Christian und Axel Schulz-Hausbrandt

Geschäftsführende Gesellschafter der Privatbrauerei Herrenhausen

Das Team bei der Auftaktveranstaltung am Kröpcke

Christian (geboren 1974) und Axel Schulz-Hausbrandt (geboren 1978), die Geschäftsführer der Privatbrauerei Herrenhausen, erzählen im Gespräch mit dem STADTKIND, wie sie zu den „Herren von Herri“ geworden sind, wie sie mit Hannover das 150-jährige Jubiläum der Brauerei feiern und wie das wiederum mit der neu gegründeten Plattform für soziale Projekte namens „hannoverbunden“ zusammenhängt.

Der ältere der Brüder Schulz-Hausbrandt, Christian, berichtet, für ihn sei die Entscheidung, ins Brauereigeschäft einzusteigen, schon sehr früh gefallen: „Ich komme gebürtig aus Wittingen, wo wir eine Familienbrauerei haben, die Privatbrauerei Wittingen. Es war immer mein Plan, in die Fußstapfen unseres Vaters zu treten und den Betrieb weiterzuführen. Gelernt habe ich nach dem Abitur dann bei einer befreundeten Brauerei im hohen Norden Deutschlands und danach an der TU Weihenstephan mein Studium zum Diplom-Braumeister absolviert, bzw. im Anschluss daran an der FH Pforzheim International Management (MBA) studiert. Die Chance zum Kauf der Herrenhäuser bot sich im Jahr 2010 und dabei spielte für meine Familie und mich ein großes Stück Leidenschaft mit, denn die Marke Herrenhäuser ist mir natürlich seit ich zurückdenken kann bestens bekannt. Mittlerweile haben meine Frau und ich unseren Lebensmittelpunkt nach Hemmingen verlegt und freuen uns, dass sich unsere Söhne hier genauso wohlfühlen wie wir.“

Axels Historie hingegen war etwas anders: „Ich wollte eigentlich nicht ins Brauereigeschäft einsteigen, sondern meinen eigenen Weg gehen. An der Universität Marburg habe ich meinen Abschluss als Diplom-Kaufmann gemacht. Danach war ich mehrere Jahre als Vertriebsmitarbeiter einer befreundeten bayerischen Weißbierbrauerei sowie im Marketing und Vertrieb der Volkswagen AG tätig. 2015 wurde ich dann aber von meiner Familie gefragt, ob ich nicht doch mit einsteigen möchte. Gedanklich war ich sowieso nie wirklich weg aus der Brauerei. Und wie mein Bruder bin ich ja in der Wittinger Brauerei aufgewachsen und habe sie lieben gelernt. Daher habe ich gemeinsam mit meiner Frau schließlich die Entscheidung getroffen, doch in das Brauereigeschäft einzusteigen – ich muss sagen, das war eine gute Entscheidung. Wir leben nach wie vor in Wittingen; ich pendele nach Hannover und Christian andersherum nach Wittingen.“

Das Alltagsgeschäft – neben der gemeinsamen Verantwortung als Geschäftsführer – haben die Brüder nach ihren Fähigkeiten aufgeteilt. Christian ist hauptsächlich für die Produktion, Einkauf und Logistik zuständig, Axel kümmert sich schwerpunktmäßig um Marketing, Vertrieb, Personal und Finanzen. Beiden ist es wichtig, z.B. bei der Produktentwicklung mit dabei zu sein. Christian meint dazu: „Mein Bruder und ich sind natürlich für die strategische Entwicklung der beiden Brauereien zuständig. Aber wir sind auch aktiv in die Produktentwicklung involviert.“ Axel ergänzt: „Wir haben grundsätzlich eine Kultur, dass wir die Mitarbeiter mit einbeziehen, wenn es um die Entwicklung und auch Weiterentwicklung von Ideen geht.“ So war es auch bei der Einführung des alkoholfreien Herrenhäuser Premium Pilseners und Alsters, so Christian: „Das alkoholfreie Herri sollte geschmacklich nah am Original sein. Gemeinsam mit unseren Mitarbeitern haben wir es dann in internen Verkostungen immer wieder perfektioniert, bis wirklich alle zufrieden waren.“

Nicht nur die Mitarbeiter, auch die Hannoveraner sind „ihrer Herri-Brauerei“ stark verbunden – und das gilt auch umgekehrt. Vor acht Jahren stand die Privatbrauerei Herrenhausen vor dem Aus. Der großen Solidarität der Hannoveraner ist es zu verdanken, dass die Brauerei in diesem Jahr ihr 150-jähriges Jubiläum feiern kann. Aus diesem Grund hat die Brauerei gemeinsam mit zahlreichen Initiativen und unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Stefan Schostok im Internet eine Plattform für lokale Projekte geschaffen: hannoverbunden. Christian betont: „Wir haben damals alle Mitarbeiter übernommen, was uns sehr wichtig war, da sie in der Zeit der Insolvenz unheimlich viel für die Brauerei und ihren Arbeitsplatz gegeben haben. Wir haben 2010 mit etwa 90.000 Hektolitern angefangen, mittlerweile sind wir bei 140.000 Hektolitern Ausstoß angekommen. Das ist ein super Erfolg unseres Teams. Außerdem sind damals über 6.500 Menschen auf die Straße gegangen, um die Brauerei zu unterstützen – die Hannoveraner wollten diese Marke wirklich behalten. Dieser Rückhalt, und auch, wie die Menschen in den folgenden Jahren zur Marke gestanden haben, haben uns gezeigt, dass wir das Richtige getan haben. Daher wollten wir jetzt etwas zurückgeben an all diejenigen, die uns die letzten acht Jahre so kräftig unterstützt haben.“ Axel fügt hinzu: „Die Idee hinter der Plattform hannoverbunden war auch, dass wir etwas Nachhaltiges tun wollten. Viele Unternehmungen veranstalten zum Jubiläum ein großes Fest – das war uns einfach zu wenig. Das haben wir zwar auch gemacht, aber vielmehr als Startschuss für hannoverbunden, um die Stadt und Region zu unterstützen oder vielmehr die Menschen, die hier leben und bisher nicht so ‚vom Glück geküsst‘ wurden. Und das mit einem rauschenden Fest beginnen zu dürfen, direkt am Kröpcke, mitten im Herzen Hannovers, das war schon großartig.

Auf der Plattform konnten wir bisher 20 regionale Projekte versammeln, die ganz neue Sichtweisen eröffnen: Zum Beispiel das PLATZprojekt, durch das Menschen mit einer Idee mitten in der Stadt die Möglichkeit gegeben wird, diese in Überseecontainern zu realisieren, mit Gleichgesinnten zu diskutieren und voranzutreiben. Oder das Bollerwagen-Café, das wöchentlich zwischen 80 und 150 notleidende Menschen mit Essen und Kleidung versorgt. Hier werden immer helfende Hände oder Sach- und Essensspenden benötigt. Oder – um noch ein drittes zu nennen – das Präventionstheater, wo ein Thema aufgegriffen wird, das immer wichtiger wird: Hier wird auf lustige und spielerische Art gezeigt, wie leicht Menschen, vor allem Senioren, Opfer von Trickbetrügern werden können.“ Christian merkt an: „Es gibt einfach unheimlich viele Projekte, von denen man nichts weiß. Genau hier setzt hannoverbunden an; es verschafft lokalen Projekten Gehör, die sonst über keine oder nur eine schwache Stimme in der Öffentlichkeit verfügen. Über die Plattform haben andere Menschen die Möglichkeit, diese Projekte kennenzulernen, und sich wiederum selbst zu engagieren. Man kann nachschauen: Gibt es da etwas, was mir am Herzen liegt, wo ich eine Stärke habe, wo ich mich einbringen kann – und dann kann man das tun, entweder finanziell, mit Sachspenden, oder indem man selbst aktiv wird. Unser Ziel ist es, eine Brücke zu schaffen zwischen der Vielzahl an sozialen Projekten, die Unterstützung brauchen, und den Menschen, die sich gerne engagieren wollen. Auch unsere Mitarbeiter und wir engagieren uns.“

Teil des Jubiläumsjahres waren auch Kioskkonzerte, das erste am 28. Juni, dem ersten offiziellen  Kiosktag Hannovers. „Mit unserer Konzertreihe wollten wir einen kleinen Beitrag zur Kioskkultur in Hannover leisten und sind damit auch offizieller Teil der UNESCO City of Music“, so Christian. Am 17. November fand in Zusammenarbeit mit „Hannover leuchtet“ ein drittes Konzert statt – dieses Mal allerdings kein Kioskkonzert, sondern ein Charity-Konzert auf dem Opernplatz. Ein Teil der Spenden ging an hannoverbunden – so kann es gerne weitergehen, findet Axel und sagt: „Grundlegend ist die Idee, über verschiedene Kooperationen Aufmerksamkeit für unsere Plattform und vor allem die sozialen Projekte zu schaffen. Einmal, um Spenden zu generieren, aber auch, damit hannoverbunden lebt und den Menschen präsent ist. So können wir das, was wir alle bisher gemeinsam auf die Beine gestellt haben, noch größer machen.“

Christian erläutert: „Als Unternehmen hat man grundsätzlich auch eine soziale Verantwortung, und ohnehin engagieren wir beide uns schon seit Jahren selber in Vereinen, haben auch beide schon vor hannoverbunden soziale Projekte unterstützt – von daher war die Plattform jetzt nur folgerichtig. Als Unternehmen haben wir einfach die Möglichkeit, ein solches Projekt in größerem Maßstab und mit großartigen Partnern an der Seite umzusetzen.“ Axel sagt: „Themen wie Musik, Sport, Geselligkeit und Zusammenhalt sind quasi in der Marke Herrenhäuser verankert. Das passt einfach gut zu uns und zu einer familiengeführten Brauerei. Mit hannoverbunden engagieren wir uns nun auch im sozialen Bereich – das ist eine zusätzlich Komponente, den Hannoveranern etwas von dem Glück wiedergeben zu wollen, diese Marke hier weiterführen zu dürfen und zusammen zu wachsen.“

Und zusammen zu feiern natürlich auch – wie beim Eröffnungs-Event am Kröpcke, wie Axel erklärt: „Wir wussten nicht, wie viele Menschen kommen oder wie das gesamte Projekt angenommen wird. Und als ich dann von der Bühne in all die glücklichen Gesichter überall geschaut habe und gemerkt habe, dass die Musik gut ankommt, und es gab noch ein Herri dazu – das war ein extrem glücklicher Abend.“ Christian schließt mit den Worten: „Wir sind bei diesem Event mit einer enormen Anspannung reingegangen, weil das ganze Team so viel Arbeit da reingesteckt hat und alle mit Herzblut dabei waren. Dieser Moment, in dem man merkt, dass man einen Mehrwert geschaffen hat für die Familie, Freunde und Fans sowie Kunden, ob im Großen oder im Kleinen, dass es rund läuft und eine gute Stimmung entsteht, ist einfach großartig. Dann kann ich mich entspannen und trinke gerne im Hintergrund ein schönes Herri und freue mich, dass alles funktioniert.“ Axel merkt zu guter Letzt an: „Zusammen feiern werden wir auf jeden Fall wieder am 31.5. und 1.6.2019 hier vor Ort bei unserem Brauereifest – da freuen wir uns jetzt schon drauf!“

Interview: Anke Wittkopp


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