Ventura

Martin hat sich eine neue Gitarre gekauft – Ende der Geschichte. Keine filmreife Gründungsgeschichte, kein whiskeygeschwängerter Beschluss in einer lauen Sommernacht. Die Kinder werden größer, haben andere Hobbys, als mit Papa Fahrradfahren, man hat wieder mehr Zeit und Bock, zusammen Musik zu machen. Weder Kai Schiering, noch Martin Wichary oder Tommy Krammling sind unbeschriebene Blätter in Sachen Musik. Und egal ob Portless, Shimmer oder Terry Hoax – die Quintessenz ist Rock. Gar nicht weiter verwunderlich, aber umso schöner, dass die drei Herren sich nun zu „Ventura“ zusammenge­schlossen haben. Zwei Gitarren und ein Schlagzeug, sowohl beim Singen als auch beim Einstreuen der Basseffekte wechselt man sich ab.

Ist das nicht ein bisschen stressig? „Nein, wir finden das gut, zu dritt zu sein. Das wollen wir auch bleiben“, sagt Kai. Und Matze ergänzt: „Es ist recht angenehm – das mit der Entscheidungsfindung geht viel schneller, genau wie die Einigung über Termine zum Proben.“

Und wie klingt Ventura? Der Einfluss der ge­liebten und geschätzten The Who ist unüberhörbar, genau wie „der gute Teil der Achtziger, der ohne Schulterpolster“. Soll heißen, The Cure, The Jam, bzw. Paul Weller. Aber auch ganz anders. Da trifft dann Tool auf King Crimson und Alice in Chains. Und: „Wir kommen jetzt in ein Alter, in dem man auch mal Blues-Rock spielt!“, scherzen Wichary und Schiering. Aber nicht so Tieftraurigen. Frei nach Mel McDaniel – You can‘t play the blues in an air conditioned room – ist da zu viel Spielfreude dabei.

Ventura sind es realistisch angegangen: Wenn man sich ein, zwei Mal im Monat trifft, ist es dann machbar, ein Set auf die Beine zu stellen, mit dem man eine Stunde das Publikum unterhalten kann? Durchaus. „Es ist ja ganz erstaunlich, was – muss man so sagen – ‚heutzutage‘ technisch alles möglich ist. Wenn man jemanden hat, der sich ein bisschen auskennt, wie Stephan Schillkowski zum Beispiel, dann kann man relativ schnell etwas aufnehmen, das man auch mal jemandem vorspielen kann, ohne sich dafür schämen zu müssen“, sagt Matze Wichary. „Großartig was zusammengeschnitten haben wir da nicht“, erzählt Kai Schiering. „Das meiste waren One-Take-Aufnahmen. Und, klar, die sind recht hilfreich, wenn man sie sich noch mal anhört, um sich zu verbessern.“

Am 25. September spielen die drei Hannoveraner beim Ruby Tuesday im Café Glocksee. Der erste Auftritt und dann gleich vor heimischer Kulisse? Ist die Gefahr da nicht groß, dass die Musik weniger Beachtung findet als die eigene Person, immerhin bewegt man sich seit Jahrzehnten in dieser Szene? Andererseits: Schämen müssen sich die Drei für Ventura wirklich nicht, kein Grund also, die Wirkung erst mal auswärts anzutesten.

Ventura haben sowohl eine Facebook-, Instagram- und YouTube-Seite, wo der geneigte Interessent vorab schon ein bisschen spicken kann. „Die Weichen sind gestellt. Wir haben sogar schöne Fotos – da steht einer BRAVO-Karriere nichts mehr im Weg!“ Bevor es aber zum Star-Schnitt kommt, rocken sie zunächst mal das Café Glocksee. Also vormerken: 25. September, Ruby Tuesday! Hannover hat mit Ventura endlich wieder eine starke Rockband – hingehen und anhören!

Text: UM, Foto: Sabine Mai


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