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Claudia Rimkus

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Claudia Rimkus


Foto: © Photoproduktion SymanzikIn Amerika müssen ihre Geschichten spielen – dieser Auffassung war Claudia Rimkus, als sie als Schülerin zu schreiben begann. Damals verfasste sie ihre Texte noch in Englisch. Ihr erster Roman „Eichengrund“ spielt nun aber doch in dem ihr vertrauten Hannover und handelt von einer Mordserie in einer Senorienresidenz. Im Herbst 2019 kommt der Krimiführer „Mörderisches aus Hannover“ auf den Markt.

Die gebürtige Hannoveranerin Claudia Rimkus schrieb ihren ersten Roman mit dreizehn Jahren. In Englisch war er verfasst und wurde von ihrer damaligen Lehrerin korrigiert. Anschließend hörte sie nie mehr richtig auf mit dem Schreiben. Zu Feiern oder anderen besonderen Anlässen wurde sie immer wieder gefragt, ob sie etwas dichten oder schreiben könnte. Auch für ihre Kinder verfasste sie Geschichten. Ihre ersten Veröffentlichungen waren Fortsetzungsromane in der HAZ, bevor sie begann, Krimis zu schreiben. Gelesen wurden diese nur im privaten Kreis, bis eben diese ersten Leser sie dazu drängten, es bei Verlagen zu probieren. Noch zweifelnd ließ Rimkus sich dazu überreden, das Manuskript bei drei Verlagen einzuschicken, wovon dann – zur Freude vieler Krimi-Liebhaber – der Gmeiner-Verlag schließlich anbiss.

Im April 2018 erschien „Eichengrund“. Darin will die Protagonistin Charlotte Stern eigentlich ihren Ruhestand genießen. Doch zwei Todesfälle in der Seniorenresidenz Eichengrund lassen sie aufhorchen. Die Polizei geht von keinerlei Fremdverschulden aus, doch ihr Instinkt sagt etwas anderes. Um dem möglichen Verbrechen auf die Spur zu kommen, meldet sie sich kurzerhand bei Eichengrund an. Eine weitere Leiche wird wenig später gefunden …

Selbst ein Krimi-Fan, fühlt Rimkus sich wohl im Genre. Was treibt einen Täter an, wie muss man gestrickt sein, um etwas Böses zu tun? Rimkus hinterfragt, und das macht sie ziemlich anschaulich und nachvollziehbar. Hannover als Schauplatz ist dabei so gut wie jede andere Stadt, in der abscheuliche Verbrechen geschehen können. Sie bevorzugt es, über Bekanntes zu schreiben, sie mag es, wenn Leser aus Hannover ein Aha-Erlebnis haben, wenn Sehenswürdigkeiten, besondere Orte oder anderes Bekanntes aus der Heimatstadt in ihren Geschichten vorkommen. Man kann sagen „Das kenne ich auch“ und hat sofort ein Bild vor Augen.

So ist es kaum überraschend, dass der neue Krimiführer, gemeinsam mit ihrer Autorenfreundin Heike Wolpert geschrieben, „Mörderisches aus Hannover“ heißt. In elf Kurzgeschichten führt das Buch durch Hannover und stellt diverse Sehenswürdigkeiten vor, als Teil einer Reihe des Gmeiner-Verlags, in der zuvor bereits Städte wie Hamburg und Berlin beschrieben wurden. Nun ist Hannover dran, und neben spannender Unterhaltung sollen Hannover-Gäste Tipps bekommen, welche Stadtteile man besuchen könnte. Doch auch für Einheimische ist „Mörderisches aus Hannover“ interessant, da man bisher unbekannte Fakten oder Wissenswertes über die vertraut geglaubten Orte erfahren kann. Rimkus selbst war bei ihren Recherchen häufig überrascht, was sie alles herausfinden konnte über Dinge, die sie vorher nie wirklich hinterfragt hatte, wie beispielsweise den Ursprung von diversen Platznamen.

Die nächsten Projekte stehen auch schon in den Startlöchern: Im Frühjahr 2020 wird „Rabeneck“ veröffentlicht, der Nachfolger von „Eichengrund“. Und der dritte Krimiroman ist ebenfalls bereits geschrieben und wartet auf seine Veröffentlichung. Es bleibt also spannend.

Text: Stuart Smith
Foto: Claudia Rimkus, © Photoproduktion Symanzik

 

Mörderisches aus Hannover
11 Krimis und 125 Freizeittipps
224 Seiten, 12 Euro

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Neu in der Stadt im September

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Neu in der Stadt im September


1st Floor Edam
Wer sich außerhalb der großen Kaufhäuser und Labels einkleiden und auch mal etwas ganz Besonderes tragen will, der bekommt mit dem neuen Atelier „1st Floor Edam“ eine Möglichkeit mehr, Mode direkt aus Hannover zu kaufen. Gründerin ist die junge Designerin Lorena Winkler, die ihr eigenes, regionales Label WAYÓM betreibt. Nach ihrem Abschluss bei der Fahmoda Akademie arbeitete sie zuerst zwei Jahre in einer Modefirma, bevor sie den Schritt zum eigenen Label wagte. Sie selbst beschreibt ihren Stil als langlebig und nachhaltig, ihr Markenzeichen sind vor allem limitierte Einzelteile mit 15 bis 30 Exemplaren für Frau und Mann. Nachproduziert wird nicht, das garantiert einen einzigartigen Look sowie einen ständigen Wechsel an verfügbarer Kleidung und Accessoires. Auch online ist Lorena Winklers Mode erwerben sowie im House of Camey (Linden Mitte), Karla (List) und Marie Jo (Hannover Mitte). Engelbosteler Damm 25, 30167 Hannover, Tel. 0176 21757561, öffnet Di und Fr von 11.30 bis 18 Uhr, Infos unter www.wayom.de. Text: Stuart Smith

 

Foto: Frank RohneVeats
„Gemüse ist mein Fleisch“ – dieser Satz ist zum Lebensmotto vieler Menschen geworden. Familie Mermertas möchte diese Entwicklung aufgreifen. 20 Jahre ist die Familie bereits in der Langen Laube tätig, jetzt bietet sie eine grünere Alternative zum Burger: Das Veats hat es sich auf die Fahne geschrieben, gesunde, hochwertige Küche für jederman zugänglich zu machen. Auf der Karte stehen Foodtrends aus frischen Lebensmitteln, die das Veats ohne Umwege vom familieneigenen Supermarkt geliefert bekommt. Eine Tasse Kaffee aus einer hannoverschen Privatrösterei zusammen mit kreativen Smoothie Bowls aus Drachenfrucht, Mango, Ananas, Chiasamen und vielen weiteren Zutaten bilden einen guten Start in den Tag. Mittags kann entweder aus zahlreichen Salaten wählen, sich für Wraps oder die Suppe des Tages entscheiden. Sogar am Tresen spiegelt sich die grüne Unternehmensphilosophie wider: Hier hängen kleine Blumenvasen vor einer Wand aus Rasen und sorgen für ein sympathisch-frisches Gesamtbild. Lange Laube 17, 30159 Hannover, Öffnungszeiten: Mo bis Fr 8-18 Uhr, Sa 10-18 Uhr, Infos demnächst auch unter www.veats.de. Text: Lisbeth Leupold, Foto: Frank Rohne

 

Foto: Miriam WendschoffBüro für Eskapismus
Im März 2019 gründete die Dramaturgin Miriam Wendschoff das Büro für Eskapismus, unter dessen Dach sie mit der Bühnenbildnerin Katharina Laage und der Autorin Stefanie Schweizer das Format Fictional Reality Games geschaffen hat: An der Schnittstelle von Theater, Escape Room und Schatzsuche werden die Teilnehmer selbst zur Hauptfigur in einem analogen Game. Das Erleben einer interaktiven Geschichte steht dabei im Mittelpunkt; jedes Rätsel fördert neue Informationen zutage, die sich wie die Teile eines Puzzles nach und nach zu einer komplexen Story zusammenfügen. Während einer Spieldauer von rund 2,5 Stunden bekommen die Spielenden Hinweise auf ihre Smartphone gesendet. Die Games finden teils in aufwendig gestalteten Innenräumen, teils draußen im öffentlichen Raum statt, wo die Spielenden den Spuren quer durch die Stadt folgen. Man kann entweder mit einer kleinen Gruppe teilnehmen oder bei dem gemeinsamen Abenteuer neue Kontakte knüpfen. Am 20. Juli startete „Dritter.Vierter.77“, die erste Episode einer mehrteilige Serie, deren Episoden auch unabhängig voneinander gespielt werden können. Auch das STADTKIND hat sich schon in Hannovers erstes Fictional Reality Game gestürzt und war so erfolgreich wie begeistert (siehe facebook-Seite)! Wer ebenfalls Lust hat, die imaginäre Sherlock-Holmes-Mütze aufzusetzen und in den Fall einzutauchen, bucht für 19,50 Euro pro Person (ermäßigt 15,50 Euro) ein Game unter www.büro-für-eskapismus.de! Text: Anke Wittkopp, Foto: Miriam Wendschoff

 

Foto: Frank RohneLisboa Café
Ein bisschen vom Flair Portugals in die Südstadt zu bringen, das haben sich der gebürtige Portugiese Miguel und Kollegin Lena in den Kopf gesetzt. Also: Gastfreundschaft wie in Portugal, mit Herzblut und viel „Alegría“, typisch portugiesisch, aber nicht klischeehaft. Während man vormittags ein portugiesisches Frühstück mit belegten Croissants und  Tostas Mistas genießen oder die legendären Pasteis de Nata kosten kann, ändert das Lisboa ab Mittag sein Gesicht und wird zu einer portugiesischen Weinbar. Zu wechselnden Weinen von kleinen Winzern aus Portugal können die Gäste typische Tapas kosten. Ob Kroketten mit Scampi, typischer portugiesischer Stockfisch oder Oktopusringe, über 80 Prozent der Waren werden von einem Lieferanten aus Portugal bezogen. Auf drei Räume und eine Terrasse verteilt bietet das Lisboa Platz für ca. 50 Gäste, für Feiern können die Räumlichkeiten bis zu 100 Gäste beherbergen oder es kann ein einzelner Raum angemietet werden. Neue Mitarbeiter werden mit Freude aufgenommen. Rehbergstr. 1, 30173 Hannover, Tel. (0511) 79000797, Öffnungszeiten: Mo, Mi, Do, Fr 8-22 Uhr, Sa+So 9-22 Uhr. Text: Lisbeth Leupold, Foto: Frank Rohne

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Blutrausch

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Blutrausch


Aus der Rubrik „Andersch“

Alle paar Wochen treffe ich mich mit einigen Freundinnen zu einem sogenannten „Mädelsabend“. Das ist eine reizende Tradition sämtlicher Kulturkreise, bei der Personen weiblichen Geschlechts am späten Nachmittag zusammenkommen, um sich mehrere Stunden lang gemeinsam mit typisch weiblichen Freizeitaktivitäten zu beschäftigen, bis die späte Uhrzeit und der Pegel konsumierten Alkohols die Heimfahrt unvernünftig machen und die Veranstaltung in einer „Schlummerparty“ mündet.

Auch unser letzter Mädelsabend verlief ziemlich typisch und normal. Wir saßen in unseren Einhornpyjamas auf meiner Wohnzimmercouch, Kinga und Yael zockten Videospiele und Elke und ich hackten die Benutzerprofile von Facebook-Trollen, während immer wieder eine Platte mit Rollmöpsen und Mettschnittchen herumging. Als Kingas Avatar gerade einen ihrer Gegner von oben bis unten mit der Machete aufgeschlitzt hatte und die Gedärme nebst literweise Blut auf den Boden splatterten, schien das Yael auf einen Gedanken zu bringen. „Hat sonst noch jemand von euch grad seine Erdbeerwoche?“ Elke hob seufzend ihren Arm, bevor sie sich noch ein Glas meines Spezialcocktails einschenkte, in dem Rum eine Hauptrolle spielt. „Immerhin Zwei von Vieren“, murmelte Yael und prostete ihrer Leidensgenossin zu. „Mein Exfreund dachte ja, dass alle Frauen exakt zeitgleich menstruieren, natürlich wegen des Mondes.“

Ein genervtes Raunen ging durch den Raum. „Manche Männer wissen schon erstaunlich wenig über die Periode“, meckerte Kinga und biss in eine Mettschnitte. „Als das in der Schule drankam, haben die wohl schlichtweg auf Durchzug geschaltet – ist ja ein Frauenthema! Wisst ihr, was mein Bruder dachte, bevor er seine erste Freundin hatte? Dass wir eine blaue Flüssigkeit ausbluten – wegen der Always-Werbung!“ Wir lachten spöttisch, während Kinga ihr nächstes Opfer enthauptete.

„Das ist noch gar nichts gegen Atze“, warf Yael ein, die zunehmend an dem Thema Gefallen fand. „Atze hat geglaubt, dass wir Mädels unser Periodenblut kontrolliert auspinkeln könnten und dass ich nur deshalb Binden tragen würde, weil ich inkontinent sei! Er hat mich sogar einmal gebeten, dass ich meine Periode verlege, damit sie nicht mit seinem Geburtstag zusammenfällt, oh Mann…“ „Ja, ich erinnere mich, dass du lange vor seinem Geburtstag mit ihm Schluss gemacht hast“, bemerkte Kinga. „Hat er nicht auch gedacht, dass wir pro Zyklus ein echtes kleines Ei unten rauspressen, so von der Größe einer Marzipankartoffel?“ „Das war schon Marco. Den Honk hab ich auch nicht sehr lange mit mir rumgetragen.“ Sie schnalzte missbilligend mit der Zunge. „Wenn‘s ja nur die Unwissenheit wäre, dann könnte man die Typen in dem Bereich ja leicht nachschulen. Aber manche wollen eben auch gar nichts über diese Bäh-Bäh-Themen lernen.“

„Manchmal kann Unwissenheit aber auch ganz schön verletzend sein“, gab Elke leise zu bedenken und blickte ein wenig traurig in ihr Glas hinein. „Mein Vater zum Beispiel hat mir Tampons verboten, weil er meinte, die würden mich entjungfern. Danach konnte ich mein regelmäßiges Schwimmtraining natürlich vergessen. Und Schmerztabletten durfte ich auch keine nehmen, weil es ja nur richtig sei, dass ich für die Sünden von Eva leide.“ Wir alle gaben unserer Missbilligung in nicht druckreifer Sprache Ausdruck. „Was macht ihr eigentlich so bei Regelschmerzen?“, wechselte Yael nach einer Weile das Thema. „Ausruhen“, sagte Elke. „Marathon laufen“, erklärte Kinga. „Und du, Anne? Was machst du?“ Da ich gerade einen kniffligen Code vor mir hatte, blickte ich nicht vom Bildschirm auf, während ich antwortete: „Die alte Bettwäsche auflegen und mir die Schmerzen wegvögeln.“

An der darauffolgenden Stille konnte ich ablesen, dass meine Enthüllung doch ein kleiner Schock für sie war. Manchmal brachte mich die niedliche Prüderie meiner Freundinnen zum Schmunzeln. Um ihre Verwirrung zu beheben, hielt ich ihnen einen kurzen Vortrag darüber, dass mit der Monatsblutung die libidohemmende Wirkung des Hormons Progesteron wegfällt, weshalb viele Frauen die Zeit ihrer Menstruation als lustvoller empfinden. Des Weiteren führte ich aus, dass so ein Orgasmus in diesem Zeitraum eine sehr entspannende Wirkung habe, da er die Krämpfe löst und die Laune aufpoliert. „Wichtig ist nur, dass man trotzdem verhütet. Und natürlich sollte der Partner auch darauf stehen – ein ‚Bloodhound‘ sein, wie man in Fachkreisen sagt. Dann steht dem Spaß nichts mehr im Weg.“

Offenbar hatten meine Ausführungen sie beeindruckt. Yael war sichtlich fasziniert. „Wow, hätte ich das mal gewusst!“, stöhnte sie, „warum weiß man sowas nicht?“ „Genau!“, rief Kinga, „ich finde, das sollte öffentlich bekannter sein, damit mehr Leute es einmal ausprobieren! Vielleicht könnte man das mal in einer Zeitschrift bringen?“ „Yo, ich kenn da eine, die sind sich vor nix fies!“ „Meinst du die mit der Kolumne?“ „Schreibt gerne meinen Namen drunter“, murmelte ich und wandte mich wieder dem Profil von c*ntdestroyer57 zu.

Anne Andersch

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Saskia Heidemann

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Saskia Heidemann


Cheerleading-Trainerin beim Turn-Klubb Hannover e.V.

Ohne den Beitrag von ehrenamtlich Engagierten wäre unsere Gesellschaft um einiges ärmer. Die Arbeit vieler Sportvereine wäre ohne die vielen ehrenamtlichen Trainer gar nicht denkbar. Eine von ihnen ist Saskia Heidemann, die das Cheerleading-Team „Mini Pepper“ der 6- bis 12-Jährigen trainiert.

Als Jugendliche wird sie mit dem Cheerleading-Virus infiziert, als die Begeisterung für American Football nach Europa herüberschwappt. Trainer aus den USA bieten damals in Deutschland Camps und Fortbildungen an und Saskia gründet mit Freundinnen ein eigenes Team. „Mit Pompons schwingen an der Seitenlinie, während Männer Football spielen hat das auch, aber nur wenig zu tun“, betont sie, „das ist Leistungssport, und vor allem ein Team-Sport.“

Als 2006 beim TKH ein Kinderteam aufgebaut wird, für das Trainer gesucht werden, ist die Begeisterung für diesen Sport bei Saskia Heidemann sofort wieder da. Die heute 42-jährige Polizistin verbringt seither zwei Nachmittage jeder Woche mit 30 Mädchen im Alter von 6-12 Jahren in der Sporthalle des TKH in der Maschstraße, um sie auf ihre Wettkämpfe vorzubereiten. Die auffallend große Altersspanne der Mädchen macht Sinn, sobald man sieht, was Cheerleading ausmacht: Es werden zweieinhalbminütige Auftritte zu Musik einstudiert, die Tanzelemente enthalten, und einiges, was an Bodenturnen erinnert. Vor allem aber bilden die Mädchen Hebefiguren, sogenannte „Stunts“, bei denen die Kleineren dann auf den Schultern der Größeren stehen. Sie müssen sich fallen lassen und einander auffangen, das erfordert ein hohes Maß an Abstimmung und Präzision. Ohne Disziplin und regelmäßiges Training funktioniert das nicht. „Da kann man fürs spätere Leben schon einiges mitnehmen“, so Heidemann.

Sie arbeitet im Schichtdienst und hat drei Kinder, die älteste Tochter ist im Team dabei.  Selbst sagt sie ganz klar: Ohne die Mithilfe ihres Mannes und das Verständnis ihres Arbeitgebers wäre das alles nicht zu schaffen, denn auch an vielen Wochenenden stehen zusätzliche Termine an, wenn Wettkämpfe stattfinden oder sie die Basketballmannschaft des TKH bei Spielen vom Spielfeldrand aus unterstützen.

Was sie und ihr Mädchenteam aber letztlich trägt, ist die Begeisterung und Leidenschaft für diesen Sport. Alle sind motiviert und haben einen Riesenspaß. Saskia Heidemann sieht immer wieder, wie sehr sich ihre Jugendarbeit auszahlt, wenn sie beobachten kann, wie die Mädchen heranwachsen. Viele ihrer ehemaligen Schützlinge machen bereits Abitur und studieren, kommen aber dennoch selbst in Klausurzeiten immer wieder vorbei, um zu helfen. Einige haben sogar schon ihren Trainerschein gemacht und werden die Trainingsarbeit in Zukunft unterstützen. Selbst während ihres Mutterschaftsurlaubes kommt Heidemann in die Halle, in der zeitweise auch mehrere Babys auf Turnmatten liegen, die sind dann eben mit dabei.

„Das Training ist schon hart“, so Heidemann, „aber die Mädchen sind natürlich megastolz, wenn sich dann Erfolge einstellen“. Und ungemein erfolgreich sind sie, denn die Mini Peppers sind in diesem Jahr bereits zum dritten Mal Europameisterinnen geworden und haben sich für die Weltmeisterschaften in Japan qualifiziert, die im November stattfinden werden. Sich international mit den Besten zu messen, wäre eine riesige Herausforderung, da viele Länder Nationalteams besitzen, in denen sie landesweit die größten Talente zusammenziehen. Dass sich ein lokales Team dafür qualifiziert, ist eine Leistung, auf die die Mädchen und alle Beteiligten mit Recht sehr stolz sein können. Und einen Platz auf dem Treppchen hält die Trainerin für möglich. Leider steht über der Japanreise des Teams aber ein großes Fragezeichen, da die Finanzierung noch nicht gesichert ist. Flüge nach Japan, die Unterbringung, das kostet, und so stark können die Eltern der Kinder nicht belastet werden. Um ihren Traum der Teilnahme an der Weltmeisterschaft wahr zu machen, bittet der TKH daher um Spenden. Saskia Heidemann und ihre Trainer-Kollegen haben eine Crowdfunding-Kampagne eingerichtet und hoffen, dass das Geld rechtzeitig zusammenkommt.

Text: Stuart A. Smith

Unter folgendem Link kann gespendet werden: www.gofundme.com/f/Cheerleader-Traum

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Frontida

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Frontida


Bezahlbare Pflege auf Augenhöhe

Philipp Alexander Hierner und Marc-Andre Dommenget haben sich mit ihrem Startup „Frontida“ (griechisch „Φροντίδα“, deutsch „Pflege“) die Lösung eines großen gesellschaftlichen Problems auf die Fahnen geschrieben: Sie vermitteln qualifiziertes Pflegepersonal zu bezahlbaren Preisen, damit Pflege im eigenen Zuhause für uns alle denkbar wird. Im Juli 2018 haben sie ihr Unternehmen in Hessen gegründet und seit Mai dieses Jahres haben sie ihren Firmensitz im Medical Park in Hannover, denn mit ihrem Konzept haben die beiden den „Plug & Work“-Wettbewerb von hannoverimpuls gewonnen.

Foto: FrontidaDie beiden Gründer gehen ein wichtiges ungelöstes Thema unserer Gesellschaft an: Wie können wir in Würde alt werden? Ein Unternehmen in einem so schwierigen Markt wie der Pflege zu gründen, war für Philipp naheliegend, da er als Student selbst Mitarbeiter einer Pflegevermittlung in Berlin war und die Probleme der Branche aus eigenem Erleben kannte. Er sagt: „Der Pflegebereich ist ein riesiger Markt, aber völlig intransparent. Wir wollen mit Frontida ein Bindeglied zwischen hoch qualifizierten Pflegekräften und anspruchsvollen KundInnen sein. Wir bieten qualifizierte Pflege im eigenen Zuhause – und das bezahlbar. Unser zweites großes Anliegen ist die „Junge Pflege“: In Deutschland gibt es über 100.000 pflegebedürftige Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene unter 40 Jahren. Bislang gab es in diesem Bereich nur wenig Unterstützung für Eltern oder Angehörige und meistens überfüllte Krankenhäuser. Als junge Gründer ist es uns eine Herzenssache, dass auch junge PatientInnen eine würdevolle und fachlich richtige Pflegeleistung erhalten.“ Zuverlässigkeit, Transparenz und Effizienz sind die drei Schlagworte, an denen die Gründer sich messen lassen wollen. Ein wesentlicher Punkt in der Pflege ist der persönliche Kontakt zwischen Menschen, deshalb ermöglichen sie ihren KundInnen vor ihrer Entscheidung ein Gespräch mit ihren potenziellen Pflegekräften per Telefon oder Video-Call, um sich einen persönlichen Eindruck zu verschaffen – Philipp und Marc-Andre nennen das treffend „Pflege-Matching“.

Über die passenden Pläne für die Zukunft erzählen die beiden Frontida-Gründer: „Wir wollen stetig wachsen und noch schneller handeln können. Die Zufriedenheit unserer KundInnen und auch der Pflegekräfte steht bei uns an erster Stelle. Somit möchten wir stetig an unserem Qualitätsmanagement arbeiten. Darüber hinaus soll die technische Entwicklung eine große Rolle spielen: Themen wie „Telemedizin“ sind für uns sehr wichtig. Wir möchten KundInnen, die keine Spezialisten vor Ort haben oder bei denen der Weg zu weit wäre, mit ÄrztInnen verbinden.“

Anderen Gründungswilligen sprechen sie Mut zu: „Traut euch und fangt an! Natürlich wird es oft Fragen und Probleme geben, aber nur dadurch, dass man sie angeht, kann man sie auch lösen. Den perfekten Moment gibt es nicht, auch nicht die perfekte „neue“ Idee. Seid einfach gewissenhaft. Die Idee verbunden mit einem guten Team, mit dem ihr langfristig auch schwere Zeiten meistern könnt, ist die perfekte Grundvoraussetzung. Lasst euch nicht von eurem Weg abbringen, haltet durch!“ Und sie loben ihre neue Firmenheimat: „Hannover hat uns wirklich mit offenen Armen aufgenommen, wir haben vom ersten Tag an von hannoverimpuls jede denkbare Unterstützung erhalten. Die Organisation ist hier super, alles geht schnell!“

Frontida UG & Co. KG
Medical Park Hannover
Tel. (0511) 87 45 82 42
info@frontida.de
www.frontida.de

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Ein letztes Wort im September …

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Ein letztes Wort im September …


Herr Weil, Überraschung, wir sprechen heute mal nicht über die SPD. Mich hat die Diskussion über den Umgang mit Politikerinnen und Politikern sehr beschäftigt, vor allem mit den Ehrenamtlichen auf der eher regionalen Ebene, nach dem Mord an Walter Lübcke. Scheinbar gibt es einen Trend, dass immer mehr Ehrenamtliche für ihr demokratisches Engagement massiv bedroht werden …
Der Mord an Walter Lübcke ist mir wirklich sehr unter die Haut gegangen. Da geht es wahrscheinlich ganz vielen Menschen ähnlich. Solch ein politisches Attentat hatten wir viele, viele Jahre lang nicht. Derzeit erleben wir leider, dass der Ton gegenüber Politikerinnen und Politikern immer ruppiger wird. Immer häufiger werden Grenzen überschritten. Aktiv ist an den Tabubrüchen nur ein kleiner Teil der Bevölkerung beteiligt. Diese Leute aber bereiten den Boden für solche Attentate. Ich hoffe, dass der Mord an Walter Lübcke viele aufgerüttelt hat. Politikerinnen und Politiker sind nicht abstrakte Wesen, sondern Menschen aus Fleisch und Blut. Und die meisten sind ehrenamtlich tätig, sie übernehmen freiwillig und ohne finanzielle Interessen Verantwortung für unsere Gesellschaft. Solchen Menschen gebührt Lob und Anerkennung für ihr Engagement. Natürlich gehört Kritik in der Demokratie dazu. Aber man darf sie nicht verunglimpfen oder bedrohen oder gar tätlich angreifen.

Haben Sie solche Angriffe persönlich auch schon erlebt, zum Beispiel damals als Oberbürgermeister in Hannover?
Als Oberbürgermeister kam das eher selten vor. Und wenn, dann hatte das, so war damals mein Eindruck, seinen Ursprung meistens in psychischen Störungen. Ich erinnere mich allerdings – leider – an einen Farbanschlag auf unser Wohnhaus in Zusammenhang mit einer Unternehmensansiedlung. So etwas ist dann auch für die Familienangehörigen sehr, sehr unangenehm.

Ich empfinde solche Drohungen und Aktionen als direkten Angriff auf die Demokratie. Das soll Angst machen und einschüchtern. Wenn das funktioniert, fehlen unserer Demokratie irgendwann die Ehrenamtlichen. Die ja unsere demokratische Basis sind …
Das ist so. Die Demokratie unterscheidet sich von anderen Regierungsformen dadurch, dass sie auf Engagement angewiesen ist. Und wenn irgendwann niemand mehr bereit ist, sich freiwillig zur Verfügung zu stellen, freiwillig Verantwortung zu übernehmen und sich auch freiwillig der Kritik zu stellen, dann kann die Demokratie nicht mehr funktionieren. Wir sollten da sehr achtsam sein. Das soziale Ansehen von Politikerinnen und Politikern ist leider sehr gering in unserer Gesellschaft, das bestätigen jedes Jahr diverse Umfragen. Und das führt natürlich dazu, dass einige Menschen, die eigentlich politisch interessiert sind, sich dennoch lieber nicht engagieren. Niemand, der sich politisch engagiert, steht unter Naturschutz, weder die Bundeskanzlerin noch ein Ortsratsmitglied. Sachliche Kritik ist erlaubt und erwünscht. Das kann anstrengend sein und umso mehr Anerkennung verdient ehrenamtliches Engagement. Aber die Grenze ist definitiv überschritten, wenn es nicht mehr um eine Kritik in der Sache geht, sondern wenn es persönlich wird.

Ich höre, wenn es um ehrenamtliche Politikerinnen und Politiker geht, die dann beispielsweise in den Bezirksräten sitzen, sehr oft so einen Vorwurf, dass das alles Wichtigtuer seien, eitle Selbstdarsteller, die sich nur aufspielen wollen. Anerkennung, dass da jemand seine Umgebung gestalten will, sich einbringen will, das höre ich eher selten. Es gibt immer so eine Grundskepsis.
Ja, es gibt vielfach ein Nörgeln. Obwohl niemand daran gehindert wird, sich selbst zu beteiligen und es besser zu machen. Das wäre  eigentlich der richtige Weg in einer Demokratie. Nicht nur Mandatsträgerinnen bewerten, sondern sich selbst einbringen. Das findet aber zu wenig statt.

Was kann man denn tun, um den ehrenamtlichen PolitikerInnen den Rücken zu stärken? Die Hemmschwelle scheint ja ständig mehr zu sinken. Braucht es generell härtere Strafen für solche Übergriffe? Was könnte darüber hinaus helfen?
Nach härteren Strafen wird ja immer gerne und schnell gerufen. Ich denke aber, was wir zuallererst brauchen, das ist Zivilcourage. Wenn verunglimpft und beleidigt wird, dann müssen diejenigen, die das mitbekommen, zeigen, dass sie nicht einverstanden ist. Das Internet hat solche persönlichen Übergriffe sehr erleichtert, man kann sich jederzeit anonym äußern, und der Ton ist auch hier in den letzten Jahren wesentlich rauer geworden. Inzwischen aber gibt es gute Initiativen, die sich im Netz gegen Hate Speech wenden, die viel Zeit investieren und solchen Äußerungen widersprechen. Wenn wir alle tagtäglich diesen Beispielen folgen würden und immer widersprechen würden, wenn uns Niedertracht begegnet, dann dürfte das schnell Wirkung zeigen. Bei mir steht aber noch etwas auf dem persönlichen Wunschzettel. Nämlich, dass sich wieder viel mehr Leute in der Politik engagieren, um damit ein starkes positives Zeichen zu setzen für demokratisches Engagement. Nehmen wir Fridays for Future: Zunächst ein sehr schönes und sympathisches Beispiel dafür, dass unsere Demokratie im Kern funktioniert. Da geht eine ganze Generation für ihre Zukunft auf die Straße und erzeugt Druck, der tatsächlich in der Politik ankommt. Folgen müsste aus meiner Sicht nun aber noch ein zweiter Schritt, nämlich dass die jungen Aktivistinnen und Aktivisten selbst in die Politik einsteigen und unsere Zukunft aktiv mitgestalten. Auch auf die Gefahr hin, dass sie dann die vielleicht ein bisschen desillusionierende Erfahrung machen, Kompromisse schließen zu müssen.

Haben Sie eigentlich eine Erklärung für diesen neuen Hass?
Nein. Ich habe so ein paar Ansätze, ein paar lose Enden. Aber vor einer Tat, wie dem Mord Menschen in Kassel, stehe ich ziemlich fassungslos. Ich glaube, wir müssen uns alle besinnen. Ehrenamtlichen Politikerinnen und Politikern gebührt zunächst mal Respekt. Und Kritik darf nicht in Hass oder Diffamierung umschlagen.

Berufspolitiker präsentieren sich ja gerne als „unkaputtbar“. Man darf keine Schwächen zeigen, nicht krank sein, so wie momentan Angela Merkel, man darf keine Fehler machen. Trägt das nicht dazu bei, dass Menschen generell auf die Idee kommen, dass man auf Politiker, egal ob nun Berufspolitiker oder Ehrenamtliche, ruhig draufhauen darf? Weil sie nicht mehr als menschlich angesehen werden, sondern als abstrakte Wesen? Weshalb man sie dann auch nicht mehr menschlich behandeln muss? Ist es das, was da passiert in den Köpfen?
Vielleicht spielt das tatsächlich eine Rolle. Und es ist sicher kein Fehler, hin und wieder klarzustellen, dass Politikerinnen und Politiker keine Maschinen sind. Ich finde erstaunlich und erschreckend, wie viele Menschen ein ganz sonderbares Bild von Politikerinnen und Politikern haben. Ich erlebe es immer wieder, dass Bürgerinnen und Bürger am Ende eines Gesprächs sagen: „Mensch, Sie sind ja ganz normal!“ Ja, was denn sonst? Politikerinnen und Politiker sind doch nicht besser und nicht schlechter als der Durchschnitt der Menschen. Zu dieser Distanz haben einige Politiker durch eine fragwürdige Abgehobenheit und Unnahbarkeit natürlich auch selbst beigetragen. Aber was ich noch ganz spannend finde, ist der Begriff  „unkaputtbar“ in ihrer Frage. Das zeigt, welche Maßstäbe mitunter bei Politikerinnen und Politikern angelegt werden. Wer bekennt sich denn schon gerne in der Öffentlichkeit zu einer Krankheit? Würden Sie das tun? Sich hinstellen und sagen: Leute, mir geht es nicht gut, ich habe dies und das? Das würden Sie sich sehr genau überlegen, oder? Von Politikerinnen und Politikern wird das aber ganz selbstverständlich verlangt, dass sie ganz Persönliches vor einem Millionenpublikum preisgeben. Ich finde, auch da darf es Grenzen geben.

Ich habe neulich irgendwo gelesen, dass Sie vor Ihrem Urlaub davon gesprochen haben, dass Sie sich auf die Pause freuen, weil Ihre Batterien reichlich leer seien. Und dass es Zeit wäre, wieder ein bisschen Energie zu tanken. Das fand ich sehr „normal“ und darum sympathisch. Viele Politiker schrecken inzwischen aber selbst vor solchen Äußerungen zurück. Deren Batterien sind niemals leer.
Meine manchmal schon. Und das zuzugeben, dazu braucht es keinen besonderen Heldenmut, finde ich. Ich bin viel gewandert im Urlaub, mit meiner Frau, meinem Sohn und Freunden. Das lädt meine Batterien immer ganz wunderbar wieder auf.

Dann können wir uns also im September auf einen MP mit ganz viel Elan gefasst machen?
Immer! Sie werden sich wundern!

Interview: Lars Kompa

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