Jan-Mikael Teuner: Kunibert Eder – Der Bomber

Manche Menschen spüren sofort, wenn etwas im Argen liegt. Kunibert Eder ist so einer, auch wenn der behäbige Mittdreißiger auf den ersten Blick alles andere als scharfsinnig wirkt. Tatsächlich ist es auch eher sein prächtiger Schnurrbart, der „empfindsam wie die Tasthaare einer Katze“ die kleinste Ungerechtigkeit wittert und seinen Träger auf den sich anbahnenden Kriminalfall hinweist – und das auf recht eindrückliche Weise: „Im Momenten ungewöhnlicher Vorkommnisse verlangten ihm diese unscheinbarsten seiner Härchen ein solch gewaltiges Niesen ab, dass das Echo erst verhallt war, wenn Kunibert Eder alle offenen Fragen geklärt hatte und der Gerechtigkeit Genüge getan war.“ In seinem ersten Roman-Abenteuer ermittelt der liebenswerte Tollpatsch in einem Betrugsfall in der Fußball-Kreisklasse.

Als einen „Privatdetektiv“ stellt Sandro seinen Freund Kunibert Eder den hübschen Damen in der Hennigsener Dorfdisko vor, doch das stimmt nur bedingt. In Wahrheit ist er nämlich Mitarbeiter im örtlichen Supermarkt und lässt sich nur hin und wieder dazu verlocken, ungewöhnlichen Ereignissen auf den Grund zu gehen. Trotzdem widerspricht Kunibert ihm nicht, es ist ihm nur recht, dass die attraktive Annabelle Lercher ihn für eine Art Philip Marlowe hält. Denn seit sie ihren Neffen zum Fußballtraining beim MTV Hennigsen gebracht hat, wo Kunibert manchmal aushilft, ist er rettungslos in sie verliebt.
Zum Glück tut sich gerade tatsächlich ein Fall auf, bei dem der Hobby-Ermittler sein Können unter Beweis stellen kann: Gerrit Gülle, Stürmer des Konkurrenzvereins SV Brauberg, ist in den letzten Wochen verdächtig erfolgreich. Ganze 37 Tore hat der Mann geschossen, und das in nur 19 Spielen! Diese sagenhafte Treffsicherheit, die ihm den Beinamen „der Bomber“ eingebracht hat, weckt Kuniberts Misstrauen – weiß er doch, dass Gerrit mindestens so unsportlich ist wie er selbst. Sein Freund Sandro sieht diese Ungereimtheiten jedoch eher gelassen und auch „Krücke“, der Bibelsprüche klopfende Besitzer vom Imbiss an der Tanke, hält Kuniberts Betrugsmutmaßungen für reichlich überzogen. Ob sein Schnurrbart recht behält oder sich ausnahmsweise geirrt hat, klärt sich aber erst zum Schluss bei einem spektakulären Finalspiel zwischen dem MTV Hennigsen und dem SV Brauberg. Und das hält so manch eine Überraschung bereit …
Vor seinem Romandebüt hat Autor Jan-Mikael Teuner, der in Hannover für einen IT-Verlag arbeitet, die Figur des Kunibert Eder bereits in einer Reihe von Kurzgeschichten auftreten lassen. In „Der Bomber“ erlebt der nachdenkliche Dorf-Detektiv sein erstes größeres Abenteuer, das nur auf den ersten Blick ein Krimi ist. Denn eigentlich lebt der Roman von seinen humorigen Alltagsbeobachtungen, die ein lebhaftes Bild vom Landleben und den dort anzutreffenden „Originalen“ zeichnen, sowie von seinem grundsympathischen Protagonisten, den Teuner augenzwinkernd als „Ritter des Guten mit der Strahlkraft eines Kartoffelsacks“ beschreibt. Und ganz nebenbei beweist er auch noch, dass Fußballweisheiten auf wirklich alle Lebenslagen anwendbar sind! AD

Weitere Infos gibt es auf www.jan-mikael.de.

Kunibert Eder – Der Bomber
von Jan-Mikael Teuner
adakia Verlag UG, Leipzig
ISBN: 978-3941935556
213 Seiten
11,00 Euro (Taschenbuch)


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