Es ist ungemütlich draußen. Nicht, dass es wirklich kalt wäre – warm ist es allerdings auch nicht. Es ist mehr so ein… ich weiß auch nicht… Christian Lindner-Wetter. Auf den ersten Blick denkt man sich: „Ach, vielleicht gar nicht schlecht. Optisch geht das ja.“ Guckt man genauer hin, bekommt man doch seine Zweifel. Und tritt man dann vor die Tür: „Ach du Scheiße, was soll das denn jetzt, kann ja wohl nicht euer Ernst sein hier!“. O je. Wie bekomme ich jetzt eine elegante Überleitung hin? Gar nicht. Also: Es gibt Gulasch.
Das oder der Gulasch ist ein „Ragout ungarischen Ursprungs“ und ich finde, dass das sehr viel schöner klingt. Denn „Gulasch“ ist kein schönes Wort. Lautmalerisch, das Geräusch, das es macht, wenn es auf den Teller flatscht. Unangenehm.
Wikipedia unterscheidet übrigens 11 Arten dieses schwer zu gendernden, phonetisch unglücklichen Gerichts. Das Rezept, das ich verwende, kommt dem für „Saftgulasch Wiener Art“ am nächsten.
Und ich nehme eins schon mal vorweg: Optisch macht es nicht viel her, aber das Beispiel von oben lehrt uns auch, dass Optik eben nicht alles ist.
Was wir brauchen, ist ein Kilogramm Rindfleisch, vorzugsweise vom Bug oder aus der Hesse – also Schulter oder Wade. Es ist eher festes Fleisch mit einem hohen Anteil an Bindegewebe. Das will man natürlich im Steak nicht haben, in einem Schmorgericht aber schmilzt es langsam aus und geliert – als ein natürlicher Saucenbinder. Das Fleisch schneiden wir in grobe Würfel, etwa so drei mal drei Zentimeter, und stellen es erst mal zur Seite.
Jetzt widmen wir uns den Zwiebeln, davon brauchen wir fast so viel wie vom Fleisch, nämlich 800 Gramm. Auch die würfeln wir grob (oder häckseln weinend blindwütig drauf los, ganz egal, das sieht hinterher eh keiner mehr). Mit zwei großzügigen Esslöffeln (ca. 50g) Butterschmalz schmoren wir die Zwiebeln, bis sie goldbraun sind, was in etwa 20 Minuten dauert. In der Zwischenzeit können wir schon mal drei Zehen Knoblauch fein hacken und in einem Becher je zwei Esslöffel Tomatenmark und Rotweinessig (alternativ einen Esslöffel Rotwein und einen Esslöffel Tafelessig) mit 400ml Rinderbrühe mischen. Mit dieser Mischung löschen wir die gebräunten Zwiebeln ab, ehe wir zwei Esslöffel Paprikapulver (edelsüß), das Fleisch, den Knoblauch und zwei große Lorbeerblätter dazugeben. Jetzt wandert der ganze Kram abgedeckt für 3-4 Stunden bei 180°C (Ober-/ Unterhitze) in den Ofen. Von Zeit zu Zeit rühren wir um, damit die Fleischstücke immer schön bedeckt sind. Die Zwiebelstücke hingegen lösen sich auf magische Weise auf. Mit dem Probieren wird es schwierig (heiß und Ofen und so), deshalb hier ein Tipp: Sollte der Eindruck entstehen, die Flüssigkeit reicht nicht, ruhig noch einmal 100ml dazu gießen. Und zwar entweder sehr dünne Rinderbrühe oder ganz einfach Wasser. Die Schmor- und Röstaromen sind nämlich recht kräftig, da braucht es vermutlich nicht noch mehr Salz. Falls doch, kann, sobald das Fleisch gar und zart ist, mit Pfeffer und Salz abgeschmeckt werden. Vorher allerdings mit einem Spatel gut umrühren, da sich die Aromen gern am Topf- oder Bräterboden verstecken.
Dazu schmecken Klöße, Nudeln oder einfaches Weißbrot und ein grüner Salat. Ein Seelenfutter, besonders, wenn vor der Tür Scheißwetter und/oder Christian Lindner lauert.
IH

