Tag Archive | "2016-11"

Ananas, du Arschloch

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Ananas, du Arschloch


Aus der Rubrik „Stadtkinder bewältigen den Alltag“:

Auf meinem Duschgel steht, dass es nachweislich die Stimmungslage hebt. Das ist toll, aber schreit nach Beweisen! Und was sehe ich da? Ein *Sternchen mit dem Verweis auf das „Institut für angewandte Psychophysiologie“. Das muss eine lustige Studie gewesen sein, mit lauter Frauen in Bademänteln, die von einfühlsamen Psychophysiologen befragt werden: „Na, Frau Schmidt, und jetzt so? Auf einer Skala von Eins bis Zehn?“ Wobei bereits eine kleine Verbesserung von Eins (= Weltuntergang) auf Zwei (= düster) ja schon ausreichen würde für den Hinweis auf der Packung. Was mich jetzt stutzig macht, ist, dass das nur auf der Sorte Zitrone steht. Für Wassermelone und Granatapfel konnte diese Wirkung also nicht nachgewiesen werden? Oder hat einfach das Budget für eine weitere Studie nicht gereicht?

Egal, bleiben wir bei Zitrone, denn ich finde es prima, dass man nach dem Betreten der Dusche mit leichtem Morgengrauen und mittlerem Weltschmerz da mindestens eine Stufe besser wieder rauskommt. Der nächste Tiefschlag lauert nämlich schon an der Kaffeemaschine, die theoretisch das Potential hätte, die Stimmung auf Zehn (=Bombe!) zu heben. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Auffangbehälter von Kapselmaschinen eine Brutstätte für Bakterien sind. Was für ein Skandal! So etwas sagt einem beim Kauf ja keiner! Nach länglicher Abhandlung über Art und Umfang des Bakterienbefalls schloss die Studie damit, eine Gesundheitsgefährdung ginge in der Regel nicht davon aus. Puh. Aber wir wollen nichts verharmlosen, daher an dieser Stelle der dringende Aufruf an Säuglinge, immungeschwächte Senioren und sonstige Gefahrensucher: Trinkt bitte nicht aus dem schleimigen Kapsel-Auffangbehälter, okay? Und danke für diese Studie.

Auf eine weitere, ebenso nobelpreisverdächtige Studie ist neulich meine Schwester im Internet gestoßen. Die Überschrift „Diese Obstsorten sind die schlimmsten“ oder so ähnlich schrie danach, angeklickt zu werden. Und was verbarg sich dahinter? Anstelle von Informationen von gesundheitlichen (oder gar psychophysiologischen) Auswirkungen verschiedener Obstsorten war es eine Untersuchung darüber, welches Obst am meisten nervt, weil es so schwer zu schälen ist. Jahrelang haben wir völlig unvorbereitet Obst eingekauft und uns dann gewundert, dass die Schale so schwer abgeht. Und jetzt kommt es: Das übelste Obst, sozusagen der Vollarsch unter den Früchten, ist der Granatapfel! Ich wette, auch beim Duschen strahlt das karmamäßig irgendwie ab, oder man erinnert sich dabei unbewusst an die Sauerei in der Küche. Daher vielleicht ein so schlimmes Testergebnis, dass es auf der Verpackung verschwiegen werden muss? Ich glaube, wir sind hier einem ganz großen Ding auf der Spur. Nur leider weiß ich die weitere Rangliste nicht mehr, bis auf Ananas, die war vorletzter. Meine Schwester ist tatsächlich der Meinung, mit dem Lesen dieser Studie Lebenszeit verschwendet zu haben, und verweigert die Auskunft darüber, wie die Wassermelone abgeschnitten hat. Das kleckert ja schon ein bisschen beim Zerschneiden und man kann sie sich nicht so im Ganzen reinschieben, wie manche Alphamännchen das mit Äpfeln tun. Die werden samt Kerngehäuse zermalmt, für mein Gefühl, um zu demonstrieren, dass zierliches Herumnagen um den Griepsch echt Zeitverschwendung ist. Ich muss dabei an Pferde denken, möchte ihnen mit flacher Hand einen weiteren Apfel reichen und „Ruhig, Brauner!“ rufen. Ich habe aber auch schon mal gesehen, wie ein Eisbär eine halbe, ungeschälte Wassermelone gefressen hat. Eisbären und Pferde lassen sich die Stimmung also bestimmt nicht vermiesen. Aber die duschen ja auch nicht und ich wette, es hat sie keiner befragt.

Annika Bachem

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Ombeni Ngonyani

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Ombeni Ngonyani


Ombeni Agatha Ngonyani, geboren am Fuß des Kilimandscharo, kam Ende 1984 nach Deutschland. Sie ist mittlerweile Mutter von sechs Kindern und lebt seit 16 Jahren in Hannover. Jetzt hat sie mit „Hörst du mich leise weinen? Auf der Suche nach meinem Glück in Deutschland“ einen in Teilen autobiografischen Roman vorgelegt, der auch eigene Verletzungen und Erfahrungen verarbeitet. Außerdem ist die Wahlhannoveranerin Kinder- und Jugendbuchautorin, leitet Kinder- und Jugend-Workshops und -Yogakurse, ist Musikerin und Producerin. Ihre Themen sind Nachhaltigkeit, Fairer Handel, Kinderarbeit, Integration und Lernen. Vor allem will sie eines: Aufmerksam machen und Mut machen.

Alisha Ngoni, Protagonistin von Ombeni Ngonyanis Roman, ist Teenager, als sie mit ihrem Baby ganz allein von Tansania nach Deutschland zu ihrem Mann fliegt, in den sie sich in ihrer Heimat verliebt hat. Endlich Liebe und Anerkennung erfahren, viele Kinder mit ihm großziehen – das ist ihr größter Wunsch. Denn hinter ihr liegt ein Leben, das geprägt ist von Missbrauch und der Gefühlskälte der eigenen Mutter. Doch der Neustart in einer fremden Kultur ist beschwerlich, das junge Mädchen droht daran zu zerbrechen – aber Stück für Stück erobert sie sich ihr Glück in der neuen Heimat. Ein Buch über sexuelle und psychologische Traumatisierung, über Integration in Deutschland und die bleibende Sehnsucht nach Freiheit und Liebe. Für das Cover hat die Autorin der Figur ihr Gesicht geliehen, und auch der Inhalt enthält – leider – sehr viel Wahres aus der Vergangenheit der heute so lebensfrohen Frau. Beide – Romanfigur und Autorin – haben eine krasse Wirklichkeit erlebt, wie sie viele Frauen auch heute noch erleben müssen. Im Roman geht es zum einen darum, wie man darunter leidet – zum anderen aber auch darum, wie man das Erlebte verarbeiten und hinter sich lassen kann. Schon als Schulkind wollte Ombeni Ngonyani nur schreiben und sich für das Recht der Kinder in Tansania einsetzen. Dies führte zu Konflikten; sie lief aus mehreren Internaten davon, wurde als Minderjährige schwanger und flog endgültig aus dem Schulsystem. Vier Monate später reiste sie mit ihrem Kind nach Frankfurt zu ihrem zukünftigen Mann. Neben ihren erzieherischen Aufgaben arbeitete die hübsche Frau immer wieder in einer Arztpraxis und als Model. Sie schrieb Geschichten und Groß-Vorlesebücher, produzierte Hörbücher selbst und schrieb schließlich ihre Autobiografie.

In Ombenis Geburtsland Ostafrika sagt man: „Wer Mama oder Papa geworden ist, trägt auch Verantwortung für das Wohlbefinden aller Kinder, die auf unserem Planeten leben“. Dieser Verantwortung kommt Ombeni Ngonyani, die sich als Brückenbauerin zwischen Europa und Afrika sieht, nach, indem sie Konzepte zur Integration und Sprachförderung entwickelt. Dabei liest sie u.a. ihre selbst geschriebenen Geschichten sowie traditionelle Erzählungen aus Afrika und bringt Kindern mit und ohne Migrationshintergrund die afrikanische Kultur, aber auch kindgerecht Themen wie Umweltbewusstsein und interkulturelle Gerechtigkeit näher. Mit „Ombeni liest“ hat sie ein Radioformat erschaffen, ist Lesebotschafterin für die „Stiftung Lesen“ und hat für diese Bücher verfasst, von denen sie einige jedes Jahr kostenlos zur Verfügung stellt. Hauptsächlich aber bietet sie in Schulen und Kitas Workshops und AGs zu den Themen Nachhaltigkeit, Fairer Handel und Kinderarbeit an sowie Yoga-Kurse für Kinder (mit und ohne ihre Eltern) von 4-14 Jahren. Über alle ihre Projekte kann man sich auf www.agathangonyani.com und auf ihrem YouTube-Kanal Ombeni TiVi ein Bild machen.

Anke Wittkop

Hörst du mich leise weinen?
Auf der Suche nach meinem Glück in Deutschland
324 Seiten, Philia-Verlag

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Lena Petersen – Kunst, die Räume erfüllt

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Lena Petersen – Kunst, die Räume erfüllt


Lena Petersen ist Künstlerin, Designerin, Illustratorin. Ihr Motto ist: Art meets interior Design – Kunst trifft Inneneinrichtung. Da kann es um Kunst gehen, die den ganzen Raum erfüllt, oder, anders herum, der Raum selbst zum Kunstwerk werden, indem ihn große Wandgemälde verwandeln. Zu ihren Kunden gehören das Berghain in Berlin, Audi, Douglas und Wempe.  

Ihre Stärken sieht die Künstlerin darin, dass sie immer den Raum als Ganzes im Auge hat und sehr empathisch ist: „Dadurch merke ich schnell, was jemand will, was jemand braucht. Meine Arbeit ist außerdem immer nah am Zeitgeist. Ich habe lange in der Modebranche gearbeitet, da war es Teil meines Jobs, Trends frühzeitig vorauszusagen. Es ist wichtig, dass es nicht nur Kunst ist, sondern auch im Entstehungsmoment modern ist. Dennoch verwende ich selbstverständlich auch klassische Elemente – um gleichzeitig die Zeitlosigkeit zu gewährleisten“, sagt die 35-Jährige versiert. Neben der raumfüllenden Kunst arbeitet sie auch in anderen Bereichen, beispielsweise erstellt sie ganzheitliche Corporate Designs (zuletzt für ein Kindermodelabel). Schon mit fünf Jahren wusste die Norddeutsche, dass sie als Künstlerin aktiv sein wollte. Dass sie dennoch erst in anderen Bereichen gearbeitet hat, war bewusst geplant: „Mir war es wichtig, viel zu sehen und mein Auge zu trainieren. Ich wusste, dass ich noch nicht so weit war und wollte möglichst viel Input sammeln. Ich habe beispielsweise in der Oper von Lyon gearbeitet und längere Zeit in Australien gelebt. Seit einigen Jahren arbeite ich jetzt als selbständige Künstlerin – und im Nachhinein erscheint mir der Weg dorthin sehr logisch.“ Als sie Anfang 2015 nach Hannover gezogen ist, hat sie beispielsweise auch sofort Kontakt zu hannoverimpuls aufgenommen. Dadurch dass sie beim drei|v-Wettbewerb gewonnen hat, konnte sie von den guten Coaches profitieren und bekam die tolle Möglichkeit, ihren Visionen eine klare Linie zu geben. Die Gesprächspartner kamen ebenfalls aus dem künstlerischen Bereich, wodurch die Gespräche sehr konstruktiv waren. Kai Schirmeyer, Projektleiter Kreativwirtschaft bei hannoverimpuls über Lena: „Die Art, wie Lena Petersen Räume antizipiert und ihre Ideen punktgenau umsetzt, ist außergewöhnlich. In den Gesprächen hat sie sich außerdem als sehr interessanter Charakter gezeigt, der zielstrebig und fokussiert arbeitet. Es freut uns, dass ihre Auftragslage schon nach kurzer Zeit kaum noch Kapazität für unsere Beratung zuließ. Lenas Kunst bereichert Hannovers Kreativszene – und auch unsere eigenen Veranstaltungen wie Start­Up-Impuls, die sie bereits mit Live-Kunst begleitet hat.“ Gerade zu Anfang hat sie viel live gemalt, beispielsweise während Workshops – was gleichzeitig eine hervorragende Werbeplattform gewesen ist. Deshalb rät sie allen, die künstlerisch tätig sind: „Geht raus mit eurer Kunst und zeigt euch!“ Tipp Nummer zwei für Gründungsinteressierte aus dem kreativen Bereich: „Nutzt Social Media! Gerade im künstlerischen Bereich Tätige trauen sich wenig oder sind demgegenüber skeptisch. Es ist allerdings eine Riesenchance – die ganze Welt sieht die eigene Kunst, ob Australien, China oder Amerika. Es ist zwar richtig, richtig viel Arbeit am Anfang – sicherlich ein paar Stunden pro Tag, aber es lohnt sich. Ich bekomme beispielsweise inzwischen 85 Prozent meiner Aufträge über Social Media – meist über Instagram.“

Lena Petersen
www.lenapetersen.de
hello@lenapetersen.de

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Jan Underwood

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Jan Underwood


Er liebt Musik. Was für eine profane Aussage. Das ist, wie Schalke 04 oder Erdbeerkaugummi zu mögen. Bei Jan Underwood ist das allerdings anders: „Er liebt Musik“ erklärt einen Teil seiner Persönlichkeit. Schon recht früh hat er seine Passion entdeckt, angefangen, Instrumente zu lernen und in verschiedenen Rockbands gespielt. Das hat ein breites Spektrum geschaffen, das Jan im Lauf der Zeit immer mehr erweiterte, wissend, dass Musik eine große Rolle in seinem Leben einnehmen würde …

Irgendwann geriet er in Kontakt mit elektronischer Musik und war sofort infiziert: Psytrance und progressive Sounds faszinierten ihn. Mit 20 Jahren begann er, selbst zu produzieren. Eine Leidenschaft, die bis heute geblieben ist, auch wenn er sich mittlerweile vom Psy weg zum Techno hin entwickelt und dabei seinen ganz eigenen Stil herausgearbeitet hat. Wenn wir über Jan Underwoods Techno reden, dann reden wir über „Underground-Techno“. In der gängigen Definition heißt „underground“ unserer Tage schlicht, dass ein Künstler weniger bekannt ist und sich keiner großen Basis bedienen kann. Damit allerdings wird man Jan Underwood nicht gerecht. Vielmehr bedeutet „underground“ konkret, dass Jan sich zwar abseits der großen kommerziellen Kreise bewegt, einen Hauch zu weit weg ist vom Mainstream, aber dabei experimentell, fast revolutionär zu Werke geht. Sein Stil? Schwierig zu erklären. Ja, es ist Techno, und es ist fast immer düster. Melodiös, experimentell und progressiv. Fein strukturiert, der Bass sitzt, mal ein wenig minimalistischer, mal ein bisschen schneller. Komplex, aber tanzbar, kontrolliert, aber nicht gefangen. In Jans Musik ist immer etwas Treibendes, Bewegung. Bewegung ist nämlich wichtig und Stillstand absolut zu vermeiden. Viel sehen, viel erleben, heißt die Devise, die Fühler ausstrecken und sich inspirieren lassen.

Im Augenblick sitzt Jan zusammen mit Henning Riez in Hamburg und arbeitet an einem Remix für die Rockband „Egg bites Chicken“ (Roba Music). Sobald der fertig ist und die Feiertage vorbei sind, fliegt Underwood über den großen Teich. Denn Anfang 2017 hat er Gigs in San Francisco, Los Angeles, San Diego und Tijuana, Mexiko. Zwischendurch veröffentlicht er noch mal kurzerhand zwei EPs, eine davon, „Rotor“, auf seinem Stammlabel Uncut Music, und die andere, „The fine Spindel“, auf Physical Techno Recordings. Auch die Kanadier haben Interesse an dem Hannoveraner: So darf er Teil einer Remix-LP sein, die ebenfalls Anfang 2017 von DMT Records veröffentlicht wird. Auf Vinyl – und das ist tatsächlich eine Premiere, denn Vinyl hatte Jan bisher noch nicht.

Wo nimmt man eine solche Kreativität bloß her? Braucht der Mann keinen Schlaf? Jan sagt, er liebt es, mit anderen Künstlern zusammen zu kommen, sich auszutauschen, etwas sowohl mitzunehmen als auch da zulassen, damit jeder von der Kreativität und Inspiration des anderen profitiert.

So arbeitet er seit einigen Jahren mit Sebastian Brutzel zusammen, der genau so ein Tausendsassa wie Underwood selbst ist: Mediendesigner, Künstler, Fotograf, Ideenhaber – und durch den Austausch der beiden entsteht manchmal Magisches. Genau das ist es, was nach all den Jahren noch den Reiz für Jan Underwood ausmacht: Das Produzieren bedeutet für ihn, beflügelt zu sein, abzutauchen, sich auszudrücken und zu verwirklichen. Dem Künstlerischen keine Grenzen zu setzen. Und wenn da doch mal welche sind, sie einfach zu überschreiten.

UM

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Wok‘n‘Joy

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Wok‘n‘Joy


Erst Wok & Roll wie der Stand des (Gründer-)Vaters in der Markthalle, jetzt Wok & Joy – der vietnamesische Ableger in der Königstraße ist kein Imbiss, sondern ein Restaurant. Unter Bast-Lampen (die atmosphärisch auch den bambusbegrenzten Außenbereich aufwerten) strahlen dunkelgrau gestrichene Wände mit Schwarz-Weiß-Fotografien modernen Chic aus. Aus der offenen Küche kommen die landestypischen Köstlichkeiten, fast so zügig und günstig wie im Imbiss – Zeit für einen Geschmackstest im Schnell-Genuss-Restaurant.

Wir beginnen mit einer Champignonbrühe mit Tofu, Brokkoli, Koriander, Frühlingszwiebel und Zucchini. Der leicht seifige, dafür aber nicht ölige Gemüsefond souffliert den übersichtlichen Zutaten bestens, die geschmacklich gut arrangiert sind. Auch bei den gebackenen Weizenteigrollen (aka Frühlingsrollen) sind Geschmack und Knusprigkeit so, wie es sein sollte. Ein unbekanntes Versuchsobjekt, das frisch gedämpfte Hefebrötchen „Mr. Bao Bao“ weist eine dem deutschen Weizen-Brötchen-Inneren ähnliche Konsistenz von hoher Fluffigkeit auf, die eine saftige, schmackhafte Füllung umhüllt. Diese, so verrät uns der schüchterne, niedlich-beflissene Kellner, besteht aus zahlreichen Pilzsorten – ein heilsam-positiver Schock für die Pilzskeptikerin am Tisch und zweifellos der Gewinner unter den Vorspeisen! Der Merlot dazu schmeckt, wird aber abgehängt vom Sunny Sunset aus Zitronengras-Tee mit Limettensaft, Himbeeren und Chia-Samen: Eine süße, fruchtig-erfrischende Alternative unter mehreren Eistees und Shakes, die hier hausgemacht das übliche Blubberwasser ersetzen.

Beim Hauptgang zieht das Xao Xa Ot klar am Bun Nem Ha Noi vorbei. Der bunte Gemüsemix ist, mit frischem Zitronengras und Chili feurig-knackig gebraten, zu recht als scharf gekennzeichnet aber keineswegs aggressiv. Er löst exakt den richtigen Effekt auf der Zungenspitze aus, der von mildem Jasmin-Reis und lecker an Eierstich erinnernden Tofu sanft gelöscht wird. So bewegt ist das zweite Gericht leider nicht: Der Salat und die Frühlingsrollen auf Reisnudeln schmecken recht farblos, Dressing und Sojasauce sind zu dezent, um der Komposition eine ausdrückliche Note zu verleihen, trotzdem sich der Koch mit Röstzwiebeln, Sprossen und Erdnüssen nicht umsonst um kräftige Nuancen bemüht hat. Wahrscheinlich ist das Gericht erst mit der empfohlenen Unagi-(sprich: Aal) Sauce oder mit Rindfleischstreifen geschmacklich komplett. Aber auch fleischlos kann man satt und glücklich werden – vor allem, weil im Magen noch Platz für ein bis drei Desserts ist. Das Tiramisu schmeckt dem einen, die Mango-Minz-Creme der anderen besser, aber als klarer Liebling geht der Tarokuchen hervor. Warm auf einem Bananenblatt serviert, lässt er eine schleimige Konsistenz befürchten – weist aber stattdessen eine festem Grießbrei ähnliche Textur auf sowie eine vanillige, vollmundige Süße. Mit Mangosauce übergossen ergibt sich eine exotische Kreation, die wir zum Überraschungs-Sieger des Abends erklären. Kleines Manko: Dass die Hauptspeisen schon gebracht werden, bevor die Vorspeisen-Teller leer sind, hat einen drängelnden Effekt, der wahrscheinlich beim Mittagstisch (ab 11.30 Uhr und ab 6,30 Euro) angebracht, am Abend aber unnötig ist – zumal besagte Desserts und charakterstarker vietnamesischer Kaffee (mit Tassenfiltern und gezuckerter Kondensmilch zubereitet) zum Verweilen einladen.

Anke Wittkopp

Königstraße 24, 30175 Hannover
Tel. (0511) 34 08 34 18
Öffnungszeiten:
Mo-Fr 11.30-22 Uhr, Sa + So 14-22 Uhr

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Goldschmiedeatelier Herbst

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Goldschmiedeatelier Herbst


25 Jahre Schmuck von Herbst

Seit mehr als 25 Jahren kreiert Harald Herbst in seinem Goldschmiedeatelier fantasievollen und aparten Unikatschmuck für Schmuckliebhaber. Wer angesichts dieses stolzen Jubiläums allerdings einen antiquierten Touch erwartet, der täuscht sich: Ob Trauringe, Broschen, Ohr- oder Halsschmuck, Armreifen oder Ringe – die zum Verkauf stehenden Kreationen des staatlich geprüften Schmuckgestalters sind modern und originell. Vor allem geht der kreative Goldschmiedemeister individuell auf die Wünsche seiner Kunden ein und entwickelt mit ihnen ihren persönlichen Schmucktraum.

schmuck-gebaut-2016-205Die Goldschmiede mit den zwei stattlichen Kapuzinerkresse-Ranken bis zum Ladenschriftzug ist auch im Inneren auffallend schön gestaltet; die lachsroten Vitrinenrahmen laden zum Hinschauen ein und machen neugierig auf den schmucken Inhalt. Dort findet sich ein ständiges Angebot an Unikaten und Kleinserien der Goldschmiedekunst und Schmuckdesign aus Silber oder Platin, in purer Eleganz oder mit Edelsteinen verziert. Zum ästhetischen Empfinden des passionierten Schmuckgestalters passende Objekte anderer Schmuckhersteller (wie aktuell eine Kleinserie aus Carbon mit Diamanten) ergänzen das Sortiment.

In das Goldschmiedeatelier kann man sowohl mit ganz speziellen Vorstellungen als auch nur mit einer vagen Idee kommen: Sich auf die Kundenwünsche einzustellen und gemeinsam die persönlichen Schmuckträume wahr werden zu lassen, liegt Goldschmiedemeister Herbst besonders am Herzen. Nach den üblichen Skizzen nehmen die Kundenideen durch mehrere Zeichnungen weiter Gestalt an, damit Details und Proportionen passgenau abgestimmt werden können. Nach dem ausführlichen Entwurf folgt die Anfertigung – je nach Komplexität ein 2-3-wöchiger Prozess –, bei der neben dem Aussehen höchster Wert auf angenehmen Tragekomfort des schmückenden Geschmeides gelegt wird. Selbstverständlich gehören auch Reparaturen und Umarbeitungen zum Angebot – auch wenn nur einzelne Fragmente vom Lieblingsschmuck, beispielsweise der Oma, erhalten geblieben sind, ist es dem findigen Meister mit den hübschen Ideen und dem Händchen für Edelmetalle eine Freude, um das geschätzte Element herum etwas Neues zu bauen und dieses solchermaßen in eine neue Kreation zu integrieren.

AW

Goldschmiedeatelier Herbst
Podbielskistraße 4, 30163 Hannover
Tel. (0511) 62 27 07
Alle Infos unter www.goldschmiedeatelier-herbst.de
Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10-13 Uhr und 14.30-18.30 Uhr, Sa 10-13 Uhr

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