Astrid Laubisch von „Besucher auf 4 Pfoten”

Bereits seit 20 Jahren gibt es „Besucher auf 4 Pfoten”, einen ganz besonderen Besuchsdienst für Menschen, die in einer pflegenden oder betreuenden Einrichtung untergebracht sind. In der Regel sind es alte, oft demenzielle Menschen, manchmal auch Kinder und Erwachsene, die unter mehrfachen, schwersten Behinderungen leiden. Für viele von ihnen ist es ein besonderes Highlight, Besuch zu bekommen – vor allem, wenn ein kuscheliger, kontaktfreudiger Hund dabei ist.

Die Bothfelderin Astrid Laubisch hat ihre große Leidenschaft zum Beruf gemacht. 2007 gab sie ihren Bürojob auf, um eine Hundepension zu führen. Yoda, ihr erster Elo, war es, der sie zu „Besucher auf 4 Pfoten“ brachte. Elos sind Hunde, die bewusst als verspielte, ruhige Familienhunde gezüchtet werden.
„Yoda war einfach Senioren-affin“, erzählt Laubisch, „der ist schon, als er noch ganz jung war, immer im Wald gezielt auf alte Menschen losgegangen, um sich streicheln zu lassen. Wenn er einen Rollator gesehen hat, ist er sofort hin.“
Ein perfekter Therapiehund, dachte Laubisch und stieß im Netz auf zahlreiche, sehr teure Angebote, ihn zu einem solchen ausbilden zu lassen. Über die Homepage des Freiwilligenzentrums Hannover fand sie dann den unmittelbar zuvor gegründeten Besuchsdienst mit dem Satz: „Bei uns muss Ihr Hund kein Therapiehund sein.“ Perfekt! Yoda stieg ein, bevor er ein Jahr alt war – und war 15 Jahre später der dienstälteste Besuchshund der Gruppe. „Er hat das immer mit Begeisterung gemacht“, freut sich Laubisch, die mit Brösel mittlerweile schon den dritten Elo besitzt.
Es sind zurzeit 30 Einrichtungen, die den Besuchsdienst in Anspruch nehmen, und immer wieder melden sich neue. Die BesitzerInnen besuchen mit ihren Hunden in regelmäßigen Abständen die gleichen Heime, sodass man sie dort kennt. Astrid Laubisch geht einmal wöchentlich, da sie als Springerin fungiert, manchmal sogar dreimal, andere auch nur einmal im Monat.
Vor einem Treffen wird von der Heimleitung abgefragt, wer Hundebesuch möchte. Bei Menschen mit schwerer Demenz ist das so nicht möglich. „Da muss man einfach gucken“, sagt Laubisch, „das erfordert auch ein bisschen Fingerspitzengefühl von den begleitenden HundebesitzerInnen. Wir fragen immer, ob es okay ist, wenn der Hund näher kommt, behalten die Situation gut im Auge und bleiben immer dabei.“ In manchen Heimen erwarten die BewohnerInnen „ihre“ Hunde in einem Stuhlkreis, wo die Tiere dann die Runde machen. In anderen gehen die Vierbeiner von Raum zu Raum und besuchen so auch Bettlägerige.
Mit neuen Interessenten wird immer zunächst einmal ein Hundespaziergang verabredet, bei dem Astrid Laubisch oder ihre Kollegin Andrea Niebisch die Hunde beobachten und auch die BesitzerInnen kennenlernen. In beiden Fällen muss es passen: Die Hunde müssen aufs Wort gehorchen und sich auch gegenüber Artgenossen ruhig verhalten. Beim Einsatz dürfen sie sich weder von ungewohnten Gerüchen oder Automatik-Türen noch davon aus der Ruhe bringen lassen, dass sie auch mal ungeschickt angefasst oder laut angesprochen werden. Mancher Hund entpuppt sich als Naturtalent und läuft direkt schwanzwedelnd auf die Menschen zu. Andere zeigen kein Interesse oder sogar Anzeichen von Stress, und dann passt es eben nicht. Aber auch die menschlichen BegleiterInnen müssen mit der Situation in den Heimen zurechtkommen. Es gab schon Freiwillige, denen die direkte Konfrontation mit dementen Menschen und den Themen Alter und Tod zu viel war.
Interessanterweise scheinen die Besuchshunde genau zu spüren, wer aufgeschlossen reagieren wird und bei wem sie besser erst einmal Distanz halten. So hat Astrid Laubisch auch schon erlebt, dass einer ihrer Elos eine anfangs sehr reservierte Dame über Wochen „aufgetaut“ hat, indem er mit etwas Abstand sitzen blieb und nur geguckt hat, bis sie eines Tages ihre Hand ausstreckte und später zu einer begeisterten Hundefreundin wurde. „Im Umgang mit dementen Menschen haben wir auch schon kleine Wunder erlebt“, berichtet sie begeistert. „Menschen, die für uns gar nicht mehr zugänglich sind, reagieren dann plötzlich auf den Hund.“
Nachdem es jahrzehntelang Vorbehalte aus hygienischen Gründen gegen Tiere in Pflegeheimen gab, ist inzwischen erwiesen, dass der tierische Besuch sich positiv auf die Gesundheit der Besuchten auswirkt. „Ein gesunder Hund ist aus hygienischer Sicht keine Gefahr. Wir achten darauf, dass alle Beteiligten sich die Hände waschen, bevor wir weiterziehen, und unsere Besuchshunde schlecken auch keinem übers Gesicht“, lacht Laubisch.
Astrid Laubisch beschreibt die Heim-Besuche mit Brösel als Höhepunkt ihrer Woche. „Wenn ich wieder herauskomme, bin ich so erfüllt! Was gibt es Schöneres, als Freude zu verschenken? Wir kommen, und die Leute strahlen. Das ist eine tolle Aufgabe.“
● Annika Bachem                               Foto: Astrid Laubisch

„Besucher auf 4 Pfoten” freuen sich über Teams aus Mensch und Tier, die Lust haben, das Ganze einmal auszuprobieren.
Kontakt und Infos unter www.besucher-auf-4-pfoten.de


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