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Atemberaubende Bergketten und glitzernder Schnee, ein kleines Dorf unter einem winterlichen Nachthimmel – eine Idylle, die nur schwer zu stören scheint. Außer natürlich durch die Leiche, die an ihrem gebrochenem Genick vom obersten Punkt der örtlichen Skischanze hängt.
Lars Menz‘ Thriller-Debüt „Die Schanze“ hüllt die kleine Gemeinde zu Fuße der Alpen in eine bedrohliche Atmosphäre, in der jeder und jede des Verbrechens schuldig sein könnte. Niemand scheint ohne Geheimnisse zu sein. Ärztin Ellen Roth kehrt nach vielen Jahren mit einem gebrochenen Herzen in ihre Heimat zurück, und sieht sich direkt in den Mord verstrickt – denn das Opfer ist ihr nicht unbekannt. Während bei Ellen alte Wunden aufgerissen werden, die sie ihre Rückkehr schon bezweifeln lassen, sieht der Journalist Merab in dem Fall seine Chance auf die große Story, die seinen Weg raus aus dem kleinen süddeutschen Dorf öffnet. Gemeinsam beginnt das Duo Nachforschungen anzustellen. Doch je näher sie dem Mörder kommen, desto näher kommen sie auch Ellens eigener Vergangenheit und deren dunklen Schatten.
„Die Vergangenheit macht uns alle aus,“ betont Lars Menz. „Und sie wirkt sich eben auch auf literarische Figuren aus, macht sie interessant und echt. Ohne eine bestimmte Vergangenheit wird man auch nicht zum Mörder.“ Das Motiv der Verflochtenheit von Erinnerung und Gegenwart begleitet den Autoren schon seit seinem Aufbruch in die Welt der Literatur: „Auch in meinem ersten Roman „Rauschen“ muss der Protagonist sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen, obwohl ihn eigentlich durch seine Diagnose etwas sehr Aktuelles beschäftigt.“ Menz’ Debüt beim Klassenbuch Verlag erzählt von dem Umbruch im Leben eines Mannes, nachdem er mit Multipler Sklerose diagnostiziert wird – ein starker Gegensatz zu seinem neuesten Werk. „Nach dem eher stillen und teilweise autobiografischen Roman brauchte ich einen inhaltlichen und stilistischen Wechsel.“ erklärt der 53-Jährige. „Die Spannung in Thrillern hat mich immer interessiert und bietet als Genre viele Möglichkeiten – schnelle Szenen, handlungsgetriebene Plots. Das Schreiben hat nach dem eher ernsten Thema viel Spaß gemacht.“ Sein Faible für das schriftstellerische Handwerk fand Menz schon als Jugendlicher. Neben seinem Studium in Geografie, Stadtplanung und Politik schloss er auch ein Volontariat ab und arbeitet nun seit Langem in Hannover in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Die journalistischen Hintergründe beeinflussen Menz‘ Ausdruck und Erzählweise: „Mein Stil ist auch im Roman nicht ausschweifend, ich mag kurze, prägnante Sätze.“ Gleichzeitig loben Kritiker*innen den Autoren für seine bildhafte Sprache und die intensive Atmosphäre, die „Die Schanze“ prägt. „Ich habe einen engen, kleinen Ort gesucht, der wenig Ausweg bietet.“ beschreibt Menz seine Wahl für den Schauplatz des Romans. „Ein Teil meiner Familie lebt am Rande der Alpen und daher hatte ich die Szenerie gut vor Augen. Die dortige Schanze wird abends angestrahlt und überstrahlt den Ort. Da entstand die Idee für den Mord und das klaustrophobische Setting.“ Die Titel gebende Schanze stellt dabei den Tatort des ersten Mordes dar, ist aber auch ein Symbol: „Sie beherrscht die Szenerie und bietet gleichzeitig keinen Ausweg. Sie ist der Stachel in der Dorfgemeinschaft: Jeder will hier hoch hinaus, aber es geht nur nach unten.“ Die Charaktere mit ihren Sehnsüchten und Geheimnissen bilden für Menz den Mittelpunkt eines guten Thrillers, auch wenn das Verbrechen die entscheidende Triebkraft hinter ihren Handlungen ist. „Die Figuren interessieren mich am meisten: Wo kommen sie her, warum tun sie, was sie tun?“ erklärt der Autor. „Das Verbrechen bietet den Anlass, die Figuren in Bewegung zu setzen, zu entwickeln und sich mit ihnen zu beschäftigen, sie im besten Falle zum Leben zu erwecken.“ Die Faszination für dem Thriller wird Lars Menz zunächst auch weiterhin begleiten: „Im Frühjahr 2026 erscheint das nächste Buch, erneut beim Ullstein-Verlag. Dieses Mal spielt es aber an der Küste, näher an Hannover dran.“ Das Thriller-Schreiben macht dem Autor einfach Spaß, mit allen düsteren Wendungen und Gänsehaut-Momenten: „Wenn eine spannende Stelle gut gelingt, der Mörder sein Ziel erreicht, ist das beim Schreiben auch ein Erfolgserlebnis.“
Ullstein Verlag, 16,99 Euro, 304 Seiten.
Was kann man sich denn unter Business for Kids vorstellen?
Joachim Wehrmann: Im Jahr 2009 hatte ich die Idee, einen Verein zu gründen, um Kindern in Not zu helfen. Aber nur für Hannover und in der Region. Ich weiß: Es gibt ganz viel Not auf der Welt. Aber es gibt auch sehr viele lokale Bedürfnisse hier in der Region. Ich bin auf dem Dorf groß geworden. Da guckt man erst dort, was man machen kann, bevor man in die Kreisstadt geht. Damit bin ich groß geworden – und so habe ich auch gedacht: Ich muss hier im Bereich bleiben. Von den 20 Leuten, denen ich gesagt habe, dass ich einen Verein dafür gründen möchte, haben dann 16 zugesagt – allesamt Unternehmer. Den Vereinsnamen Business for Kids habe ich spontan ersonnen und alle fanden ihn gut. Bei unseren regelmäßigen Treffen haben wir besprochen, was wir wollen und was nicht. Und letztlich auch genau das gemacht, was wir vorhatten. Natürlich haben wir nach ein paar Jahren nochmals an den Stellschrauben gedreht und geschaut, was nicht ganz so gut läuft. Wir sind also wie ein Unternehmen vorgegangen, diesen Anspruch hatten wir. Dann haben wir ein Event veranstaltet: 100 mal in 100 Stunden rings um den Maschsee laufen. Das brachte uns eine unglaubliche Aufmerksamkeit. Im ersten Jahr hatten wir dann gleich 140 Mitglieder. 2014 haben wir mit dem Bau eines 540 Quadratmeter großen Maschsee-Floßes mit zeitgleich 460 Menschen darauf sogar einen Weltrekord nach Hannover geholt. Business for Kids hatte da schon 400 Mitglieder. In der Spitze haben wir 589 Mitglieder gezählt – das war sehr erfolgreich. Ich bin immer sehr hinter den Mitgliedern hinterher. Denn wenn Du Projekte fördern willst, musst du auch Geld dafür haben. Wir benötigen also möglichst viele Mitgliedseinnahmen. Die lagen dann in der Spitze schon mal bei 40.000 bis 45.000 Euro, plus Sponsorengelder. Im ersten Jahr haben wir so schon über 100.000 Euro verteilt. Aus dem Mitgliederkreis kam dann wiederholt die Frage: „Warum machen wir kein eigenes Projekt?“ Als ich 2019 mit meiner damals 4½-jährigen Enkeltochter in die Schwimmschule gegangen bin, habe ich gelesen, dass 2018 in Deutschland 26 Kinder im Vorschul- und Grundschulalter ertrunken sind. 2023 waren es bundesweit insgesamt sogar 46 im Alter von 1 bis 20 Jahren. Das ist ein gesellschaftliches Versagen. Das geht so nicht. Da müssen wir mehr tun. Und letztendlich sind es die Kinder aus finanzschwachen Haushalten. Ich sage bewusst nicht „sozial schwache“!. Im Vorstand haben wir besprochen, dass wir was tun müssten, um Kindern aus armen Familien zu ermöglichen, dass sie Schwimmen lernen können. Aktuell kostet so ein Kurs 147 Euro. Wir haben uns dann schlau gemacht. Und wer nun eine BuT-Bescheinigung vorlegen kann, zahlt nur zehn Euro. Business for Kids zahlt die Differenz von 137 Euro. Die zehn Euro sind uns gar nicht so wichtig. Aber wenn Menschen gar nichts bezahlen müssen, dann ist ihnen das mitunter auch nichts wert. Im Moment zahlen wir aus Mitgliedsbeiträgen und Sponsorengeldern. Die Firma Rossmann hat kürzlich 10.000 Euro für unser Schwimmprojekt gespendet. Letztes Jahr begleitete uns die Sparda Bank Stiftung dabei, derzeit sind wir für 2026 mit der Bürgerstiftung im Gespräch. Bisher haben schon 1.802 Kinder durch Business for Kids so ihr Seepferdchen- und Bronzeabzeichen erlangt. Und insgesamt haben wir bislang rund 875.000 Euro an Fördergeldern gesammelt für einen positiven Einfluss auf das Leben der Kinder hier
Was waren denn vor den Schwimmkursen die Ziele?
JW: Wir bieten nicht nur individuelle Hilfe. Wir wollen unsere Gesellschaft durch die Unterstützung von Kindern und deren Entwicklung stärken. Denn die Zukunft der Gesellschaft liegt in der richtigen Betreuung und Förderung der Kinder. Dazu gehört sowohl die Hilfe in der Not, als auch die Förderung von Talenten, was ganz wichtig ist. Auf hoher Ebene beispielsweise den Mädchenchor Hannover. Dieser ist weltweit bekannt und reist entsprechend viel. Wenn die Kinder aber in die Schweiz fahren oder nach Vietnam, sind da immer zwei oder drei Eltern, die sich dies finanziell einfach nicht leisten können. Denen helfen wir in der Regel. Da geht mir das Herz auf, wenn ich die höre. Oder auf anderer Ebene: Ein geflüchtetes Mädchen brauchte dringend eine neue Brille, das Amt übernahm aber nur einen Teil der Kosten. Da haben wir gesagt: „Kein Problem, natürlich machen wir das. Das Kind braucht eine Brille.“ Für ein Kinderferienlager haben wir außerdem mal 4.500 Euro bereitgestellt. Jetzt liegt uns gerade ein Antrag aus Uetze vor, da geht es um Hilfe für sogenannte Systemsprenger. Also Kinder, die weit weg von jeder Norm sind, die nur Theater machen … Da werden wir
wahrscheinlich auch unterstützen. Bei Projektanträgen müssen wir bloß immer genau wissen, um was es geht. Bisher haben wir 116 Projekte gefördert, darunter Löwenzahn, die sich um trauernde Kinder kümmern, oder die Klinikclowns, bei denen jetzt alles gut läuft. Vor drei Jahren hatte ich eine Herz-OP – und wer steht an meinem Bett? Die Klinikclowns. Mir sind die Tränen gekullert, so gerührt war ich. Bei drei Projekten habe ich aber auch das Geld zurückgefordert, nachdem wir es überprüft haben. Da wurde es zweckentfremdet ausgegeben. Bei einem gemeinnützigen e.V., der Geld haben wollte, bat ich um die Einnahmenüberschussrechnung. Die Reaktion war: „Die geht Sie überhaupt nichts an!“ Natürlich geht die mich was an! Bei einem eingetragenen gemeinnützigen Verein hat jeder das Recht, Unterlagen einzusehen. Und wir haben ein Finanzamt. Die überprüfen uns regelmäßig. Wenn wir Gelder zweckentfremden, könnten wir Schwierigkeiten bekommen und auch unsere Gemeinnützigkeit verlieren. Deshalb ist das ganz wichtig, sich genau an die Regeln zu halten.
Kommen wir mal zu dir …
Torsten Lippelt: Ich arbeite als Journalist und Pressefotograf für mehrere Verlage in und um Hannover. Vor etwa zehn Jahren habe ich Joachim Wehrmann kennengelernt, als es verschiedene karitative Projekte gab, die von Business for Kids gefördert wurden – auch mit Hilfe von Ikea zum Beispiel, einem der großen Spender. Das fand ich schon sehr interessant damals. Zu Jahresbeginn bin ich nun von ihm angesprochen worden, ob ich nicht Interesse daran hätte, die Pressearbeit mitzugestalten, um das Projekt voranzubringen. Es freut mich, wenn ich dafür nun werben kann. Nicht nur, um zu helfen, sondern auch um selbst etwas für die Gemeinschaft zu geben. Da ich gute Erfahrungen mit den Bereichen gemacht habe, in denen sich der Verein engagiert, habe ich zugesagt. Als mein Sohn noch im Grundschulalter war, begleitete ich als Elternteil seine Klasse zum Schulschwimmunterricht. Und stellte fest, dass zum Schluss immer noch bis zu 30 Prozent aller Kinder nicht Schwimmen gelernt hatten. Entweder weil die Zeit nicht ausreichte oder die Eltern das nicht unterstützt haben. Es kann nicht sein, dass alljährlich Kinder deshalb ertrinken, weil sie nicht schwimmen können. Dazu kommt: Wer aus einem Land stammt, wo das Baden aus Freizeitgründen nicht üblich ist, der hat oft keinen Bezug zum Wasser. Das ist anders als hier in Norddeutschland.
JW: Darf ich das ergänzen? Es sind seit 2015 knapp drei Millionen Geflüchtete zu uns gekommen, darunter ganz viele Kinder. Dem ist das auch geschuldet, wenn die Nichtschwimmerzahlen steigen. Aber es gibt noch andere Gründe: Früher hatten wir alle Schwimmunterricht. Da waren immer zwei Lehrer dabei. Heute tun die sich schwer – aufgrund der Haftung. Wenn irgendeine Kleinigkeit passiert … Lehrer sagen: „Ich kann das gar nicht leisten. Ich kann die Verantwortung nicht für 20 Kinder übernehmen, wenn wir schwimmen gehen. Ich bin Lehrer, aber kein Schwimmlehrer.“ Und dann gibt es auch Anfahrtsprobleme. Die Mühlenberger Schule etwa. Wenn die mit der Straßenbahn zum Schwimmen fahren würden, könnten sie eine halbe oder Viertelstunde schwimmen – mehr nicht. Denen haben wir das Geld für ein Fahrzeug organisiert, damit die mit der ganzen Gruppe dann hinfahren können.
Neben den Schwimmkursen bietet ihr auch die „Bärentreffen“ an …
TL: Events wie das „Bärentreffen“, bei dem Gruppen von Kindern zu Sportveranstaltungen eingeladen werden, stärken den Gemeinschaftsgeist und schaffen Freude bei den Kleinen. Diese Veranstaltungen haben auch Multiplikatoreffekte, indem sie das Bewusstsein für die Arbeit des Vereins fördern. Mein erster Pressetermin war das Bärentreffen, an dem eine Gruppe von …
JW: … 29 Kindern und sechs Erwachsenen …
TL: …vom Sozialwerk Vinnhorst in die ZAG Arena teilnahmen, um sich dort ein Handballspiel von den
Recken anzugucken. Sie bekamen nicht nur einen Fan-Schal geschenkt und waren ganz begeistert, dass sie sich ein Handballspiel angucken konnten, sondern dass sie auch diese ganze Atmosphäre erleben konnten. Wenn 10.000 bis 12.000 Leute in so einer Halle sind und dann alle jubeln und ihre Schals hochhalten – das ist schon eine tolle Stimmung …
JW: Der Eintritt war kostenfrei, pro Schal haben die Recken uns nur fünf statt 15 Euro berechnet. Das war ganz toll und super Bei Hannover 96 waren wir vor ein paar Jahren, das waren sechs Euro. Das war auch super günstig, dort mit den Kindern hinzugehen. Da waren wir insgesamt 40 oder 50. Wobei ich kein Typ bin, der alles umsonst haben will. Ich sage: „Nee, wir zahlen das, alles gut.“ Wir waren mal beim Sozialdezernent der Stadt
Hannover. „Was kann ich für Sie tun“, fragte er. Da habe ich gesagt: „Wir sind mal gekommen, um zu
fragen, was wir für Sie tun können.“ Das ist mir auch wichtig.
Wie verhält sich das denn mit den Zielen von Business for Kids: Geht es alleine darum,
bestimmten Kindern was Gutes zu tun – oder gibt es ein breiteres Ziel, geht es auch um
die Gesellschaft insgesamt …?
JW: Wenn mich jemand fragt, warum ich das mache, dann sage ich: „Komm doch mal mit zum Schwimmen.“ Dann kommen die Kinder, man nimmt denen die Angst, vor dem Tauchen etwa. und wenn sie zum Schluss ihr Abzeichen machen, dann ist das wunderschön. Das sind so Highlights: Dann haben sie das Abzeichen, stehen ganz stolz da, haben absolut leuchtende Kinderaugen … Also mir war es immer ein Anliegen, Kindern zu helfen, etwas Gutes tun. Das geht mir so ans Herz. Und das ist alles unsere Zukunft. Wenn wir die nicht vernünftig betreuen und unterstützen auf ihrem Weg, sondern alle nur unser eigenes Ding machen, dann kann die Welt später nicht funktionieren. Es geht nicht.
Ihr lebt ja nicht nur von Mitgliederbeiträgen, sondern auch von den erwähnten
Sponsoren … und Spenden … Wie läuft es denn da seit 2009. Wie ist da so die
Entwicklung?
JW: Gut. Man muss ja Geschichten erzählen, die ans Herz gehen, um die Mitmenschen zu inspirieren. Und so eine Geschichte erzähle ich dem Sponsor: Ich gehe mit Leuten essen – und dann machen die einfach mit und
schicken Geld. Die Einzel-Mitgliedschaft kostet 60 Euro, Firmenmitgliedschaften 120 Euro … oder nach Ermessen. Porsche ist auch Mitglied bei uns. Als erstmals deren Jahresbeitrag einging, stand da was? 911 Euro! Dem 911er halt angepasst…halt Carrera. Da haben wir uns auch sehr gefreut. Oder Gartenmöbel Ludwig. Denen habe ich die Porsche-Geschichte erzählt. Und dann? Die Firma ist 1932 vom Opa damals gegründet worden, in Hemmingen. Und was kriegen wir? Großvaters Jahr: 193,20 Euro.
TL: Bei Gartenmöbel Ludwig fällt mir ein: Das Interessante ist, dass man teilweise nicht weiß, ob nicht bei einer Veranstaltung, die relativ wenig Geld über die Spendensammlung selbst einbringt, trotzdem Multiplikatoreffekte eintreten. Weil halt viele Leute dabei sind und das Projekt so überhaupt erst kennenlernen. Bei Gartenmöbel Ludwig haben wir im Anschluss an unsere aktuelle Mitgliederversammlung mit Ralf Schnoor, dem „Wer wird Millionär“-Gewinner, der in Linden das Café K leitet, ein Table Quiz veranstaltet. Er hatte sich freundlicherweise bereit erklärt, dies ehrenamtlich für den Verein zu machen – und hat auch seine leckeren Pralinen zur Verfügung gestellt. Da waren dann über 90 Gäste, die mitgerätselt haben und so auch an das
Projekt herangeführt worden sind. Die haben den Abend natürlich auch was gespendet, aber das Interessante ist eben der Multiplikatoreffekt, wenn die Leute dann sagen: „Mensch, da war was, davon habe ich noch nie etwas gehört, und das ist eine gute Idee. Da engagiere mich dann selber auch mal!“ Also man kann sowas nicht immer direkt in Euro messen, was so eine Spendenveranstaltung bringt …
JW: Also was wir gemerkt haben: Vor Corona kannten uns ganz viele – und nach Corona: „Noch nie gehört …“ Jetzt haben wir sehr viel Gas gegeben seit letztem Jahr, Veranstaltungen gemacht, dieses Jahr auch schon – und jetzt werden wir wieder bekannter. Hier und da gibt es Rückfragen und es kommt so was wie. „Können wir was zusammen tun?“ Wie mit Ralf Schnoor. Der ist so nett, das ist so ein freundlicher Mensch. Man muss einfach freundlich sein zu den Menschen und dann kriegt man auch Freundlichkeit zurück. Ich mache
sehr viel im Verein und dafür danke ich meinem Vorstand: Wenn ich ihn brauche, ist er sofort da. Und es ist sehr harmonisch bei uns insgesamt. Es gibt auch mal Reibereien, aber alles auf einer guten Ebene. Wenn wir Vorstandssitzung machen, essen wir immer zusammen. Und wenn man zusammen isst und redet, ist das immer gut. Und zusammen essen mit den Menschen ist auch toll.
Wer euch unterstützen möchte, der müsste spenden?
JW: Ja, bitte. Wir hatten mal vor Jahren in der Ernst-August-Galerie einen Stand. Zu uns kam jemand, der machte sein Portemonnaie auf – und darin war nur ein einzelner 5-Euro-Schein. Dem hätte ich fast gesagt: „Bitte behalten Sie Ihr Geld, Sie brauchen es selber.“ Ich habe es angenommen und das war die schönste Spende, die ich je bekommen habe. Der wollte das geben, von ganzem Herzen. Das hat mich sehr angerührt. Der Verein arbeitet auch aktiv daran, neue Mitglieder und Sponsoren zu gewinnen, um seine Projekte zu finanzieren.
TL: Wir freuen uns, wenn Mitglieder auch aktiv dabei sind, beispielsweise wenn für eine Veranstaltung etwas vorzubereiten ist. Dann kann es nicht schaden, wenn man jemanden hat, der mal mit anfasst.
Schon seit über zehn Jahren hilft der gemeinnützige Verein Menschen in Hannover, die unverschuldet in eine finanzielle Notsituation geraten sind. Egal, ob eine Mietzahlung im Verzug, die Waschmaschine kaputt oder die Klassenfahrt der Kinder zu teuer ist – die ehrenamtliche Arbeit von Gründerin Stefanie Holm setzt dort an, „wo die bestehenden sozialen Strukturen nicht greifen“.
In ihrer Praxis am Opernplatz hat die Ärztin für innere Medizin immer wieder feststellen müssen, dass viele ihrer Patient*innen am Ende des Monats „weder Geld für ihre Medikamente noch für etwas zu essen übrig haben“. Um ihnen und auch anderen bedürftigen Menschen helfen zu können, hat Holm ein Konzept entwickelt, das direkte Unterstützung ohne große bürokratische Hürden ermöglicht. Über ein Netzwerk so genannter Botschafter*innen, die in der Regel in sozialen Einrichtungen oder Arbeitsagenturen tätig sind, wird der Verein auf Hilfsbedürftige aufmerksam und kann eingreifen. „Wir können unheimlich schnell reagieren. Die Anfragen kommen per Mail und wir können quasi direkt entscheiden, ob und wie wir helfen.“ Die Zustimmung und Ausführung angefragter Hilfen erfolgt innerhalb von ein bis drei Tagen und beläuft sich in der Regel auf Beträge zwischen 50 und 400 Euro.
Ohne die großzügigen Spenden von lokalen Organisationen wäre diese Arbeit von A little help from my friends e. V. nicht möglich. Zuwendungen ab 5.000 Euro aufwärts, wie sie beispielsweise der Lions Club Hannover, die Stiftung Edelhof Ricklingen, die Bürgerstiftung und Diedloff, aber auch das GOP, der spar+bauverein sowie der Rotary Club Hannover-Luisenhof leisten, ermöglichen es dem Verein, jedes Jahr zahlreichen Menschen in Not zu helfen. Durch die ausschließlich ehrenamtliche Arbeit und digitale Anfragenannahme und -abwicklung kommen keinerlei interne Kosten zustande, sodass 100 Prozent aller Spenden an die Bedürftigen geht.
Und das zeigt Wirkung: „Wir hören oft, dass wir den Menschen schon mit relativ geringen Geldbeträgen aus der Patsche helfen konnten. Für viele ist das Signal, dass ihnen neben all ihren Problemen auch mal etwas Gutes widerfährt, noch viel wertvoller als das Geld an sich“, strahlt Holm. „Und genau darum geht es uns: den Menschen, wieder Hoffnung zu geben.“
Weil oftmals nicht nur finanzielle, sondern auch materielle Unterstützung gebraucht wird, hat der Verein nun die Initiative Little Help – Big Circle ins Leben gerufen. „Wir haben eine Liste mit den am häufigsten angefragten Gegenständen gemacht und festgestellt, dass der Bedarf an ganz alltäglichen Dingen sehr hoch ist.“ Dank der neuen Plattform können gut erhaltene Möbel, elektronische Geräte, Fahrräder, Kinderwagen und vieles mehr an jene weitergegeben werden, die sie dringend brauchen. Die Besonderheit liegt auch hier in der direkten Vermittlung. Botschafter*innen koordinieren die Übergabe der Sachspenden und sorgen bei Bedarf auch für den Transport. So wird sichergestellt, dass die Hilfe genau dort ankommt, wo sie benötigt wird, und der Kontakt zwischen Spender*innen und Empfänger*innen zu keinem Zeitpunkt notwendig ist.
Für diejenigen, die sich engagieren möchten, bietet der Verein verschiedene Möglichkeiten. Über Geld- und Sachspenden freuen sich Stefanie Holm und ihr Team immer, da der Bedarf stets groß ist. „Jeder Beitrag hilft. Vor allem regelmäßige monatliche Spenden, zum Beispiel in Form von Daueraufträgen, helfen uns, weil wir damit am besten planen können.“ Interessierte können sich einfach über die offizielle Website des Vereins informieren und sich einbringen. „Wir freuen uns über jede Unterstützung!“
Laura Druselmann
A little help from my friends e. V.
Am Heisterholze 12, 30559 Hannover
E-Mail: helpmyfriendsev@gmail.com
Instagram: helpmyfriends.e.v
Spendenkonto
A little help from my friends e. V.
HypoVereinsbank (UniCredit Bank AG) Hannover
IBAN: DE85 2003 0000 0015 9480 11
BIC: HYVEDEMM300
In diesem Jahr jährt sich der Todestag von Bob Ross zum dreißigsten Mal. Ich bin immer wieder erstaunt darüber, dass es Leute gibt, die noch nie von diesem Kunst-Giganten, dem wahrscheinlich größten Maler des 20. Jahrhunderts,
gehört haben. Vielleicht handelt es sich dabei um schnöselige TV-Verweigerer, vielleicht aber sind sie Bob beim Herumvagabundieren im Fernsehprogramm doch schon mal begegnet, haben ihm dreißig Sekunden zugeschaut, zappten dann aber ignorant weiter. Weil sie sich nicht für die Welt, in der sie leben interessieren. Oder weil sie sich nicht dem gnadenlosen journalistischen Credo verpflichtet fühlen, auf das wir Stadtkind-Autor*innen zu Beginn unsere Tätigkeit eingeschworen werden – mit der Hand auf der Gesamtausgabe der Tagesthemen-Moderationen von Hajo Friedrichs. Das Credo lautet: „Wer, wie, was? Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt bleibt dumm!“
Fürs Protokoll: Ich bin kein Fan der dekorativen Landschaftsmalerei. Ich bin auch kein Fan der nicht-dekorativen Landschaftsmalerei. Mich interessiert Malerei eigentlich überhaupt nicht. Was nicht heißt, dass ich diese Kunstform abwerten möchte. Sie spricht mich einfach nicht an. So wie mich auf kulinarischer Ebene Grünkohl und Spargel nicht ansprechen. Oder die geruchsintensive isländische Vorweihnachts-Speise „kæst skata“ – auf Deutsch auch gerne mal „Gammel-Rochen“ genannt. Es handelt sich dabei tatsächlich um verfaulten Fisch. Die Isländer lassen den Rochen vergammeln, weil durch die Fermentierung giftiger Harnstoff – den diese Fischart mangels Harnblase im Blut anreichert – abgebaut wird. Nach vier Wochen Fermentation, ist der Rochen dann zwar nicht mehr giftig, stinkt allerdings wie Hulle. Aber wer’s mag … Isländer stoßen zum „kæst skata“ übrigens mit Milch an, vermutlich weil diese die leicht entzündlichen Fäulnis-Gase neutralisiert. Ansonsten würden jährlich am 23. Dezember unzählige Isländer explodieren.
Zurück zu Bob Ross: Bei einem Maler möchte man vermuten, dass seine künstlerische Hinterlassenschaft aus seinen Gemälden besteht. Nichts könnte in Bobs Fall falscher sein. Das Ross’sche Erbe, sein wahres Œuvre, sind nicht seine Bilder, sondern die 403 Folgen der Fernsehserie „The Joy of Painting“, die bis heute rund um den Globus ständig wiederholt werden. In Deutschland kann man sie z.Z. auf ARD-Alpha sehen. In jeder Episode dieses TV-Kunst-Kurses malt Bob mit Ölfarbe ein neues gegenständliches Bild, obwohl seine Technik eher abstrakt ist. Zwar beherrscht er auch alle klassischen Pinseltechniken, vor allem aber ist Bob ein Meister der Spachtelei. Wählt er etwa ein schilfbewachsenes Teichufer als Motiv, so schmiert er zunächst mit einem Spachtel eine amorphe Fläche aufs Bild und kratzt dann flink mit einer Ecke des mit Restfarbe verunreinigten Werkzeugs die einzelnen Halme auf die Leinwand. Aus der Nähe alles Struktur und Muster, aus der Entfernung fast Fotorealismus.
Noch wichtiger als die Maltechnik war für Bobs Schaffen aber seine Stimme. In seinen Sendungen beschreibt er – während er malt – jeden einzelnen Schritt, jeden Pinselstrich und Spachtelkratzer so meditativ und sanft hauchend, dass dieser Sound bei manchen Menschen ein wohliges Hautkribbeln erzeugt. Eine sogenannte „Autonome sensorische Meridianreaktion“, kurz: ASMR. Menschen, die anfällig für dieses Phänomen sind, erleben das Kribbeln wie sanfte elektrostatische Entladungen – von der Kopfhaut über den Nacken bis in den Schulterbereich. Obwohl Bob Ross in der „tinglecommunity“ immer noch als der „King of ASMR“ gilt, gibt es natürlich noch andere Trigger für diese als beruhigend empfundene Körperreaktion: Geräusche wie Haarebürsten, Finger, die über Stoff streichen, das Umblättern von Buchseiten oder fallender Regen. Das Kribbeln kann auch über visuelle Reize provoziert werden. Es gibt YouTube-Kanäle, die ausschließlich ASMR-Videos zeigen.
Apropos visuelle Reizen: Nicht unerwähnt lassen darf man die optische Krönung des Gesamtkunstwerkes „The Joy of Painting“: Bobs dunkelblonder Fake-Afro! Diesen ließ er sich jahrzehntelang in regelmäßigen Abständen per Dauerwelle auf den Kopf modellieren. Wie eine Gloriole umrahmt er Bobs Gesicht und verpasst ihm so die Aura eines mittelalterlichen Heiligen.
Und ja, tatsächlich geht es hier zumindest um Para-Religion. Bob Ross re-enactet in jeder Folge den göttlichen Schöpfungsakt: Am Anfang ist nichts, dann nach sechs Tagen respektive neunundzwanzig Minuten ist da eine Welt. Und Bob atmet tief ein sagt mit seiner ASMR-Stimme: Es ist sehr gut.