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Ein offener Brief … an Ralf Stegner und Co.

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Ein offener Brief … an Ralf Stegner und Co.


Lieber Ralf und liebe alle, ganz großartig! So ein schönes Manifest. Und zum genau richtigen Zeitpunkt. Wenn all die nassforschen und besserwisserischen jungen und jüngeren und mittelalten Menschen in Verantwortung den falschen Weg einschlagen, weil sie sich einfach nicht genug mit der jüngeren Geschichte auskennen und verdammt noch mal nicht reden wollen, wenn sie nur alle Krieg wollen und Aufrüstung, dann ist es eine gute Idee, wenn die Altgedienten sich vereinen und mahnende Worte finden.

Du, lieber Ralf, hast auf die Schnelle eine beeindruckende Truppe zusammengetrommelt. 32 x heißt es a. D. in der Liste der ersten, die das Manifest unterzeichnet haben. Und das ist ein Qualitätsmerkmal, denn wer außer Dienst ist, wer keine Verantwortung mehr hat, der hat einfach ein bisschen mehr Muße, sich den Dingen von der Seitenlinie grundsätzlicher zu widmen. Und klar, wer sich grundsätzlicher mit dem Russland-Ukraine-Konflikt auseinandersetzt, der kommt schnell darauf, dass man das alles nicht so einfach schwarz-weiß sehen darf. Ja, Russland hat die Ukraine angegriffen, aber man muss Russland auch ein Stück weit verstehen. Putin hat sich einfach bedroht gefühlt vom Verteidigungsbündnis NATO. Immerhin hat dieses Bündnis 1999 Serbien angegriffen – einfach so, völlig grundlos. Oder gab es einen Grund, den ihr im Manifest vergessen habt? Egal. Die Amerikaner haben jedenfalls ganz viele Verträge und Absprachen gebrochen. So war das. „Einseitige Schuldzuweisungen“ sind also eindeutig zu kritisieren. Die Amis sind auch nicht ohne und manchmal ziemlich böse.

Und wenn das endlich mal allen klar ist, dann kann man doch auch wieder ins Gespräch kommen miteinander. Leonid Breschnew, Willy Brandt, John F. Kennedy, Ronald Reagan, Michail Gorbatschow – sie alle haben miteinander geredet. Und sie haben auf diese Weise friedlich Vertrauen zueinander aufgebaut. Warum soll das jetzt nicht wieder gehen? Donald Trump, Wladimir Putin, Xi Jinping, das sind doch alles total rationale und gutmeinende Menschenfreunde – warum setzen wir uns nicht alle gemeinsam an einen Tisch und reden. Mehr Diplomatie wagen! Statt immer nur Aufrüstung. Und wenn der Wolodymyr Selenskyj nicht wieder so stur ist, sondern ein bisschen realistischer, darf er auch kommen und über die Zukunft der Ukraine mitdiskutieren. Man muss doch jetzt endlich wieder aufeinander zugehen. Verdammt noch mal!

Und es könnte alles so einfach sein. All die Kriegstreiber müssten einfach nur einsehen, dass man Russland nicht schlagen kann. Weswegen es auch total irre ist, der Ukraine immer weiter Waffen zu liefern. Wozu denn? Damit dieser Krieg nur immer weiter geht? Ein Leiden ohne Ende? Das kann es doch nicht sein. Du lieber Ralf, kennst die Russen sehr gut, und du bist dir sicher, dass es für die Menschen in der Ukraine schon nicht so schlimm kommen würde. Keine entführten Kinder, keine Folter, keine Vergewaltigungen, keine Massaker an der Zivilbevölkerung, keine Willkür. Weil die Menschen in der Ukraine ja eigentlich auch Russen sind. Und so etwas tut man doch den eigenen Leuten nicht an. Butscha war bestimmt nur ein Versehen …

Lieber Ralf, es ist gut, dass ihr jetzt so mutig wart, du, zusammen mit dem Rolf und den anderen. Für den Frieden zu sein, das muss man sich heutzutage ja erstmal trauen. Ein wichtiger Schritt. Lasst euch jetzt bloß nicht beirren von all den schießwütigen Idioten à la Carlo Masala. Die wollen diesen Krieg, weil sie ohne diesen Krieg nicht ständig in den Talkshows sitzen würden – ist doch klar. Alle, die nicht euer Manifest unterzeichnen, wollen Krieg. So ist das. Du, und der Rolf, und die Sahra und die Alice, ihr seid die wahren Friedenstauben. Wobei, Sahra und Alice – das war ein anderen Manifest. Da haben wir jetzt was verwechselt.

Foto: StockSnap / Pixabay.com

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