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Stadtkinder kochen diesen Monat nicht

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Stadtkinder kochen diesen Monat nicht


Diesen Monat bleibt die STADTKIND-Küche kalt. Wer sich also erhofft hat, auf dieser Seite Inspiration für ein formidables Weihnachtsmenü zu finden, hat leider Pech gehabt. Das heißt aber nicht, dass es hier nichts gibt. Denn für alle, die „wenigstens eine Kleinigkeit, damit man nicht mit leeren Händen dasteht“ suchen, wenn man überraschenderweise doch was geschenkt kriegt, obwohl das eigentlich gar nicht so vereinbart war: I got you.

Geschenke aus der Küche sind in solchen Fällen eine feine Sache. Sofern sie gut gemacht sind. Meine Oma hat früher zu Weihnachten immer Honigkuchen gebacken und verteilt. Zu Ostern konnte man den prima essen, weil er dann endlich weich genug zum Kauen war. Jemandem, der nicht gerne kocht, ein selbstgemischtes Gewürzöl anzudrehen, ist auch großer Quatsch, aber davon rede ich nicht. Nein, in aller Deutlichkeit: Es geht um Alkohol. Als ich vor 20 Jahren auf Abifahrt in Venedig war, nannten meine Mitschüler*innen mich „Queen Mom“, weil ich Gin trank. Natürlich nur wegen der Mücken, die keinen Wacholder mögen, nicht zum Spaß, wirklich. Dann kam aber der Hype und plötzlich trank jeder Gin und zwar gänzlich ohne insektizide Bedrohung. Jede Rockband, die was auf sich hält und sogar einige Podcaster bringen eigene Gin-Editionen heraus! Da bleibt die Frage: Warum nicht ich? Nicht du? Nicht wir alle? Kann ja so schwer nicht sein. Nach kurzer Recherche stellte sich heraus: Ist es auch nicht. Genaugenommen ist es so einfach, dass man sich auch gar nicht mehr wundert, dass jeder Dulli das macht.

Man braucht so gut wie nichts dafür, also kein schweres Gerät wie etwa eine Destillierbrücke, Bunsenbrenner oder solchen Quatsch. Zunächst einmal natürlich Alkohol. Und zwar neutralen, hochwertigen wie etwa einen guten Wodka oder Doppelkorn. Da wir ab jetzt Wissenschaftler sind, nennen wir den nicht mehr einfach Schnaps, nein, es ist unser Menstruum. Als Menstruum bezeichnet man eine Substanz, die als Lösungs- oder Extraktionsmittel verwendet wird. Für unser Rezept legen wir einen Liter zugrunde. Auf diesen Liter kommen nun 15g Wacholderbeeren. Wer den Gin trockener und intensiver bevorzugt, mörsert die Wacholderbeeren ein bisschen, um sie aufzubrechen. Ich persönlich mag es etwas milder, weshalb die Beeren bei mir ganz bleiben. Die kommen jetzt zusammen mit dem Alkohol in ein blickdichtes Gefäß (einen Kochtopf zum Beispiel), wo sie 24 Stunden lang – Achtung, neues Fachwort – mazerieren. Der Begriff kommt vom lateinischen Verb macerare, was „Auslaugen“ bedeutet (und übrigens auch „Quälen“. Lustig!). Nun können wir uns überlegen, welche weiteren Aromageber, oder, wie man auf schlau sagt, „Botanicals“ wir verwenden möchten. Da geht alles, was Spaß macht: Tiefgefrorene Beeren, Ingwer, Koriandersaat, Zimt, Fenchel, Lavendel, Rosmarinzweige, Kardamom, Pfeffer… ganz, wie man möchte. Werden getrocknete Kräuter und Samen verwendet, gilt die Faustregel: Ein großzügiger Teelöffel voll pro Liter und ein bisschen mörsern, damit das Menstruum es leichter hat, an den Geschmack des Gewürzes zu kommen.

Für unser Experiment entscheide ich mich aber für ein bisschen was Frisches: Einige Blätter Basilikum (die knülle ich einmal ordentlich zusammen, um die Blattstruktur zu brechen und so das Aroma zu intensivieren), dazu noch die Schale von je einer Zitrone, Grapefruit und Orange, in ordentliche Streifchen geschnitten. Hier achte ich darauf, dass ich von der Schale nur das Bunte und nicht das Weiße erwische, das ja bekanntlich bitter ist. Mit einem Sparschäler klappt das recht gut. Da ich aber zusätzlich zum Geschmack auch die Fruchtsäure haben möchte, gebe ich außerdem einen guten Esslöffel des jeweiligen Fruchtfleischs dazu. Das alles kommt jetzt für einen weiteren Tag in den Alkohol. Dann gießen wir die Mischung erst durch ein Sieb ab und filtern sie danach. Das geht mit einem Kaffeefilter, ich selbst bevorzuge aber das Bein einer Feinstrumpfhose (von echten Moonshinern gelernt – dankt mir später). Jetzt nur in hübsche Flaschen füllen, etikettieren und vor dem Verzehr noch eine Woche lichtgeschützt ruhen lassen. Fertig – wohl bekomm’s!

IH

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Stadtkinder kochen Kürbisbrot

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Stadtkinder kochen Kürbisbrot


Kürbisse sehen drollig aus und sind sehr dekorativ. Das Wort „Kürbis“ ist auch schön. Der Geschmack von Kürbis ist… nicht vorhanden. Schnitzt man ihm nicht ein gruseliges Gesicht, hat er wenig Charakter. Das ist schade und irgendwie bemitleidenswert. Zumal der Kürbis jetzt gerade Saison hat und der Markt überschwemmt ist von Hokkaido, Butternut, Bischofsmützen und wie sie alle heißen. Was willst du damit machen? Kein Mensch kann und möchte zwei Monate lang Kürbissuppe essen. Im Supermarkt an der Kasse locken die Rezeptmagazine mit „44 neuen, schnellen und schlanken Kürbisrezepten“. Und welche sind das? Ofenkürbis mediterraner Art, Ravioli mit Kürbisfüllung, Kürbiscurry… gähn! Selbst ein Kürbiskuchen schmeckt dann doch nur nach dem, womit der Kürbis gewürzt ist, da hätten wir wieder die Charakterlosigkeit. Nun ist, zugegeben, ein Kürbisbrot auch nicht gerade der Weisheit letzter Schluss, aber Brot kann man immer brauchen. Brot für die Welt, kennt man doch. Der Vorzug von Brot ist nämlich, dass es nach Brot schmeckt. Und Kürbisbrot schmeckt – nach Brot! Genug Gemüsebashing, los geht’s:

Wir brauchen einen kleinen Hokkaido, den wir gründlich waschen. Schälen muss man das Biest ja glücklicherweise nicht. 100g des rohen Kürbisses legen wir zur Seite, der Rest wird entkernt, in Stücke geschnitten und mit ganz wenig Wasser 10 Minuten lang weichgekocht, bevor er mit dem Kartoffelstampfer zerquetscht wird. Ist der Kürbisbrei dann erkaltet, nehmen wir 300g davon ab. Der rohe Kürbis wird grob geraspelt. Dazu kommen jetzt noch 500g Weizenmehl, ein halber Würfel Hefe (in 100ml Wasser aufgelöst), 50g Kürbiskerne, etwas Salz und eine Mischung aus je einem EL gemahlenem Koriandersamen, Kumin, Cayennepfeffer, gemahlenem Ingwer und Kurkuma (natürlich geht’s mit fertiger Currymischung genauso gut). Daraus kneten wir jetzt einen glatten Teig und lassen ihn eine Stunde lang an einem warmen Ort sein Volumen verdoppeln, ehe wir zwei Laibe daraus formen und diese eine weitere halbe Stunde ruhen lassen. Dann schneiden wir die Teigoberfläche kreuzweise ein, besprühen sie mit Wasser und backen die Brote dann für 40 Minuten bei 200°C Ober-/Unterhitze.

In der Zwischenzeit stellen wir fest, dass noch Kürbispüree übrig ist und kratzen uns am Kopf: Was tun? Wegwerfen wär ja blöd. In unserem Fall sind noch gute 300g Püree da und wir entscheiden uns dazu, daraus einen Brotaufstrich zu machen. Dafür würfeln wir eine Schalotte fein und braten sie mit etwas Öl in der Pfanne an. Dann mischen wir Zwiebel und Kürbis, bevor wir zwei großzügige Esslöffel Frischkäse unterrühren (da gibt es wohl auch eine vegane Variante von der Firma, die so heißt wie eine Stadt in Pennsylvania). Nun noch abschmecken. Weil wir Hummus lieben, entscheiden wir uns für die entsprechenden Gewürze: Ein Spritzer Zitronensaft, etwas Zitronenschale, einige Tropfen Sesamöl, weißen Sesam, Koriander, Kumin, Chili, Knoblauch, Paprika und Petersilie. Geschmack und Konsistenz sind toll – viel cremiger als Hummus mit einer leichten Süße vom Kürbis. Geht auch als Dip für Gemüsestäbchen durch.

Jetzt schneiden wir mal das Brot an: Eine schöne Krume hat es, ist großporig und sehr saftig. Durch die Gewürze natürlich nur bedingt für Marmeladen geeignet, aber in Kombination mit unserem Aufstrich (oder anderem herzhaften Belag) eine runde Sache.

Einen kleinen Haken gibt’s aber: Aufgrund der kurzen Teigruhe schmeckt das Brot am allerbesten frisch und durch die Feuchtigkeit des Kürbisses im Inneren wird es sich nicht ewig im Brotkasten halten. Also am besten gleich nach dem Backen verspachteln!

IH

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Stadtkinder kochen Schmorgurken

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Stadtkinder kochen Schmorgurken


Gurken sind ein wunderbares Gemüse! Zum einen sind sie schön grün. Zum anderen bestehen sie zu einem großen Prozentsatz aus Wasser, womit sie dem Menschen gar nicht so unähnlich sind. Bei vielen Menschen sieht man das auch, wie ich finde. Und immer, wenn man ein Stück Gurke isst und diesen gurkig-melonigen Geschmack auf der Zunge hat, bekommt man das Gefühl, seinem Körper was besonders Gutes getan zu haben.

Es ist richtiggehend eine Schande, dass es noch keine international anerkannte Lobeshymne auf die Gurke gibt, „Kyrie cucumus sativus“ oder so. Du fühlst dich dehydriert? Iss ein Stück Gurke! Müde Augen? Leg Gurkenscheiben drauf. Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse sind träge? Nicht mehr lange: Hier, ne Gurke! PMS? Wie wär’s mit ein paar Cornichons, direkt aus dem Glas?! Einige Internetvideos zeigen sogar, dass man sich mithilfe von Gurken gegen aufdringliche Katzen wehren kann, weil die angeblich Angst vor dem Gemüse haben sollen, aber man soll ja nicht alles glauben, was man im Internet sieht.

Was man aber durchaus glauben darf: Gurken gehören nicht nur in die kalte Küche. Man kann sie auch warm zubereiten, zum Beispiel in Form von Schmorgurken.

Tatsächlich verkaufen viele Super- oder Gemüsemärkte im Spätsommer bis Frühherbst Schmorgurken zum Kilopreis. Mit etwas Glück bekommt man noch welche. Aaaber: Je länger diese Dinger reif herumliegen, desto eher werden sie bitter. Bittere Gurken sind nichts Schönes! Man kann allerdings genau so gut auch Salatgurken verwenden, da besteht die Gefahr des Bitterwerdens nicht.

So oder so: Man braucht ungefähr ein Kilo Gurke, das dann gründlich geschält und entkernt wird. Hier empfiehlt es sich, akkurat zu arbeiten, da auch die Kerne beim Erhitzen bitter werden können. Anschließend schneiden wir die Gurke in mundgerechte Stücke und stellen sie erst mal zur Seite, damit wir uns den anderen Zutaten widmen können.

Wir würfeln eine Zwiebel und eine Zehe Knoblauch sehr fein. Die Zwiebel wird nun mit etwas Öl und einer Handvoll Schinkenwürfeln (oder einem vegetarischen oder veganen Äquivalent) in der Pfanne erst glasig, dann leicht gebräunt, ehe der Knoblauch dazu kommt. Nach weiteren zwei Minuten nehmen wir die Mischung aus der heißen Pfanne und stellen sie beiseite. Jetzt schmoren wir die Gurkenstücke bei mittlerer Hitze so lange, bis sie schön weich und glasig sind, das dauert gute zehn bis 15 Minuten, je nach Größe. Eine Bräunung ist an dieser Stelle nicht erwünscht. In der Zwischenzeit können wir einen großen Zweig Dill fein hacken und warten dann, bis die Gurkenkonsistenz unseren Vorstellungen entspricht. Sobald das der Fall ist, werden die Gurken in der Pfanne so gleichmäßig wie möglich mit einem Teelöffel Mehl bestäubt. Sofort umrühren und dann mit 200ml (ggf. pflanzlicher) Sahne ablöschen. Die Zwiebelmischung wieder hinzufügen und für weitere drei, vier Minuten einkochen lassen. Mit Salz, (vorzugsweise weißem) Pfeffer und Muskat abschmecken und zu guter Letzt noch den gehackten Dill unterrühren. Dazu schmecken sehr gut Salzkartoffeln, oder, wie in unserem Fall, Kartoffelbrei und vielleicht das eine oder andere Fleischbällchen.

Viele behaupten, Schmorgurken seien ein Sommergericht – allerdings ist es, zumindest, wenn man es so zubereitet wie oben – ein ziemlich mächtiges Essen, das viel schöner in den Herbst passt. Und „Schmorgurke“ oder „Fleischbällchen“ sind irgendwie auch ganz süße Kosenamen. Auf ne Art.

IH

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Stadtkinder kochen Kolatschen

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Stadtkinder kochen Kolatschen


Als mein Freund und ich im Urlaub waren, fiel unser Blick auf ein Haus, das nicht zu den anderen passen wollte. Es wirkte irgendwie osteuropäisch – und das mitten in Amerika! Draußen stand dran „Kolatschen“. Mein Freund mutmaßte, jemand habe einfach seinen Namen an das Haus geschrieben. „Aber nein,“ sagte ich, „das ist doch ein Gebäck!“ „Ach, Illifred, was du dir immer so ausdenkst!“ Zum Glück konnte ich mithilfe des Internets beweisen, dass ich Recht hatte (und ich habe so gerne Recht).

Das Gebäck interessierte uns nicht unbedingt, wohl aber das Wort. In all seiner seltsamen Phonetik! Es klingt so lautmalerisch wie ungeschickt, dabei doch irgendwie bemitleidenswert. Ab sofort benutzten wir es, wann immer möglich. Als Verb: Lass uns zum Mississippi runterkolatschen! Oder auch: Ich kolatsch dir gleich eine! Für unbestimmte Gegenstände, für die man sonst „Dingsda“ verwendet. Als Maßeinheit wie in „25 Kolatschen pro Meter“ – immerzu. Nach unserer Rückkehr machte das Wort wie durch Zauberhand (oder -mund) die Runde. Schließlich forschte ich über den Ursprung des Gebäcks mit dem putzigen Namen. Und siehe da: Sie stammen aus Böhmen im heutigen Tschechien. Der Schutzpatron der Böhmen war der heilige Wenzel. Er hatte sogar eine Krone, die Wenzelkrone. Der Mädchenname meiner Mutter ist Wenzel, was sie, so will es das Kolatschengesetz, zur leibhaftigen Kolatschenkönigin macht. Mich demzufolge zur Kolatschenprinzessin. Aufgemerkt, liebes Volk, wir schreiten nun zur Tat, dieses besondere Gebäck herzustellen.

Ein halber Würfel Hefe, 400g Mehl, eine Prise Salz, 170ml Milch, 50g Butter, ein Ei und 60g Zucker werden zunächst gebraucht. Milch und Butter werden in einem Topf leicht erwärmt. Würdet ihr ein Baby darin baden? Dann ist die Temperatur gut. Aus den Zutaten wird jetzt ein Hefeteig geknetet, der dann an einem warmen Ort eine gute Stunde vor sich hinkolatscht.

In der Zwischenzeit können wir schon mal alles für die Füllung zusammentragen. Der gemeine Kolatsche wünscht mit einer Quarkmasse, Mohn und Pflaumenmus gefüllt zu werden.

Für die Quarkmasse brauchen wir 250g selbigen (bloß kein Magerquark, das ist schließlich ein tschechisches Rezept!), ein Ei, 50g Zucker und einen Esslöffel Speisestärke. Das alles wird gut verrührt – einfach! Vom Pflaumenmus brauchen wir etwa zwei großzügige Esslöffel voll – auch einfach. Das mit dem Mohn ist etwas schwieriger. Wir brauchen 80g Blaumohn, 120ml Milch, 30g Zucker und einen halben Teelöffel Zimt. Das alles wird nun kurz aufgekocht und darf, unter ständigem Rühren, so lange vor sich hinblubbern, bis die Milch verkocht ist. Das dauert vielleicht 4, 5 Minuten – aber lasst das Zeug bloß nicht aus den Augen, es setzt sofort am Topf an.

Jetzt noch die Streusel: 50g Butter, 50g Zucker und 80g Mehl werden dafür miteinander verknetet.

Mittlerweile sollte der Teig sein Volumen verdoppelt haben. Wir teilen ihn jetzt in zehn gleich große Portionen (meine wiegen je 75g), machen Taler von etwa zehn Zentimeter Durchmesser daraus und setzen diese auf ein Blech mit Backpapier. Abstand halten, als wäre es 2020! Die Taler werden jetzt mit Milch bepinselt, dann kommt nun die Quarkmasse drauf. Einen kleinen Teigrand lassen wir an den Seiten aber stehen, aus Sicherheitsgründen. Mittig darauf setzen wir einen Teelöffel der Mohnfüllung und dekorieren dann mit einigen kreativen Klecksen Pflaumenmus. Zu guter Letzt kommen noch die Streusel zum Einsatz. Ab in den Ofen mit den Kolatschen! Und zwar bei 180°C Ober-/Unterhitze für etwa 20 Minuten. Gut gemacht, Volk! Aber bevor ihr euch das alles alleine reinkolatscht, nicht vergessen, dem heiligen Wenzel (oder mir) einen Zehnt abzugeben!

IH

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Stadtkinder kochen Limettentarte

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Stadtkinder kochen Limettentarte


Sommer ist eine ausgezeichnete Erfindung. So grundsätzlich. Jeder mag, wenn es warm ist, auch wenn entsprechende Begleiterscheinungen eher unerwünscht sind: Die Klamotten kleben am Körper, im Gesicht glänzt man wie ein frisch geschmiertes Schmalzbrot und einige Gewitterfliegen haben sich ungebeten in den Teint eingearbeitet. Darauf könnte man gut und gerne verzichten, doch, wie der Amerikaner sagt: „You can’t have the cake and eat it, too“. Schade.

Aber Cake ist ein ausgezeichnetes Stichwort an dieser Stelle. Wenn alles an einem klebt und man gar nicht so richtig weiß, wohin mit sich vor lauter Hitze, tut man gut daran, sich anmutig auf die Couch zu drapieren. Die einzige vorzunehmende Bewegung sollte dabei sein, regelmäßig die Gabel vom Teller zum Mund zu führen und sich mittels dieser Aktivität Kuchen in die Futterluke zu schieben. Eine gekühlte Limettentarte eignet sich sehr gut für diese Übung. Zudem ist sie schnell gemacht, erfordert wenig bis gar keine speziellen Fähigkeiten und beeindruckt sämtliche Schwiegermonster, die da des Weges kommen. Der Haken ist leider, dass man vorher einkaufen muss, aber einmal am Tag sollte man ohnehin das Haus verlassen. Auch Ärzte raten dazu.

Nun denn: Wir brauchen 250g Haferkekse. Daraus besteht der Boden. Die sind zwar schon gebacken, kommen aber noch mal ins Rohr. Und dann noch mal. Also nicht nur Zwieback, sondern sogar Triback! Ohne Werbung machen zu wollen, funktionieren die, die so heißen wie die tolkien’schen Gestalten aus Mittelerde ganz prima und wie es der Zufall will, ist in einer Verpackungseinheit das erforderliche halbe Pfund. Das wandert jetzt in einen Plastikbeutel und wird mit sanfter Gewalt zu feinen Krümeln verarbeitet. Danach mischen wir diese mit 125g geschmolzener Butter und basteln daraus in einer Springform einen Boden mit einem etwa zwei Zentimeter hohen Rand. Das klappt gut mit dem Boden eines Trinkglases. Schön andrücken! Bei 170°C Ober-/ Unterhitze backen wir den Boden nun für fünf Minuten und bereiten in der Zwischenzeit die Füllung vor: Wir brauchen zwei Dosen gezuckerte Kondensmilch (je 300g/280ml Inhalt). Die zähflüssige Substanz wird mit 125ml Limettensaft und dem Abrieb von drei Limetten sowie mit drei Dottern vermischt, auf den Boden in der Springform gegossen und für etwa 25 Minuten bei gleicher Hitze gebacken. Kleine Warnung: Das Ergebnis sieht nicht schön aus. Ein bisschen wie eingetrocknete Spargelcremesuppe, aber keine Sorge, das ist genau richtig so. Der Kuchen sollte nun vollständig auskühlen, ehe er in den Kühlschrank kommt, wo er bestenfalls über Nacht ruhen kann. Wenn er fertig geruht hat, wird er noch verziert: Dazu schlagen wir einen Viertelliter Sahne mit einem Päckchen Sahnesteif auf (wegen der Säure der Limetten: sicher ist sicher) und bedecken damit kunstvoll die Oberfläche der Tarte. Ob kleine Sahnekügelchen, ein dekoratives Gittermuster, eine Fläche oder ein einziger großer Sahneflatsch – hier sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Wer mag – und ein bisschen Farbe schadet ja auch nie – greift sich eine weitere Limette und besprenkelt die Sahne noch mit dessen Abrieb. Fertig ist ein wunderbar erfrischender Kuchen, der aber auch schmeckt, wenn es draußen nicht warm ist. Also diesen Sommer.

IH

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Stadtkinder kochen am Ende doch nur Salsa

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Stadtkinder kochen am Ende doch nur Salsa


Viele von euch werden bestimmt auch regelmäßig mit Videos belästigt: Eine allerhöchstens knapp volljährige Person in Fitnesskleidung weist darauf hin, dass sie jetzt für euch das „virale TikTok-Rezept“ nachkochen wird, rührt vor der Kulisse eines Nobilia-Küchenmöbelhauses irgendeine Lumumpe zusammen, beißt dann unzivilisiert in das Ergebnis und nickt hinterher wie wild (manchmal schüttelt sie auch mit verzückt geschlossenen Augen den Kopf), während Daumen und Zeigefinger einen Kreis formen. Kennt ihr, ne? Tja, was soll ich sagen – ich habe das für euch ausprobiert und sage an dieser Stelle: Kocht das nicht nach, lasst es sein!

Meine heutige Dokumentation erstreckt sich über zwei dieser Super-Duper-Megatrends. Zum einen den lebensverändernden Hüttenkäse-Wrap und zum anderen das supergeniale, süchtigmachende Feta-Brot. Diese Attribute stammen nicht von mir, das will ich vorher noch kurz klarstellen. Also los: Wir fangen mit dem Wrap an. Zu Hüttenkäse habe ich ein gespaltenes Verhältnis. Wer wissen möchte warum, darf gerne mal in die Suchmaschine seiner Wahl „Charlotte Roche Hüttenkäse“ eingeben, aber bitte erst nach dem Essen. Ein Becher Hüttenkäse wandert jedenfalls mit zwei Eiern (damit komm ich klar), einer Zehe Knoblauch (sowieso), Salz und Pfeffer in den Mixer, bis eine Milchshake-artige Konsistenz entsteht. Diese Mixtur gieße ich jetzt auf ein Backblech, das Backpapier fette ich vorher etwas ein und backe den Schlamassel für 20 Minuten bei 180°C Ober-/ Unterhitze. Kurz abkühlen lassen, das Backpapier abziehen, halbieren. Sieht aus wie ein Eiweißomelette – wie schlimm kann es also sein? Mal ein Stück probieren. Tja. Ich sag mal so: Ich habe schon an Zeltplanen mit mehr Eigengeschmack geschleckt, aber wenn man diesen Fladen mit was Leckerem füllt, wird‘s wohl gehen. Irrtum. Hab dann die Füllung, bestehend aus Gurke, Tomate, Avocado und Mozzarella aus dem Gebäck rausgefressen. Es ist nicht eklig, das kann man wirklich nicht behaupten. Nimmt bloß überflüssigen Platz im Magen ein und möchte nicht wiederholt werden.

Vielleicht wird das Fetabrot besser? Ein Block Feta, ein Ei und 60g Mehl mit etwas Wasser zu einem Teig verkneten. Ich habe noch einen Esslöffel Schwarzkümmel reingetan, weil‘s passt und ein tolles Gewürz ist. Der Teig wird jetzt auf Backpapier in Rechteckform gebracht und geschenkartig eingewickelt. 20 Minuten bei 200°C. Dazu koch ich mir ne Salsa. Damit kenn ich mich aus, da weiß ich, was ich tu:

Eine Schalotte, eine Knoblauchzehe und eine mittelscharfe Peperoni hacke ich fein. Drei Spitzpaprika werden der Länge nach halbiert, entkernt und gerade so lange gegrillt, bis sich die Haut einfach abziehen lässt. Auch die Paprika wird zerhackt (ohne Haut) und mit dem Rest in etwas Pflanzenöl angeschmort. Das lösche ich dann mit 500ml Tomatenpüree ab, rühre um und lasse die Sauce etwa 20 Minuten lang bei mittlerer Hitze vor sich hinblubbern. Dann erst kommt der Geschmack der gegrillten Paprika so richtig raus. Noch etwas Salz, Pfeffer, einen Esslöffel Zucker und einige mutige Spritzer Tabasco dazu, dann schalte ich die Hitze aus. Und jetzt: Trick 17! Einen Esslöffel frisch geriebenen Meerrettich unterrühren (aus dem Glas geht‘s zur Not auch). Super gut! Das Brot ist mittlerweile auch fertig. Auswickeln, in Scheiben schneiden, probieren. Hm. Brot ist das aber nicht! Ganz lecker zwar, aber mehr so ein fettiger Magenverschlussklumpatsch. Nicht der Renner, von süchtigmachend schon mal gleich gar keine Rede.

Ach, wisst ihr was – kocht einfach nur die Salsa und esst ein paar Cracker dazu.

IH

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