Falls irgendjemand mal bei Günter Jauch sitzt und die Frage nach dem meistgespielten Video einer deutschen Band auf MTV kommt: Die Antwort lautet Terry Hoax mit „Policy of truth“ im Jahr 1992. Hätten wir das geklärt. Ansonsten muss man Terry Hoax wohl nicht mehr groß vorstellen: 1988 gegründet, 1996 aufgelöst, wiedervereint im Jahr 2008 und einer der großen Rockexporte aus Hannover. Nun erscheint mit „Celebrate Nothing“ ihr neuntes Studioalbum. Darüber haben wir mit Sänger Oliver Perau (OP) und Gitarrist Martin „Matze“ Wichary (MW) gesprochen.
Glückwunsch zum neuen Album! Aber wieso heißt es „Celebrate Nothing“? Denn sowohl der Titeltrack als auch der Rest des Albums klingen, als hätte das Recording großen Spaß gemacht. War das auch so?
OP: Die aktuelle Weltlage bietet wenig Gründe zum Feiern. Es gibt vieles, an dem man verzweifeln könnte. Aber trotzdem darf man sich nicht unterkriegen lassen. Man muss das Leben genießen. Also feiern wir, dass es nichts zum Feiern gibt.
Abgesehen davon, dass Kai Schiering Armin Treptau am Bass ersetzt hat – was ja nun auch schon ewig her ist – seid ihr jetzt wieder der Besetzung, in der ihr damals erfolgreich geworden seid. Ist das nicht auch ein Grund zu feiern?
MW: Als wir die ersten Male wieder gemeinsam im Übungsraum standen und Songideen probiert haben, war bei allen eine ziemliche Euphorie zu spüren. Wir haben etwas wiedergefunden und konnten das dann auch noch weiterentwickeln – das war ein guter Grund zum Feiern.
Wenn man das neue Album hört, denkt man sofort: „Terry Hoax, ganz klar“. Vom Gefühl her könnte man einige der neuen Stücke auch auf älteren Platten verorten. „Welcome to tomorrow“ hat die Art schöner Leichtigkeit, die 1a auf „Freedom Circus“ gepasst hätte, während „Circle of desire“ absolute „Splinterproof“-Coolness hat (zumindest für mich). Anhören und schon fühlt man sich Jahrzehnte jünger. Ist das bewusst geschehen, oder hat sich durch eure Zusammenarbeit dieses Terry Hoax-Lebensgefühl einfach wieder eingestellt?
OP: Ich finde es wunderbar, dass du es so empfindest. Der Grund dafür sitzt neben uns und heißt Martin. Seine Rückkehr tut allen sehr gut. Für mich persönlich hat sich der Kreis geschlossen, denn schließlich hat mit uns beiden alles angefangen.
Was sind eure persönlichen Lieblingsstücke auf dem Album und warum?
MW: „The Last Call“. Ich kann immer kaum abwarten, bis der C-Teil und dann danach die Stelle mit Mirja Panitz kommt, die einen Teil des Refrains singt. Toller Text von Olli. Und „Falling“, weil es tatsächlich nach unseren Anfängen klingt. Und „Meanwhile“ wieder vor allem wegen dem Text. Und „Welcome to tomorrow“, weil die Gitarre am Ende wie im Soundtrack zur Zombieapokalypse klingt. Und „Don’t need somebody“, wegen „I don‘t know what I do, when I do what I do!“ im Text und weil es in dem Song so schön swingt. Einzelne Textstellen von Songs sollten wir vielleicht mal auf T-Shirts drucken. Eigentlich sind alle Songs total super, wir sind sehr froh mit unserer Performance als Band im Studio. Das war früher nicht immer so. Ich erinnere mich an einen Produzenten der sagte: „Willst Du das wirklich so spielen? Klingt, als ob man die Gitarre draußen am Fenster aufhängt und Billardkugeln darauf wirft“. Antwort in eingeschnapptem Tonfall: „Ähh… Ja, das mache ich immer so!“. Inzwischen wissen wir genau, was wir wollen und können und sind daher offener für Ideen von außen, wenn sie songdienlich sind. Wir hatten das Glück, uns beim aktuellen Album mit guten Leuten in guter Umgebung um die Songs und unsere Performance kümmern zu können. Wann immer es terminlich ging, konnten wir ins Peppermint Park Studio. Dort im großen Raum aufnehmen zu können ist heutzutage schon ein echtes Privileg und Inspiration.
Stichwort Fotos: Mit Terry Hoax ging‘s für Olaf Heine damals los und er hatte mittlerweile von Bad Religion über The Killers, Iggy Pop und Chris Cornell bis hin zu Burt Bacharach alles vor der Linse, was Rang und Namen hat. War mit ihm die aktuellen Fotos zu machen eine bewusste Entscheidung, um einen Kreis zu schließen oder hat sich das zufällig so ergeben?
OP: Ich hatte Olaf einen Gefallen getan und daher noch einen gut bei ihm. Das wurde dann die Fotosession mit Terry Hoax. Olaf gehört zu unserer Familiengeschichte, wie wir zu seiner. Diese Verbindung wird es immer geben.
Und jetzt das Wichtigste: Wann geht‘s mit dem neuen Album auf die Bühne?
We celebrate nothing – and everybody‘s here:
20.06. Göttingen, Exil
21.06. Isernhagen, Blues Garage
25.06. Oberhausen, Kulttempel
23.08. Fuhrberg, Fuhrberg rockt OA
12.09. Düsseldorf, Pitcher
13.09. Hameln, Sumpfblume
24.10. Braunschweig, KufA
25.10. Bremen, Lila Eule
30.10. Osnabrück, Rosenhof
13.11. Hamburg, Marias Ballroom
14.11. Hamburg, Marias Ballroom
13.12. Hannover, Capitol
Alle Termine immer aktuell auf www.terryhoax.de
