Peter from the Block : Fernsehkritik Österreich – Deutschland

Aus Fußball-deutscher Sicht war der Samstag in Klagenfurt natürlich kein besonders erfreulicher Auftritt. Wenn allerdings ein zweiter Anzug in dieser Phase der WM-Vorbereitung startet und dann sechs Wechsel auch noch das bisschen Spielfluss endgültig zerstören, ist es aber auch nicht verwunderlich. Dazu die müde ZDF-Crew: der arme Co-Moderator René Adler war mit dem Kommentieren der Unwetter bedingten Verzögerung sichtlich überfordert und auch Katrin Müller-Hohenstein agierte recht hilflos. Immer wieder rief sie verzweifelt den Kommentator Oliver Schmidt, weil dieser doch so nah dran sei, obwohl er sich schon nach dem ersten Wolkenbruch in einen LKW vor das Stadion geflüchtet hatte. Sternstunden der Fernsehunterhaltung sehen anders aus. Und doch gibt es auch eine gute Seite der Veranstaltung. Man stelle sich nur mal vor, RTL hätte dieses Spiel übertragen. Über zwei Stunden ohne rollenden Ball mit Griesgram Jens Lehmann und Formel 1-Experte Florian König. Und kein Fußball-Fan hätte die Nacht ruhig schlafen können, weil sie alle die Slogans und Melodien der Bier- und Autoreklame wie einen Tumor im Kopf gehabt hätten. Oder Sky wäre dran gewesen. Eine enervierende Expertenrunde in lilafarbenen Einheitshemden um den in seinen Sessel gewachsenen „Calli“ Calmund, der wie ein verzogener Achtjähriger reagiert, wenn er bei seinem Geschwafel mal (notwendigerweise) unterbrochen wird. Und ein wenig Werbeterror hätte es auch gegeben bei dem Kanal, der mal mit dem Vorsatz des werbefreien Sendens angetreten ist. Und das ist der Punkt. Pure Kommerz-Medienunternehmen haben sich große Teile des Fußballs geschnappt, jazzen das simple Vergnügen zu Megaevents hoch und spülen so Unmengen Geld in die Verbände, die dann dafür sorgen, dass diese Veranstaltungen genau der Zirkus sind, den sie sich wünschen und in ihrem Sinne vermarkten können. Ob Leroy Sané dann aus Ärger über ein gestopptes Dribbling vorpubertierend auf den Boden stampft, statt dem Ball hinterher zu gehen, spielt dann keine Rolle mehr, vielmehr, dass er in der Top-Zielgruppe der 13 bis 25jährigen als cooler Werbeträger im Vermarktungsindex großes Potenzial besitzt. Dann doch lieber ARD und ZDF mit dem gewissen spröden Charme, der zum Sport Fußball, wie ich ihn mag, einfach besser passt.

Peter

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