Stadtkinder kochen Limettentarte

Sommer ist eine ausgezeichnete Erfindung. So grundsätzlich. Jeder mag, wenn es warm ist, auch wenn entsprechende Begleiterscheinungen eher unerwünscht sind: Die Klamotten kleben am Körper, im Gesicht glänzt man wie ein frisch geschmiertes Schmalzbrot und einige Gewitterfliegen haben sich ungebeten in den Teint eingearbeitet. Darauf könnte man gut und gerne verzichten, doch, wie der Amerikaner sagt: „You can’t have the cake and eat it, too“. Schade.

Aber Cake ist ein ausgezeichnetes Stichwort an dieser Stelle. Wenn alles an einem klebt und man gar nicht so richtig weiß, wohin mit sich vor lauter Hitze, tut man gut daran, sich anmutig auf die Couch zu drapieren. Die einzige vorzunehmende Bewegung sollte dabei sein, regelmäßig die Gabel vom Teller zum Mund zu führen und sich mittels dieser Aktivität Kuchen in die Futterluke zu schieben. Eine gekühlte Limettentarte eignet sich sehr gut für diese Übung. Zudem ist sie schnell gemacht, erfordert wenig bis gar keine speziellen Fähigkeiten und beeindruckt sämtliche Schwiegermonster, die da des Weges kommen. Der Haken ist leider, dass man vorher einkaufen muss, aber einmal am Tag sollte man ohnehin das Haus verlassen. Auch Ärzte raten dazu.

Nun denn: Wir brauchen 250g Haferkekse. Daraus besteht der Boden. Die sind zwar schon gebacken, kommen aber noch mal ins Rohr. Und dann noch mal. Also nicht nur Zwieback, sondern sogar Triback! Ohne Werbung machen zu wollen, funktionieren die, die so heißen wie die tolkien’schen Gestalten aus Mittelerde ganz prima und wie es der Zufall will, ist in einer Verpackungseinheit das erforderliche halbe Pfund. Das wandert jetzt in einen Plastikbeutel und wird mit sanfter Gewalt zu feinen Krümeln verarbeitet. Danach mischen wir diese mit 125g geschmolzener Butter und basteln daraus in einer Springform einen Boden mit einem etwa zwei Zentimeter hohen Rand. Das klappt gut mit dem Boden eines Trinkglases. Schön andrücken! Bei 170°C Ober-/ Unterhitze backen wir den Boden nun für fünf Minuten und bereiten in der Zwischenzeit die Füllung vor: Wir brauchen zwei Dosen gezuckerte Kondensmilch (je 300g/280ml Inhalt). Die zähflüssige Substanz wird mit 125ml Limettensaft und dem Abrieb von drei Limetten sowie mit drei Dottern vermischt, auf den Boden in der Springform gegossen und für etwa 25 Minuten bei gleicher Hitze gebacken. Kleine Warnung: Das Ergebnis sieht nicht schön aus. Ein bisschen wie eingetrocknete Spargelcremesuppe, aber keine Sorge, das ist genau richtig so. Der Kuchen sollte nun vollständig auskühlen, ehe er in den Kühlschrank kommt, wo er bestenfalls über Nacht ruhen kann. Wenn er fertig geruht hat, wird er noch verziert: Dazu schlagen wir einen Viertelliter Sahne mit einem Päckchen Sahnesteif auf (wegen der Säure der Limetten: sicher ist sicher) und bedecken damit kunstvoll die Oberfläche der Tarte. Ob kleine Sahnekügelchen, ein dekoratives Gittermuster, eine Fläche oder ein einziger großer Sahneflatsch – hier sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Wer mag – und ein bisschen Farbe schadet ja auch nie – greift sich eine weitere Limette und besprenkelt die Sahne noch mit dessen Abrieb. Fertig ist ein wunderbar erfrischender Kuchen, der aber auch schmeckt, wenn es draußen nicht warm ist. Also diesen Sommer.

IH


Schlagwörter: , , , , ,

Kommentare sind geschlossen.

Partner