Tag Archive | "2021-06"

Allerlei Spielerei

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Allerlei Spielerei


In Spazierentfernung zur Altstadt in der Calenberger Esplanade finden verspielte Menschen jeden Alters schon seit 2014 ein kleines Eldorado. „Allerlei Spielerei” bietet eine riesige Bandbreite: Von Holzspielzeug für Kleinkinder bis zu Escape Room-Abenteuern der Unlock-Reihe. Oder Fragen für den nächsten Kneipen-Quiz-Abend zu Hause. „Spiele verraten ganz viel über die Zeit, in der sie entstanden sind”, sagt Inhaber Volker Schäfer. Klassiker wie „Mensch ärgere Dich nicht” hat er natürlich auch im Angebot. Viel lieber ist es ihm aber, seinen KundInnen nach gründlicher Beratung ein Spiel zu verkaufen, das in die heutige Zeit passt, auf vielen Ebenen ansprechender ist – und einfach viel mehr Spaß macht.
„Ich bin ein totaler Spiele-Fan und schon ewig in der Branche aktiv”, erzählt Schäfer, der an verschiedenen beruflichen Stationen wie im Marketing oder im redaktionellen Bereich immer mit Spielen zu tun hatte. Auch er selbst hat schon Spiele entwickelt und herausgegeben, ist auf einschlägigen Messen unterwegs und pflegt gute Kontakte zu Spieleautoren. Vor allen Dingen spielt er aber selbst gerne. „Ich bin in meinem Traumberuf tätig”, so Schäfer.
Vieles kann bei „Allerlei Spielerei” direkt ausprobiert werden. Aktuell hat Schäfer dafür vor dem Laden Corona-konform einen Campingtisch aufgebaut. Während der Pandemiezeit hat Volker Schäfer den Kontakt zu seinem Kundenstamm gut halten können. Die telefonische Beratung und Bestellung mit Abholung an der Ladentür haben gut geklappt und ihn leidlich durch diese Phase gebracht. „Unsere Kundschaft ist uns treu geblieben, das ist wirklich toll. Klar, Laufkundschaft gab es fast gar nicht während der Pandemie, aber die Stammkunden haben bestellt und auch neue, die auf Empfehlung gekommen sind. Manche wollten den lokalen Einzelhandel unterstützen. Viele schätzen einfach die gute Beratung, die sie hier bekommen”, so der Inhaber. Auf die Frage nach dem berühmten Puzzle-Boom während des Lockdowns muss Schäfer lachen: „Tatsächlich habe ich in dieser Zeit mehr Puzzles verkauft als in den ganzen letzten Jahren davor zusammen. Bei den Herstellern waren zum Teil von 180 Motiven nur noch sechs bis acht lieferbar. Wir haben hier jetzt vier Regalmeter mit Puzzles bis unter die Decke. Und es sind im Grunde alle Altersgruppen, die die jetzt kaufen.”
Nicht alles von dem, was bei „Allerlei Spielerei” über den Tresen geht, hat Volker Schäfer selbst ausprobiert. „Mein Anspruch ist aber schon, dass ich mir das zumindest mal angeguckt habe”, so der Spielefreak. Computerspiele hat Schäfer gar nicht im Sortiment. „Eigentlich habe ich fast nichts, was Strom benötigt”, erzählt der Händler. „Es ist eh nicht toll, wenn überall elektronische Bauteile und Batterien drin sind. Aber das ist kein Dogma, ich erlebe eher, dass solche Dinge für Kinder spontan sehr faszinierend sind, aber dann auch ganz schnell langweilig werden.”
Volker Schäfer schwärmt von modernen Spielen, bei denen die Spielenden kooperieren und gemeinsam etwas erreichen müssen, Rätsel und Probleme lösen, anstatt stumpf zu warten, bis sie wieder an der Reihe sind, um dann zu tun, was der Würfel vorgibt. „Es gibt übrigens schon seit 20 Jahren ein Spiel namens Pandemie, bei dem man die Menschheit retten muss. Das habe ich auch sehr gut verkauft in den letzten Monaten”, lacht er.
Sobald es wieder möglich ist, wird Volker Schäfer eine Idee wieder aufgreifen, die er kurz vor dem ersten Lockdown hatte, und Veranstaltungen anbieten: Spieleabende für Fans von aktuellen Brett- und Kartenspielen. Hier werden Spiele vorgestellt und ausprobiert. Die Termine und Anmeldemodalitäten werden, so hofft der Unternehmer, dann bald wieder auf der Homepage zu finden sein.        ● AB

Allerlei Spielerei
im idee+spiel Eventhaus
Calenberger Esplanade 4 B
30169 Hannover

Während des Lockdowns ist von Montag bis Freitag 12-18 Uhr
telefonische Beratung unter (0511) 30 69 304, Bestellung und
Abholung möglich.
Shoppen oder Stöbern vor Ort: aktuelle Informationen unter
www.allerleispielerei.de.

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Neu in der Stadt im Juni

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Neu in der Stadt im Juni


Göing Pâtisserie
Das Familienunternehmen Göing bietet in seiner neuen „Kleinen Bäckerei“, die im April am Lister Platz eröffnet hat, neben Broten, Brötchen, Kuchen und Kaffee nun auch rein pflanzliche Pâtisserie-Törtchen an. Zunächst sind vier verschiedene Variationen erhältlich: Törtchen mit Erdbeeren, Zitronengeschmack oder Schokoladencremé sowie Mohntörtchen mit Apfelfüllung. Diese werden täglich in der hauseigenen Konditorei in Hannover-Vinnhorst in Handarbeit hergestellt. Dafür werden rein pflanzliche Cremés, frische Früchte, Konfitüren und selbstgekochte Frucht-Füllungen verarbeitet. Dank vorhandenen Knowhows konnte das Angebot in der „Kleinen Bäckerei“ um diese süßen Desserthighlights erweitert werden: „In unserem Familienunternehmen gibt es jede Menge talentierte Mitarbeiter*innen, so konnten wir schnell auf einen unserer Kollegen setzen, der bereits seit 21 Jahren in unserer Konditorei arbeitet und über umfangreiche Erfahrungen bei der Pâtisserie-Herstellung verfügt“, erklärt Thomas F. Göing, Inhaber in vierter Generation. Aber auch optisch macht das kleine Lädchen ordentlich was her: Die rund 30 Quadratmeter-kleine Bäckerei besticht durch unverputzte, rustikale Wände, welche stellenweise mit Travertin versehen sind. Ein großer, gefliester Tresen in „Used“-Optik, Korblampen und Grünpflanzen runden den heimeligen Look des Standorts perfekt ab. Die Backwaren werden in minimalistischen Holzregalen und Körben präsentiert, frischer Kaffee kommt aus der Siebträgermaschine. Kund*innen haben wie in allen Göing-Bäckereien die Wahl zwischen Kuh-Milch und Hafer Drink. Bödekerstraße 85, 30161 Hannover. Öffnungszeiten (vorläufig): Mo–Fr 6.30–19 Uhr, Sa 7–17 Uhr, So 8–17 Uhr. Tel.: (0511) 62 76 76. Mehr Infos gibt es auf www.goeing.de.

 

Dr. Martens
Dr. Martens hat Ende April seinen ersten Schuh-Store in Hannover eröffnet, und das mitten in der Innenstadt: In dem Eckladenzur Großen Packhofstraße, in dem zuvor der Accessoire-Shop Fossil beheimatet war, gibt es ab sofort Dr. Martens-Klassiker wie die Adrian Tassel Loafers mit Quasten und Kiltfransen, die robusten 3989 Budapester oder auch die ikonischen Church Monkey Stiefel aus dezent genarbtem Leder nebst den allerneusten Modellen – und das nicht nur in verschiedenen Farben, sondern auch in veganen Varianten. Dazu wird ein reichhaltiges Sortiment an Umhängetaschen und Rucksäcken aus Leder(-imitationen) auf der rund hundert Quadratmeter großen Verkaufsfläche des Ladens angeboten. Der Spirit des legendären britischen Labels spiegelt sich aber nicht nur in den zeitlosen Produkten, sondern auch im Store-Design wider: Offene Ziegel- und Betonflächen, Industrielampen und ein Interieur aus geschweißtem Stahl nehmen Bezug auf die industriellen Wurzeln des einstigen Arbeiterschuhs. Ein außergewöhnliches Gestaltungs-Highlight ist ohne Frage auch das eigens für den Shop kreierte Kunstwerk des Hannoveraner Streetart-Künstlers BeNeR1, das sich über eine komplette Wandseite im Kassenbereich erstreckt. Das Artwork verknüpft die Marke mit der Stadt und zeigt den 1460 Pascal-Stiefel eingebettet in typische Hannoveraner Sehenswürdigkeiten. Der Store ist unter Einhaltung der Corona-Maßnahmen zu betreten. Georgstraße 22, 30159 Hannover, Öffnungszeiten (vorläufig): Mo–Sa 11–19 Uhr. Tel. (0511) 400 692 18. Mehr Infos gibt’s auf www.drmartens.com.

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Logopädische Praxis Regine Müller – Nachfolge ist weiblich!

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Logopädische Praxis Regine Müller – Nachfolge ist weiblich!


Foto: hannoverimpuls GmbH Regine Müller hat einen Schritt gewagt, auf den zahlreiche Veranstaltungen rund um den 21. Juni 2021 unter dem Dach des Nationalen Aktionstags der bundesweiten gründerinnenagentur (bga) zur Unternehmensnachfolge durch Frauen unter dem Motto „Nachfolge ist weiblich“ hinweisen wollen: Sie hat ihre Logopädische Praxis in Hannover-Stöcken nicht neu gegründet, sondern sich den Herausforderungen einer Unternehmensnachfolge gestellt. Jedes Jahr sind im Durchschnitt allein mehr als 70.000 Familienunternehmen von der Situation der Übergabe an eine*n familieninterne*n oder -externe*n Nachfolger*in betroffen.

Im September 2020 hat Regine Müller die Logopädische Praxis von ihrer ehemaligen Chefin übernommen, nachdem sie bereits 20 Jahre dort angestellt gearbeitet hatte. Diesen Schritt würde sie auch aus heutiger Sicht nochmal gehen, sagt sie: „Ich würde es auf jeden Fall noch einmal machen! Mein Vorteil: Ich wusste genau, worauf ich mich einlasse. Ich kannte die Praxis und das Team seit Jahren. In Hannover-Stöcken ist das Unternehmen bekannt, ich konnte in gewachsene Strukturen einsteigen, meine ehemalige Chefin hat eine Empfehlung für mich an die Patient*innen ausgesprochen, wir konnten quasi nahtlos – sogar bei der Rezeptabrechnung – weiterarbeiten, das war gut. Der Übernahmeprozess hat nur sehr, sehr lange gedauert – für meine Vorgängerin war das Ablösen schwierig und so emotional aufgeladen, dass wir uns darüber nur sehr schwer austauschen konnten. Nach vier Jahren Hängepartie habe ich dann 2020 ein konkretes Angebot gemacht – und wir wussten beide, das ist die letzte Chance.“
Bei diesem über Jahre dauernden Übernahmeprozess haben Regine mehrere Faktoren geholfen, wie sie betont: „Das war auf der einen Seite die externe Beratung durch die Expert*innen von hannoverimpuls, Gründerinnen-Consult, vom Unternehmensservice der Region Hannover und meinen Steuerberater. Das waren die Schlüssel für mich, um meine geplante Unternehmensnachfolge wirklich Realität werden zu lassen. Mir hat die Beratung dabei geholfen, die notwendigen Schritte professionell und mit emotionaler Distanz anzugehen. Auf der anderen Seite hat mir auch Corona unter die Arme gegriffen: Dadurch war klar, wir können uns zur Klärung nicht zusammensetzen. Das lief dann komplett digital, hat es versachlicht und viel leichter gemacht. Wir selbst haben uns nur einmal getroffen – zur Unterschrift des fertigen Vertrags. Auch die Unterstützung meiner Familie war zentral, mein Mann hat mir einen Privatkredit gegeben und mich auch beim Businessplan voll unterstützt.“
Der Wechsel im Team – immerhin wurde aus einer Kollegin die Chefin der Praxis – sei erfreulich einfach gewesen, berichtet sie weiter: „Durch Krankheit meiner ehemaligen Chefin hatte ich in den vergangenen sechs Jahren sowieso bereits die Verantwortung in der Praxis. Das heißt, die drei Mitarbeitenden – eine Vollzeitkraft, eine Teilzeitkraft und eine Werkstudentin – hatten mich bereits vorher als fachliche Leitung akzeptiert. Ich bin zudem keine ,Mega-Chefin’, die Drei sollen ihre Ideen gern mit einbringen.“
Bedingt durch die Situation gab es in der Praxis einen großen Investitionsrückstau vor allem bei der Technik. Vorher habe sie sich zwar verantwortlich gefühlt, aber jetzt kann sich Regine Müller wirklich um ihre Mitarbeiter*innen kümmern und hat bereits neue Technik, neue Stühle und anderes angeschafft.
Ute Rebel, Projektleiterin Gründung und Entrepreneurship Projekt Gründerinnen Consult bei hannoverimpuls, sagt über den Neustart: „Regine Müller hatte durch Corona schwerste Startbedingungen als Unternehmerin. Mit viel Flexibilität und passgenauen Videotherapie-Angeboten etwa in der Stimmtherapie von Patient*innen hat sie sich als Unternehmerinnenpersönlichkeit erfolgreich am Markt bewiesen.“ Die Unternehmerin selbst äußert als Tipp für andere, die eine Unternehmensnachfolge antreten wollen, noch abschließend: „Holt euch unbedingt Beratung, ohne die hätte ich es nicht geschafft. Ich wusste beim Marktpotenzial und der Praxis ja, worauf ich mich einlasse – wer diese Fakten noch nicht kennt, sollte unbedingt intensiv vorab recherchieren.“  Fotoa: hannoverimpuls GmbH

Logopädische Praxis
Regine Müller
Verdener Platz 2
30419 Hannover
Tel. (0511) 271 09 74
www.logopaedie-regine-mueller.de
info@logopaedie-regine-mueller.de

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Raimund Sichma von „Menschen lieben die Natur e. V.“

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Raimund Sichma von „Menschen lieben die Natur e. V.“


Foto: Sofie Puttfarken Um schöne Blumen geht es den Mitgliedern des kleinen, feinen Ahlemer Vereins „Menschen lieben die Natur e.V.“ nicht. Ihr Fokus ist auf essbare Pflanzen gerichtet. Wie kann man sich in der Stadt autark mit frischem Gemüse versorgen? Einen Teil der Antwort liefert der Verein mit seiner mobilen Salatwand „Verticalix“. Etwas Bleibendes haben sie nun erstmals in Ahlem geschaffen: eine 55 Meter lange, zwei Meter hohe Erdwand, bepflanzt mit (demnächst) duftenden Kräutern.
Noch sind die Pflanzen klein, aber die Wand ist schon ein echter Hingucker. Leicht gewellt säumt sie über 55 Meter der Wunstorfer Landstraße Richtung Seelze.
Den Verein „Menschen lieben die Natur e. V.“ betreiben die Gemüse-Aktivisten erst seit etwa einem halben Jahr. Der Verein ist viel älter, saß früher in Frankfurt und wurde von den engagierten Ahlemern übernommen. So erklärt sich auch der etwas sperrige Name. „Wir brauchten für unsere Ideen zur Landwirtschaft im urbanen Raum ein solches Konstrukt“, erklärt der erste Vorsitzende Raimund Sichma. „Einige von uns kommen aus der Landwirtschaft, auch ich habe Landwirtschaft gelernt und einen Bioland-Betrieb aufgebaut. Dieser Betrieb gehört zu einem Wohnheim-Projekt für psychisch kranke Menschen, dessen Geschäftsführung ich dann später übernommen habe.“
Aus diesem landwirtschaftlichen Hintergrund heraus entstand die Frage, wie man in der Stadt Landwirtschaft oder Gartenbau betreiben könnte. Wo die Böden entweder verseucht oder versiegelt sind, muss man in die Vertikale gehen. Wie stark muss ein solcher Anbau gefördert werden, damit wirtschaftlich angebaut werden kann? Teurer als auf horizontalen Feldern ist vertikaler Anbau immer. Daher müssen Zusatzeffekte wie Kühlung, Bindung von CO2 und Staub und Erhöhung der Biodiversität beim Urban Farming mitgedacht werden.
Zusammen mit Transition Town Hannover wurde vor etwa drei Jahren eine mobile Pflanzwand entwickelt: „Verticalix“. Etwa 4,5 Meter breit und 2 Meter hoch, in Einzelteilen transportierbar, mit einem Wassertank, einer Fotovoltaikanlage und Steuerungstechnik zur Bewässerung ausgestattet, kann diese theoretisch überall aufgestellt werden, wo es Licht für die Pflanzen gibt. Die Wand ist seither „auf Tour“ und wird mit verschiedenen Partnern an den unterschiedlichsten Orten präsentiert. Zuletzt hatte „Verticalix“ im Hafven in der Nordstadt als Salatwand einen Auftritt und konnte ihrer Aufgabe, zu Urban Farming anzuregen, perfekt nachkommen. Denn natürlich erfüllt eine solche Wand eher pädagogische Zwecke als ökologische. „Einen Einsatz in KiTas, Schulen oder Behinderteneinrichtungen könnten wir uns sehr gut vorstellen“, erklärt Sichma.
„In diesem Jahr haben wir uns aber erst einmal auf diese Wand konzentriert“, lacht er und zeigt auf das jüngste Werk des Vereins. „Wir freuen uns, endlich mal etwas in Ahlem realisieren zu können. Natürlich arbeiten wir auch gern in Linden, aber da rennen wir im Grunde offene Türen ein. Hier ist die Bevölkerungsstruktur aber so, dass nicht jeder, der vorbeispaziert, sich schon mit vertikaler Stadtbegrünung auseinandergesetzt hat. Die Nachbarschaft hat bei der Pflanzaktion regen Anteil genommen. Und der Kontrast zur stark befahrenen Bundesstraße ist natürlich enorm. Das schafft eine große Aufmerksamkeit und ist einfach sehr charmant. Die Erdwand ist mit Lavendel-, Thymian-, Rosmarin und Salbei bepflanzt, es sind insgesamt 2000 Pflanzen. Wenn hier erst mal alles blüht in ein paar Wochen, haben wir eine Petite Provence neben der Wunstorfer Landstraße.“
Gerade dieser Kontrast ist den Vereinsmitgliedern sehr wichtig. Begrünte Flächen im ländlichen Raum mögen hübsch sein, im Stadtgebiet könnten sie dem im Zuge des Klimawandels größer werdenden Problem der Aufheizung größerer Betonflächen etwas entgegensetzen und so eine wichtige Funktion erfüllen.
260 ehrenamtliche Arbeitsstunden sind zusammengekommen bei der Konstruktion und Bepflanzung der Wand, die durch die Spende der Petra Hautau-Stiftung aus Schaumburg und Fördermittel der Stadt unterstützt wurde. „Wir sind nur ein kleiner Verein, aber wir haben viele Freunde“, sagt Raimund Sichma und freut sich über deren praktische Unterstützung bei diesem Kraftakt. Äußerlich ähnelt die Kräuterwand einer Gabionenwand – mit dem großen Unterschied, dass die Metallelemente nicht mit Schotter, sondern mit Erde gefüllt sind. Durch eine Folie und eine Kokosmatte vor dem Ausschwemmen geschützt, werden die Pflanzen bald das Metallgitter verdecken, duften und Bienen und andere Bestäuber anlocken. Die Rückseite wird mit Klematis und Kletterhortensien berankt.
In der Erde befinden sich Bewässerungsschläuche, die eine genau definierte Wassermenge abgeben, gespeist von einem Brunnen. „Wie stark die Wand bewässert werden muss, müssen wir erst einmal ausprobieren, das hängt ja auch vom Wetter ab und von der Größe der Pflanzen. Wir haben absichtlich mediterrane Pflanzen ausgewählt, weil die so anspruchslos sind. Natürlich ist das auch ein Experiment.“ Raimund Sichma ist gespannt auf die weitere Entwicklung des Projekts. Jetzt ist erst einmal die Natur dran

● Annika Bachem

Foto: Sofie Puttfarken

www.verticalix.net
www.menschen-lieben-die-natur.de

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Tonträger im Juni

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Tonträger im Juni


Myd: Born A Loser
In Lille geboren, macht der DJ, Musiker und Produzent seit über zehn Jahren Musik, zunächst als Gründungsmitglied des gefeierten Kollektivs Club Cheval, wo er an Produktionen und Remixes für Künstler wie Kanye West, Dua Lipa, Theophilus London oder Brodinski mitgewirkt hat. Nun hat Myd ein erstes eigenes Album fertiggestellt – und zeigt darauf viel unverblümten, exzentrischen Flair.

 

 

 

 

 

Bachelor: Doomin‘ Sun
Wunderbar verträumten, dezent krachigen Indie-Rock mit Pixies-Gitarren serviert das Duo aus Melina Duterte aus L.A., besser bekannt als Jay Som, und Ellen Kempner, Singer-Songwriterin aus Boston und Leaderin der New Yorker Band Palehound. Ein klasse Debüt von zwei Musikerinnen, die Fans voneinander waren, bevor sie entdeckten, dass sie perfekt zusammenarbeiten können – und Freundinnen wurden.

 

 

 

 

 

Os Barbapapas: DooWooDooWoo
„Outernational Music For Interplanetary People“ machen die vier MusikerInnen aus São Paulo mittels traditioneller Topfgitarre, einer Glass-Harp und ein paar gängigeren Instrumenten. 13 Tracks voller Afrikanisch-orientalisch-indianischer Rhythmen in Verbindung mit freundlich-entspannten Sci-Fi/Psych-Klängen und einer glücklich-leichten Grundstimmung machen sofort süchtig.

 

 

 

 

 

Manchester Orchestra: The Million Masks Of God
Die schönste Quäkstimme des englischsprachigen Raums strikes again! Nicht aus Manchester, sondern aus Atlanta, Georgia stammt die 2004 gegründete Band um das Singer-Songwriter-Duo Andy Hull und Robert McDowell. Die 11 Tracks ihres sechsten Albums zeigen den bandeigenen rauschhaften Charakter mit üppiger Instrumentierung und zurückgenommener Härte.

 

 

 

 

 

Dota: Wir rufen dich, Galaktika
14 flockig-leichte Popsongs, die mit musikalischer Lässigkeit auf vielen Ebenen ansprechend sind, ohne zu viel zu wollen. Die Berliner Band um die Sängerin, Liedermacherin und Produzentin Dota Kehr hat hier ein rundum kurzweiliges Album abgeliefert, voller Texte über die Ratlosigkeit der Menschen, die alles richtig machen wollen und doch immer irgendwie schuld sind.

 

 

 

 

 

Arvid Nero: Little White Dove
Der schwedische Singer-Songwriter mischt Blues, Roots Rock und Pop zu einer entspannten, atmosphärisch dichten Klangwelt, in der er jedem Instrument den Raum gibt, den es braucht, um seine Ausdruckskraft entfalten zu können. Ein liebevolles, nachdenkliches Album mit dunkler Tiefe und ein paar kleinen Doors-Momenten für eine Stunde auf dem Barhocker oder zum Engtanzen.

 

 

 

 

 

Lisa Who: Ein neuer Beginn
Ist das schön, dass sie mit dieser Stimme nicht beschlossen hat, Indie-Pop zu machen. Viel interessanter ist das hier: Eine treibende, spacig angehauchte Mischung aus eben diesem und – man muss schon sagen: Prog Rock. Dem wohldosierten Geprügel und der einen oder anderen Bombastrock-Gitarre setzt die Musikerin, die seit 2010 als Keyboarderin der Band Madsen bekannt ist, ihren zart-melancholischen, zuweilen auch lasziv-verschlafenen Gesang entgegen. Auf ihrem zweiten Album nach dem 2017er- Debüt „Sehnsucht“ lässt die Berliner Künstlerin ihren Songs viel Zeit, sich zu entspinnen und pfeift auf playlistenoptimierte Songformate. Unter der immer wieder lyrisch-verspielten Oberfläche lauert ein feiner Humor oder tiefe Melancholie. Voller musikalischer Verspieltheit und Detailverliebtheit mit einem Hauch Pathos genau an den richtigen Stellen.

 

 

Sophia Kennedy: Monsters
Die in Baltimore, USA, aufgewachsene und in Hamburg lebenden Musikerin ist im Sommer 2017 mit ihrem hochgelobten selbstbetitelten Debütalbum eingeschlagen, das mit seinem eigenwilligen Sound viele darin einte, einfach mal hingerissen zu sein. Nach Hamburg war sie für ein Filmstudium gezogen und sagte dort 2013 durch ihre gemeinsame Single „Angel Lagoon“ mit Carsten „Erobique“ Meyer laut „Hier!“. In den folgenden Jahren komponierte sie vor allem Theatermusik und feilte an ihrem avantgardistischen und extravaganten, exaltiert-poppigen Stil. „Monsters“, nun, ist ein mitreißendes Panoptikum der musikalischen Möglichkeiten, die angesichts von Kennedys dunkel tönender, großartiger Stimme unendlich scheinen. Von düsterer Elektronik bis Billie Holiday und dennoch wie aus einem Guss: jeder Song ein ganz eigenes, gefährlich-schönes Biest.
   ● Annika Bachem

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Such dir deinen Verein

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Such dir deinen Verein


Es ist keine kleine Herausforderung, in solchen Zeiten ein Monatsmagazin, ein Veranstaltungsmagazin zu machen. Wir haben seit der Gründung 2005 „Geschichten (gelogen und wahr)“ auf unserem Titel stehen, bei den Veranstaltungen möchten wir aber doch lieber verlässlich Informationen weitergeben. Wie kann das funktionieren, wenn die Veranstalter es selbst nicht so genau wissen, beziehungsweise permanent auf die Entwicklungen reagieren, mit einem gestressten Seitenblick auf den Inzidenzwert? Dass es funktioniert hat, sieht man an dieser Ausgabe, die darüber hinaus sogar sehr dick ist. Wir haben zusätzlich zum Stadtkind noch zwei sehr spannende Beilagen auf die Beine gestellt, eine KaufLust-Sommer-Beilage und eine Theater-Beilage, jeweils mit 32 Seiten. Es war uns wichtig, vor der Sommerpause noch einmal in Erinnerung zu rufen, was wir sogar schon vor der Pandemie „gepredigt“ haben: Kauft nebenan! Wenn unsere Stadt lebendig und vielfältig bleiben soll, und das wird sie aus meiner Sicht unter anderem auch durch einen Mix kreativer kleiner Geschäfte in den Einkaufsstraßen und Seitenstraßen, dann können wir sozusagen mit den Füßen dafür sorgen.

Ähnlich ist es beim Thema Kultur. Die Veranstaltungen, die jetzt demnächst erfreulicherweise wieder stattfinden, die Konzerte, Ausstellungen, Lesungen, Vorstellungen, sie brauchen Publikum, brauchen zugewandte und interessierte Menschen. Wir können unserer Kultur in diesen Zeiten wieder auf die Beine helfen, wenn wir uns jetzt auf den Weg machen, bei aller Vorsicht. Darum war es mir wichtig, noch eine zweite Beilage zum Theater umzusetzen. Entstanden sind 32 Seiten Optimismus – und darüber habe ich mich sehr gefreut. Zuversicht ist genau das, was wir jetzt alle brauchen und was uns zusammenhalten kann.

Womit ich bei unserem Monatsthema bin, den Vereinen. Die Idee ist entstanden, als ich vor ein paar Wochen hörte, dass die Vereine leiden, weil zunehmend Mitgliedschaften gekündigt werden. Vereine sind für mich Orte der Begegnung und Gemeinschaft, sie sind der Kitt, der unsere Gesellschaft an vielen Stellen zusammenhält. Ein ganz wichtiger Baustein für ein funktionierendes Miteinander. Wenn es in diesen Pandemie-Auszeiten nun vermehrt Austritte gab, dann muss man sich gegen so eine Entwicklung stemmen. Wir haben „Mitglied werden – jetzt!“ auf unseren Titel geschrieben und das ist exakt so gemeint, wie es da steht. Es ist ein Appell, in die Vereine zurückzukehren oder sich ganz neu einen Verein zu suchen. Ist gesund, macht Spaß, ist eine hervorragende Medizin gegen alles Mögliche, zum Beispiel auch gegen die Einsamkeit.

Und nun viel Spaß mit dieser Ausgabe aus der „Zwischenzeit“. In der kommenden Juli-Ausgabe könnte es passieren, dass das Stadtkind wieder mit einem Veranstaltungskalender erscheint. Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns einmal über so eine Selbstverständlichkeit derart freuen würden

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