… und der böse Wolf

Seit 1996 ist das Wirtshaus mitten im tiefsten Linden verwurzelt und bietet geselligen Rudeln einen Treffpunkt, durstigen Kehlen Erfrischung, großen Lauschern ein abwechslungsreiches DJ-Programm, Tischfußballtor- und Billardkugel-Jägern Gelegenheit zum Krallenwetzen und den Spielen der Roten einen Bildschirm sowie die passende Heimspielstimmung. Mit Begeisterung wurde jetzt die frohe Kunde durch den Wald getragen, dass die Thai-Küche zurück im Wolf ist: Seit Anfang März zaubern Cat und ihre Familie allen Hungrigen südthailändische Spezialitäten auf den Tisch.

Eine gelungene Neuerung sind die hausgemachten „Tofu-Cakes“, kleine Plätzchen, die anhand von roter Currypaste, Kaffirblättern und Schlangenbohnen köstlich gewürzt sind (6 Euro). Die Tom Kha Gai mit Huhn (für 6,50 Euro) schmeckt durch den Mini-Mais uns persönlich einen Tick zu süß, denn es fehlt an ausgleichender Säure, und auch Möhrchen, Lauch, Paprika und Zwiebeln bekommen keinen intensiven Geschmacksmantel umgelegt, sind aber mit einer gefälligen Schärfe umhüllt. Das Fleisch an den Hühnchenspießen (6,50 Euro) ist aber akurat bis an den Topwert gegrillt, die dicke Erdnussauce wird dank Zitronengras hell und leicht im Mund – und läuft den Frühlingsrollen fast noch auf den letzten Eindruck den Rang als tollster Leckerbissen der Karte ab. Die waren uns wiederum beim ersten Bissen so positiv aufgefallen, dass es unbedingt bei einem Unentschieden bleiben muss: Sowohl ihr fest gebundener Inhalt aus einer vorzüglich aufs Wesentliche konzentrierten Algen-, Glasnudel-, Karottenraspel-Füllung als auch ihre nicht zu ölige, an krossgebratenen Nudelteig erinnernde Hülle gefallen uns feinschmeckerisch ausgezeichnet.
Zur ansprechenden Optik trägt auch das neue Steinzeug bei, das die Gerichte mit Friséesalat als Tellerdeko präsentiert. Vom Aussehen her ist der Küchenwechsel also schonmal gelungen, und auch die Snacks sind zu empfehlen – ob sich das auch über die Hauptgerichte sagen lässt, können wir umgehend beantworten, denn die junge Kellnerin trägt auch schon den zweiten Gang heran, sodass Tetrisspielen mit den Tellern und Schüsseln auf dem Tresen angesagt ist. Will man im Wolf nicht im bösen Raucherbereich neben dem Billard- oder am Krökeltisch sitzen, muss man schnell sein, denn außer den Thekenplätzen stehen nur drei Tische zur Verfügung. Von Mai bis Oktober lässt es sich besser vor dem Laden an geselligen Biergartengarnituren speisen, doch sollte man angesichts der langen Wartezeiten dann entsprechendes Sitzfleisch oder besser noch einen gehörigen Bierdurst mitbringen. Das betreute Trinken ist nämlich die Paradedisziplin des Wolf-Teams, es werden lokale Biere, Strongbow Cider und Bio WendlandBräu hell oder dunkel gezapft und Spezialitäten wie ein herzhafter Snakebite (Bier-Cider-Mix mit roten Schlangenbiss-Likör-Malen) mit freundlicher Miene verabreicht.
Das Pad Thai, sprich gebratene Reisnudeln mit Knoblauchblättern, einer überreichlichen Portion Sojabohnen, Bio-Ei und Huhn (für 13 Euro) hat zu wenig charakterstarke Geschmacksgeber abbekommen und geht zu unauffällig ins Rennen. Dagegen kann das Massaman (für 13 Euro) den entscheidenden Treffer landen: Es prickelt lebendig auf der Zungenspitze und setzt süße Detailpunkte mittels Zimt und der Kokosnussmilch, die auch für eine seidige Saucenglätte sorgt, eine gute Handvoll Erdnüsse im Curry steuern Knackpunkte bei, Kartoffeln, Reis und Tofu von erfreulicher Konsistenz entscheiden das Spiel.
Da eine wachsende Zahl offenbar durstiger Menschen nachdrängt, geben wir für heute unsere Plätze an der Quelle frei und uns gegenseitig das Versprechen, zur Terrassensaison mit mehr Zeit und Lust auf eines der vielversprechend klingenden Desserts (Klebereismehl-Kugeln mit Anchanblüten-Geschmack oder Ruam mit Tabiokamehl-Nudeln) wiederzukehren. Oder gemütlich von zu Hause zu bestellen, wenn der knurrende Magen groß und leer und Rotkäppchens Lust, vor die Tür zu gehen, nicht vorhanden ist.  Anke Wittkopp

Heesestr. 1, 30449 Hannover, Tel. (0511) 45 38 34, www.undderboesewolf.de

ÖFFNUNGSZEITEN
täglich ab 17 Uhr, Küche 18 – 22.30 Uhr, montags geschlossen


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