Stadtkinder kochen am Ende doch nur Salsa

Viele von euch werden bestimmt auch regelmäßig mit Videos belästigt: Eine allerhöchstens knapp volljährige Person in Fitnesskleidung weist darauf hin, dass sie jetzt für euch das „virale TikTok-Rezept“ nachkochen wird, rührt vor der Kulisse eines Nobilia-Küchenmöbelhauses irgendeine Lumumpe zusammen, beißt dann unzivilisiert in das Ergebnis und nickt hinterher wie wild (manchmal schüttelt sie auch mit verzückt geschlossenen Augen den Kopf), während Daumen und Zeigefinger einen Kreis formen. Kennt ihr, ne? Tja, was soll ich sagen – ich habe das für euch ausprobiert und sage an dieser Stelle: Kocht das nicht nach, lasst es sein!

Meine heutige Dokumentation erstreckt sich über zwei dieser Super-Duper-Megatrends. Zum einen den lebensverändernden Hüttenkäse-Wrap und zum anderen das supergeniale, süchtigmachende Feta-Brot. Diese Attribute stammen nicht von mir, das will ich vorher noch kurz klarstellen. Also los: Wir fangen mit dem Wrap an. Zu Hüttenkäse habe ich ein gespaltenes Verhältnis. Wer wissen möchte warum, darf gerne mal in die Suchmaschine seiner Wahl „Charlotte Roche Hüttenkäse“ eingeben, aber bitte erst nach dem Essen. Ein Becher Hüttenkäse wandert jedenfalls mit zwei Eiern (damit komm ich klar), einer Zehe Knoblauch (sowieso), Salz und Pfeffer in den Mixer, bis eine Milchshake-artige Konsistenz entsteht. Diese Mixtur gieße ich jetzt auf ein Backblech, das Backpapier fette ich vorher etwas ein und backe den Schlamassel für 20 Minuten bei 180°C Ober-/ Unterhitze. Kurz abkühlen lassen, das Backpapier abziehen, halbieren. Sieht aus wie ein Eiweißomelette – wie schlimm kann es also sein? Mal ein Stück probieren. Tja. Ich sag mal so: Ich habe schon an Zeltplanen mit mehr Eigengeschmack geschleckt, aber wenn man diesen Fladen mit was Leckerem füllt, wird‘s wohl gehen. Irrtum. Hab dann die Füllung, bestehend aus Gurke, Tomate, Avocado und Mozzarella aus dem Gebäck rausgefressen. Es ist nicht eklig, das kann man wirklich nicht behaupten. Nimmt bloß überflüssigen Platz im Magen ein und möchte nicht wiederholt werden.

Vielleicht wird das Fetabrot besser? Ein Block Feta, ein Ei und 60g Mehl mit etwas Wasser zu einem Teig verkneten. Ich habe noch einen Esslöffel Schwarzkümmel reingetan, weil‘s passt und ein tolles Gewürz ist. Der Teig wird jetzt auf Backpapier in Rechteckform gebracht und geschenkartig eingewickelt. 20 Minuten bei 200°C. Dazu koch ich mir ne Salsa. Damit kenn ich mich aus, da weiß ich, was ich tu:

Eine Schalotte, eine Knoblauchzehe und eine mittelscharfe Peperoni hacke ich fein. Drei Spitzpaprika werden der Länge nach halbiert, entkernt und gerade so lange gegrillt, bis sich die Haut einfach abziehen lässt. Auch die Paprika wird zerhackt (ohne Haut) und mit dem Rest in etwas Pflanzenöl angeschmort. Das lösche ich dann mit 500ml Tomatenpüree ab, rühre um und lasse die Sauce etwa 20 Minuten lang bei mittlerer Hitze vor sich hinblubbern. Dann erst kommt der Geschmack der gegrillten Paprika so richtig raus. Noch etwas Salz, Pfeffer, einen Esslöffel Zucker und einige mutige Spritzer Tabasco dazu, dann schalte ich die Hitze aus. Und jetzt: Trick 17! Einen Esslöffel frisch geriebenen Meerrettich unterrühren (aus dem Glas geht‘s zur Not auch). Super gut! Das Brot ist mittlerweile auch fertig. Auswickeln, in Scheiben schneiden, probieren. Hm. Brot ist das aber nicht! Ganz lecker zwar, aber mehr so ein fettiger Magenverschlussklumpatsch. Nicht der Renner, von süchtigmachend schon mal gleich gar keine Rede.

Ach, wisst ihr was – kocht einfach nur die Salsa und esst ein paar Cracker dazu.

IH


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