Rembetiko

Vor zwei Jahren sind wir schon einmal hier gewesen, kurz bevor Kosta Paraskevaidis, kulinarischer Botschafter für die griechische Esskultur, das Rembetiko eröffnet hat – jetzt wollen wir es noch einmal im laufenden Betrieb testen. Und sind sofort begeistert, wie fröhlich das Leben auf dem griechischen Dorfplatz tobt – sowie wenig später auch von dem, was aus der offenen, original Elleniki Kouzina zu uns an den Tisch kommt.

Authentischer kann man es nicht haben – die Atmosphäre an diesem geselligen Sonntagabend ist exakt die einer kleinen Ortschaft in Griechenland, und wen wundert‘s, denn hier stimmt jedes Detail: die Wände, die eine idyllische Dorfkulisse bilden, die Straßenlaternen, die mächtigen Bäume, die typischen Holzstühle, der Steinfußboden, die rot-karierten Tischdecken und passenden Küchenhandtücher als Servietten. Im Rembetiko – benannt nach der Bluesmusik der Rembetes, 1922 im griechisch-türkischen Krieg aus Kleinasien vertrieben, die ihre orientalische Musik mit den griechischen Traditionen vermischten – fließen auch die Gewürze und Rezepte aus den anliegenden Regionen in die griechische Küche mit ein. Hier bereichert das Beste aus den mediterranen bis orientalischen Genusskulturen die griechischen Spezialitäten, die nach überlieferten Rezepten und ohne Fertigzutaten komplett frisch im Haus zubereitet werden. Statt deutsch-griechischer Gerichte wie in Metaxa-Sauce getränkte und mit Käse überbackene Giros-Teller, wird hier die großartige Vielfalt der leckersten Mezédes gefeiert: Tomaten- und Fetawürfel mit einem delikaten Kräuter-Zwiebel-Mix auf geröstetem Brot, zarte Riesenbohnen in einer ebenso reich gewürzten Tomatensauce und herausragende Weinblätter, die, blütenzart und keine Spur bitter, ihre Füllung umhüllen und auf revolutionär cremigem Zaziki ruhen, sind anregende Appetithappen.

Wären wir Vegetarier, würden bei gegrilltem Gemüse, gebratenen Zucchini-Buletten, Riesenchampignons, gekochtem Endivien-Löwenzahn-Salat und einer paradiesischen Auswahl an Käseleckereien, vom mehlierten griechischen Hartkäse aus der Pfanne bis zu marinierten Halloumi-Gemüse-Spießen, keine Wünsche offen bleiben. Dazu noch Auberginencreme oder pürierte Kartoffeln, beides mit ordentlich Knoblauch, und das köstliche Pita vom Grill, einen frisch-harzigen Retsina aus der hübschen Kupfer-Karaffe eingeschenkt – was braucht das Schlemmerherz mehr?! Um von allen Leckerbissen probieren zu können, empfiehlt es sich, das „Menu Rembetiko“ zu ordern und für 20 Euro pro Person in Buffetform am Tisch wahre griechische Esskultur zu zelebrieren. Wer lieber sein Tellergericht für sich hat, ist mit den Fleischspezialitäten vom Grill (hauchdünnes Giros, Lammkotelette und Hähnchenbrustfilet sowie ein unglaublich würzig-fetakäsiges Bifteki für 13,90 Euro) bestens beraten, muss sich aber dann noch selber zwischen einer Vielzahl an Beilagen (jeweils 3-4 Euro) entscheiden; etwa für Blattspinat aus der Pfanne oder frische frittierte Kartoffelstäbchen. Die Fleischspieße vom Hähnchenbrustfilet (für 6,50 Euro) sind meisterlich butterzart gegrillt und mit ihrem tomatisierten Bulgur und Minz-Joghurt genauso warm zu empfehlen wie auch die saftige Dorade in Knusperhaut vom Grill (mit Salat für 15,90 Euro). Dem Ganzen setzt letztlich das Baklava den Zuckerhut auf, ein Wirklichkeit gewordener Blätterteig-Traum mit Walnussfüllung, auf den man keineswegs verzichten sollte (im Zweifel einpacken lassen!). Kosta, wir kommen wieder – und nicht erst in zwei Jahren!

Text und Fotos: Anke Wittkopp


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