Liebe Leser*innen,
in dieser Ausgabe habe ich René Schweimler zum Interview getroffen. Muss man den eigentlich noch vorstellen? René ist Geschäftsführer und Chefredakteur beim Fahrgastfernsehen. Und er zieht auch die Fäden beim Seh-Fest. René ist aber noch viel mehr als Geschäftsführer, er ist einer dieser Menschen, die man in Städten unbedingt braucht, wenn es funktionieren soll, jemand, der gerne etwas auf die Beine stellt, und das darf dann auch gerne ganz neu sein. Dazu ist er ein echter Netzwerker, jemand, der die richtigen Leute zusammenbringt.
René hat mir gleich zum Einstieg sehr viel darüber erzählt, wie er seinen Weg in den Journalismus gefunden hat, über den Einfluss seines Vaters und seine ersten Jahre. Und wir haben in der Folge natürlich darüber gesprochen, welchen Anspruch Journalismus haben sollte. Wir sind uns bei dieser Frage sehr einig: Journalismus soll die Öffentlichkeit informieren, und das unbedingt seriös und faktenbasiert. Im Fahrgastfernsehen ist das die tägliche Challenge. Wie bekommt man die Informationen auf ein paar wenige Zeilen so eingedampft, dass inhaltlich nichts verloren geht? Sie haben das mit den Jahren perfektioniert. Wer heute mit der Bahn unterwegs ist, und nicht auf sein Smartphone starrt, der kann sich darauf verlassen, kurz und knapp informiert zu werden, und das inhaltlich sehr gut recherchiert. Das ist schon eine Kunst. Das Fahrgastfernsehen ist die schnelle, fundierte Information, die Tageszeitung geht dann mehr in die Tiefe. Wobei die App „Das Fahrgastfernsehen.“ jetzt ebenfalls Zusatzinformationen bietet. Und wir sind mit dem Stadtkind sozusagen der Roman. Aber eben auch ein Monatsmagazin – und der Lesestoff muss ja reichen für den Monat.
Mir ist bei dem Gespräch mit René noch einmal sehr klar geworden, wie wichtig es ist, dass wir in Deutschland (noch) einen Journalismus haben, für den der Pressekodex nicht nur irgendein abgehobener Anspruch ist. Es geht um Wahrhaftigkeit, Fairness, Integrität, Unabhängigkeit und Verantwortung. Gerade, wenn immer mehr falsch gespielt wird in den Sozialen Medien, wenn Fake News lanciert werden, wenn gelogen wird, dass sich die Balken biegen, wenn beispielsweise eine Juristin, wie gerade geschehen, völlig grundlos diffamiert wird, muss der Anspruch sein, sehr genau und sehr klar auf der anderen Seite zu stehen.
Die Diffamierung der Öffentlich-Rechtlichen und auch privater seriöser Medien als Lügenpresse ist ja Teil einer übergeordneten Strategie. Es geht im Grunde darum, die Wahrheit zur Glaubensfrage zu machen. Und dann wird irgendwann vieles sagbar und denkbar. Bitte nicht darauf hereinfallen! Julian Reichelt ist beispielsweise kein seriöser Journalist und sein Nachrichtenportal Nius ist auch kein Nachrichtenjournal, sondern eine Sammlung ausgewiesenen Schwachsinns. Das Internet ist voll mit diesem Mist und auch die Social-Media-Kanäle werden momentan regelrecht geflutet. Man sollte bestenfalls einen großen Bogen um all das machen. Und man sollte den Mut haben, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen. „Sapere aude!“ Immanuel Kant lässt grüßen. Den eigenen Verstand einschalten, das heißt gerade nicht, sich aus irgendwelchen zusammengewürfelten Desinformationen eine eigene Wahrheit zu kreieren, sondern sich tatsächlich gut zu informieren. Das geht in den seriösen Medien (aka Lügenpresse).
