Stadtkinder kochen Kürbisbrot

Kürbisse sehen drollig aus und sind sehr dekorativ. Das Wort „Kürbis“ ist auch schön. Der Geschmack von Kürbis ist… nicht vorhanden. Schnitzt man ihm nicht ein gruseliges Gesicht, hat er wenig Charakter. Das ist schade und irgendwie bemitleidenswert. Zumal der Kürbis jetzt gerade Saison hat und der Markt überschwemmt ist von Hokkaido, Butternut, Bischofsmützen und wie sie alle heißen. Was willst du damit machen? Kein Mensch kann und möchte zwei Monate lang Kürbissuppe essen. Im Supermarkt an der Kasse locken die Rezeptmagazine mit „44 neuen, schnellen und schlanken Kürbisrezepten“. Und welche sind das? Ofenkürbis mediterraner Art, Ravioli mit Kürbisfüllung, Kürbiscurry… gähn! Selbst ein Kürbiskuchen schmeckt dann doch nur nach dem, womit der Kürbis gewürzt ist, da hätten wir wieder die Charakterlosigkeit. Nun ist, zugegeben, ein Kürbisbrot auch nicht gerade der Weisheit letzter Schluss, aber Brot kann man immer brauchen. Brot für die Welt, kennt man doch. Der Vorzug von Brot ist nämlich, dass es nach Brot schmeckt. Und Kürbisbrot schmeckt – nach Brot! Genug Gemüsebashing, los geht’s:

Wir brauchen einen kleinen Hokkaido, den wir gründlich waschen. Schälen muss man das Biest ja glücklicherweise nicht. 100g des rohen Kürbisses legen wir zur Seite, der Rest wird entkernt, in Stücke geschnitten und mit ganz wenig Wasser 10 Minuten lang weichgekocht, bevor er mit dem Kartoffelstampfer zerquetscht wird. Ist der Kürbisbrei dann erkaltet, nehmen wir 300g davon ab. Der rohe Kürbis wird grob geraspelt. Dazu kommen jetzt noch 500g Weizenmehl, ein halber Würfel Hefe (in 100ml Wasser aufgelöst), 50g Kürbiskerne, etwas Salz und eine Mischung aus je einem EL gemahlenem Koriandersamen, Kumin, Cayennepfeffer, gemahlenem Ingwer und Kurkuma (natürlich geht’s mit fertiger Currymischung genauso gut). Daraus kneten wir jetzt einen glatten Teig und lassen ihn eine Stunde lang an einem warmen Ort sein Volumen verdoppeln, ehe wir zwei Laibe daraus formen und diese eine weitere halbe Stunde ruhen lassen. Dann schneiden wir die Teigoberfläche kreuzweise ein, besprühen sie mit Wasser und backen die Brote dann für 40 Minuten bei 200°C Ober-/Unterhitze.

In der Zwischenzeit stellen wir fest, dass noch Kürbispüree übrig ist und kratzen uns am Kopf: Was tun? Wegwerfen wär ja blöd. In unserem Fall sind noch gute 300g Püree da und wir entscheiden uns dazu, daraus einen Brotaufstrich zu machen. Dafür würfeln wir eine Schalotte fein und braten sie mit etwas Öl in der Pfanne an. Dann mischen wir Zwiebel und Kürbis, bevor wir zwei großzügige Esslöffel Frischkäse unterrühren (da gibt es wohl auch eine vegane Variante von der Firma, die so heißt wie eine Stadt in Pennsylvania). Nun noch abschmecken. Weil wir Hummus lieben, entscheiden wir uns für die entsprechenden Gewürze: Ein Spritzer Zitronensaft, etwas Zitronenschale, einige Tropfen Sesamöl, weißen Sesam, Koriander, Kumin, Chili, Knoblauch, Paprika und Petersilie. Geschmack und Konsistenz sind toll – viel cremiger als Hummus mit einer leichten Süße vom Kürbis. Geht auch als Dip für Gemüsestäbchen durch.

Jetzt schneiden wir mal das Brot an: Eine schöne Krume hat es, ist großporig und sehr saftig. Durch die Gewürze natürlich nur bedingt für Marmeladen geeignet, aber in Kombination mit unserem Aufstrich (oder anderem herzhaften Belag) eine runde Sache.

Einen kleinen Haken gibt’s aber: Aufgrund der kurzen Teigruhe schmeckt das Brot am allerbesten frisch und durch die Feuchtigkeit des Kürbisses im Inneren wird es sich nicht ewig im Brotkasten halten. Also am besten gleich nach dem Backen verspachteln!

IH


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