Donkey Pilots

Selbstbewusst, mit einer großen Portion Retro-Rock und dem Feeling eines Roadtrips entlang der Route 66, kommt das neue Album „Serious Men“ der Hamelner Rocker Donkey Pilots daher. Mit ihrem zweiten Album liefern sie einen soliden Nachfolger zur ersten Platte „Garbage Man“ und geben, wie sie sagen, von allem ein bisschen mehr – sind gereifter, geladener und emotionaler. Eine Platte, die nach Whisky und einem Abend am Tresen einer verrauchten Kneipe schmeckt.

Die Karriere des Quartetts begann bereits 2011. Damals wurden sie regelmäßig als Opener für die etablierten Musiker von Phillip Boa & The Voodooclub gebucht. Schon seinerzeit fanden Pressestimmen, dass die Band durchaus das Zeug hätte, auch als Hauptact die Clubs zu füllen. So folgte 2013 eine ausgedehnte Tour zu ihrem Debüt-Album „Garbage Man“, mit knapp 50 Gigs in Clubs und Bars der Republik. Mit einer energiegeladenen Bühnenshow und treibenden Gitarrenriffs gewannen die vier Hamelner seither viele neue Fans. Und auch bei ihrem Release-Konzert im Béi Chéz Heinz zum zweiten Album im Oktober 2017 konnten sie wieder voll und ganz überzeugen.

Beim ersten Hören der Donkey Pilots ist man versucht, sie zunächst dem klassischen Rock der 70er-Jahre zuzuordnen, doch Country- und Americana-Elemente à la Eagles und ein psychedelischer Unterton geben ihrer Musik einen ganz eigenen Anstrich. Die Texte erzählen von heißen Nächten im Hotel Rio, von Autofahrten auf der Babylon Road, Erinnerungen an vergangene Zeiten in Puerto Rico und merkwürdigen Gestalten in Bars. Zugegebenermaßen bedienen sie sich damit bei gängigen und oft gehörten Motiven des Genres, aber warum auch nicht? Sie bleiben einfach ihrem Gesamtkonzept treu. Die Donkey Pilots versuchen nicht, das Genre neu zu erfinden, sie drücken ihm letztlich aber doch einen ganz eigenen Stempel auf.

Dass die Band um Lead-Sänger Hector Pascal aus dem beschaulichen Hameln stammt, fällt beim Hören der Platte kaum auf. Man könnte meinen, die Musiker wären ein Direktimport aus Amerika. Eigentlich gar nicht so verwunderlich, denn die Wurzeln der Bandmitglieder liegen in unterschiedlichen Teilen der Welt. Pascal wurde in der Mongolei geboren und wuchs in der Musikszene der Hauptstadt Ulaanbaatar auf, bevor er mit seinen Eltern nach Deutschland kam. Der Lead-Gitarrist Tyler Bourbon bringt als gebürtiger Amerikaner, geboren in Lynchburg, Tennessee, den amerikanischen Blues mit in das Quartett. Und Neuzugang Floyd Apple, gebürtiger Hannoveraner, liefert lokalen Wind und (was bei einer echten Rockband nicht fehlen darf) umfassendes Whiskey-Spezial-Wissen. Komplettiert wird die Combo mit Drummer Yann Johann Gunderson. Sicher ist, jeder der vier Charaktere bringt seine ganz eigene Handschrift mit ins Songwriting ein – wahrscheinlich lassen sich darum die Songs von „Serious Men“ so schwerlich einem einzigen Genre zuordnen.

Für den satten Sound des neuen Albums bedienten sich Donkey Pilots auch aus ihrem Repertoire an Live-Einspielungen und Vintage-Recordings. Bemerkenswert sind außerdem die Hammond-Orgel-Parts. In die Tasten gegriffen hat dabei übrigens kein geringerer als die Orgel- und Keyboard-Legende Don Airey, der bereits als Gastmusiker für Deep Purple und Black Sabbath unterwegs war. Man merkt, die Jungs machen keine halben Sachen. Mit Produzent Tobias „b.deutung“ Unterberg, der auch schon mit Subway to Sally und New Model Army zusammenarbeitete, war ein weiterer, bekannter Name des Business maßgeblich an der Entstehung von „Serious Men“ beteiligt. Das von ihm geschriebene, mit Saxophon Sounds unterlegte Intro „The Howl“ eröffnet die Platte fulminant.

Fazit: Zwölf gelungene Songs nehmen den Zuhörer mit auf einen musikalischen Roadtrip samt anschließender Kneipentour. Es gibt zwar insgesamt wenig Überraschungen auf „Serious Men“, aber das Gesamtbild ist stimmig, gekonnt und rund. Nicht nur Fans von solidem 70s-Rock kommen voll auf ihre Kosten. Ein Soundtrack, der Lust auf einen guten Western á la Tarantino macht.

Stephanie Benze


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