Tag Archive | "2017-12"

Ein letztes Wort im Dezember …

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Ein letztes Wort im Dezember …


Herr Weil, als Politiker kenne ich Sie ja nun schon eine ziemlich lange Zeit, über Stephan Weil privat haben Sie mir bisher nicht sehr viel verraten. Ich habe mal nachgesehen, wir haben vor Jahren in einem Interview ganz kurz über Ihren Sohn gesprochen. Ich komme auf das Thema, weil ich am Wahlabend Ihren Bruder im Interview gesehen habe – und ich mich darüber gewundert habe, dass ich gar nicht wusste, dass Sie überhaupt einen Bruder haben. Sie lassen sich privat nicht so gerne in die Karten schauen, beziehungsweise trennen das sehr strikt.
Ja, und das wird auch so bleiben. Ich ziehe tatsächlich eine klare Grenze zwischen öffentlich und privat. Zu meinen Freizeitbeschäftigungen kann ich beispielsweise gerne etwas sagen, aber wenn es um meine Familie geht, gibt es keinen Kommentar. In Bezug auf meine Frau und meinen Sohn bin ich mit Informationen sehr restriktiv.

Mit Ihnen wird es also keine Interviews und Fotostrecken in der Bunten geben.
Das will ich gar nicht sagen, aber Fotos von zu Hause oder aus dem Urlaub gäbe es nicht und sicher auch kein Partnerinterview. Letztlich muss man das differenziert betrachten: Wer ein öffentliches Amt anstrebt, wer gewählt werden möchte, der wirbt um Vertrauen. Und ob man Vertrauen bekommt, das hängt nicht nur mit den politischen Positionen zusammen, sondern auch mit der Persönlichkeit, mit dem Charakter. Darum gibt es bis zu einem bestimmten Grad durchaus auch eine Art Offenbarungsverpflichtung. Ein Politiker sollte authentisch und ehrlich sein. Aber es gibt eben einen Unterschied zwischen dem öffentlichen Raum und dem privaten Raum. Und auf diese letztgenannte Unterscheidung lege ich großen Wert.

Frau Merkel macht das ja seit Jahren ganz ähnlich, diese strikte Trennung und die Wiederholung der immer gleichen Geschichten von der Brotsuppe, die sie so gerne isst.
Ja, und ich trinke hin und wieder mal ein Bier, gehe zum Fußball und jogge gerne.

Aber bei Ihnen stimmt’s.
Ich glaube, dass das auch bei Frau Merkel stimmt. Im Ernst, ich mag politisch nicht oft ihrer Meinung sein, aber die Art und Weise, wie sie mit der Trennung von öffentlich und privat umgeht, ist für mich vorbildlich.

Apropos Vorbild: Frau Merkel hat gerade eine ganze Weile Große Koalition hinter sich. Sie haben jetzt fünf Jahre vor sich. Bei Ihnen ist diese Große Koalition allerdings alles andere als ein Herzenswunsch.
Nein, das ist sie nicht und daraus habe ich auch nie einen Hehl gemacht. Ich hätte die Arbeit mit den Grünen sehr gerne fortgesetzt. Aber die Wählerinnen und Wähler haben das anders entschieden. Es war wieder sehr knapp, aber diesmal ist der Ball eben auf die andere Seite vom Netz gefallen. Ich hätte mir auch gut eine Ampelkoalition vorstellen können, der hat sich allerdings die FDP konsequent verweigert. Und so haben wir nun die Große Koalition. Wir haben jetzt eine gemeinsame Verantwortung für dieses Land.

Was sagen Sie zur Haltung der FDP?
Ich begreife sie nicht, bis heute nicht. Aber ich bin nicht der Vorsitzende der FDP, sondern der SPD und muss mir glücklicherweise nicht den Kopf über die Liberalen zerbrechen. Die FDP wird es allerdings in den nächsten Jahren nicht leicht haben. Wir haben im Landtag eine sehr große Koalition und eine zersplitterte Opposition. Die FDP ist fast eingeklemmt zwischen der AfD und den Grünen. Ob sie sich dort wohlfühlen wird, da erlaube ich mir mal ein Fragezeichen. Aber die nächsten Jahre werden das zeigen.

So richtig verstanden habe ich das klare „Nein“ auch nicht, zumal sich die FDP Jamaika hätte vorstellen können. Also auch eine Zusammenarbeit mit den Grünen. Aber nicht in der Ampel. Schon ein bisschen schräg.
Ja, das passte alles nicht wirklich zusammen. Aber wie gesagt, das ist jetzt vergossene Milch.

Ist die Gefahr bei so einer Großen Koalition im Land nicht, dass es drei Jahre gut geht, man die beiden letzten Jahre dann aber schon abhaken kann, weil es bereits wieder in den Wahlkampf geht?
Ich hoffe nicht. Es gibt, das muss man auch gar nicht schönreden, Risiken und Nebenwirkungen bei einer Großen Koalition – und gerade bei einer derart großen Großen Koalition. Eine Dreiviertel-Mehrheit im Landtag für die Regierungsparteien, ist wohl auch kein Idealzustand für eine Demokratie. Darum werden wir auch im Konsens mit der CDU die Minderheitsrechte stärken. Wir können kein Interesse daran haben, dass es im Landtag langweilig wird. Wir wollen in der Großen Koalition nicht zu behäbig werden. Und wir müssen natürlich ab jetzt auch tatsächlich gut zusammenarbeiten und uns nicht nur wechselseitig misstrauisch beäugen. Ich bin da im Grundsatz optimistisch. Auf der anderen Seite sehe ich aber auch deutliche Chancen. Wir können Themen angehen, die in anderen Konstellationen nicht machbar wären. Niedersachsen kann davon profitieren und sehr stabil und sehr erfolgreich durch die nächsten Jahre kommen.

Die Große Koalition stand sehr schnell, das Vertrauen wird sich wahrscheinlich erst allmählich einstellen, nach den Jahren der sehr harten Konfrontation im Landtag.
Dass die beiden großen Parteien in Niedersachsen nach 47 Jahren nun wieder zusammenarbeiten, kann für die
politische Kultur in Niedersachsen nur positiv sein. Wir können die Schützengräben verlassen. Beide Seiten haben sich erkennbar vorgenommen, es miteinander zu versuchen. Und guter Wille hilft. Aber Vertrauen entsteht natürlich nicht von jetzt auf gleich, das wird wachsen müssen.

Wird man von Ihnen persönlich künftig mehr hören zur SPD im Bund? Werden Sie sich mehr einbringen?
Ich habe mich auch in den vergangenen Jahren immer wieder eingebracht – wenn auch nicht immer lautstark. Und natürlich werde ich das auch weiterhin und sogar verstärkt tun. Die SPD auf Bundesebene ist wirklich in einer schwierigen Situation und ich sehe mich durchaus in der Pflicht, meinen Teil dazu beizutragen, dass meine Partei aus dieser schwierigen Lage wieder herausfindet.

Es gibt ja momentan so eine Art Richtungsstreit. Die einen ziehen und drängen nach links, die anderen wollen noch mehr die Mitte besetzen. Auf welcher Seite stehen Sie?
Auf gar keiner. Ich will Ihnen das gerne erklären. Die SPD ist erfolgreich, wenn sie bodenständig und bürgernah auftritt und sich ganz konkret als „Kümmerer“ präsentiert. Und eine erfolgreiche SPD ist interessant und attraktiv für die Menschen. In Niedersachsen hat die SPD ungefähr 250.000 Stimmen neu hinzugewonnen, die kamen von den Nichtwählern, von den Grünen und von der Union. Es ist uns gelungen, vielen Menschen zu vermitteln, dass wir uns kümmern. Und das ist nicht nur ein Eindruck, sondern eine Tatsache. Wir stehen nicht über oder neben der
Gesellschaft, wir sind ein Teil der Gesellschaft in Niedersachsen. Mittendrin. Und das wünsche ich mir auch für meine Bundespartei.

Bei der Bundes-SPD gab es nun auch einige Stimmen, die gefragt haben, ob Gerechtigkeit denn nun wirklich das richtige Thema gewesen sei.
Gerechtigkeit wird sicher weiter ein ganz zentrales Thema und ein wichtiges Standbein der SPD bleiben. Aber auf einem Bein kann man eben nicht stehen. Die SPD hat eine große wirtschaftliche Kompetenz, die müssen wir überall in Deutschland stärker herausstellen. In Niedersachsen haben wir nicht nur signalisiert, dass wir ein Interesse an einer erfolgreichen Wirtschaft haben, sondern dafür auch einiges in Gang gesetzt. Auch das hat sich in den Ergebnissen der Landtagswahlen ausgezahlt. Ich habe mich gefreut darüber, dass mir als SPD-Kandidaten eine höhere wirtschaftliche Kompetenz beigemessen wurde als meinem CDU-Mitbewerber. Das ist selten der Fall. Im Grunde ist das aber nichts Neues, das war bereits eine Grundregel von Gerhard Schröder in den 90er Jahren. Darüber hinaus empfehle ich meiner Partei beispielsweise, ein gutes und belastbares Konzept für eine tiefe Strukturreform in unserem Gesundheitswesen zu entwickeln. Es kann nicht sein, dass Pflegekräfte derart schlecht bezahlt werden, dass sie sich mit Paralleljobs über Wasser halten müssen. Oder dass in den Krankenhäusern Pflegenotstand herrscht und am Ende auf einer Station nachts eine Pflegekraft für 40 Menschen verantwortlich ist. Das ist unzumutbar für alle Beteiligten. Das gehört für mich ebenso zum Thema Gerechtigkeit, wie beispielsweise eine gute Bildungspolitik.

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The Wild Geese Irish Pub

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The Wild Geese Irish Pub


Nach dem Irish Pub in der Asternstraße hat im Oktober der zweite hannoversche, insgesamt vierte und bisher größte Wild Geese Irish Pub am Raschplatz seine Tore geöffnet. Auf zwei heimelig eingerichteten Etagen erwartet Irland-Fans neben klassischen Stouts, Ales und Ciders eine große Auswahl an Craft-Beer, Whiskeys und hausgemachten irischen Gerichten. Die Pub-Atmosphäre wird durch Live-Acts, Quiz-Nights und Karaoke-Partys belebt.

Es ist geschafft! Im Glaskasten direkt neben dem CinemaxX findet sich nun ein stilechter Irish Pub – mit ganz viel dunklem Holz und Grün, bunten Schmuckfenstern, messingfarbenen Handläufen und weiterem irisch anmutenden Interieur. Das Team um Pepe (José Bernardo) Sánchez García-Cubas, Geschäftsführer des neuen Wild Geese und Mexikaner mit Vorliebe für die keltische Kultur, hat ganze Arbeit geleistet. Hauptmerkmal ist die übergroße Auswahl an Getränken, von denen jeder trinkfreudige (Nicht-) Ire schwärmen dürfte: Hier gibt es 16 Biere vom Hahn, fünf davon sind Craft-Biere von Ireland Ohara´s Brewery, Red Rebel und Crazy Mick. Whiskeytrinker werden mit über 70 Sorten aus Irland und Schottland beglückt, 10 gute Ginsorten stehen im Regal und im Hintergrund läuft irische Musik. Die dürfte sogar etwas lauter sein, denn die Wild Geesler können ruhig noch etwas mehr auf die heitere Pubstimmung setzen. Ab 21 Uhr ist dienstags Quiz- und mittwochs Karaokeabend, von Donnerstag bis Samstag gibt’s Livemusik aus den passenden Bereichen Folk, Traditional und (Pop-) Rock – da schmeckt das Ale gleich nochmal so gut.

Wir schwenken nach dem starken Stout Murphy’s Port lieber zum leichteren Newcastle Brown Ale und Strongbow Cider um und widmen uns der Karte, die wie eine Zeitung aufgebaut ist. Vorsicht: Man sollte, will man nichts übersehen, alle Seiten genau studieren, da sich in auf den ers­ten Blick gleich aussehenden „Rubriken“ verschiedene Speiseneinträge verstecken. Gleichbleibend angeboten werden Hamburger (aufgepeppte Klassiker mit Angusfleisch, Schwarzbrötchen und Whiskey-Zwiebeln bis Vegan Burger mit Quinoa-Gemüsepattie und Baked Beans), Ofenkartoffeln, Salate, Sandwiches und ein ordentliches Sortiment an Snacks wie Cheddar Meat Balls, Cheddar Bacon Fries, Pepes Nachos und mexikanisches Chili con carne. Irish Fish and Chips läuten die irischstämmigen Hauptgerichte ein, gefolgt vom Dry Aged Entrecôte Steak vom irischen Angus Rind mit Irish-Whiskey-Pfeffer-Sauce.

Wir trauen uns aber an das Irish Stew und den Cottage Pie heran – und werden überrascht. Beides sind mitnichten „typische“ Pubessen, sondern fallen positiv aus diesem Raster. Handwerklich auffallend gut gemacht.  Fleisch und Gemüse im Stew haben eine angenehme Konsistenz, die Senfvinaigrette auf dem Salat ist lecker, das Baguette mit Knoblauchöl angebraten und die schön mit Stout Beer eingekochte Sauce gefällt uns ebenfalls, auch wenn die Bitternote den eigentlichen Bratengeschmack etwas in den Schatten stellt. Vor allem der Cottage Pie ist eine runde Sache: Auf dem mit knackigen Möhren, Erbsen, Zwiebeln und Salbei angereicherten Hack schichten sich harmonisch ein locker-sämiger Kartoffelstampf und Cheddarkäse, die obendrauf gegebene Sour Cream steuert eine leichte Frische bei – eine wirklich nette Kreation. Nur etwas „wilder“ dürfte das Wild-Geese-Küchenteam noch würzen bzw. salzen, aber man kann hier durchaus sehr gut auch zum Essen einkehren – und natürlich auf ein gepflegtes Feierabendbier. In diesem Sinne: Slaínte agus bain sult as (Prost und lass es dir schmecken)!

Nächster Music Act: Am 9.12. ab 20 Uhr, Paddy Schmidt von der Folk-Rock-Band
Paddy goes to Holyhead, der Eintritt ist frei!

The Wild Geese Irish Pub
Raschplatz 6
30161 Hannover
Tel. (0511) 38 89 06 60
www.wildgeese.de

Öffnungszeiten:
Mo-Mi 17-1 Uhr, Do 17-2 Uhr, Fr 17-3 Uhr,

Sa 14-3 Uhr, So 14-24 Uhr

Text und Fotos: Anke Wittkopp

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Hartmut El Kurdi

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Hartmut El Kurdi


Hartmut El Kurdi, 53 Jahre alt, schreibt mal für Erwachsene, mal für Kinder: Theaterstücke, Prosa, Hörspiele und Kolumnen (unter anderem für das Stadtkind, die TAZ und das Kindermagazin der ZEIT: ZEITLeo). Außerdem ist er als Theaterregisseur, -darsteller, und Musiker tätig. Seit 2009 lebt er mit Frau und Tochter in Hannover, wo auch sein neuestes Kinderbuch spielt: „Ein Dings namens Schröder“ ist eine originelle, witzige und charmante Weihnachtsgeschichte, die sich um einen weiblichen Engel namens Schröder dreht, der einen Streit an Heiligabend schlichten soll – dann aber Gedächtnisverlust hat und gar nichts mehr von seinem Auftrag weiß.  

Die Geschichte beginnt mit einem Familien-Klassiker: Es ist Weihnachten, der Baum wird aufgestellt – und es gibt Streit. Schröder, der Weihnachtsengel, wird geschickt, um diesen Streit zu schlichten, hat aber einen Unfall mit dem Motorroller, verliert deswegen das Gedächtnis und weiß gar nichts mehr: Nicht dass sie ein Engel ist, nicht dass sie einen Auftrag hat. Das Mädchen Lilly, die Hauptfigur, wird bei dem Unfall fast angefahren und nimmt den verwirrten Weihnachtsengel mit nach Hause, zu den immer noch zankenden Eltern. Dort fällt Schröder ganz langsam wieder ein, was sie da eigentlich soll. Schließlich gelingt es ihr doch auf unkonventionelle Art, den Streit zu schlichten. Soweit die Ursprungsidee, die El Kurdi vor Jahren für eine Kurzgeschichte entwickelte, die er im Auftrag der HAZ für deren Weihnachtsbeilage schrieb (damals hieß das „Dings“ noch „Hübner“). Vor drei Jahren wurde daraus ein WDR-Kinderhörspiel, mit Hartmut El Kurdi als Erzähler und der Schauspielerin Anja Herden als Weihnachtsengel (beim WDR benannte man den Engel in „Pawlak“ um). Für die stets liebevoll illustrierte Reihe „Der kleine Roman“ des Tulipan-Verlags hat Hartmut jetzt eine längere Prosaversion der Geschichte geschrieben. Für Kinder ab 6 oder 7 Jahren. Mit der Illustratorin Marine Ludin hat er bereits bei seinem erstes Bilderbuch „Bettmän kann nicht schlafen“ zusammen gearbeitet, weil – so sagt er – ihre humorvoller Stil gut zu seinen Geschichten passt.

„Ein Dings namens Schröder“ spielt in Hannover-Linden, hat also lokalen Bezug. Hartmut wohnt selbst dort und findet es gut, wenn er beim Schreiben konkrete Orte vor Augen hat – etwa die Limmerstraße – , und für die kleinen Leser, die die Straße kennen, ist es sowieso witzig, diese in der Geschichte wiederzufinden. Grundsätzlich schreibt Hartmut für Kinder nicht anders als für Erwachsene: Zwar achtet er darauf,  eine altersgemäße Sprache zu verwenden, auf keinen Fall aber will er die Kinder unterfordern: „Kinder wollen nicht für dumm verkauft werden“. Außerdem sollten Geschichten – und somit auch Kinderbücher – immer auch die Wirklichkeit spiegeln, findet er. Die Realität von Kindern in der Großstadt sei zum Beispiel, dass dort fast 50% der Kinder Migrationshintergrund haben, was aber kaum als Normalität in Kinderbüchern vorkäme. Lillys Freund Karim z. B. ist arabischstämmig, darum wird bei ihm Zuhause kein Weihnachten gefeiert. Das ist ihm eigentlich wurscht. Nur einen Weihnachtsbaum hätte er gern. Aus ästhetischen Gründen. Man könnte vermuten, dass Hartmut hier seine eigenen Kindheitserfahrungen einbringt – witzigerweise ist es aber nicht so. Denn dass er tatsächlich als Kind kein Weihnachten gefeiert hat, lag nicht daran, dass sein Vater Muslim, sondern dass seine Mutter Zeugin Jehovas, also christlich-fundamentalistisch war. Während andere bei der Bescherung um den Baum saßen, schaute der kleine Hartmut alte amerikanische Weihnachtsfilme im TV, in denen oft irgendein Engel auftauchte, der noch dringend irgend etwas zu regeln hatte…. Heute feiert er umso begeisterter Weihnachten. Nur leicht ironisch gebrochen. Gerne mit amerikanischem Kitsch-Plastikbaum.

Text: Anke Wittkop, Foto: © Katrin Ribbe

Die gesammelten Kolumnen für Kinder „Erwachsene verstehen“ aus ZEITLeo, in denen Hartmut das seltsame Verhalten von Erwachsenen erklärt, gibt es für 9,99 Euro als Buchausgabe im Carlsen Verlag. Auf der Bühne kann man ihn aktuell in seinem eigenen Stück „HOME.RUN“ (22.12., 20 Uhr, Cumberland) sehen – und beim Western-Weihnachtskonzert seiner ironischen Countryband „The Twang“ (07.12., 21 Uhr, Mephisto). Das Hörspiel zum Weihnachts-Buch („Ein Dings namens Pawlak“) wird am 17.12. ab 14 Uhr auf NDR Info (in der Kindersendung „Mikado“) gesendet.

Ein Dings namens Schröder
Hartmut El Kurdi, Tulipan Verlag, 64 Seiten,
10 Euro, Infos unter: www.tulipan-verlag.de

Premieren-Lesung zu „Ein Dings namens Schröder“
ist am 10. Dezember ab 15 Uhr im Ballhof Café.

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Stadt Hannover will an Weihnachtsbeleuchtung sparen

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Stadt Hannover will an Weihnachtsbeleuchtung sparen


Aus der Rubrik „Stadtkinder streuen Gerüchte“ …

Ist das nicht wunderschön jedes Jahr? Weihnachten, die herrlich leuchtende, glitzernde Innenstadt. Die stimmungsvolle Beleuchtung in der Fußgängerzone. Herrlich! Das streichelt die Seele in der wintertrüben Vorweihnachtszeit. Aber wo Licht ist, ist immer auch Schatten. Ein paar miesepetrige, weihnachtsmufflige Stinkstiefel haben mal wieder mahnend den Zeigefinger gehoben und an den Stromverbrauch und die damit verbundenen Kosten sowie die schlimmen Folgen für die Umwelt erinnert – denn natürlich wird die Welt letztlich auch wegen der Weihnachtsbeleuchtung in Hannover irgendwann untergehen. Okay, stimmt ja auch alles, irgendwie. Aber so ganz ohne …?

„Ja, ganz ohne!“, ereifert sich ein Rathaus-Politiker und Beleuchtungs-Kritiker, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte. „Mit dieser kolossalen Geld­­verschwendung und Ressourcen-Vergeudung muss nun endlich mal Schluss sein. Wenn es nach mir geht, bleiben die Lichterketten schon in diesem Jahr im Keller. Wir brauchen eine Alternative, und wenn es die nicht gibt, müssen wir ganz verzichten!“ Genau diese Alternative scheint jetzt allerdings gefunden. „Wir arbeiten intensiv an einem Konzept mit Solarleuchten“, berichtet uns ein Mitarbeiter aus dem direkten Umfeld des Oberbürgermeisters, der hier natürlich ebenfalls nicht genannt werden möchte. Auf unseren Einwand, dass es im Winter doch eher selten richtig hell werde, so dass die Lampen sich tagsüber kaum aufladen könnten, erwidert der Beamte froh­gemut: „Bei Regen und üblem Wetter geht ja sowieso niemand gerne einkaufen. Wenn also tagsüber die Sonne scheint, wissen die Stadtbewohner, dass sie sich auf einen Abend mit Weihnachtsbeleuchtung freuen dürfen. Und die Mitarbeiter auf den Märkten wissen, dass sie sich auf viele Besucher einstellen müssen. Wenn sich tagsüber die Sonne nicht zeigt, werden abends halt die Bürgersteige hochgelappt, dann trinkt man seinen Glühwein in den eigenen vier Wänden und spart sich eine nasse und kalte Nacht, die letztlich nur für Erkältungen sorgt. Es gibt eigentlich nur Gewinner!“ Die Umstellung auf die Solarbeleuchtung kann allerdings noch nicht in diesem Jahr realisiert werden, dafür ist die Zeit zu knapp. „Typisch für unser verschnarchtes Rathaus, Weihnachten kommt ja jedes Jahr total überraschend“, meint dazu der Beleuchtungs-Kritiker. „2018 werden sie sich mit der Ausrede aber nicht mehr drücken können.“ Wir stellen fest: Zumindest in diesem Jahr hat Hannover noch alle Lampen an.

UM

 

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Danisch Pur

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Danisch Pur


Passt wie angegossen!

Mit ihrem kleinen Familienunternehmen verkauft Claudia Danisch Bio-Wolle/Seide-Meterware. Unglaublich aber wahr – ihr Onlineshop für den naturbelassenen und nachhaltig produzierten Stoff ist der erste seiner Art in ganz Europa.

Die Idee dazu ist der jungen Mutter gekommen, als ihr Sohn auf die Welt kam: „Ich nähe viel Kleidung selbst. Als unser Sohn geboren wurde, gab es zwar fertige Wolle-/Seide-Kleidung zu kaufen, aber nirgendwo – in ganz Europa! – die entsprechende Meterware. Da mich der Stoff so begeisterte und ich mir nicht vorstellen konnte, die Einzige zu sein, die ihn gerne selber verarbeiten würde, machte ich mich auf die Suche nach einem Produzenten. Schließlich wurde ich bei einer tollen kleinen Stofffabrik fündig, die nur zertifizierte Biostoffe herstellt. Hier werden jetzt die Stoffe nach meinen Vorgaben gefertigt.“

Das besondere an den Stoffen bei Danisch Pur sind grundlegend die unschlagbaren Eigenschaften der Naturprodukte Wolle und Seide – sie sind temperaturausgleichend, selbstreinigend und schützen vor UV-Strahlung. Zudem haben sie einen tollen Fall und Schimmer und können sowohl für Baby- und Kinderkleidung verwendet werden als auch für Sportkleidung, Funktionsunterwäsche und mehr. Darüber hinaus sind sie zertifiziert ökologisch und mulesing-frei – das heißt, dass den Schafen, deren Wolle verwendet wird, nicht einfach ohne Betäubung die Haut am Schwanz entfernt wird, um einem Madenbefall vorzubeugen. Das ist eine weit verbreitete Praxis, die aber von Tierschützern scharf kritisiert wird. Und auch außergewöhnliche Nähprojekte hat Claudia schon mit den Bio-Stoffen umgesetzt, wie sie erzählt: „Die Kleidung für mein liebstes Hobby, den Eiskunstlauf, habe ich komplett aus Wolle-/Seide-Stoff genäht. Ich bin immer wieder fasziniert davon, wie perfekt der Temperaturausgleich funktioniert und wie angenehm der Stoff auf der Haut zu tragen ist. Er wärmt selbst bei Nässe noch – das ist das Besondere an Wolle. Gleichzeitig kühlt mich die Seide ab, wenn mir zu warm wird.“

Und auch die Kunden reagieren mit großer Begeisterung auf die Stoffe von Danisch Pur: „Immer wieder erreichen mich freudige Meldungen von Kundinnen, die von unserem Stoff gar nicht genug bekommen können. Künftig möchte ich noch mehr Farben ins Standardsortiment mit aufnehmen. Darüber hinaus bin ich auch auf der Suche nach anderen hochwertigen Bio-Wollstoffen, mit denen wir unser Portfolio erweitern können“, freut sich die Gründerin. Anderen, die ebenfalls in Betracht ziehen, einen guten Einfall in Form eines Unternehmens umzusetzen, rät sie: „Habt Mut! Glaubt an euch und eure Idee! Baut euch ein Netzwerk auf aus ehrlichen Freunden und guten Beratern und verzagt nicht, wenn der Schwung anfangs ein wenig auf sich warten lässt. Setzt euch beherzt mit Kritik auseinander und nehmt sie als Impulse zur Verbesserung und zur stetigen Entwicklung. Ich bin leider erst recht spät auf hannoverimpuls gestoßen und habe davor versucht, mir alles selbst anzueignen. Dabei gibt es bei hannoverimpuls so viele Hilfen und Möglichkeiten, die mir den Anfang sicherlich erleichtert hätten. Ich rate jedem, sich dort lieber heute als morgen Unterstützung zu suchen. Die Zusammenarbeit ist wirklich großartig.“

Danisch Pur
Claudia Danisch
www.danischpur.de

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Meta

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Meta


Ein Schuss Sixties-Charme, ein wenig Gospel und Folk und eine Stimme, die an Nico von Velvet Underground denken lässt. Der melodiöse, oftmals melancholische Dream Pop der hannoverschen Indie-Band Meta erinnert an hippieske Musikgrößen wie The Mamas & The Papas oder The Beach Boys, und doch ist der poppige Sound alles andere als ein Retro-Imitat. Vielmehr schafft die fünfköpfige Band um Sängerin Franziska Kopsch und Gitarrist Fabian  Bender, auch Benno genannt, ihren eigenen, zeitlosen Stil. Vielschichtig, sphärisch und energiegeladen zugleich.

Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, Meta stammt aus einer der großen Metropolen, so international klingt der satte Sound, den neben Gitarre, Bass, Synthies und Schlagzeug vor allem der schwebende, leicht entrückte Gesang von Franziska Kopsch prägt. Der Vergleich mit Fleet Foxes, Velvet Underground oder Lykke Li liegt nahe, was wenig verwundert, denn diese Bands gehören zu Metas Inspirationsquellen.

Angefangen hat alles mit einem Soloprojekt der ursprünglich aus Berlin stammenden Franziska, die sich schon damals Meta – in Erinnerung an ihre Urgroßmutter – nannte. „Ich programmierte meine komplette Musik am Computer. Somit hatten meine Songs einen elektronischen Anklang“, erläutert die Musikerin den Werdegang der Band. „Über eine Kontaktanzeige in einem Musikerportal lernte ich unseren Gitarristen Benno kennen. Damals wohnte ich gerade in Hamburg, er in Hannover. Ein paar Jahre waren wir als Duo unterwegs. Alle weiteren Musiker – Ole Backhaus am Schlagzeug, Frederik Möhle am Bass und ganz neu dabei Karsten Brudy am Keyboard – holte Benno mit ins Boot, weil er sie von seinem Musikstudium in Hannover kannte. Das sind riesige Musikerkreise, in denen er verkehrt.“ Dass Meta ausgerechnet auf dem Fusion Festival ihr Debüt-Konzert geben durften, ist schon bemerkenswert. „Mit meinem Soloprojekt bewarb ich mich bei der Fusion, bekam eine Zusage und lernte kurz darauf Benno kennen. Da ich mir schon immer eine klassische Band gewünscht hatte und nur aus der Not heraus, weil ich nicht so viele Musiker kannte, meine Songs am Computer geschrieben habe und auch mit diesem aufgetreten bin, war es klar, dass wir beide auf der Fusion als Duo auftraten. Das war sozusagen unser erstes Konzert als Band.“

Die erste EP mit dem Titel „Meta“ erschien im April 2017. Dank eines glücklichen Zufalls geriet die Band an einen erfahrenen Profi, den Produzenten Nicolas Börger, der Keyboarder bei Cäthe ist und unter anderem Das Bo produzierte, und konnte im Hamburger Zwischengeschoss Studio ihre Songs aufnehmen „Wir haben ein paarmal an dem Wettbewerb Krach & Getöse in Hamburg teilgenommen. Darüber haben wir die Initiatorin Andrea Rothaug persönlich kennengelernt, die dort mit ihrem Verein Rockcity Hamburg e.V. ein riesiges Netzwerk an Musikern, Produzenten, Bookern etc. kennt, und die dann den Kontakt zwischen uns und Nicolas herstellte.“

Als besonders eindringliches Element der atmosphärisch dichten Musik erweist sich der sphärische Satzgesang, der nicht nur musikalisch melancholisch daherkommt, sondern auch inhaltlich von tiefen Gefühlen wie Erfüllung, Hingabe, Einsamkeit und Verlustangst erzählt. Franziska erklärt, warum das so ist: „Meine Songs speisen sich aus einer sehr tiefgreifenden Krise, einem Schicksalsschlag, der ein paar Jahre zurückliegt, von dem ich mein ganzes Leben lang zehren kann, was Songinhalte betrifft. Meiner Meinung nach muss Kunst tief gehen, damit sie berührt oder eine Daseinsberechtigung hat, alles andere bringt niemandem etwas … Es ist ja nicht so, dass wir uns der Kehrseite, der Leichtigkeit in unseren Songs, verweigern. Auch die hat ihren Platz und in den Songtexten selbst sind meistens schon die Lösungs- und Heilungsangebote vorhanden. Es dient also meiner eigenen Katharsis. Eine gewisse Grundmelancholie habe ich aber auch mit der Muttermilch aufgesogen. Sie begleitete schon meine Vorfahren – das ist also eine weitere Quelle, derer ich mich für meine Songtexte bediene.“

Dank einer erfolgreichen Crowdfunding-Kampagne Mitte dieses Jahres realisierte Meta nun ihr zweites Video zu ihrem mantrenhaften, dunkel-schönen Song „You, My Dear“. Für den Dreh konnte die Band den hannoverschen Filmemacher André Schlechte und seine Crew gewinnen. Das Ergebnis kann sich absolut sehen lassen. Wer noch nicht in den Genuss gekommen ist, sollte dies unbedingt nachholen: youtube/meta. Alle anderen dürfen sich auf das kommende Album freuen.

Katja Merx

Weitere Infos, Songs und Live-Termine unter: listentometa.com

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