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In Zeiten industrieller Serienproduktion spüren immer mehr Leute den Wunsch nach echter Handarbeit, einem Zeugnis handwerklicher Kunstfertigkeit – einem Unikat. Dabei muss es nicht immer schillernd und pompös zugehen, wie Kerstin Kloses Keramikarbeiten in der japanischen „Raku“-Technik zeigen: Klare Muster, eine schlichte Farbgebung und Formen, die auf ihr Wesentliches reduziert sind, definieren den Gestaltungsstil ihrer Stücke. Seit Sommer letzten Jahres betreibt sie ein Keramikatelier in einem Hinterhof von Hannovers Nordstadt.

Das Wort „Raku“ lässt sich mit „Wohlgefühl“, „Freude“, „Glück“ oder „Ungezwungenheit“ übersetzen. All das empfindet Klose bei der Herstellung ihrer einzigartigen Keramikstücke. Die etwa 400 Jahre alte Niedrigbrandtechnik entstammt ursprünglich dem Kontext der japanischen Teezeremonie. Besonders charakteristisch ist die Brennmethode: Die vorgebrannten, glasierten Keramikstücke werden noch einmal auf ca. 1000° C erhitzt und im noch glühenden Zustand zusammen mit Sägespänen in separate Behältnisse zum Räuchern eingeschlossen. Durch diesen plötzlichen Abkühlungsprozess entstehen feine Haarrisse innerhalb der Glasur, sogenannte „Krakelees“, die sich durch das Räuchern dunkel färben und der Keramik ihre typische Optik verleihen.

Seit 2011 beschäftigt sich Klose mit Keramik. Während ihres Studiums der Architektur hat sie bei sich eine hohe Affinität zum Handgemachten bemerkt – etwa beim Modellbau – sowie den Wunsch, ihre Kreativität künstlerisch auszuprobieren. Bei der Arbeit mit Keramik fing sie gleich Feuer und experimentierte mit verschiedenen Techniken. Besonders die puristische Ästhetik der Raku-Keramik weckte ihr Interesse: „Die archaische Brennweise bildet für mich eine große Faszination. Zum einen spielt bei den Ergebnissen immer ein Moment des Zufalls, der Unvorhersehbarkeit mit. Die versprengten, zierlichen Risse in der Glasur der Gefäßoberfläche sind jedes Mal einzigartig. So bekommt jede Keramik ihr eigenes Gesicht und ist das tatsächliche Gegenteil von Fließbandproduktion.“

Zu ihrem Repertoire zählen unter anderem Gefäße, Schalen, Vasen, Flaschenkorken und Dosen. Die meisten Stücke gehören künstlerischen Serien an, aber auch Einzelobjekte auf Kundenwunsch werden realisiert. Die Herstellungszeit für ein Stück variiert je nachdem, wie aufwendig es gearbeitet werden muss. „Der reine Ausformungsprozess auf der Töpferscheibe oder mithilfe der Plattentechnik kann sogar um die zwei Stunden dauern. Für den Raku-Brand muss ich aufs Land hinausfahren, weil sich so ein offenes Feuer in der Stadt natürlich nicht machen lässt. Mit dem Brennen zusammengerechnet braucht es mitunter vier Stunden, um ein Stück fertigzustellen. Und auch danach sind es immer noch recht empfindliche Objekte.“

Kloses Keramiken sind kein Gebrauchsgeschirr im eigentlichen Sinne. Durch die Niedrigbrandtechnik wird das Material nicht so bruchfest wie etwa Porzellan. Außerdem können die Salze aggressiver Spülmittel die rauchig schwarze Färbung wieder lösen. „Allerdings lassen sich die Schalen und Gefäße gut zum Anrichten von Obst, Antipasti und Snacks oder eben als Teeschalen verwenden. Und auch als reine Deko sind sie ein absoluter Hingucker.“

Wie für so viele Vertreiber von Handarbeitswaren läuft für Klose das Hauptgeschäft über Online-Shops: Auf DaWanda, Etsy und Frau Zimmer erreicht sie Kunden deutschlandweit, aber auch international. Trotzdem ist ihr der direkte Kontakt und das Gespräch vor Ort in ihrem sonnigen Atelier sehr wichtig: „Ich freue mich immer über Besucher und möchte mir in Zukunft auch lokal eine kleine Kundschaft aufbauen.“.

Anja Dolatta

Oberstraße 13A , 30167 Hannover, info@keramikform.de
Weitere Infos unter www.keramikform.de
Öffnungszeiten: Di & Do 15–18 Uhr; Mi 12–15 Uhr und nach Vereinbarung


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