Wittkopp

Yachthafen Hannover
Werftstraße 19, 30163 Hannover
Tel. (0511) 54558098
www.schifftaurant.de

Öffnungszeiten:
Mo-Sa 12-22 Uhr,
So 10-22 Uhr

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