Ich mag den Herbst. Im Herbst möchte ich gerne im Strickmantel herumlaufen und mich rücklings in einen Haufen bunter Ahornblätter fallen lassen, um hinterher vorm Kamin mit leuchtenden Wangen Chaimilch zu trinken. Leider wohne ich weder in Maine, noch in Vermont oder sonst irgendwo, wo man das erlebt, was früher „Indian Summer“ genannt wurde. Das lässt die Möglichkeiten der Herbst-Zelebration deutlich schrumpfen. Bleibt nur: Irgendwas mit Kürbissen anstellen.
Mit dem Kürbis ist es wie mit dem Spargel: Die ersten zwei Wochen findet man es super, danach nervt’s. Da man aber am besten saisonal einkaufen soll, muss man eben gucken, wie man dieses ja doch eher geschmacksneutrale Gemüse möglichst vielfältig verarbeitet. Zum Beispiel in einer Tarte, und das geht so:
Man nehme eine Tasse (das Rezept ist ein amerikanisches, die haben es nicht so mit Metrik) als Maß. Eine Tasse Mehl, eine Dreivierteltasse braunen Zucker, eine halbe Tasse Backkakao, 125g geschmolzene Butter und einen halben Teelöffel Salz. Der Backofen wird auf 220°C vorgeheizt, während ich aus den Zutaten einen Teig knete. Den rolle ich dann zwischen zwei Lagen Backpapier etwa 5mm dick aus, lege damit eine gefettete und bemehlte Springform aus und ziehe einen etwa drei Zentimeter hohen Rand hoch. Schön andrücken, dann Backpapier oben drauf, mit getrockneten Hülsenfrüchten beschweren und rein in den Ofen. „Blindbacken“ nennt man das – ich will nämlich, dass der Teig schön dünn bleibt und nicht an Volumen gewinnt. Nach zehn Minuten nehme ich den Boden wieder heraus und lasse ihn abkühlen, während ich die Füllung zubereite.
Diese besteht aus 420g Kürbispüree. Dazu hacke ich einen halben Hokkaido – den muss man nämlich nicht schälen – in Stücke, Kerne raus, koche ihn, bis er weich ist und püriere ihn mit 400ml gesüßter Kondensmilch. Dazu kommt dann ein großes Ei, eine Prise Salz und ein Teelöffel „Pumpkin Spice“.
Da kann man, wenn man denn unbedingt möchte, das sau-teure Zeug kaufen, das die Anbieter mit den hippen Namen in den schicken Verpackungen vertreiben, oder aber man stellt es selbst her – so wie ich!
Ich nehme dafür je zwei Teelöffel gemahlenen Ingwer und frisch geriebene Muskatnuss, je anderthalb Teelöffel Nelke und Piment, beides gemahlen, und drei Esslöffel gemahlenen Zimt. Im Zweifel tut es aber auch Lebkuchengewürz. Die Zutaten für die Füllung rühre ich nun in einer Schüssel zusammen, gieße die Masse auf den abgekühlten Boden und schiebe die Form wieder in den Ofen. Da bleibt sie bei 180°C für weitere 25-30 Minuten, bis die Füllung durchgestockt ist. Das lässt sich gut mit der Stäbchenprobe herausfinden – mit einem Schaschlikspieß rein pieken, wenn beim Herausziehen keine Füllung mehr am Stäbchen klebt, ist die Tarte fertig.
Für hübsches Aussehen streue ich noch Schokostückchen drauf, sobald der Kuchen aus dem Ofen kommt.
Er braucht mindestens eine Stunde zum Abkühlen, bevor er serviert werden kann. Dann schmeckt er auch schon richtig gut. ABER: Wenn man die Disziplin aufbringt, ihn zwei Tage durchziehen zu lassen, wird man mit intensiverem Geschmack und toffeeartiger Konsistenz belohnt – ein Knaller, versprochen.
IH

