Tag Archive | "literarisches"

Literarisches: Nicole Bergmann

Tags: , , ,

Literarisches: Nicole Bergmann


Manchmal braucht es nur einen kleinen Moment, um eine längst vergrabene Sehnsucht

wieder ans Licht zu holen. Für Amelie geschieht er auf einer Hochzeit. Zwischen Musik,

Gesprächen und Gläserklirren lernt sie Daniel kennen – einen Mann, der sein Leben nicht

in Terminkalendern und To-do-Listen misst, sondern in Kilometern, Begegnungen und

Abenteuern. In Gesprächen mit ihm kehrt eine Erinnerung zurück, die Amelie fast

verdrängt hatte: ihr Traum, einmal durch Australien zu reisen. Doch als der Traum konkrete

Formen annimmt, steht Amelie vor einer Frage, die schwerer wiegt, als sie erwartet hätte:

Würde sie den Sprung auch wagen, wenn sie allein reisen müsste?

In Wo Träume den Mut finden erzählt Nicole Bergmann nicht nur eine Reisegeschichte,

sondern auch eine Geschichte über das Loslassen und den Aufbruch. Ihre Heldin ist keine

Draufgängerin, sondern eine Frau, die ihre Ängste kennt – und sich ihnen dennoch stellt. „Ich

wollte keine Figur erschaffen, die nur durch einen Mann ihre Träume verwirklicht“, betont

Bergmann. „Daniel inspiriert Amelie, aber ihre Veränderung geschieht aus eigener Kraft.“

Diese Haltung spiegelt auch die Biografie der Autorin wider. Nicole Bergmann verbrachte

selbst ein Jahr in Australien, studierte, reiste und sammelte Erlebnisse, die sie nachhaltig

prägten. „Vor der Reise waren da viele Zweifel, Bedenken und genauso viel Vorfreude. Im

Nachhinein gehört diese Zeit zu den schönsten Jahren meines Lebens“, sagt sie. Für ihren

Roman wollte sie keinen autobiografischen Bericht schreiben, sondern eine fiktive

Geschichte, die inspiriert – und in der viele Frauen etwas von sich selbst wiederfinden

können: das Fernweh, die Selbstzweifel, das diffuse Gefühl, dass da noch mehr sein muss.

Australien beschreibt Bergmann als Land der Weite, der Kontraste und der Gelassenheit. Von

den roten Wüsten im Zentrum über den tropischen Norden bis zu den Stränden, an denen

morgens Surfer und abends Kängurus zu sehen sind, sei es ein Ort, an dem man sich

unweigerlich selbst begegnet. „In Brisbane zu leben, hat sich angefühlt wie ein ganzes Jahr

Sommer“, erinnert sie sich. Ein besonderer Aspekt des Romans ist das Alleinreisen – für viele

Frauen eine große Hürde. Bergmann selbst reiste damals mit ihrem heutigen Ehemann,

begegnete aber unterwegs vielen Frauen, für die das Alleinreisen selbstverständlich war.

„Das hat mich beeindruckt. Ich möchte zeigen, wie befreiend es sein kann, einfach

loszugehen – auch ohne Begleitung.“ Geschrieben hat Bergmann den Roman mit einer

Mischung aus Planung und Intuition. Als Mutter nutzte sie konsequent ihr morgendliches

Zeitfenster: 20 Minuten am Tag, in denen sie sich ganz auf die Geschichte einließ. „Die

Figuren haben mich oft überrascht und Dinge getan, die ich so nicht vorgesehen hatte“, sagt

sie. Wo Träume den Mut finden ist so zu einem inspirierenden Reiseroman geworden, der

Lust macht, den eigenen Träumen nachzuspüren. Für Lesende, die vom Fernweh träumen

und vielleicht schon lange mit einer Idee liebäugeln, ist das Buch mehr als nur Urlaubslektüre

– es ist eine Ermutigung, den eigenen Aufbruch zu wagen.

Selfpublished via tolino media, 304 Seiten, 15,99 Euro / Foto: Marina Schell Photography

Abgelegt unter Literarisches, MenschenKommentare deaktiviert für Literarisches: Nicole Bergmann

Literarisches: Dorit David

Tags: , , , ,

Literarisches: Dorit David


Ein abgebranntes Gartenhaus in der Uckermark, ein toter Vater, drei Geschwister und eine rätselhafte Frau, die das Erbe erhält: In ihrem neuen Roman „Lichtgier“ spinnt Dorit David ein Netz aus Familiengeschichte, Gesellschaftsanalyse und psychologischen Abgründen. Die Künstlerin, die seit über 30 Jahren in Hannover lebt, kehrt mit dem Buch literarisch in ihre Heimatregion zurück – und trifft dabei einen Nerv der Gegenwart.

Der Ausgangspunkt war persönlich: „Ein Bekannter von mir, naturverbunden und offen, vereinsamte zusehends – und driftete in extreme Esoterik und rechtes Denken ab“, erzählt David. Eine Erfahrung, die sie zunächst in einer Kurzgeschichte verarbeitete – elf Jahre später ist daraus ein Roman geworden. Einer, der tief in familiäre Verstrickungen und gesellschaftliche Bruchlinien eintaucht: Ost gegen West, Rationalität gegen Irrationalität, Licht gegen Dunkelheit. Genau diese Spannungen hallen schon im Titel wider. „Licht ist etwas Helles und Reines, Gier etwas abgründig Zerstörerisches“, sagt David. Im Roman hat das Licht sogar direkten Bezug zu einer Sekte – und erinnert unheimlich an die Lichtmetaphern, die im Nationalsozialismus propagandistisch aufgeladen wurden. Tatsächlich verwebt „Lichtgier“ persönliche Konflikte mit gesellschaftlichen Umbrüchen. Die jüngste Tochter Peggy macht sich auf Spurensuche – fast wie in einem Krimi, jedoch ohne klassische Ermittler*innenfigur. „Für mich stehen die Beziehungen im Vordergrund“, erklärt David. Es ist eine Erzählung, die sich gängigen Genres entzieht, weil sie tiefer bohrt: „Ich komme beim Schreiben intuitiv an interessante Schichten heran – intui-tief, sozusagen.“

Besonders interessant ist der Blick auf eine Esoterik-Kommune, die im Laufe der Handlung auftaucht. David interessiert sich hier weniger für das Skurrile, sondern für die Psychodynamik dahinter: „Was passiert da im Gehirn eines Menschen? Wer nutzt diese Manipulation – und wozu?“ Es ist diese empathische Perspektive, die „Lichtgier“ auszeichnet: „Ich wünsche mir ein emotionales Verständnis dafür, wie sich Menschen unter bestimmten Bedingungen verändern. Nicht das moralische Kopfschütteln – sondern Neugier und Kontakt.“

Als multidisziplinäre Künstlerin wechselt Dorit David oft zwischen Bühne, Bild und Buch. Doch für sie ist der Ausdruck stets derselbe, nur das Werkzeug ändert sich. Auch im Schreiben sucht sie die Nähe zu ihren Figuren – nicht als autobiografisches Detail, sondern als emotionales Andocken: „Ich glaube, dass wir alles in uns tragen – auch die Extreme. Wenn ich das beim Schreiben nicht spüre, bleibt die Figur unecht.“ Gerade arbeitet David an neuen Projekten – diesmal langsamer als früher, mit mehr Pausen. Ideen hat sie genug: Ein neues Bilderbuch entsteht, vielleicht für Kinder, vielleicht auch für Erwachsene – vielleicht für beide. So bleibt Dorit David, was sie ist: eine Grenzgängerin zwischen Formaten, Stilen und Denkwelten. Und mit Lichtgier hat sie einen Roman geschrieben, der genau dort hinschaut, wo andere lieber wegsehen würden.

Querverlag, 320 Seiten, 18 Euro

Abgelegt unter Literarisches, MenschenKommentare deaktiviert für Literarisches: Dorit David

Literarisches: Anke Weber

Tags: , , , ,

Literarisches: Anke Weber


Raucherecke

Ein Roman über Trennung, Selbstfindung, gemeinsam gerauchte Zigaretten und beiläufige Begegnungen, die das Leben nachhaltig verändern können. Der erste Erwachsenenroman der Autorin Anke Weber begleitet die frisch getrennte Ella dabei, wie sie versucht, mit ihrem Single-Leben klarzukommen. Denn das Leben geht weiter und treibt sie, wo immer sie auch hingeht, in die Raucherecke. Dort führt sie Gespräche über Beziehungen, das Leben und den Tod, die Stadt und das Dorf, Hunde, Tattoos, Sprache, Sex und das Alleinsein. Alle Raucher*innen finden sich in gewohnter Umgebung wieder, während alle anderen einen Einblick bekommen, was dort eigentlich immer besprochen wird.

Ella wacht eines Morgens nach fünf Jahren Beziehung als Single auf. Nick hat mit ihr Schluss gemacht. Mit nur fünf Worten. Fragen, Selbstzweifel und Alleinseins-Ängste treiben die 27-jährige Online-Journalistin umher. Antworten findet sie dort, wo die Idee für den Roman entstanden ist – in Raucherecken. Orte an denen vielfältige Gespräche, teilweise auch sehr persönlicher Art, zwischen ganz unterschiedlichen Menschen geführt werden. Quer durch Generationen und Gesellschaftsschichten. „Manchmal hallen solche Gespräche nach und haben sogar das Potenzial, das eigene Denken und Handeln nachhaltig zu verändern“, sagt Anke Weber.

Während wir die Protagonistin in unterschiedliche Situationen begleiten, springt die Autorin immer wieder in die Köpfe der anderen Charaktere: Menschen aus verschiedenen Generationen, mit unterschiedlicher Herkunft und individuellen Lebensumständen.

Ella hat, ebenso wie Anke Weber, zwei Erlebniswelten: Land und Stadt. Da die Autorin selbst in Hannover zur Schule gegangen ist und gearbeitet hat, während sie auf dem Land lebte und bis heute lebt, ist die namenlose Stadt im Roman auch von der Landeshauptstadt inspiriert. Immer wieder tauchen Orte auf, die Hannoveraner*innen bekannt vorkommen werden. Mittlerweile ist sie immer noch häufig in der Stadt unterwegs. Zum Essen gehen, Shoppen oder um Konzerte und Ausstellungen zu besuchen – alles, was auf dem Dorf nur begrenzt möglich ist. Sie erzählt auch, dass es das Hannover aus ihrer Jugend so nicht mehr gibt. „Damals war die Passerelle noch ein spannender Ort, an dem ich oft Zeit verbracht habe, weil es dort viel Straßenmusik und Shops jenseits des Mainstreams gab“. Anke Weber war über 20 Jahre Redakteurin beim Radio und schreibt heute die Kolumne „mein Landleben“ für verschiedene Zeitungen.

Während viele andere Romane häufig von besonders außergewöhnlichen Erlebnissen oder Umständen im Leben einer Person handeln, erzählt „Raucherecke“ von ganz gewöhnlichen Alltagssituationen. Man hat das Gefühl, die Situationen, in denen Ella sich wiederfindet, selbst genau so erleben zu können. Der Roman handelt also vom normalen Leben. „Exakt das war von Anfang an geplant“, erzählt Weber.

Weniger „normal“ als die erlebten Situationen von Ella ist der Fakt, dass es eine eigene Playlist zum Buch gibt. „Erstmals habe ich das bei meinem Festival-Roman ,Nayra und Jo – Der Beat einer Liebe‘ gemacht. Da Musik ein wesentlicher Bestandteil dieses Festival-Romans ist, lag es auf der Hand, Playlists zur Story zu veröffentlichen. Das hat mir Spaß gemacht und deshalb habe ich es einfach wiederholt“, sagt Weber zu den Beweggründen hinter der Entscheidung.

Inhaltliche Inspiration kam aus Alltagssituationen und Begegnungen mit anderen Menschen. Aber auch gesellschaftliche Themen wie Feminismus werden angeschnitten, ohne aufgesetzt zu wirken. Der Roman macht Mut, sich neu zu erfinden und anderen Menschen offen zu begegnen, ohne sich selbst zu verraten. Denn durch diese Begegnungen und die daraus entstehenden Gespräche eröffnet sich die Möglichkeit, mehr über sich selbst zu lernen. Und Anke Weber lässt uns durch die verschiedenen Charaktere in ihrem Roman erahnen, dass Selbstfindung niemals endet.

Lukas Butterbrod

Abgelegt unter Literarisches, MenschenKommentare deaktiviert für Literarisches: Anke Weber

Literarisches: Inga Wolter

Tags: , , ,

Literarisches: Inga Wolter


Ein viraler Tanz, der die Welt in Bewegung versetzt. Eine Frau, die mit 40 Jahren das Rampenlicht betritt. Und eine Autorin, die sich auf Reisen einen Kindheitstraum erfüllt. Inga Wolters Debütroman „Der gestohlene Tanz“ ist ein Plädoyer für Neuanfänge, Sichtbarkeit und die Kraft des Kollektivs – erzählt mit Leichtigkeit und tänzerischer Energie.

Die Geschichte beginnt mit einem Bruch: Vanessa, die sich ein Leben am Rand der Gesellschaft eingerichtet hat, wird an ihrem 40. Geburtstag von einer überraschenden Begegnung aus der Reserve gelockt. Ein rätselhafter, fesselnder Tanz geht weltweit viral und verändert alles. Auch für Vanessa. Sie wird Teil einer Tanzgruppe, steht plötzlich selbst auf der Bühne und macht sich auf die Suche nach dem Ursprung des mystischen Tanzes. Die Reise führt sie nicht nur in neue soziale Räume, sondern auch zu sich selbst. Für Inga Wolter war der Roman eine Herzensangelegenheit – und ein Reiseprojekt. Als Journalistin kündigte sie ihren Job, um mit ihrem Mann ein „wildes Jahr“ quer durch Europa zu verbringen. „Schon als Kind wollte ich ein Buch schreiben“, erzählt Wolter im Interview. „Die Idee war da, die Zeit plötzlich auch – und ich habe sie genutzt.“ Unterstützung bekam sie von ihrer Community: Auf Instagram durften Follower*innen Wünsche für den Roman äußern. Ein Haus am Strand etwa, das es tatsächlich in die Handlung geschafft hat. Dass Tanz im Zentrum der Geschichte steht, kommt nicht von ungefähr. Wolter hat selbst eine Multimedia-Serie über das Tanzen produziert, zahlreiche Stile ausprobiert und schwärmt vor allem für den Orientalischen Tanz. Ihre persönlichen Erfahrungen und Recherchen fließen spürbar in die Erzählung ein – von der Atmosphäre einer Tanzgruppe bis zur Euphorie gemeinsamer Bewegung. Inspirationsquellen waren Flashmob-Videos, virale Hypes oder auch die ägyptische Literaturwissenschaftlerin Mona Prince, die durch Tanzen politisch provozierte. Vanessa, die Protagonistin, ist eine trans Frau, die durch den Tanz zu neuer Stärke findet – eine bewusste Entscheidung der Autorin. „Der gestohlene Tanz“ erzählt von Wandel, Sichtbarkeit und der Kraft kollektiver Bewegung. Neben Vanessas Geschichte gibt es zwei weitere Erzählstränge: einen ägyptischen Gefängniswärter zwischen Tradition und Aufbruch, sowie eine junge Schmuckdesignerin auf Hawaii. Alle drei Figuren eint der Wunsch nach Veränderung und Selbstermächtigung jenseits gesellschaftlicher Normen. Wolter versteht ihr Buch durchaus als feministisch – „aber es geht auch um Vielfalt, um Verbindungen zwischen Menschen, unabhängig von Sprache, Herkunft oder Geschlecht.“ Tanz ist für sie mehr als Bewegung: „Im Tanz offenbaren wir unsere Persönlichkeit, zeigen, wer wir wirklich sind – wie beim Schreiben übrigens auch.“ Dass ihr Roman von manchen Leser*innen als Utopie gelesen wird, sieht die Autorin als Kompliment. „Der gestohlene Tanz“ entwirft die Vision einer offenen, solidarischen Welt, in der kollektives Erleben über Einzelinteressen hinausweist. „Die große Show kann nur entstehen, wenn wir gut zusammen tanzen.“ Und wie geht es weiter? Wolter plant bereits ihr zweites Buch – wieder mit utopischen Zügen. Bis dahin tanzt sie weiter durchs Leben, schreibt Texte für andere – und erinnert uns daran, dass Veränderung möglich ist. Auch mit vierzig. Oder fünfzig. Oder heute.

Selfpublished via tolino media, 220 Seiten, 11 Euro

Abgelegt unter Literarisches, MenschenKommentare deaktiviert für Literarisches: Inga Wolter

Literarisches: Lars Menz

Tags: , , ,

Literarisches: Lars Menz


Atemberaubende Bergketten und glitzernder Schnee, ein kleines Dorf unter einem winterlichen Nachthimmel – eine Idylle, die nur schwer zu stören scheint. Außer natürlich durch die Leiche, die an ihrem gebrochenem Genick vom obersten Punkt der örtlichen Skischanze hängt.

Lars Menz‘ Thriller-Debüt „Die Schanze“ hüllt die kleine Gemeinde zu Fuße der Alpen in eine bedrohliche Atmosphäre, in der jeder und jede des Verbrechens schuldig sein könnte. Niemand scheint ohne Geheimnisse zu sein. Ärztin Ellen Roth kehrt nach vielen Jahren mit einem gebrochenen Herzen in ihre Heimat zurück, und sieht sich direkt in den Mord verstrickt – denn das Opfer ist ihr nicht unbekannt. Während bei Ellen alte Wunden aufgerissen werden, die sie ihre Rückkehr schon bezweifeln lassen, sieht der Journalist Merab in dem Fall seine Chance auf die große Story, die seinen Weg raus aus dem kleinen süddeutschen Dorf öffnet. Gemeinsam beginnt das Duo Nachforschungen anzustellen. Doch je näher sie dem Mörder kommen, desto näher kommen sie auch Ellens eigener Vergangenheit und deren dunklen Schatten.

„Die Vergangenheit macht uns alle aus,“ betont Lars Menz. „Und sie wirkt sich eben auch auf literarische Figuren aus, macht sie interessant und echt. Ohne eine bestimmte Vergangenheit wird man auch nicht zum Mörder.“ Das Motiv der Verflochtenheit von Erinnerung und Gegenwart begleitet den Autoren schon seit seinem Aufbruch in die Welt der Literatur: „Auch in meinem ersten Roman „Rauschen“ muss der Protagonist sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen, obwohl ihn eigentlich durch seine Diagnose etwas sehr Aktuelles beschäftigt.“ Menz’ Debüt beim Klassenbuch Verlag erzählt von dem Umbruch im Leben eines Mannes, nachdem er mit Multipler Sklerose diagnostiziert wird – ein starker Gegensatz zu seinem neuesten Werk. „Nach dem eher stillen und teilweise autobiografischen Roman brauchte ich einen inhaltlichen und stilistischen Wechsel.“ erklärt der 53-Jährige. „Die Spannung in Thrillern hat mich immer interessiert und bietet als Genre viele Möglichkeiten – schnelle Szenen, handlungsgetriebene Plots. Das Schreiben hat nach dem eher ernsten Thema viel Spaß gemacht.“ Sein Faible für das schriftstellerische Handwerk fand Menz schon als Jugendlicher. Neben seinem Studium in Geografie, Stadtplanung und Politik schloss er auch ein Volontariat ab und arbeitet nun seit Langem in Hannover in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Die journalistischen Hintergründe beeinflussen Menz‘ Ausdruck und Erzählweise: „Mein Stil ist auch im Roman nicht ausschweifend, ich mag kurze, prägnante Sätze.“ Gleichzeitig loben Kritiker*innen den Autoren für seine bildhafte Sprache und die intensive Atmosphäre, die „Die Schanze“ prägt. „Ich habe einen engen, kleinen Ort gesucht, der wenig Ausweg bietet.“ beschreibt Menz seine Wahl für den Schauplatz des Romans. „Ein Teil meiner Familie lebt am Rande der Alpen und daher hatte ich die Szenerie gut vor Augen. Die dortige Schanze wird abends angestrahlt und überstrahlt den Ort. Da entstand die Idee für den Mord und das klaustrophobische Setting.“ Die Titel gebende Schanze stellt dabei den Tatort des ersten Mordes dar, ist aber auch ein Symbol: „Sie beherrscht die Szenerie und bietet gleichzeitig keinen Ausweg. Sie ist der Stachel in der Dorfgemeinschaft: Jeder will hier hoch hinaus, aber es geht nur nach unten.“ Die Charaktere mit ihren Sehnsüchten und Geheimnissen bilden für Menz den Mittelpunkt eines guten Thrillers, auch wenn das Verbrechen die entscheidende Triebkraft hinter ihren Handlungen ist. „Die Figuren interessieren mich am meisten: Wo kommen sie her, warum tun sie, was sie tun?“ erklärt der Autor. „Das Verbrechen bietet den Anlass, die Figuren in Bewegung zu setzen, zu entwickeln und sich mit ihnen zu beschäftigen, sie im besten Falle zum Leben zu erwecken.“ Die Faszination für dem Thriller wird Lars Menz zunächst auch weiterhin begleiten: „Im Frühjahr 2026 erscheint das nächste Buch, erneut beim Ullstein-Verlag. Dieses Mal spielt es aber an der Küste, näher an Hannover dran.“ Das Thriller-Schreiben macht dem Autor einfach Spaß, mit allen düsteren Wendungen und Gänsehaut-Momenten: „Wenn eine spannende Stelle gut gelingt, der Mörder sein Ziel erreicht, ist das beim Schreiben auch ein Erfolgserlebnis.“

Ullstein Verlag, 16,99 Euro, 304 Seiten.

Abgelegt unter Literarisches, MenschenKommentare deaktiviert für Literarisches: Lars Menz

Literarisches: Lisa Holtmeyer

Tags: , , , ,

Literarisches: Lisa Holtmeyer


Stress schlägt auf den Magen aber auch aufs Herz, Hirn, die Haut und das Immunsystem. Einer der Stressfaktoren in dieser schnelllebigen Welt ist Kommunikation. Welche Auswirkungen Kommunikation auf uns hat und wie wir lernen können, gesund zu kommunizieren, zeigt Lisa Holtmeier in ihrem neuen Buch Wortmedizin.

„Ich sage immer gern: Worte säen, Gesundheit ernten.“ Im Februar hat Lisa Holtmeier ihr Buch „Wortmedizin“ veröffentlicht. Darin setzt sie sich mit ungesunden Kommunikationsmustern und deren Auswirkungen auf unsere mentale Gesundheit auseinander. In 20 Kapiteln beschreibt Lisa Holtmeier am Beispiel von Alltagssituationen „krank machende Kommunikationsmuster“ und gibt konkrete Tipps für eine gesündere Kommunikation. Ihr Ziel: Mentale Gesundheit durch richtige Kommunikation stärken.

Lisa Holtmeier ist gelernte Ergotherapeutin und hat in Hildesheim Therapie- und Gesundheitswissenschaften studiert. Nebenbei hat sie in Praxen und Kliniken gearbeitet.

„Da ist mir das Thema Kommunikation sehr häufig untergekommen. Besonders auf der Intensivstation, wo die Menschen an Monitoren angeschlossen sind, merkt man sehr schnell, welche Auswirkungen Kommunikation auch auf die Herzfrequenz, auf den Blutdruck, auf die Atemfrequenz haben kann.“ Holtmeiers Faszination für Kommunikation und Sprache rührt aus ihrer schwierigen Schulzeit her, in der sie durch Mobbing häufig mit ungesunden Kommunikationsmustern konfrontiert war. Im Studium vertiefte sie ihr Interesse und legte den Fokus ihrer Bachelorarbeit auf die Auswirkungen von Kommunikation auf die mentale Gesundheit. Nach dem Bachelor-Abschluss gründete sie ihr Unternehmen Wordseed. Auf Fortbildungen, unter anderem für Unternehmen, lehrt sie flexible und gesunde Kommunikation für Führungskräfte – in der Schweiz, Österreich, aber auch in Hannover.

Ihr Buch „Wortmedizin“ versteht Holtmeier als „Wegbegleiter in Richtung gesündere Kommunikation.“ In alltagsnahen Geschichten, die am Arbeitsplatz stattfinden, aber auch in Gesprächen zwischen Freund*innen oder Beziehungspartner*innen, sollen sich ihre Leser*innen wiederfinden können. Figuren wie Frau Lippmann, die eines Tages in das Büro ihrer Chefin zitiert wird, ohne zu wissen, worum es geht und sich den Kopf darüber zerbricht, oder Eleni, die sich auf Instagram als Psychologin inszeniert, obwohl sie gar keine ist und damit von einer Freundin konfrontiert wird, nimmt die Autorin aus ihrem Umfeld. „Diese Geschichten habe ich so oder so ähnlich entweder aus meinen Coachings oder Beratungen mitbekommen. Ich habe aber natürlich Namen und andere Details stark verändert, um die Personen zu schützen.“ Die geschilderten Situationen nutzt Holtmeier, um ungesunde Kommunikationsmuster aufzudecken. Am Ende eines jeden Kapitels gibt die Autorin Tipps, diese Kommunikationsmuster und Phänomene, wie Overthinking (zermürbendes Überanalysieren), Nonpology (unechte Entschuldigung) oder Gaslighting (gezielte Verunsicherung oder Manipulation des Gegenübers) zu durchbrechen. Holtmeier gibt direkte Formulierungshilfen und Bewältigungs-Methoden, wie die RAIN-Methode (Achtsamkeitstechnik zur Emotionsbewältigung), die 10-10-10-Methode (negative Gedanken einordnen und loslassen) und Journaling (schriftliches Festhalten von Gedanken). Auch sie selbst wendet Bewältigungs-Methoden wie das Journaling an. „Das hilft mir persönlich sehr, meine Gedanken zu sortieren und mich zu reflektieren. Ich würde mich tendenziell als sehr sensiblen Menschen bezeichnen. Ich nehme mir Worte manchmal sehr zu Herzen und denke lange darauf rum. Journaling ist für mich persönlich eine gute Methode, das einzuordnen.“ Aber auch wenn man sich an Holtmeiers Ratschläge hält, kann trotzdem noch was schiefgehen. „Die Verantwortung für Kommunikation teilen wir uns 50-50. Zu 50 Prozent bin ich verantwortlich, wie ich mich ausdrücke. Zu 50 Prozent bin ich darauf angewiesen, was du daraus machst. Und das ist manchmal auch das Unbefriedigende an Kommunikation. Das Ziel sollte nicht sein, dass wir andere Menschen verändern – in meiner Welt funktioniert das nicht – sondern, dass wir selbst gesund kommunizieren.“ Aber Lisa Holtmeier erkennt auch bei sich selbst hin und wieder noch ungesunde Kommunikationsmuster. „Ja, da kann ich einige aufzählen“, sie lacht. „Ich merke echt oft, dass ich aufopfernd kommuniziere, wenn zum Beispiel mal wieder aus dem eigentlichen Nein ein Ja geworden ist.“

Die Autorin erhofft sich von ihrem Buch vor allem eins: dass es Menschen hilft. „Ich wünsche mir, dass Menschen mit dem Buch einen Begleiter und eine Hilfestellung finden und dadurch lernen, sich im Alltag vor ungesunder Kommunikation zu schützen und gleichzeitig sensibel und achtsam zurück kommunizieren. Ich denke, wir haben da draußen einige Herausforderungen, die man unter anderem auch kommunikativ lösen könnte. Wir müssen alle mal ein bisschen achtsamer sein mit unserer Sprache, denn Sprache schafft Wirklichkeit.“

Abgelegt unter Literarisches, MenschenKommentare deaktiviert für Literarisches: Lisa Holtmeyer

Partner