Wir sind noch da!

Gar kein Zweifel, der stationäre Handel leidet. Und ebenfalls gar kein Zweifel, wir werden in den kommenden Monaten viele Insolvenzen erleben. Unsere Einkaufsstraßen werden sich verändern.

Ja, das hätten sie aber ohnehin, das ist eben der Strukturwandel, er vollzieht sich durch Corona nun nur weitaus schneller, aber dass der stationäre Einzelhandel keine große Zukunft hat, das war auch schon vor Corona eine Tatsache.“ So ähnlich habe ich es in den vergangenen Wochen häufig gehört, wenn ich mit anderen über das Thema gesprochen habe. „Und wer nicht im Netz unterwegs ist als Einzelhändler*in, wer keinen Shop hat, der hat eh keine Chance und die Zukunft verschlafen“, das war die übliche Ergänzung. Stimmt das? Ich höre das seit Jahren. Und sehe seit Jahren gut funktionierende Geschäfte in den Stadtteilen, die teilweise sogar ganz ohne Internetseite auskommen. Es stimmt, wir haben da so ein paar Internet-Giganten, gegen die scheint kein Kraut gewachsen zu sein. Es stimmt, es gibt sehr viele Menschen, für die in erster Linie der Preis das schlagende Argument ist. Es stimmt, wir erleben in den Innenstädten einen Strukturwandel. Aber all das ist nicht einfach nur Schicksal, all das ist menschengemacht. Und was menschengemacht ist, kann man ändern.

Indem man zum Beispiel zurückkehrt zu einer fairen Marktwirtschaft, in der alle Unternehmen gleichermaßen Steuern zahlen müssen. Und indem man vor Ort ganz genau hinschaut, insbesondere auf die kleinen Geschäfte in den Stadtteilen. Die brauchen nicht so sehr einen teuren Internet-Shop, den sie dann im Netz etablieren und pflegen müssen – etwas, was sich für sehr viele Einzelhändler*innen nicht lohnt oder noch nie gelohnt hat. Diese Geschäfte brauchen vielmehr unsere Aufmerksamkeit und Achtsamkeit, unser Wohlwollen. Wir sollten einfach alle wieder mehr nebenan einkaufen!

Ja, auch wenn das hin und wieder teurer ist. Unterm Strich ist es das nämlich nicht. All die Geschäftsleute, die wir in dieser Ausgabe versammelt haben, zahlen hier in der Stadt ihre Steuern. Und von diesen Steuern profitieren alle Bewohner*innen. Oder anders: Wer nur noch im Netz bestellt, darf sich über schlechte Straßen und geschlossene Schwimmbäder nicht beklagen. Es ist wirklich ganz einfach: Wenn wir alle nur noch online unterwegs sind, können wir offline irgendwann die Bürgersteige hochklappen. Klingt das nach einer schönen Aussicht?

Viel Spaß mit dieser Ausgabe!

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