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Das Bollerwagen-Café Hannover

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Das Bollerwagen-Café Hannover


Ehrenamtliches Engagement in Hannover

Sandra Lüke

Sandra Lüke weiß viel zu erzählen über das Leben auf den Straßen Hannovers, menschenunwürdige Bedingungen und über die Menschen, die sich Tag für Tag durchboxen. Sie kennt die obdachlosen Menschen Hannovers beim Namen – und die kennen Sandra. Seit 2015 engagiert sich Sandra Lüke ehrenamtliche für obdachlose und bedürftige Menschen in Hannover. Sie ist die Gründerin des Bollerwagen Cafes und hat gemeinsam mit anderen Unterstützer*innen den Tagestreff für Frauen eröffnet.

Im Oktober 2015 machte sie das erste Mal bei einer Verteilaktion mit und zog mit einem Bollerwagen, beladen mit beschmierten Brötchen, einer Pumpkanne voll Kaffee, Hygienetütchen und Wintersachen, durch die Innenstadt Hannovers. Immer öfter ging sie dann nach ihrer Arbeit als Krankenschwester mit ihrem Bollerwagen los und kam abends durchgefroren und ohne Schal, Mütze, Handschuhe und Schuhe nach Hause. „Da war jemand mit lumpigen Schuhen und wir hatten die gleiche Schuhgröße. Also hat er meine bekommen. Ich musste ja nur die kurze Strecke nach Hause, der andere hatte ganz andere Sorgen. So viel Elend und Not, was ich bei den Verteilaktionen gesehen habe, ist mir im Kopf geblieben und hat mir keine Ruhe gelassen.“  Aus diesem Gefühl heraus gründete Sandra Lüke das Bollerwagen Cafe.
Der nun in der Hagenstraße eröffnete Tagestreff bietet obdachlosen und bedürftigen Frauen zahlreiche Angebote, die für viele in dieser Gesellschaft eine Selbstverständlichkeit sind: Warme Mahlzeiten, Lebensmittel, einen Ort zum Duschen, zum Wäsche waschen und trocknen, Kleidungsausgaben oder einen Zugang zum Internet. „Unser Angebot ist komplett kostenfrei, weil wir nicht wollen, dass die Frauen in der Nacht zuvor Dinge tun müssen, die ekelhaft sind und die sie eigentlich gar nicht wollen. Die sie nur tun, damit sie sich am nächsten Tag einen Kaffee, ein Brötchen oder eine Dusche leisten können“, erklärt Sandra Lüke.
Außerdem unterstützt das Bollerwagen Cafe Menschen beim Stellen von Anträgen und Ausfüllen von Formularen, verteilt Rücksäcke mit einer Notfallausrüstung, organisiert seit sieben Jahren eine Tafel und bringt obdachlose Menschen ins Krankenhaus oder zum Arzt. Doch neben diesen praktischen Angeboten ist der Tagestreff auch ein sicherer Rückzugsort für Frauen, um von der Straße mal abschalten zu können. „Es geht nicht nur ums Essen und Einkleiden, das steht ganz am Ende. Es geht zuerst um Menschlichkeit, Herzlichkeit und das Willkommen sein. Ziel ist es, dass man sich angekommen fühlt“, betont Sandra Lüke. Im Moment versorgt das Bollerwagen Cafe rund 1200 Menschen und das ist „fast unmöglich zu bedienen.“ Der Bedarf ist groß, doch die Mittel zu Helfen begrenzt.
Im Bollerwagen Cafe steckt Sandra Lükes gesamtes Herzblut. Alles, was sie an Zeit, Geld, eigenem Besitz und Engagement hat, steckt sie in ihre Arbeit, um anderen Menschen zu helfen, die sich in der Abwärtsspirale ganz unten befinden. „Meine Rufnummer ist 24 Stunden am Tag erreichbar, 365 Tage im Jahr.“
Um das Projekt am Leben erhalten zu können, sind Spenden ungemein wichtig. Sach- und Geldspenden sowie eigenes Engagement werden immer dringend benötigt. „Ich finde, wir sind alle in der Pflicht, etwas zu tun“, meint Sandra Lüke. „Jede*r kann sich in einer solchen Situation wiederfinden und irgendwann auf Hilfe angewiesen sein. Die Abwärtsspirale ist per se immer im Raum. Bei allen Menschen. Ob arm oder reich. Wer von uns weiß denn, wo die Reise hingeht? Man muss sich nur mal Gedanken machen: Was wäre, wenn? Und eben nicht einfach jene verurteilen, die schon ganz unten sind.“

Bollerwagen Cafe e.V.
Hagenstr. 26, 30161 Hannover
Öffnungszeiten: Mo-Fr 10-16 Uhr.
www.bollerwagen-cafe.de
IBAN: DE71 2505 0180 0910 5175 50
BIC: SPKHDE2HXXX

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