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Ein letztes Wort im November

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Ein letztes Wort im November


Herr Weil, wir führen dieses Interview Mitte Oktober, kurz nach dem letzten Corona-Krisengipfel in Berlin. Die erwartete zweite Welle ist da, wir sind mittendrin, Sie sehen sich nach den Gesprächen mit der Kanzlerin und den Länderchefs bestätigt in Ihrem Kurs für Niedersachsen. Beschreiben Sie doch mal diesen Kurs.
Umsicht und Vorsicht, das ist die Kurzfassung für unseren Kurs. Dass die Zahlen bei uns im Land vergleichsweise immer noch niedriger sind als anderswo, mag auch daran liegen, dass die Landesregierung sehr frühzeitig auf den Wiederanstieg der Infektionszahlen reagiert hat. Zahlreiche der in Berlin besprochenen Maßnahmen finden sich bereits in der niedersächsischen Corona-Verordnung. Wir hatten beispielsweise die Zahl der in privaten Räumen zulässigen Feiernden schon zuvor auf 25 begrenzt und zwar unabhängig von der Inzidenz. Wir wollen insbesondere ältere und vorerkrankte Menschen schützen und den Präsenzbetrieb im Bereich der Schulen und KiTas aufrechterhalten. Außerdem müssen wir es der Wirtschaft möglich machen, sich von den Einschnitten im Frühjahr zu erholen – zumindest da, wo jetzt nicht erneute Einschränkungen notwendig sind.

Was ist aus Ihrer Sicht jetzt besonders wichtig in den kommenden Wochen?
Unser eigenes Verhalten, ganz klar. Wir brauchen in den nächsten Wochen die Rücksichtnahme und die Solidarität aller Menschen in Niedersachsen. Es müssen sich wirklich alle an die Regeln halten, also Abstand wahren, Mund-Nasen-Bedeckung tragen, Hygieneregeln befolgen. Hinzu kommen regelmäßiges Lüften und das Nutzen der Corona-Warn-App. Diese Krise kann Politik nicht allein bewältigen, entscheidend sind die Bürgerinnen und Bürger selbst.

Ist diese zweite Welle die Folge der Lockerheit, die sich bei vielen Leuten in der letzten Zeit im Umgang mit Corona eingestellt hatte? Oder liegt es jetzt einfach an der Jahreszeit?
Es gibt sicherlich mehrere Ursachen. Eine wesentliche liegt in der Tat in den zu vielen Begegnungen unter Alkoholeinfluss beim Feiern. Natürlich spielt es auch eine Rolle, dass wir uns alle jetzt wieder mehr in geschlossenen Räumen aufhalten und weniger im Freien. Da hilft nur Lüften und der Verzicht auf alle nicht unbedingt notwendigen Kontakte.

Für mich gibt es eine zentrale Erkenntnis aus den letzten Wochen und Monaten: Wenn sich alle vorsichtig verhalten und die Regeln beachten, ist so gut wie alles möglich, Leichtsinn rächt sich auf der anderen Seite bitter …
Den Satz unterschreibe ich sofort. Genau das ist der Kurs.

Corona ist anstrengend, Corona stresst, ich sehe, dass in meinem Umfeld viele sehr müde und auch traurig sind. Ein Mittel wäre unter normalen Umständen in der Tat, sich einfach mal kurz in den Arm zu nehmen. Auf diese wohltuende Nähe müssen wir aber momentan weitgehend verzichten.
Tja, alles ist leider aktuell eben nicht möglich. Das Beachten der Regeln bedeutet leider den Verzicht auf etwas, was uns eigentlich ganz besonders wichtig ist: nah beieinander zu sein bei schönen und bei traurigen Ereignissen. Zuspruch und Nähe müssen wir jetzt und in den nächsten Monaten in anderer Form hinbekommen – so gut es irgend geht. Intensive Gespräche kann man auch auf Abstand führen – gegebenenfalls über Skype oder übers Telefon. Auch über den guten alten handgeschriebenen Brief freuen sich Freunde und Angehörige sicher sehr. Sorge bereiten mir – wie bereits im Frühjahr – alte und kranke Menschen in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Sie brauchen eigentlich besonders viel Präsenz und körperliche Nähe und gerade das ist in Zeiten von Corona gefährlich. Wir hoffen, dass wir mit Hilfe von Schnelltests mehr Sicherheit und mehr Begegnungen für alle Menschen schaffen können.
Mittel- und langfristig halte ich die körperliche Distanz für ausgesprochen problematisch, wir Menschen sind einfach soziale Wesen, ohne Nähe geht es nicht. Wie lange können wir das aushalten?
Wir müssen ja auch nicht ganz darauf verzichten, aber wie Sie selbst gesagt haben: Leichtsinn rächt sich ganz schnell.

Wir können aber immerhin einkaufen und essen gehen, wir können Veranstaltungen besuchen, ins Theater gehen, zu Ausstellungen, ins Museum. Es gibt sogar wieder Konzerte. Wie gehen wir denn mit jenen um, die diese Freiheiten durch ihren Leichtsinn nun wieder gefährden? Braucht es noch härtere Sanktionen?
Es stimmt, die Einschränkungen werden noch härter werden, je mehr Menschen in Niedersachsen in leichtsinniger Weise andere gefährden. Ich bin auch für konsequente Sanktionen. Noch wichtiger als Sanktionen ist aber das eigene Engagement: Wer es in seinem Umfeld beobachtet, dass andere sich nicht an die Regeln halten, sollte diese Mitmenschen ansprechen. Das hat nichts mit Denunziation zu tun, das ist ein Ausdruck gemeinsamer Verantwortung.

In Deutschland stehen wir vergleichsweise sehr gut da, trotzdem erlebe ich in meinem Umfeld, dass sich der Optimismus mehr und mehr verabschiedet. Ich kann das ganz gut nachvollziehen. Machen Sie mir doch mal ein bisschen Mut.
Erstens: Bis jetzt haben wir im internationalen Vergleich hervorragend abgeschnitten und übrigens auch Niedersachsen im nationalen Vergleich. Insgesamt haben wir bei allen Schwierigkeiten gute Erfahrungen gemacht. Daran können wir doch anknüpfen, oder? Zweitens: Zusammenhalt macht stark! Wenn wir uns gegenseitig um uns kümmern, geht es uns auch zusammen besser – auch so eine Erfahrung der letzten Monate. Und drittens: Hope is on the way! Die Impfstoffentwicklung macht spürbar Fortschritte und das ist dann wirklich eine Perspektive.

Notwendig ist aus meiner Sicht ja so etwas wie ein Spagat. Auf der einen Seite ist es für die Wirtschaft immens wichtig, dass sich die Leute jetzt nicht zu Hause eingraben, sondern die verbleibenden Freiheiten nutzen, unter Beachtung der Regeln. Auf der anderen Seite ist man am sichersten wohl zu Hause. Das ist unser Dilemma, oder?
Klar, aber so ist es nun einmal. Und im Vergleich mit vielen anderen Menschen auf der Welt geht es uns in Deutschland trotzdem noch ziemlich gut.

Sie machen auf mich immer einen sehr zuversichtlichen Eindruck, bei allen doch sehr akuten Problemen. Verraten Sie mir mal Ihr Geheimnis, wie bleibe ich optimistisch?
Mir hilft es, wenn ich nicht nur auf das schaue, was traurig oder schwierig ist und was schlecht läuft, sondern vor allem auch auf all das, was bei uns gut funktioniert. Anders als in anderen Ländern haben wir einen Staat, der dazu beitragen kann, dass wirtschaftliche und soziale Krisen überwunden werden und ein großes Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger, die anderen helfen. Sie haben sicher auch schon oft den Satz gehört: „Ich habe noch nie so gerne in Deutschland gelebt!“ So geht’s mir auch.

● Interview: Lars Kompa

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… mit Dennis Bohnecke, Direktor GOP Hannover

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… mit Dennis Bohnecke, Direktor GOP Hannover


Dennis, das GOP hat als eines der ersten Theater in Hannover und auch bundesweit den Spielbetrieb schon sehr früh wieder aufgenommen. Bevor du von euren Erfahrungen damit berichtest, erzähl doch mal kurz, wie du Corona vom Beginn der Krise bis heute erlebt hast.
Corona ist auch bei uns im vergangenen März angekommen – leider. Wir hatten am 12. März, das war ein Donnerstag, die Premiere unserer Show „Bang Bang“. Und dann kam Freitag, der 13. Ich weiß noch, dass ich mit Hauke Jagau telefoniert habe, weil ich mich über den aktuellen Stand informieren wollte und wie er die Situation für uns Veranstalter einschätzt. Können wir überhaupt noch spielen am Wochenende? Wir hätten ja bei einer Absage die Gäste kontaktieren müssen, was am Wochenende natürlich besonders schwer ist, weil in der Verwaltung nur eine kleine Mannschaft sitzt. Hauke Jagau hat mir dann gesagt, dass es am Montag Entscheidungen geben würde. Und wir haben gesagt, okay, dann spielen wir noch am Wochenende. Am Samstagnachmittag habe ich dann aber zu Hause gesessen mit einem ganz schlechten Gefühl. Ich habe gegrübelt und bin zu dem Schluss gekommen, dass wir unter den gegebenen Umständen auch am Wochenende nicht spielen dürfen. Ich habe dann unsere Eigentümer-Familie angerufen und geschildert, was ich für ein Gefühl habe. Und ich habe für meine Entscheidungen volle Rückendeckung bekommen, egal wie sie ausfallen. Am Samstag haben wir dann noch zwei Shows gespielt, weil wir die Gäste nicht mehr rechtzeitig hätten erreichen können. Ich bin aber schon vor der ersten Show in den Backstage-Bereich gegangen, gemeinsam mit unserer Künstlerbetreuerin, um alle zu informieren, wohin die Reise geht. Ich hatte mir das vorher genau aufgeschrieben und meine kleine Rede auf Englisch sogar mit Google-Translate kontrolliert, weil ich wirklich genau auf den Punkt bringen wollte, was ich empfinde. Diesen Text habe ich dann vorgelesen und alle hatten Tränen in den Augen. Noch zwei Shows, dann ist es erstmal vorbei, das war die Essenz. Und das nur zwei Tage nach der Premiere.

Für alle Beteiligten ein harter Schlag.
Ja, ganz böse Nachrichten. Unsere KünstlerInnen kommen ja größtenteils nicht aus Hannover, sondern aus aller Welt, bei dieser Show hauptsächlich aus Kanada. Du kannst nicht einfach nach Hause gehen, da stehen ganz andere Fragen im Raum: Was machen wir jetzt, wo sollen wir hin? Am Sonntag haben wir uns dann alle noch einmal im GOP getroffen, das gesamte Haus, die Küche hat die Kühlhäuser geleert, wir hatten ein riesiges Büfett aufgebaut, die offenen Weinflaschen und die angebrochenen Fässer wurden geleert. Das war sozusagen die Lockdown-Party. Aber schon sehr grotesk, weil wir natürlich bereits die Abstandsregeln eingehalten haben, alle saßen einzeln. In einem Theater eigentlich unvorstellbar. Das war ein extrem emotionaler Nachmittag. Unseren KünstlerInnen haben wir gesagt, dass sie erstmal in den Künstlerwohnungen bleiben und dort abwarten können, wie sich das alles entwickelt. Aber auch, dass sie nach Hause reisen können, wenn sie das möchten.

Und dann war Schluss im GOP …
Ja, dann haben wir alles heruntergefahren. Wir haben ein paar Task Forces gegründet, um den Lockdown umzusetzen und übrig waren zuletzt nur die Azubis, drei Festangestellte und ich. Wir sind ja normalerweise ein Team von rund 150 MitarbeiterInnen. Resturlaub nehmen, Kurzarbeit, das waren die Schritte. Wir haben das alles sehr schnell umgesetzt. Und dann sitzt man natürlich in so einem Haus auf heißen Kohlen und grübelt die ganze Zeit, wie man doch wieder spielen könnte. Man telefoniert und diskutiert, beispielsweise mit Knut Gminder, der schon sehr viele Shows für uns entwickelt hat, oder mit Matthias Brodowy. Im Mai und Juni hatten wir ja die Show „Brodowys Broadway“ geplant. Man überlegt, ob das auch mit nur zwei Künstlern funktionieren kann, wir haben diese Konzepte ganz konkret ausgearbeitet. Damit waren wir sozusagen startklar. Aber dann hat sich alles immer weiter nach hinten verschoben und in unserem Fall war es auch noch ein bisschen schwieriger, weil wir uns in diesem Spannungsfeld zwischen Theater und Gastronomie bewegen. Wie legt man das aus? Unser Ziel war, schnellstmöglich wieder an den Start zu gehen. Geschafft haben wir das letztlich mit einer Klage, die wir beim Oberverwaltungsgericht in Lüneburg eingereicht haben. Die wiederum haben es dann gar nicht zur Klage kommen lassen, sondern gleich das Ministerium angerufen und gesagt, dass man sich kümmern sollte – so durften wir wieder öffnen.

Und dieser Weg über eine Klage war unvermeidbar?
Wir mussten erst diesen Weg gehen, ja. Wobei ich auch sagen möchte, dass wir trotzdem mit der Region als oberste Infektionsschutzbehörde stets im guten Austausch waren. Wir hatten immer einen direkten Ansprechpartner und ein offenes Ohr mit schnellen Rückmeldungen. Das alles war einfach zeitweise sehr unübersichtlich, das war dem Föderalismus geschuldet, der zwar eigentlich viele Vorteile hat, aber bei der Situation auch so seine Tücken und Nachteile hatte. Mit der Klage haben wir Klarheit bekommen.

Schon Anfang Juli ging es dann weiter im GOP.
Ja, am dritten Juli hatten wir Premiere mit „Funky Town“, mit unserem Hygienekonzept, das wir vorher über mehrere Seiten ausgearbeitet und bei der Region eingereicht hatten.

Aber mit einer sehr reduzierten Anzahl an Plätzen. Rechnet sich das? Und kommen überhaupt Leute?
Das sind genau die Fragestellungen, mit denen wir uns momentan beschäftigen. Um diese Fragen ging es auch jetzt wieder, als wir entscheiden mussten, ob wir das Wintervarieté und unser Kindermusical machen. Wir haben natürlich gerechnet und rechnen noch, für alle sieben GOPs in Deutschland. Die anderen Häuser sind ja alle größer als wir. Hannover ist mit München das kleinste GOP, München hat 312 Plätze, Hannover 310. Ich glaube, ich habe in meinem Leben noch nie so viele Break-even-Berechnungen gemacht wie in den letzten Wochen. In Hannover sind wir jetzt reduziert auf 219 Plätze und haben eine Auslastung von etwa 70 Prozent zugrunde gelegt. Gleichzeitig bleiben wir teilweise in Kurzarbeit, soweit das möglich ist. Die Personalkosten sind im Varieté-Bereich ja definitiv der größte Posten, hier müssen wir einfach Einschnitte machen. Wenn wir nun diese 70 Prozent erreichen, dann nähern wir uns der schwarzen Null an.

Mit Hannover sind auch alle anderen GOPs wieder an den Start gegangen, oder?
Ja, der Entschluss galt für alle sieben Theater. Und zu dem frühen Zeitpunkt war das für das Gesamtunternehmen ein Wagnis und ein sehr mutiger Schritt. Weil ja Anfang Juli eigentlich noch niemand sagen konnte, wohin die Reise gehen würde. Aber es hat sich unterm Strich gelohnt, wir hatten im Juli und August, und auch im September und Oktober eigentlich sehr positive Monate. Klar, wir sind weit davon entfernt, eine schwarze Null zu schreiben. Die Gruppenbuchungen fehlen, die Firmen, es gibt im Augenblick so gut wie keine Exklusivveranstaltungen. Es reduziert sich momentan wirklich auf die Endkunden. Und in der Gesellschaft gibt es einfach noch eine gewisse Vorsicht und Zurückhaltung. Beim Lokalderby waren neulich auch nur 7.000 statt 10.000 Menschen im Stadion. Das heißt, etwas zu kalkulieren, ist generell schwer.

Diese Zurückhaltung ist ein Problem, oder?
Klar, das ist ein Problem und es ist darum umso wichtiger, für eine möglichst umfassende Sicherheit zu sorgen und ständig dazuzulernen. Bei unserer Premiere mit „Funky Town“, bei der wir auch viel Stadtprominenz und Politik eingeladen hatten, ist unser Konzept zum Beispiel noch nicht vollständig aufgegangen. Vor dem Haus war alles super, im Theatersaal noch nicht. Zumindest aus unserer Sicht. Ich glaube, das Publikum hatte ein ganz gutes Gefühl. Aber uns hat das noch nicht gereicht. Wir haben nach der Premiere die ganze Nacht zusammengesessen vom 3. auf den 4. Juli und das Konzept überarbeitet und Tische und Stühle umgestellt. Wir hatten bei uns ja hauptsächlich Sechser- und Achtertische. Wir haben dann hier am Samstagnachmittag mit einer Kreissäge Tische zersägt und die Seiten nochmal schnell rot nachgestrichen. Das sind unglaublich Bilder, unglaubliche Geschichten gewesen. Und ich habe am Samstagmorgen im Büro gesessen und Gäste abtelefoniert, um sie umzubuchen, weil wir uns entschlossen hatten, die Platzzahl noch ein bisschen mehr zu reduzieren. Am 4. Juli, bei der zweiten Show, ist dann alles 100prozentig aufgegangen und wir waren natürlich unendlich glücklich, weil wir gesehen haben, dass es funktioniert.

Worauf sich die Gäste ja auch verlassen können müssen.
Das ist das Wichtigste für uns in dieser Zeit: Vertrauen. Die Gäste müssen sich bei uns von Anfang bis Ende absolut sicher fühlen. Wenn uns das jemand nach seinem Besuch sagt, ist das für uns momentan eine ganz wertvolle Aussage. Und ich freue mich sehr, wenn ich das in unserer Onlineumfrage immer wieder lese: „Wir haben uns unglaublich sicher und wohl gefühlt und gleichzeitig auch noch willkommen, wir hatten einen tollen Abend.“ Genau das möchten wir erreichen, das hat oberste Priorität. Wenn die Kommentare anders wären, müssten wir morgen schließen. Aber es funktioniert. Und klar, wenn wir wissen, dass es funktioniert, dass unser Konzept aufgeht, dann trauen wir uns auch ein Wintervarieté und ein Kindermusical zu. Dass man sich auf uns gut verlassen kann, scheint sich übrigens herumzusprechen, wir sind sehr positiv überrascht, dass doch so viele Menschen kommen. Vor allem die Samstagshows fühlen sich gar nicht nach Corona an.

Aber eine schwarze Zahl ist trotzdem nicht drin, ihr lebt mit einer möglichst kleinen roten Zahl.
Ja, und man hofft, dass das alles nicht mehr so lange dauert. Glücklicherweise ziehen unsere MitarbeiterInnen voll mit und haben Verständnis für die Situation. Und alle sind ziemlich dankbar, dass wir so schnell wieder an den Start gegangen sind, das war ein sehr positives Signal, auch für die KünstlerInnen, die wir in den Shows beschäftigen. Es ist im Augenblick ein Kampf, wir hangeln uns so durch, aber wir bleiben optimistisch. Vielleicht schaffen wir im November, Dezember schon eine kleine schwarze Zahl.

Was kann denn passieren, wenn die schwarze Zahl ausbleibt die kommenden Monate, wackelt dann das gesamte GOP?
Das GOP insgesamt stand vor Corona auf sehr soliden Füßen und hat immer noch eine sehr solide Basis, die Unternehmensgruppe ist gesund und wir hatten dazu einen schönen letzten Winter, womit auch Bonn kein Problem war. Dort haben wir ja erst vor drei Jahren ein neues GOP eröffnet, diese Investition wird in den ersten Jahren von den anderen Häusern natürlich mitgetragen.

Gab es eigentlich viel Interesse von anderen Theatern? Ihr wart ja schon ein Impulsgeber in der Szene. Wie habt ihr das hinbekommen bei euch, mit welchen Konzepten? Gab es solche Fragen, solche Anrufe – und habt ihr eure Erfahrungen weitergegeben?
Wir waren tatsächlich ein Impulsgeber in ganz Deutschland und wir haben unser Know-how sehr gerne weitergegeben. Ich finde diesen Dialog ganz wichtig. Es geht ja insgesamt darum, dass wir alle in der Kulturszene den Kopf oben behalten und nach vorne schauen, in die Zukunft denken und gucken, was möglich ist. Dass wir mutig bleiben. Vielleicht ist diese Krise in diesem Sinne auch eine Chance. Nämlich die Dinge weiterzuentwickeln und zu hinterfragen, neue Wege zu gehen.

Würdest du dir von politischer Seite jetzt ein bisschen Unterstützung in Sachen Marketing wünschen? Also vielleicht eine Kampagne, die aufruft, die städtischen Kultureinrichtungen zu besuchen?
Ich glaube, das ist für eine Stadt so pauschal ziemlich schwer. Weil so eine Empfehlung natürlich steht und fällt mit den individuellen Hygiene- und Sicherheitskonzepten vor Ort. Und wenn das in nur zwei oder drei Kultureinrichtungen nicht richtig gut funktioniert, fällt das natürlich sofort auf die Stadt zurück. Aber ich fordere sehr wohl, dass die Stadt die Kultur unterstützt und auch als Impulsgeber auftritt. Dass die Politik insgesamt positive Signale setzt. Wobei das auch sehr zwiespältig sein kann. Wenn beispielsweise die Regel zu den 1,50 Metern Abstand in den Theatern aufgehoben wird, dann ist das scheinbar zunächst ein positives Signal. Aber empfinden das auch die Menschen so? Oder waren die mit den 1,50 Metern ganz glücklich? Zerstört man da vielleicht ein Sicherheitsgefühl, das sich gerade erst eingestellt hatte? Solche Entscheidungen sind genau darum sehr heikel. Wir haben uns entschlossen, an den Saalplänen bis auf Weiteres nichts zu ändern, wir bleiben auch beim Wintervarieté bei den 1,50 Meter Abstand.

Dann kommen wir mal zum Wintervarieté und den weiteren Planungen. Auf was genau darf sich das Publikum freuen? Und was hat das GOP in der kommenden Zeit noch im Köcher?
Mit „Funky Town“ sind wir gestartet, „Bang Bang“ läuft momentan, wenn wir dieses Interview führen. Die Show hier doch noch machen zu können, nachdem wir das so abrupt absagen mussten, war übrigens für alle Beteiligten eine sehr schöne Sache. Der Probenbeginn war unglaublich emotional, alle KünstlerInnen sind wieder zurückgekommen in die Stadt des großen Lockdowns, das war schon Wahnsinn. Wunderschön, dass das geklappt hat. Im Anschluss startet am 28. Oktober jetzt „Zauberhaft“, das wird sehr gut laufen, das merken wir bereits im Vorverkauf. Eine Show mit natürlich ganz viel Zauberei, Jan Mattheis führt durch den Abend, es sind viele Zauberer-Kollegen aus der ganzen Welt dabei, dazu gibt’s reichlich Artistik. Und dazu passend startet am 6. November unser Familienmusical „Der Zauberer von OZ“. Darauf freue ich mich ganz besonders, das ist wieder eine Eigenproduktion, Knut Gminder hat Jens Eckhoff von „Wir sind Helden“ ins Boot geholt und die beiden haben da wirklich etwas Großartiges für die Kinder kreiert. Natürlich gibt es auch hier die großen Zaubertricks aus der Hauptshow, wir führen das zusammen, Knut Gminder hat ja auch „Zauberhaft“ entwickelt. Wir werden insgesamt 49 Schulvorstellungen haben und 53 Shows im freien Verkauf, insgesamt werden es über 300 Vorstellungen.

Fehlt noch das Wintervarieté …
Ja, unser inzwischen 17. Wintervarieté, das startet am 21. November und geht bis zum 17. Januar. Und ist in der Orangerie in Herrenhausen nochmal eine ganz eigene Herausforderung. Wir hatten dort immer so rund 500 Plätze, das mussten wir natürlich stark reduzieren. Wir hoffen jetzt auf 300 Gäste pro Abend. Die Show heißt „Beethovens verschollenes Werk“ und ist ein wunderschöner kultureller Abschluss zum Beethoven-Jahr, das ja wegen Corona leider fast untergegangen ist.

Kurz zum Schluss, wie lange muss ein GOP-Direktor momentan täglich arbeiten. Und bist du zwischendurch auch mal müde.
Lange und ja. Corona ist für mich schon ein Marathon, das ist alles auch sehr anstrengend und fordernd, man trifft immer wieder Entscheidungen von unglaublicher Tragweite, man spürt einfach eine große Verantwortung auf den Schultern. Aber wenn es funktioniert, wenn es trotzdem funktioniert, dann beflügelt das sehr. Man muss immer wieder mutig vorangehen, das ist jetzt einfach meine Aufgabe. Brennen! Der Körper liegt mal, und gefühlt schläft er auch mal, aber der Kopf ist eigentlich immer „on fire“. Das ist auch gut so.     ● Lak

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Steinkrug Hotel — Restaurant


Wer – wie wir STADTKINDER – im Deister an der Frischluft wandert oder Fahrrad fährt, der kann das sicher früher oder später aufkommende Hungergefühl in einem historischen Gebäude am Waldrand stillen: Ursprünglich war das Herrenhäuser-gelbe Haus eine Poststation, an der die Kutschen auf dem Weg nach Hannover Halt machten. Die Gaststätte (der nach dem nahen Steinbruch benannt „Krug“) wurde nach und nach durch Anbauten erweitert, die Pläne für einen grundlegenden Umbau erstellte der hannoversche Hofbaudirektor Georg Ludwig Laves. Der Unterbau des Hauses besteht aus den gleichen Quadersteinen wie sie für das Kellergeschoss des neuen Rathauses in Hannover und beim Bau der Oper verwendet wurden, sie stammen aus den Steinbrüchen der Familie Knigge. 1976 wurde der Steinkrug wieder umgebaut und von Grund auf renoviert. Für den gelungenen Innenausbau erhielt der hannoversche Architekt Dr. Peter Grobe damals den BDA-Preis (Bund Deutscher Architekten). Das denkmalgeschützte Gebäude besteht heute aus Jagdzimmer, Kniggesaal, Reiterbar, Poststube und einer Kaffeestube als vorgelagerter Veranda. Das Restaurant im Saal bietet Platz für ca. 120 Personen verteilt auf zwei Ebenen mit Galerie, großem Kamin, schönem hohen Deckengewölbe und bodentiefen Bogenfenstern, die sich bis in die Galerie fortsetzen. Das Speisenangebot wird durch regionale und saisonale Gerichte geprägt, denen die Hausköche einen eigenen Schliff verpassen.

„Jetzt wird es Wild“ – das aktuelle Menü der Saison punktet etwa mit einem Kürbis-Orangencremesüppchen, geschmorter Hirschkeule, Sal-timbocca vom Wildschwein oder Hirschrückenmedaillons sowie klassischen Herbst-Beilagen wie Apfelrotkohl, Wirsing oder Kartoffelklößen (für 29,90 Euro). Auch wenn sich die Taro Roots Wasserbrotwurzel-Suppe spannend und Speisen wie das gebratene Lammkarree mit Ratatouille und Macaire Kartoffeln (für 26,80 Euro) äußerst schmackhaft anhören, wählen wir angesichts der vorrückenden Zeit und dem noch vor uns liegenden Weg aus der corona-reduzierten Speisekarte zwei schnellere Gerichte. Das Tomaten-Mandel-Risotto (für 13,50 Euro) ist pfiffig gemacht mit knackigen, ziemlich scharfen Lauchringen, auf die man immer wieder überraschend beißt. Auch saftige Kirschtomaten, knusprige Mandelsplitter und Kräuter tragen angenehme Überraschungsmomente und willkommene Geschmackskomponenten zum netten Risogericht bei. Weniger positiv ist der Biss auf die Gewürznelke, die man eher in der Brühe als im fertigen Risotto vermuten würde, und auch der Rucola ist nicht nur ein wenig zu salzig geraten. Eigentlich aber ein sehr ansprechendes Gericht, dem man wahrscheinlich noch eine zweite Chance geben sollte.
Das Steinkrug-Schnitzel überzeugt dagegen gleich auf den ersten Bissen mit seinen sautierten Pilzen in einer geschmeidigen Rahmsauce. Mit Speck-Bratkartoffeln für den deftigen Unterton und Salat für die Frischemomente wird eine bodenständige Sache daraus, die schlicht und ergreifend tut, was sie soll: schmecken und satt machen (für 13,90 Euro). Jeden Dienstag kosten dieses und weitere Schnitzel-Gerichte wie Hähnchen-Schnitzel (mit Käse und Tomate überbacken), Cordon bleu vom Schwein mit Tomaten-Chili Sauce oder das vegetarische Gemüse-Schnitzel mit Sour Cream, Bratkartoffeln und Salat nur 9,90 Euro – ein Grund mehr, im Steinkrug an diesem Tag und nicht am Wochenende einzukehren. Samstags und sonntags kann es bei zeitgleicher Belegung durch (Trauer-) Feiern schnell eng für spontane Gastgruppen werden, zu zweit findet sich aber erfahrungsgemäß auf der Galerie noch ein Platz. Zum Weihnachts-Buffet am ersten und zweiten Weihnachtstag von 11-15 Uhr empfiehlt sich die schnelle Reservierung des warmen Plätzchens am offenen Kamin aber unbedingt (inklusive einem Glas Sekt zu Begrüßung kostet das Buffet 42,50 Euro, für Kinder bis 5 Jahre nichts, für Kinder von 6-11 Jahren die Hälfte).
Im Frühjahr und Sommer können sich die zahlreichen Wanderer und Radfahrer, die den
Deister erkunden, wieder großzügig im Biergarten verteilen, denn hier laden 100 Plätzen zum Verweilen ein. Im Grünen, mit Wasserspiel, Schatten- und Sonnenplätzen darf man sich hier über eine Stärkung in Form von Kaffee und frischem (Flamm-)Kuchen, Hähnchen-Wrap oder Krombacher-Schwarzbier-Bowle freuen. Geburtstage, Hochzeiten, Jubiläen, Seminare für maximal 30 Personen im separaten Seminarraum und Trauerfeiern nach einer Beisetzung im nahegelegenen Ruhewald richtet das Steinkrug-Team selbstverständlich gerne aus. Übernachten können die weitgereisten Gäste – oder müdegewanderte Hannoveraner – in einem der komfortablen 11 Einzel- oder 9 Doppelzimmer der 3-Sterne-Kategorie.

● Anke Wittkopp

Hotel Steinkrug
Lindenallee 26
30974 Wennigsen
Tel. 05045 – 91111
www.steinkrug.de

Öffnungszeiten
Di – Fr 17 – 22 Uhr
Sa 12 – 22 Uhr
So 12 – 21 Uhr

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boochen

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boochen


SurferInnen wissen, wofür „boo“ steht. „Blue ocean obsessed“ ist auch Jingjing Qi, als sie 2018, noch während ihres Design-Studiums mit einer Kollegin ihre erste Kollektion nachhaltiger Bikinis unter dem Label boo surfwear auf den Markt bringt. Der Gedanke dahinter ist, Bademode herzustellen, die auch noch sitzt, wenn die Wellen mal etwas höher werden, und gleichzeitig etwas gegen die Vermüllung der Ozeane zu unternehmen. Denn wer bäuchlings auf dem Surfboard durch die Wellen paddelt, und dabei regelmäßig Plastiktüten aus dem Wasser fischt, wird nachdenklich … Inzwischen wurde „boo“ zu boochen, und neben einem international aufgestellten Onlineshop gibt es auch ein kleines, feines Ladengeschäft in der Asternstraße 27.
JingjinFoto: boocheng Qi, die boochen zusammen mit ihrem Mann Dirk Heinemann betreibt, eröffnete den Showroom in der Asternstraße im Juni dieses Jahres. Praktikantin Marielle ist seit zwei Monaten dabei, sie studiert Modedesign und freut sich, ihre Praxiserfahrungen in einem so jungen, modernen und vor allem nachhaltig agierenden Unternehmen sammeln zu können. Aber was ist überhaupt so nachhaltig an diesem Label?
Zum einen ist es der Rohstoff. Für die Herstellung der Stücke hat boochen sich mit Econyl zusammengetan, einem Unternehmen, das Nylongewebe aus Abfällen herstellt, die aus Meeres- und Mülldeponien, Industrieplastik, Stoffresten von Bekleidungsherstellern, alten Teppichen und „Geisternetzen“ gewonnen werden. Es entsteht ein sehr hochwertiges, langlebiges Produkt, dass vor UV-Strahlung schützt und bis auf den Elasthan-Anteil komplett aus Recycling-Materialien besteht. Der Stoff fühlt sich gut an, relativ fest, was an der zweiten, sehr nachhaltigen Idee liegt: Die Bikinis, die so verstellbar sind, dass sie individuell angepasst werden können, sind zweilagig genäht und von beiden Seiten tragbar. So hat man zwei Designs in einem. Auch bei der Verpackung für den Versand wird großer Wert auf recycelte, zum großen Teil sogar kompostierbare Materialien gelegt. Aktuell wurde boochen sogar für den „Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2021″ in der Kategorie Design nominiert, eine schöne Bestätigung für das junge Label.
Dazu passt es einfach, dass neben dem Online-Handel, auf dem der Umsatz-Schwerpunkt liegt, jetzt auch die Möglichkeit besteht, die Stücke in einem Laden in Ruhe anzuprobieren. „Wir würden dieses Hin- und Hersenden gerne reduzieren“, so Marielle, die berichtet, dass natürlich oft Kundinnen acht Teile bestellen, um dann sechs wieder zurück zu schicken.
NFoto: boocheneben Bademode bietet boochen außerdem noch Sportkleidung oder T- und Sweatshirts aus Baumwolle mit „Ocean Lover“-Aufdruck an. Die Bikinioberteile kann man auch als Sport-BH tragen, sie passen als Top sogar zu den Yogapants.
Verrückt teuer sind die Stücke nicht, die meisten Hosen und Oberteile kosten etwa 70 bis 80 Euro, was für ökologisch hergestellte Mode jenseits von Massenproduktion eher günstig ist. „Billig ist das natürlich nicht, aber du brauchst ja auch nicht 20 Sportleggings, sondern vielleicht zwei“, so Marielle, die im Anschluss erklärt, wie diese Preise zustande kommen: Produziert werde in China, der Heimat von Jingjing Qi, unter fairen und vor allem persönlich überprüften Arbeitsbedingungen. „Das Studio dort zahlt einen überdurchschnittlichen Lohn und hat angemessene Arbeitszeiten. Die Mittagszeit ist genauso wichtig wie der pünktliche Feierabend. Wir arbeiten eng mit den Akteuren vor Ort zusammen, um ein faires Nähstudio für den fairen Handel in der gesamten Region aufzubauen und mehr Menschen eine komfortable Arbeitsbalance zu bieten.“Foto: boochen
Übrigens: Für alle Einkäufe zwischen dem 15. November und dem 24. Dezember werden zehn Prozent der Einnahmen an die „Seebrücke“ gespendet. „Für uns ist das Meer ein wunderschöner Ort“, betont Marielle, „und es ist schwer zu ertragen, dass es für andere eine Todesfalle ist.“
Annika Bachem

www.boochen.co
Showroom in der Asternstraße 27,
Öffnungszeiten oder Terminvergabe unter
www.boochen.co/pages/showroom.

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Kreativmacherei: Kreativ aus der Krise

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Kreativmacherei: Kreativ aus der Krise


Die ersten Wochen der Corona-Krise haben in diesem Jahr vieles auf Null gestellt, doch bei Claudia Tetz-Froböse und Lutz Günther haben sie auch Kapazität für Neues geschaffen: Die beiden haben die „Kreativmacherei“ gegründet und realisieren verschiedene Projekte und Produkte rund ums Coachen und Schreiben. Im Juni haben sie ihren Onlineshop eröffnet und bieten nun im Bereich Coaching in ihrer Akademie kreative Workshops und Seminare rund um die Coachingmethode „CLU“ an.
Als wegen Corona gebuchte Seminare und Workshops ausgefallen sind, haben die beiden Kreativmacher nach der ersten Schockstarre ihr Winterprojekt, einen Coachingkalender, einfach vorgezogen: „MIKI“ hilft, Kreativität voll auszuleben und gleichzeitig Ordnung und Struktur in das kreative Chaos zu bringen. Claudia sagt schmunzelnd: „Ich selbst bin absoluter Kalenderfan, hatte viele verschiedene, aber in jedem fehlte irgendetwas. Mit dem multiflexiblen MIKI haben wir praktisch meinen Traum-Organizer entwickelt. Einen, den jeder für sich individuell zusammenstellen kann. Mit Impulsfragen, Platz für neue Ideen, Coachingteil und vielem mehr. So kann jeder seine Ziele formulieren und auch noch alle Termine koordinieren, es geht nichts mehr verloren und die Zettelwirtschaft hat ein Ende. Dazu noch in cooler Lederhülle: also praktisch und schön.“
Mit der CLU-Coachingmethode („Coaching lieber ungewöhnlich“) vereint sich das Beste aus den langjährigen Erfahrungen im Bildungs- und Coachingbereich, wie Claudia berichtet: „Hier waren wir bereits teil-selbstständig unterwegs und haben jetzt den Schritt in die komplette Selbstständigkeit gewagt. Wir greifen auf einen Erfahrungspool von über 30 Jahren zurück. Dadurch haben wir einen guten Blick dafür, was jemand genau jetzt gerade braucht. Wir verbiegen nicht, sondern lenken die Aufmerksamkeit eher auf die schon vorhandenen fachlichen und persönlichen Stärken, mit denen man sich selbst helfen kann.“ Lutz beschäftigt sich seit Jahren mit Aikido, einer friedfertigen Kampfkunst – für ihre Seminare und Coachings haben die beiden einiges aus dieser Philosophie übernommen.
Gründer*innen bekommen folgende Ratschläge von den Kreativmachern: „Selbst wenn man glaubt, schon lange genug im Geschäft zu sein, um alles zu wissen, kann man noch ganz viel mehr dazulernen. Wir haben den Gründungsworkshop von hannoverimpuls besucht und jede Menge wertvolle Tipps bekommen. Die praktische Hilfe für den Businessplan war besonders wertvoll, denn wir sind keine Zahlenmenschen. Dazu kamen die kritischen Fragen unserer Coachin, die dafür gesorgt haben, jeden Geschäftsbereich nochmals gut zu schärfen. Ute Rebel, Projektleiterin bei hannoverimpuls, über Claudia Tetz-Froböse und Lutz Günther und die Kreativmacherei: „Claudia hat bei unserem vierwöchigen Gründungsworkshop alles aufgesaugt, was ging. Es hat Spaß gemacht, die beiden in der Gründung zu begleiten. Claudia und Lutz haben viel Wissen und Erfahrung mitgebracht, das wir in den Workshops und der Beratung vertiefen konnten.“

Tetz-Froböse & Günther GbR
Claudia Tetz-Froböse und Lutz Günther
Katzenwinkel 28
30966 Hemmingen
Tel. 05101 – 59 09 950
E-Mail: mail@kreativmacherei.de
www.kreativmacherei.de

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Marie Dettmer

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Marie Dettmer


Credit: Jutta WollenbergZu sagen, Marie Dettmer würde einfach nur lesen, wird der sehr speziellen Vortragskunst der Hannoveraner Rezitatorin in keinster Weise gerecht. Denn in ihren Lesungen verbindet sie ausgewählte Gedichte und Geschichten von Literaturschaffenden mit Informationen zu deren Leben und gibt Einblicke in zeitgeschichtliche Zusammenhänge. „Literarische Komposition“ nennt Dettmer ihre Vortragsart, mit der sie es möglich macht, Werk und Lebensweg von bekannten Schriftsteller*innen auf überraschende Weise neu zu entdecken. Dabei lässt sie sich gern auf ungewöhnliche Themen und Orte ein, inszeniert ihre Darbietungen zusammen mit anderen Künstler*innen und gestaltet besondere Kulturerlebnisse wie Literarische Spaziergänge, Stadtführungen oder Reisen durch Hannover und Region.
Auburtin, Busch, Fontane, Fried, Heine, Hesse, Kästner, Kaléko, Lessing, Morgenstern, Polgar, Rilke, Ringelnatz, Schwitters, Tucholsky, Walser – das sind nur einige der Autor*innen, deren Werke Marie Dettmer mal tiefgründig, mal humorvoll verspielt in Szene setzt. Ihr Repertoire reicht von Texten der Antike bis hin zur Gegenwart, in Sachen Genre ist ihre Literaturkenntnis ähnlich breitgefächert. So nimmt sie neben Prosa auch viel Lyrik ins Programm ihrer Lesungen, die oftmals einem bestimmten Themenschwerpunkt gewidmet sind, beispielsweise den Komplexen „Geschichte und Stadtbild“, „Malerei und Kunst“, „Natur und Garten“, „Humor“ oder „Philosophische Positionen“, die Dettmer literarisch und informativ untermalt. Seit vielen Jahren ist die Lesekünstlerin in diversen Kultureinrichtungen wie Museen, Bibliotheken und Buchhandlungen, aber auch in Gärten und Parks ein gern gesehener Gast, da sie mit ihren Veranstaltungen bisher kaum bekannte Aspekte dieser Orte und Räume wortreich ausleuchtet.
Zu den besonderen Formaten, die sie hierfür entwickelt hat, gehören zum Beispiel Führungen über die hannoverschen Friedhöfe, die sie für den Fachbereich Umwelt- und Stadtgrün veranstaltet. Im Oktober etwa führte die Literarische Komponistin über den „Sonnenfriedhof“ Lahe, dessen spannende Historie sie nachzeichnete, und über den Gartenfriedhof, auf dem die Grabstätten vieler berühmter Persönlichkeiten zu finden sind, wie die von Astronomin Caroline Herschel, Hofmaler Johann Heinrich Ramberg oder „Werthers Lotte“ Charlotte Kestner. Außerdem unternimmt Dettmer regelmäßig Streifzüge durch die grünen Oasen Hannovers, etwa den Maschpark oder den Berggarten, den sie zuletzt mit den „blumigsten“ Passagen aus William Shakespeares Werken im Gepäck erkundete. Auch im November zieht es sie wieder nach Herrenhausen, diesmal jedoch ins Museum im Schloss, wo sie anlässlich des 300-jährigen Jubiläums der Großen Fontäne spritzige Texte zum Thema Wasser präsentiert und der Faszination an imposanter Fontänenkunst bei verschiedenen Autor*innen nachspürt (08.11., 14 Uhr).
Schließlich gestaltet Dettmer auch seit vielen Jahren Literarische Stadtführungen für das Historische Museum Hannover, das sich zurzeit in einer langwierigen Umbauphase befindet. Im Rahmen des Ersatzprogramms „Geschichte unterwegs“ führt die Rezitatorin in diesem Monat durch den älteren Teil der Calenberger Neustadt, beleuchtet den Stadtteil mithilfe von Textzitaten aus verschiedenen Epochen und schildert spannende geschichtliche Ereignisse (14.11., 14 Uhr). Außerdem entführt sie Interessierte auf eine Literaturreise rund ums Leineschloss (15.11., 14 Uhr). Wen die herbstlichen Temperaturen jetzt eher ins Warme locken, der kann sich aber auch auf verschiedene Vorträge in Museen freuen – zum Beispiel auf eine literarische Annäherung an den altägyptischen Glücksgott Bes, passend zum Start der neuen Sonderausstellung im Museum August Kestner (07.11., 15 Uhr), oder eine „Ente literarisch“ beim Rundgang durch die Duckomenta im Landesmuseum (22.11., 15 Uhr).
Auch wenn Dettmer jetzt wieder einige Veranstaltungen durchführen kann, sind in den vergangenen Monaten seit März doch viele dem Virus zum Opfer gefallen. Dazu gehören auch die beiden Bildungsurlaube, die sie über die Bildungseinrichtung Forum Unna hier in Hannover anbietet. Im nächsten Jahr sollen sie aber wieder stattfinden und mit ihren fünftägigen Kursangeboten über Hannovers Industrie- und Gartengeschichte informieren.● Anja Dolatta

Foto: Jutta Wollenberg

Auch viele der anderen, in diesem Jahr ausgefallenen Veranstaltungen sollen nach Möglichkeit zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. Aktuelle Informationen sowie eine Übersicht über alle kommenden Termine der Literarischen Komponistin sind auf www.mariedettmer.de zu finden.

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