Literarisches: Lars Menz

Atemberaubende Bergketten und glitzernder Schnee, ein kleines Dorf unter einem winterlichen Nachthimmel – eine Idylle, die nur schwer zu stören scheint. Außer natürlich durch die Leiche, die an ihrem gebrochenem Genick vom obersten Punkt der örtlichen Skischanze hängt.

Lars Menz‘ Thriller-Debüt „Die Schanze“ hüllt die kleine Gemeinde zu Fuße der Alpen in eine bedrohliche Atmosphäre, in der jeder und jede des Verbrechens schuldig sein könnte. Niemand scheint ohne Geheimnisse zu sein. Ärztin Ellen Roth kehrt nach vielen Jahren mit einem gebrochenen Herzen in ihre Heimat zurück, und sieht sich direkt in den Mord verstrickt – denn das Opfer ist ihr nicht unbekannt. Während bei Ellen alte Wunden aufgerissen werden, die sie ihre Rückkehr schon bezweifeln lassen, sieht der Journalist Merab in dem Fall seine Chance auf die große Story, die seinen Weg raus aus dem kleinen süddeutschen Dorf öffnet. Gemeinsam beginnt das Duo Nachforschungen anzustellen. Doch je näher sie dem Mörder kommen, desto näher kommen sie auch Ellens eigener Vergangenheit und deren dunklen Schatten.

„Die Vergangenheit macht uns alle aus,“ betont Lars Menz. „Und sie wirkt sich eben auch auf literarische Figuren aus, macht sie interessant und echt. Ohne eine bestimmte Vergangenheit wird man auch nicht zum Mörder.“ Das Motiv der Verflochtenheit von Erinnerung und Gegenwart begleitet den Autoren schon seit seinem Aufbruch in die Welt der Literatur: „Auch in meinem ersten Roman „Rauschen“ muss der Protagonist sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen, obwohl ihn eigentlich durch seine Diagnose etwas sehr Aktuelles beschäftigt.“ Menz’ Debüt beim Klassenbuch Verlag erzählt von dem Umbruch im Leben eines Mannes, nachdem er mit Multipler Sklerose diagnostiziert wird – ein starker Gegensatz zu seinem neuesten Werk. „Nach dem eher stillen und teilweise autobiografischen Roman brauchte ich einen inhaltlichen und stilistischen Wechsel.“ erklärt der 53-Jährige. „Die Spannung in Thrillern hat mich immer interessiert und bietet als Genre viele Möglichkeiten – schnelle Szenen, handlungsgetriebene Plots. Das Schreiben hat nach dem eher ernsten Thema viel Spaß gemacht.“ Sein Faible für das schriftstellerische Handwerk fand Menz schon als Jugendlicher. Neben seinem Studium in Geografie, Stadtplanung und Politik schloss er auch ein Volontariat ab und arbeitet nun seit Langem in Hannover in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Die journalistischen Hintergründe beeinflussen Menz‘ Ausdruck und Erzählweise: „Mein Stil ist auch im Roman nicht ausschweifend, ich mag kurze, prägnante Sätze.“ Gleichzeitig loben Kritiker*innen den Autoren für seine bildhafte Sprache und die intensive Atmosphäre, die „Die Schanze“ prägt. „Ich habe einen engen, kleinen Ort gesucht, der wenig Ausweg bietet.“ beschreibt Menz seine Wahl für den Schauplatz des Romans. „Ein Teil meiner Familie lebt am Rande der Alpen und daher hatte ich die Szenerie gut vor Augen. Die dortige Schanze wird abends angestrahlt und überstrahlt den Ort. Da entstand die Idee für den Mord und das klaustrophobische Setting.“ Die Titel gebende Schanze stellt dabei den Tatort des ersten Mordes dar, ist aber auch ein Symbol: „Sie beherrscht die Szenerie und bietet gleichzeitig keinen Ausweg. Sie ist der Stachel in der Dorfgemeinschaft: Jeder will hier hoch hinaus, aber es geht nur nach unten.“ Die Charaktere mit ihren Sehnsüchten und Geheimnissen bilden für Menz den Mittelpunkt eines guten Thrillers, auch wenn das Verbrechen die entscheidende Triebkraft hinter ihren Handlungen ist. „Die Figuren interessieren mich am meisten: Wo kommen sie her, warum tun sie, was sie tun?“ erklärt der Autor. „Das Verbrechen bietet den Anlass, die Figuren in Bewegung zu setzen, zu entwickeln und sich mit ihnen zu beschäftigen, sie im besten Falle zum Leben zu erwecken.“ Die Faszination für dem Thriller wird Lars Menz zunächst auch weiterhin begleiten: „Im Frühjahr 2026 erscheint das nächste Buch, erneut beim Ullstein-Verlag. Dieses Mal spielt es aber an der Küste, näher an Hannover dran.“ Das Thriller-Schreiben macht dem Autor einfach Spaß, mit allen düsteren Wendungen und Gänsehaut-Momenten: „Wenn eine spannende Stelle gut gelingt, der Mörder sein Ziel erreicht, ist das beim Schreiben auch ein Erfolgserlebnis.“

Ullstein Verlag, 16,99 Euro, 304 Seiten.


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