Tonträger im Mai

Knut Richter Trio: In A Mellow Tone
Der hannoversche Jazzgitarrist und Sänger Knut Richter, in mehreren Formationen nicht nur in der Region unterwegs und bestens bekannt als Meister des Swings, hat die auftrittsarme Zeit genutzt: Mit Joe Dinkelbach am Akkordeon und Peter Schwebs am Kontrabass versammelt er 12 sommerlich leichte Jazz-Klassiker. Ein perfekter Soundtrack für einen lauen, beschwingt-verträumten Abend.

 

 

 

 

 

Trixi Linden: Kosmos Und Kometen
Ihre Songs hat die Band schon pandemiegerecht produziert, bevor sie wusste, dass es mal eine geben würde. Anstelle von Herumfeilerei im Proberaum werden Soundschnipsel verschickt und spontane Reaktionen eingefangen, die dann ihren Weg in den Song finden – oder eben nicht. Das Ergebnis? Zehn knackig-tanzbare Synthpopsongs und die Message von Sängerin Sandra: „Ich komm gut klar, Tatütata“.

 

 

 

 

 

Les Enfants Sauvages: LES
Experimentelle Popmusik mit melancholisch hingehauchtem, leicht angejazztem Gesang und (zu) seltenen krachenden Ausbrüchen: Das Trio aus der Schweizer Sängerin und Pianistin Lena Schmidt, dem Rostocker Gitarristen Marten Pankow und dem Berliner Schlagzeuger Axel Meier bedient auf „LES“ eher die Fans leiserer Töne. Die Lauteren sind hier definitiv das Salz in der Suppe.

 

 

 

 

 

 

Elephants On Tape: Every Structure’s Dislocated
Elektronischen, detailverliebten Dreampop mit viel Herz für Soundfrickeleien und schöne Gitarren plus einen Schuss Melancholie liefert die Band aus Leipzig auf ihrem zweiten Album. Das ist nichts für Hektiker, und man muss sich einlassen auf die auch schon mal etwas ausufernden Songstrukturen. Nicht nur schön, sondern durchaus catchy, die Single „01100010“.

 

 

 

 

 

 

Årabrot: Norwegian Gothic
Kjetil „Tall Man“ Nernes und Karin „Dark Diva“ Park leben mit ihren Kindern auf dem schwedischen Land in einer alten Kirche und machen zusammen als Årabrot wuchtig treibende, düstere Wave-Musik. Auf ihrem 9. Album arbeiten sie mit Lars Horntveth (Jaga Jazzist), dem Cellisten Jo Quail, Tomas Järmyr (Motorpsycho), Anders Møller (Turbonegro) und Massimo Pupillo (Zu) zusammen.

 

 

 

 

 

 

International Music: Ententraum
Grandios albern mit Betonung auf grandios ist der Nachfolger des gefeierten Debüts „Die besten Jahre“ der sprachverliebten Essener Band mit Faible für melancholische Lagerfeuerchöre. Ein verspieltes, psychedelisches und humorvolles Konzeptalbum mit vielen Konzepten. Man kann eine gute Stunde seiner Zeit wesentlich schlechter verbringen als mit diesen siebzehn Songs.

 

 

 

 

 

 

Danger Dan: Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt
Daniel Pongratz aka Danger Dan, bekannt nicht nur von der Antilopen Gang, als Rapper zu bezeichnen, beleuchtet genau eine Facette dieses Künstlers, eine von so vielen, dass man fragen möchte: „Was hat der eigentlich noch nicht gemacht?“ Vielleicht ein Singer-Songwriter-Album? Hier ist es. In elf Klavier-begleiteten Liedern über Liebe, Antifaschismus, persönliche Erlebnisse und das Ankommen und wieder Weglaufen seziert er den Zeitgeist. Die schönsten Momente sind unterlegt von gen Himmel schwebenden Streichern, komponiert und arrangiert von der Berliner Musikerin Mine. Wer bei „Beginne jeden Tag mit einem Lächeln“ fürchtet, dass hier die Kitschgrenze überschritten sein könnte, wird große Freude an der virtuos und maliziös darüber gebrüllten Zweitstimme haben. Ein wunderbares Album zum dran Hängenbleiben und Gespanntsein, was als Nächstes kommt.

 

 

 

 

Fury In The Slaughterhouse: Now
Ein bisschen haben sie geklaut bei Bands wie Biffy Clyro, dafür kommt man 2021, vier Jahre nach dem 30-jährigen Bandjubiläum mit einem frischen, modernen Sound daher und jongliert vielleicht mit den Phrasen anderer, das aber sehr gekonnt. Und wie glaubwürdig wäre es, mit einer Band die zuletzt 13 Jahre mehr oder weniger auf Eis lag, musikalisch das Rad neu erfinden zu wollen? Da ist es allemal sympathischer, sich unter der Regie von Die-Toten-Hosen-Produzent Vincent Sorg ein bisschen frech hier und da zu bedienen, als alte Songs oder gebrauchte Strukturen aus der Schublade zu holen. Das Risiko, hier Fans der ersten Stunde zu verprellen ist überschaubar, macht doch schon allein der hohe Wiedererkennungswert der Stimme von Sänger Kai Wingenfelder „Now“ vom ersten bis zum letzten Song zu einem echten Fury-Album.
 ● Annika Bachem


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