Stadtkinder kochen Mais mit Mais an Mais

Ich könnte mal was mit langweiligem Gemüse machen, dachte ich mir. Langweiliges Gemüse existiert ja – anscheinend hat sich die Natur also etwas dabei gedacht als sie es erfunden hat. Außer bei Auberginen, das muss ein Versehen gewesen sein, widerliches Zeug. Aber was wäre mit Mais? Was stellt man damit schon groß an? Mais ist nur dann richtig super, wenn man ihn als Kolben kocht und hinterher grillt. Ansonsten gibt’s ihn in der Dose, manche Flitzpiepen tun ihn auf Pizza oder in ihr Chili und einige wenige Menschen (mit denen ich nichts zu tun haben möchte!) kombinieren ihn mit Dosenfrüchten und Lauchringen zu einem völlig überflüssigen Schichtsalat. Der arme Mais! Kommt bloß als Popcorn oder als Nachochip zur Geltung, eine reine Kinovorstellung also. Oder als Polenta, irks!

Ich werde dem armen Gemüse einen großartigen Auftritt verschaffen, habe ich mir überlegt. Ich werde Maistrends setzen, von denen ganz Hannover sprechen wird, jawohl! Ich mache Maisnuggets!

Ich nehme eine normalgroße Dose Mais –da sollte sich das Abtropfgewicht bei knapp unter 300 Gramm einpegeln. Ich lasse den Mais gut abtropfen – das Aquafaba (das durch die Hülsenfrüchte leicht dickflüssige Wasser in der Dose) möchte ich nicht haben. Warum? Beim Konservieren von Hülsenfrüchten werden sie erhitzt, die in ihnen enthaltene Stärke geliert mit dem Kochwasser – eine Art Saucenbinder. Würde ich es für die Nuggets verwenden, wäre der Stärkegehalt zu hoch und das Ergebnis eher puddingartig (gutes Wort, auch auf Menschen anwendbar, find ich).

So, Mais jetzt. Also, abtropfen lassen, dann mit 180 ml klarem Wasser und einem Esslöffel Öl fein pürieren. Dieser Matsch wird nun mit einem Teelöffel Salz, etwas Muskat, weißem Pfeffer, 3 Esslöffeln Kartoffelbreipulver und 100g Weizenmehl versetzt und 30 Minuten lang strikt ignoriert, damit das Gluten seinen Job tun kann. Im Anschluss forme ich mit feuchten Händen kleine flache Portionen, wende sie in Paniermehl und etwas weißem Sesam und brate sie etwa vier Minuten von jeder Seite in Sonnenblumenöl und einem Tröpfchen Sesamöl (an der Ölmenge echt nicht sparen, die Nuggets sind recht weich und fallen womöglich auseinander, wenn sie nicht schwimmen). Ein schöner, veganer Snack, etwa 16 Stück – garantiert ohne geschredderte Hühnerschnäbel (es sei denn, man möchte welche).

Zum nächsten Versuch: Kann man eigentlich Mais auch als Beilage servieren? Also, klar kann man ihn einfach heiß machen, bisschen Butter drauf und so – aber so richtig? Müsste man mal die Amerikaner fragen, die dürften sich da auskennen. Kurzer Check: Kann man. Zum Beispiel mit „heavy Cream“ (einer superfetten Schlagsahne), Butter und Schmelzkäse. Na, von nix kommt nix, kein Wunder, dass da viele so dick sind! Es geht aber auch schlanker (ein bisschen zumindest): Ich nehme noch eine Maisdose und lasse den Inhalt abtropfen. Zusätzlich dazu hacke ich zwei Esslöffel eingelegte Jalapenoscheiben und eine halbe Zehe Knoblauch.

In einem Topf schmelze ich einen Esslöffel Butter und füge den Knoblauch hinzu. Er soll keine Farbe bekommen! Sobald es ein bisschen nach Knoblauch zu riechen beginnt, mische ich ein halbes Päckchen Frischkäse mit einem Schluck (etwa 50ml) Schlagsahne dazu, bis es sich zu einem homogenen Schlorz verbunden hat. Den erhitze ich und würze mit Salz und reichlich schwarzem Pfeffer, ehe ich den Mais und die Jalapenos hinzufüge. Immer schön rühren, bis es einmal richtig blubbert. Dann stelle ich die Temperatur runter – ein Drittel der maximalen Leistung reicht völlig – und schmelze unter ständigem Rühren eine Handvoll geriebenen Cheddar in der Mischung. Zu guter Letzt kommen noch einige beherzte Spritzer Tabasco hinzu. Das Gericht braucht das: Der Mais ist süß, die Sahne und der Käse machen es breit und dumpf, da fehlt eine Säurespitze. Wer es nicht allzu scharf mag, kann aber sicherlich auch mit der Einlegemischung aus dem Jalapenoglas arbeiten – Hauptsache, ein bisschen Essig ist dabei. Ganz schön sättigend und weit mehr als eine Beilage. Die Angaben reichen für zwei großzügige Portionen. Als Hauptgang bedürfte es in dem Fall nicht mehr als ein Minzblättchen und sehr wahrscheinlich platzt man, wenn man zu viel davon isst, aber, wie sagte schon Deichkind, „leider geil“.

Fazit: Mais ist nach wie vor langweilig, aber man kann damit arbeiten, besonders, wenn zum Monatsende gespart werden muss, denn beide Gerichte sind wirklich günstig.

IH


Schlagwörter: , , , , ,

Kommentare sind geschlossen.

Partner