Stadtkinder essen: Voi

Mitten in die Gastro-Landschaft am Thielenplatz schmiegt sich das Voi, auch, wenn es auf den ersten Blick nicht wirklich als Restaurant zu erkennen ist, wirkt es doch eher wie ein schickes Möbelhaus. Späht man aber durch die Fenster, eröffnet sich einem ein enormer Gastraum mit etlichen Tischen und Nischen, die von einem übergroßen Druck der Mona Lisa bewacht werden. Es ist sehr stylish hier drinnen, aber trotz seiner Größe und der gefühlten Deckenhöhe von fünf Metern nicht ungemütlich.

Die Karte zeigt … ja, was eigentlich? Sehr viele, sehr internationale Gerichte, von Italien über Spanien und Aserbaidschan bis in die Türkei. Ein bisschen verwirrend ist das Ganze schon, aber schließlich entscheiden wir uns für zwei Vorspeisen: Lamm-Tatar (13,50 €) und Polenta-Pommes mit Trüffelmayonnaise (7,90 €). Dazu zwei Gläser wirklich hervorragenden Rieslings (6,90 € / 0,2l).

Das Essen kommt zügig und ist sehr hübsch angerichtet. Mein innerer Monk ist begeistert von den exakt geschnittenen und gleichmäßig frittierten Polentastäbchen, die nicht nur auf einem Gitter von Trüffelmayonnaise serviert, sondern auch gitterförmig aufgestapelt und großzügig mit geriebenem Parmesan bestreut wurden. Die Stäbchen sind ein bisschen salzarm, aber das ist schon okay, denn in Kombination mit der sehr intensiv schmeckenden Mayo funktioniert das gut. Das Tatar ist sehr zart und kommt sowohl mit reichlich Kapern als auch einer kleiner Portion eingelegter Ananas – Fusionküche der besseren Art! Mit gut 150 Gramm Fleisch auch keine kleine Vorspeise, die aber trotzdem Lust auf mehr macht. Zum Beispiel auf schwarze Manti (kleine Teigtaschen) gefüllt mit Flusskrebsfleisch – die hätten wir gerne gehabt, waren aber aus, weshalb wir uns zum einen für „Sweet Octopus“ (19,90 €) und zum anderen für die „Oriental Bowl“ (13,90 €) entscheiden.

Der Oktopus kommt im Ganzen, gedünstet und schmackhaft, auf einem fruchtig abgeschmeckten Süßkartoffelpüree, garniert mit Sprossen und Kirschtomaten. Das Tier ist zwar sehr zart, aber nahezu völlig ungewürzt, während das Püree eher nach Frucht als nach Süßkartoffel schmeckt. Gut, aber nicht herausragend, weshalb das Gericht hinter der Vorspeise deutlich zurückfällt.

Gleiches gilt leider auch für die Oriental Bowl: Angekündigt mit Couscous, Taboulleh, Hummus, Falafelbällchen, gegrilltem Käse und Blattsalatbeilage stellen wir uns eine Farben- und Gewürzpracht vor und werden leider enttäuscht. Die Taboulleh fehlt ganz, der Salat ist nicht angemacht, die Falafelbällchen sind so blass wie mehlig und der Käse ist nicht gegrillt – es handelt sich um eine Scheibe Ziegenkäse direkt aus der Lake (die einzige Salzquelle des Gerichts), die ein kleines bisschen mit Zucker abgeflämmt wurde. Gewürze fehlen dem Teller leider ebenso wie Farbe. Als wir dies dem Kellner gegenüber anmerken, möchte der auf der Stelle im Boden versinken und bietet sofort Alternativen an: Das gleiche Gericht noch mal, ein anderes Gericht, ein Dessert, Espresso, Glas Wein? Wir möchten nichts dergleichen.
Dem armen Mann ist die Situation derart unangenehm, dass wir daraus schließen, dass es sich um eine Ausnahme handelt und Reklamationen dieser Art selten vorkommen – auch die anderen Gerichte sprechen dafür. Dennoch räumt er uns beim Bezahlen einen deutlichen Rabatt ein. Alles in allem ist unser Fazit trotzdem positiv: Spannende Gerichte, exzellente Weine und super Service!

Voi Restaurant
Joachimstraße 8
30159 Hannover

www.voi-hannover.de

IH, Fotos Gero Drnek


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