Stadtkinder kochen eine Umami-Bombe

An manchen Tagen will man nicht raus. Die Gründe können unterschiedlich sein. Vielleicht regnet es, vielleicht hat man ein Gipsbein oder vielleicht hat man keine Lust. Das sind drei sehr prominente Fälle, die alle, so man denn zur regelmäßigen Nahrungsaufnahme neigt, nach einem schreien: Soulfood! Irgendwas Geiles!

Leider lästig ist da der Zirkelschluss: Wer das Haus nicht verlässt, kommt an nix Geiles, denn Geiles gibt‘s nur draußen.

Stimmt aber gar nicht, denn man kann auch mit Dingen, die man zuhause hat, eine ganz bonfortionöse soulfoodige Super-Umami-Bombe kochen.

Man plündere also seinen Kühlschrank und entnehme ihm Butter, Lauchzwiebeln, Parmesan und gegebenenfalls noch einige Champignons. Pilze enthalten nämlich, wie auch Parmesan, reichlich Umami-Geschmack, was seit ein paar Jahren als fünfte offizielle Geschmacksrichtung neben sauer, salzig, süß und bitter gilt und in der wörtlichen Übersetzung „köstlich“ heißt. Tatsächlich meint es aber den Geschmack von Eiweiß, bzw. Aminosäuren. Bla bla, weiter.

Jetzt nach ganz hinten ins Gewürzregal gegriffen und die Sojasauce, sowie die Austernsauce hervor geholt. Austernsauce, das ist wichtig, nicht Fischsauce. Die ist ja aus Fisch. Austernsauce wurde früher auch aus fermentierten Austern gemacht, mittlerweile benutzt man „Austernkonzentrat“ – was auch immer das sein mag. Wer sich nicht sicher ist, ob er das als vegetarisch bezeichnen möchte, greift zur vegetarischen Variante. Was das dann aber noch mit Austern zu tun hat, vermag ich allerdings nicht zu sagen.

Zunächst braten wir die Pilze mit Salz und Thymian in etwas Butter an, stellen sie dann beiseite und kochen Nudelwasser für ein halbes Pfund Linguini, die al dente gegart werden (sie ziehen nachher noch etwas weiter, wer auf al dente steht, kocht sie also am besten al dente plus). Von dem kochenden Nudelwasser zweigen wir gute zwei gute Kellen ab und mischen sie mit jeweils zwei Esslöffeln der Austern- und Sojasauce.

Es bietet sich an, das in einem alten Marmeladenglas zu machen, damit sich durch das Schütteln alles schön verbindet.

Während die Nudeln kochen, schwitzen wir in einer Pfanne mit großzügig Butter drin fein gehackten Knoblauch an. Der soll Geschmack abgeben, aber keine Farbe bekommen. Dann kommen zwei in Ringe geschnittene Stangen Lauchzwiebeln dazu, die Saucenmischung, die Champignons und schließlich auch die Nudeln. Schön umrühren und ein bisschen blubbern lassen, dann zwei (oder drei, oder vier… kann es jemals genug Parmesan sein?) gehäufte Esslöffel geriebenen Parmesan unterheben. Nach dem Anrichten noch mit etwas (ostentatives Hüsteln!) Parmesan bestreuen, vertilgen und happy sein.

Wenn jetzt jemand schimpfen will: „Aber Austern- und Sojasauce gehören wirklich nicht zu dem, was ich immer zuhause habe!“ – ganz ehrlich: Schon allein für dieses super leckere Gericht lohnt es sich, einen kleinen Vorrat anzulegen. Heißer Tipp noch zum Schluss: Esssensiblen Meckerköppen, die ständig sagen „Das mag ich aber nicht!“ einfach nichts von der Austernsauce erzählen. Schmeckt nämlich eh nicht nach Austern.

IH


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