Manchmal braucht es nur einen kleinen Moment, um eine längst vergrabene Sehnsucht
wieder ans Licht zu holen. Für Amelie geschieht er auf einer Hochzeit. Zwischen Musik,
Gesprächen und Gläserklirren lernt sie Daniel kennen – einen Mann, der sein Leben nicht
in Terminkalendern und To-do-Listen misst, sondern in Kilometern, Begegnungen und
Abenteuern. In Gesprächen mit ihm kehrt eine Erinnerung zurück, die Amelie fast
verdrängt hatte: ihr Traum, einmal durch Australien zu reisen. Doch als der Traum konkrete
Formen annimmt, steht Amelie vor einer Frage, die schwerer wiegt, als sie erwartet hätte:
Würde sie den Sprung auch wagen, wenn sie allein reisen müsste?
In Wo Träume den Mut finden erzählt Nicole Bergmann nicht nur eine Reisegeschichte,
sondern auch eine Geschichte über das Loslassen und den Aufbruch. Ihre Heldin ist keine
Draufgängerin, sondern eine Frau, die ihre Ängste kennt – und sich ihnen dennoch stellt. „Ich
wollte keine Figur erschaffen, die nur durch einen Mann ihre Träume verwirklicht“, betont
Bergmann. „Daniel inspiriert Amelie, aber ihre Veränderung geschieht aus eigener Kraft.“
Diese Haltung spiegelt auch die Biografie der Autorin wider. Nicole Bergmann verbrachte
selbst ein Jahr in Australien, studierte, reiste und sammelte Erlebnisse, die sie nachhaltig
prägten. „Vor der Reise waren da viele Zweifel, Bedenken und genauso viel Vorfreude. Im
Nachhinein gehört diese Zeit zu den schönsten Jahren meines Lebens“, sagt sie. Für ihren
Roman wollte sie keinen autobiografischen Bericht schreiben, sondern eine fiktive
Geschichte, die inspiriert – und in der viele Frauen etwas von sich selbst wiederfinden
können: das Fernweh, die Selbstzweifel, das diffuse Gefühl, dass da noch mehr sein muss.
Australien beschreibt Bergmann als Land der Weite, der Kontraste und der Gelassenheit. Von
den roten Wüsten im Zentrum über den tropischen Norden bis zu den Stränden, an denen
morgens Surfer und abends Kängurus zu sehen sind, sei es ein Ort, an dem man sich
unweigerlich selbst begegnet. „In Brisbane zu leben, hat sich angefühlt wie ein ganzes Jahr
Sommer“, erinnert sie sich. Ein besonderer Aspekt des Romans ist das Alleinreisen – für viele
Frauen eine große Hürde. Bergmann selbst reiste damals mit ihrem heutigen Ehemann,
begegnete aber unterwegs vielen Frauen, für die das Alleinreisen selbstverständlich war.
„Das hat mich beeindruckt. Ich möchte zeigen, wie befreiend es sein kann, einfach
loszugehen – auch ohne Begleitung.“ Geschrieben hat Bergmann den Roman mit einer
Mischung aus Planung und Intuition. Als Mutter nutzte sie konsequent ihr morgendliches
Zeitfenster: 20 Minuten am Tag, in denen sie sich ganz auf die Geschichte einließ. „Die
Figuren haben mich oft überrascht und Dinge getan, die ich so nicht vorgesehen hatte“, sagt
sie. Wo Träume den Mut finden ist so zu einem inspirierenden Reiseroman geworden, der
Lust macht, den eigenen Träumen nachzuspüren. Für Lesende, die vom Fernweh träumen
und vielleicht schon lange mit einer Idee liebäugeln, ist das Buch mehr als nur Urlaubslektüre
– es ist eine Ermutigung, den eigenen Aufbruch zu wagen.
Selfpublished via tolino media, 304 Seiten, 15,99 Euro / Foto: Marina Schell Photography

