RE-qui – Pferdedecken-Upcycling

Nadja Anna Siever fertigt in liebevoller Handarbeit Produkte für Hunde, Pferde und Menschen aus alten Pferdedecken und hilft mit dieser Idee dem Pferdesport, ein gutes Stück nachhaltiger zu werden. Pferdedecken gibt es in verschiedensten Variationen und für die unterschiedlichsten Zwecke, gemeinsam ist den diversen Modellen dabei der Nachteil, dass die Decken nur sehr schlecht repariert werden können – sie landen also gerne im Müll. Dank Nadja Anna Siever gibt es eine Alternative, die sich dazu sehen lassen kann …

Die 23-Jährige aus der Wedemark hat sich mit der Gründung ihres Unternehmens RE-qui (Recycled Equipment) den Traum der eigenen Selbstständigkeit erfüllt – ein Traum, der allerdings Hand und Fuß hat. Eine durchschnittliche Pferdedecke wiegt drei Kilogramm und hat eine Größe von drei Quadratmetern. Führt man sich die Zahl der Pferdebegeisterten allein in Deutschland vor Augen, wird schnell klar, welcher Müllberg produziert wird, bzw. auf welchen Ressourcenschatz eines durchaus sehr hochwertigen Materials die Gründerin zurückgreifen kann. Bereits seit August 2020 ist RE-qui nun mit innovativen Artikeln am Markt, die ersten Schritte waren vielversprechend, bei mehr als zwei Millionen Reiter*innen in Deutschland ergibt sich ein gigantischer Markt der Nachnutzung, das Potenzial ist riesengroß.
Das Konzept hat nicht allein bereits zahlreiche Käufer*innen überzeugt, auch bei der Jury des Gründungswettbewerb STARTUP-IMPULS konnte Siever punkten. Sie ist Preisträgerin des Marketing-Sonderpreises der Hannover Marketing Gesellschaft mit einem Gesamtwert von 5.000 Euro. Der Gewinn wird nun für einen vierwöchigen Pop-up-Store in der Tourist Information Hannover und ein passgenaues Marketingkonzept genutzt. Gelegenheit für Siever, ihre Produkte einem Publikum auch jenseits der „Pferde-Szene“ vorzustellen.
Ihr Weg zur Geschäftsidee war zweigeteilt: Zum einen war Nähen schon immer die große Leidenschaft der Gründerin, zahlreiche kleinere Produkte sind so im Laufe der Jahre entstanden. Und zum anderen ist sie sehr konsumkritisch, war also schon lange auf der Suche nach einem passenden, nachhaltigen Material. Mit den robusten, langlebigen Pferdedecken hat sie nun die geeignete Basis für ihre Produkte gefunden. Inzwischen schicken Kund*innen aus ganz Deutschland ihre gebrauchten Decken an Siever und erhalten als kleine Gegenleistung einen 10-Prozent-Rabattgutschein für RE-qui. Viele Deckenbesitzer sind aber meistens schon froh, weil die gebrauchten Decken sinnvoll genutzt werden und etwas Schönes daraus entsteht. Manche Kund*innen wünschen sich auch ganz speziell, dass aus der Decke eines verstorbenen Tieres ein besonderes Erinnerungsstück wird.
Gereinigt und aufbereitet werden die Decken vor der Weiterverarbeitung in der Pferdedeckenwäscherei Rosinante. Dabei können im Grunde alle Decken genutzt werden, auch Decken mit Löchern. Die unterschiedlichen Decken – es gibt zum Beispiel Fliegendecken, Outdoordecken, Abschwitzdecken aus Fleece und Regendecken – haben natürlich ganz unterschiedliche Eigenschaften, wobei sie alle robust, langlebig und meistens wasserabweisend sind. Je nach ihrer Beschaffenheit eignen sie sich entsprechend gut oder weniger gut für bestimmte Produkte. Die luftdurchlässigen Fliegendecken sind zum Beispiel wie gemacht für Helmtaschen.
Ihre Ideen bekommt die Pferdenärrin ganz praktisch beim täglichen Umgang mit den Tieren. Was fehlt, was könnte den Alltag erleichtern? Früher bewahrte sie beispielsweise ihre Turniersachen in einem einfachen Eimer auf. Doch wenn es regnete, wurde alles nass, auch fielen die Utensilien gerne mal heraus, und optisch war der Eimer natürlich ebenfalls kein Highlight. Die Lösung war die RE-Qui Bag: robust, verschließbar, wasserabweisend, leicht zu reinigen – einfach praktisch und ein Hingucker.
Bei der Entwicklung ihrer Ideen ist es Siever wichtig, möglichst so zu planen, dass kein Material verschwendet wird. Sie legt es immer darauf an, die Pferdedecken komplett zu verarbeiten und aus den Resten zum Beispiel Schlüsselanhänger zu fertigen. Auch die Leckerlibeutel für die oft fettigen und krümeligen keinen Belohnungen zwischendurch sind entstanden, weil Siever nach einer sinnvollen Verwendung für die immer wieder anfallenden Reststücke gesucht hat. Am Beispiel dieser Beutel wird deutlich, wie zentral das Experimentieren mit den Materialien ist. Die Pferdedecken bestehen meist aus so festem Material, dass das Zuziehen schwierig war. Für Siever sind solche auftretenden Probleme eher spannende Herausforderungen. In diesem Fall lag die Lösung in einem klugen Material-Mix.
Für die Zukunft hat sich die junge Gründerin übrigens noch so einiges vorgenommen. Zunächst will sie die Produktpalette ständig erweitern. Und mittelfristig will sie natürlich wachsen und in der Region möglichst bald fair bezahlte Arbeitsplätze im Handwerk schaffen. Man darf zuversichtlich sein, dass das gelingt und Siever das Thema Nachhaltigkeit im Reitsport weiter befördern kann.                                         ● AG

Foto: Re-Qui

Mehr Infos: https://re-qui.de


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