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Stadtkinder essen: 05elf


Als mich der Chef gefragt hat, ob ich diese Rubrik im nächsten Heft betexten möchte, habe ich nicht lange gefackelt. Essen gehen und die Redaktion zahlt? Freude für mich und meinen studentischen Geldbeutel. Also rein ins 05Elf und: Schlemmen!

Schon beim Betreten des Ladens am Weißekreuz Platz hinter dem Hauptbahnhof können Besuchende durch ein Fenster einen Blick in die Küche erhaschen, inklusive eines Pizzaofens – ein vielversprechender erster Eindruck. Doch absoluter Blickfang ist eindeutig die runde Bar, direkt in der Mitte des 05Elfs. Der Halbkreis ist grün gefliest, darüber hängen in einem schwarzen Regal unzählige Gläser und verschiedenste Flaschen reihen sich aneinander. So kann man von jedem Platz den Cocktailmixer Cocktails mixen sehen.

Schnell fühle ich mich wie Serena van der Woodsen, das It-Girl bei Gossip Girl, einer US-amerikanischen Serie über die Elite Kids der Upper East Side in New York City. Ich sehe mich auf einem der gelben Hocker an der Bar, die Beine überschlagen, einen Dirty Martini bestellen, um mich so vom Shoppen bei Bergdorf Goodman zu erholen und mich vor den Paparazzi, die auf den Straßen lungern, zu verstecken.

Na ja. Ich bin aber kein Teil der oberen ein Prozent, sondern Studentin und nicht in New York, sondern in Hannover. Die Atmosphäre ist trotzdem gesetzt. Denn nicht nur die auffällige Bar, sondern der ganze Laden – der Café, Bar und Restaurant in einem ist – ist schick eingerichtet. Dunkle Blümchentapete ziert die eine Hälfte des Ladens, darüber offene Regalfronten dekoriert mit Wein, Blumen und Vasen. Die andere Hälfte ist besetzt mit Stuck und gestaltet mit großen Malereien von Engeln und dem Abendmahl. Und genau darum geht es bei uns jetzt auch – unser Abendmahl.

Als das, wirklich über den ganzen Abend hinweg, liebe Servicepersonal das erste Mal zu unserem Tisch kommt, bestellen wir aus der sehr großen Getränkekarte einen Gin Basil Smash (10,50 Euro) und eine „Fancy Himbeerschorle“ (4,80 Euro, 0,45 l). Für das „Vorspiel“, wie es in der Karte heißt, entscheiden wir uns für den Burrata mit hausgemachter Tomatenmarmelade, Olivenerde, sonnengetrockneten Kirschtomaten, Olivenöl und Kresse – vor allem, weil wir gespannt sind, was sich hinter der Olivenerde verbirgt. Nur einen Augenblick später steht auch schon der Käse vor uns auf dem Tisch. Hübsch angerichtet, auf einem Bett aus Rucola und mit Pesto-Schnecke getoppt. Dazu Brot. Die Oliven Erde entpuppt sich als gehackte Oliven. Es schmeckt, wie Burrata mit Rucola eben schmeckt. Lecker, aber erwartbar.

Für die Entscheidung des Hauptgangs brauche ich einen Moment länger. Das breite Angebot überfordert mich ein wenig. Salate, Bowls, Pizza, Pasta, Burger, Currywurst, Rumpsteak, Schnitzel, dazwischen ein paar asiatisch angehauchte Gerichte. Während ich die Karte weiter durchstöbere, frage ich mich, was der Laden sein will. Ich gehe zwar nicht oft essen, aber wenn eine Karte so viele Gerichte anbietet, werde ich immer ein bisschen stutzig. 

Meine Begleitung entscheidet sich für die Trüffelpasta (19,90 Euro) mit Trüffel-Sahnesauce, Grana Padano, frisch gehobeltem Trüffel und Rucola. Die Atmosphäre ist wie gesagt gesetzt. Mein Gegenüber hat sich also schon längst entschieden, während ich noch fleißig am Blättern bin. Meine Verwirrung führt dazu, dass ich mich auch für eine Pasta entscheide – „Farbspiel“ (13,90 Euro) mit Pesto-Sahnesauce, getrockneten Tomaten, Pinienkernen und Grana Padano.

Die Pasta kommt flott. So flott, dass wir noch mit der Vorspeise beschäftigt sind. Auch die Nudeln sind schön angerichtet. Die Trüffelpasta ist getoppt mit gehobeltem Trüffel und im Farbspiel steckt ein Basilikumblatt. Auch wenn das Farbspiel vor allem einfach sehr grün ist. Mein grüner Teller schmeckt lecker, so auch die andere Pasta. Ich mag keine Trüffel, aber lasse mir von meinem Gegenüber sagen, dass die Nudeln ein wenig nach Pilz schmecken. In der Karte steht nichts von Pilzen. Ich traue mich dann doch, zu probieren und kann das bestätigen. In beiden Fällen sind die Nudeln ein kleines bisschen zu durch und Salz fehlt. Schmecken tut’s trotzdem.

Nach den Nudeln sind wir beide so satt, dass kein Blatt mehr passt. Die Nachspeise lassen wir aus. Ein schöner Abend in New Hannover. Für das Essen ein wenig teuer. Oder liegt das an meinem studentischen Geldbeutel? Wir sind uns einig, wiederkommen würden wir nicht. Es sei denn, uns lädt nochmal jemand ein … Vielleicht ein Weihnachtsessen mit der Redaktion?

Jule Merx

05Elf

Lister Meile 15

30161 Hannover

www.05elf.com

So-Do 11-01 Uhr, Fr und Sa 11-03 Uhr

Stadtkinder essen: 05elf

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SK essen: Asianativ


Dass dem Menschen nichts fehlt, wenn er sich vegan ernährt, ist hinlänglich bekannt. Auch begreifen mittlerweile viele bekennende Omnivoren die pflanzliche Ernährung als Erweiterung ihres kulinarischen Spektrums. Wir zum Beispiel. Deshalb haben wir uns diesen Monat auf den Weg nach Kleefeld gemacht. In Höhe des Kantplatzes befindet sich seit einiger Zeit ein weiteres Restaurant, das auf asiatische und pflanzenbasierte Küche setzt. „Asianativ“ heißt es und wir haben es auf Herz und Nieren getestet.

Als Erstes fällt auf: „Restaurant“ ist vielleicht ein bisschen übertrieben, „Imbiss“ trifft es eher. Relativ ungemütlich, da reißt auch das obligatorische IKEA-Bild mit dem Buddha drauf nichts raus. Allerdings sind wir auch nicht hier, um die Deko zu bestaunen, von daher soll uns das mal egal sein.

Die Getränke vor Ort bieten einen Querschnitt durch das Coca Cola-Universum sowie vietnamesischen Kaffee und hausgemachten Tee aus Ingwer und frischer Minze. Wir entscheiden uns für die beiden letztgenannten Optionen (je 2,50€).

Zur Vorspeise wählen wir zum einen gebackene Wantans (6 Stück, 3,00€) und zum anderen eine Kokosmilchsuppe à la Mekong (4,00€). Die Zubereitungszeit ist verhältnismäßig lang aber durchaus noch im Rahmen. Dennoch blicken wir einigermaßen verwirrt auf die Wantans, die wir für gewöhnlich kunstvoll gefaltet und gut gefüllt kennen. Das ist hier anders. Die quadratischen Wantanblätter wurden einfach zum Dreieck halbiert und mit einer braunen Masse eher geizig gefüllt. Jene Füllung soll aus Gemüse und Tofu bestehen – mag sein. Die Wantans triefen vor Fett, dennoch oder gerade deshalb schmecken sie aber. Die Kokosmilchsuppe dagegen ist ausgesprochen gut. Ähnlich einer Tom Kha Gai, jedoch mit Tomate, großen Tofustücken und kleinen Champignonköpfen – eine richtige Wohlfühlsuppe und absolute Empfehlung.

Kaum haben wir die Vorspeise aufgegessen, bringt die zauberhafte Inhaberin auch schon den Hauptgang: My Xao – gebratene Nudeln (wahlweise mit oder ohne Ei) mit Mock Chicken aus Sojafilet (9,00€) und Tofu „Indochina“: Gebratenes Gemüse der Saison mit Tofu in scharfer Chili-Knoblauch-Sauce, serviert mit Reis. Letzteres Gericht haben wir bestellt, weil es mit vier roten Schoten gekennzeichnet und somit das schärfste Gericht auf der Karte ist („sehr, sehr scharf“, 9,00€). Nun, das trifft nicht zu, aber sei’s drum: Wir finden Blumenkohl, Brokkoli, grüne Bohnen, Karotten, Kohl, Sprossen und Frühlingszwiebeln mit Tofu in einer dunklen Sauce. Das Positive zuerst: Der Reis ist sehr gut gegart und aromatisch. Was albern klingt, ist es doch aber eine Kunst für sich, Reis gut zu kochen. Auch der Tofu hat eine angenehme Konsistenz, er ist weder hart noch ledrig, außerdem ist die Portion des Gerichts mehr als reichlich. Was allerdings schade ist: Die jeweiligen Garstufen der Gemüse wurden leider nicht getroffen. Während Bohnen, Kohl, Blumenkohl und Brokkoli noch deutlich untergart sind, sind die Möhren schon einen Tick zu weich. Die „sehr, sehr scharfe“ Sauce lässt in erster Linie Sojasauce hervorschmecken – ziemlich salzig und leider auch recht eindimensional.

Die gebratenen Nudeln sind tatsächlich ganz ähnlich gewürzt, auch wenn sie nicht mal eine rote Piktogramm-Schote bekommen haben. Schwer zu beschreiben, wie. Am ehesten so, als gäbe es eine Dose mit Gewürzmischung, auf der „Wie Europäer sich asiatisches Essen vorstellen“ steht. Keine erkennbaren, harmonierenden oder gar kontrastierenden Aromen. Dennoch absolut nicht schlecht. Auch hier mehr, als man aufessen kann, das gebackene Mogelhuhn aus Soja ist in Optik und Konsistenz täuschend nah am Vorbild und geschmacklich gut, wenn auch völlig anders als ein Hühnchen. Die Nudeln sind durchmischt mit Lauchzwiebeln, Sprossen und Karotten und haben eine schöne Konsistenz. Ein gewisser Geschmackskick fehlt allerdings, jedoch stehen unterschiedliche Sriracha-Saucen bereit, um selbst ein bisschen nachzuwürzen.

Das Fazit fällt uns schwer. Insgesamt haben wir für zwei Personen 30 Euro ausgegeben und sind sehr satt. Die Inhaberin und die Kokosmilchsuppe sind große Pluspunkte fürs Wiederkommen, der Rest war in Ordnung, hat uns aber nicht umgehauen. Am besten wird sein, die STADTKIND-Leser*innen machen da ihre eigenen Erfahrungen.

Asianativ

Kirchröder Straße 97

30625 Hannover

www.asianativ.de

Di.-Sa.: 11:30h – 15:30h und 17:00h-20:00h

So.: 14:00h – 20:00h

IH, Fotos Gero Drnek

Asia Nativ

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SK essen: Busan Chicken


Busan ist die zweitgrößte Stadt in Südkorea, gleich nach Seoul. Ausgesprochen wird sie „Pusan“ und ist bekannt für seine zahlreichen Tempel, herrliche Strände, seinen Industriehafen und dafür, dass der Nakdong durch die Stadt fließt. Und nach ihr ist auch ein neues Lokal in Hannovers Innenstadt benannt, nämlich „Busan Chicken“. Wie der Name suggeriert, werden hier koreanische Hühnchengerichte angeboten. Die jungen Leute auf Instagram und TikTok drehen völlig durch und bezeichnen Busan Chicken als neuen „Hypespot“ der Stadt. Ob das so stimmt? Werden wir sehen.

Die Schlange vor dem Laden ist schon mal ziemlich lang, wird aber vom superfreundlichen Personal zügig abgearbeitet. Sitzplätze gibt es drinnen wie draußen. Wir entscheiden uns für drinnen, weil weder das Wetter noch der Verkehr auf der Schillerstraße, gleich gegenüber des Galeria-Gebäudes, allzu einladend sind. Bestellt und bezahlt wird am Tresen, im Austausch gibt es das mittlerweile allgegenwärtige Piepsgerät, das, sobald das Essen fertig ist, wild blinkt und einen Mordsradau macht.

Da der Laden recht voll ist, piept es also ständig irgendwo hektisch – ein Umstand, der sich durch das Bestellen, Abholen und woanders Essen natürlich vermeiden lässt.

Vielleicht ohnehin keine schlechte Idee, denn bei dem hohen Ansturm an Kunden kommt das Personal nicht dazu, ab und an mal die Tische abzuwischen. Sie kleben. Es dauert nicht lange und unser Pieper schlägt Alarm – wir tragen unsere Beute zum Tisch: Dumplings mit Rindfleisch gefüllt (6 Stück, 6,00 €), ein Bibimbap mit Hühnchen (10,50 €), ein Heineken (3,80 € / Flasche) sowie ein Menü bestehend aus 6 frittierten Hühnchenteilen (wahlweise mit oder ohne Knochen), Süßkartoffelfritten und einem alkoholfreien Getränk (13,00 €).

Zunächst einmal müssen wir festhalten: Die Getränkeauswahl ist exotisch. Klar, es gibt auch Cola und Wasser, aber die bunten koreanischen Limonaden, die es in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen gibt, sind wirklich spannend. Unsere Wahl ist auf „Milkis“ gefallen, ein Creme-Soda mit Milch/Joghurt-Geschmack. Extrem süß, aber gar nicht unlecker. Jetzt aber zum Essen: Die Dumplings sind Convenient-Ware, aber das haben wir nicht anders erwartet. Es ist immerhin ein Schnellrestaurant, wer soll da den ganzen Tag in der Küche stehen und Teigtaschen falten? Schade ist allerdings, dass sie lediglich in Wasser und nicht in Brühe erwärmt wurden, denn so schmecken sie etwas fade und sind in der Mitte noch kalt.

Das Bibimbap kommt als reichliche Portion: Der Reis ist gut gewürzt, ebenso wie der frische Spinat, der nur ganz kurz die Pfanne gesehen hat und deshalb noch knackig ist. Paprika und Karotte sind in feine Streifen geschnitten, es gibt auch ein paar Bohnensprossen – fein soweit. Allerdings wurde das Kimchi nicht lang genug fermentiert, so dass es ein bisschen sauer, im Grunde aber nach nichts schmeckt, das Huhn ist, wie auch das Spiegelei, trocken. Zudem finden wir eine nicht geringe Menge wabbeliger Hühnerhaut. Unschön.

Die Süßkartoffelfritten wiederum sind recht gut, allerdings kompensieren sie nicht das unmögliche Fried Chicken: Die angeblich „extra scharfe“ Sauce ist nicht einmal pikant, die Panierung eher weich als knusprig und welche Teile des Hühnchens hierfür verwendet wurden, können wir beim besten Willen nicht erraten. Wir essen nicht auf.

Vielleicht haben wir einen schlechten Tag erwischt, aber wenn drei von drei Gerichten durchfallen, kann es sich kaum um den neuen „Hypespot“ handeln, jedenfalls nicht gerechtfertigt. Wer sein Glück dennoch versuchen möchte:

Busan Chicken

Schillerstraße 27

30159 Hannover

www.busan-chicken.de

Montag – Sonntag 12:00 – 22:00 Uhr

IH, Fotos: Gero Drnek

Busan Chicken

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SK essen: Maurizio’s Pizzamanufaktur


Letztens habe ich irgendwo gelesen, dass „Pizza“ das einzige Wort ist, das überall auf der Welt verstanden wird. Ein Welt-Wort! Völlig zu Recht, denn Pizza geht einfach immer. Hauptsache, sie ist gut. Und da streiten sich die Gelehrten, denn was eine gute Pizza ausmacht, ist letztlich immer eine Geschmackssache. Aber aus diesem Grund hat jedes einzelne Pizzalokal auch seine Daseinsberechtigung, völlig egal, wie viele es davon geben mag. Und, hurra!, heute testen wir wieder eins.

Der Goetheplatz ist nun nicht gerade the place to be, aber für ein Essen kann man das schon mal auf sich nehmen. Zumal, wenn’s um Pizza geht! Das Lokal selbst ist ziemlich schlicht eingerichtet. Dunkle Möbel, keine korbumflochtenen Chiantiflaschen oder rot-weißen-Tischdecken, keine physischen Speisekarten. Per QR-Code gelangen wir zur Auswahl, die tatsächlich gigantisch ist und neben Pizza auch hausgemachte Pasta, Baguettes, Suppen und Salate bietet, aber deswegen sind wir nicht hier. Wir möchten Pizza!

Auffällig ist, dass der Preis hier deutlich höher ist als bei den meisten Mitbewerbern. Ebenso auffällig ist aber, dass die Komposition der Pizzen auch ausgefuchster ist, als man es sonst so kennt. Klar, man bekommt die Klassiker und wenn man will auch Pizza Hawaii, genau so aber eben auch Zutaten wie Pistazien-Pesto, Trüffelsalami oder Fior di Latte und Qualität kostet eben.

Wir entscheiden uns für Pizza die Burratina (16,90€). Ohne Tomatensauce, dafür mit hausgemachtem Basilikum-Pesto, Rucola, frischen Datteltomaten, Karotten, Parmesan, Olivenöl, Crema di Balsamico und obendrauf frische Burrata, dazu gibt’s Orangen-Soda, echt italienische Orangenlimonade mit Orangenzesten drin (3,40€).

Außerdem nehmen wir zu einem Moretti-Bier (3,80€) eine Pizza di Maurizio (19,90€). Ebenso mit Pesto, Rucola und Parmesan, zudem belegt mit Roastbeef und mit Olivenöl sowie Crema di Balsamico garniert.

28 Zentimeter soll der Durchmesser sein, allerdings wirken die Pizzen deutlich größer. „Au Backe“ sage ich, „hat das jemals ein Mensch geschafft?“ „Klar!“ lacht der freundliche Chef (ob das wohl Maurizio ist?) „Die Meisten wollen sogar eine Zweite essen. Durch die lange Ruhezeit von mindestens 48 Stunden stopft der Teig nämlich nicht.“

Optisch hätten wir uns das nicht schöner vorstellen können: Der Boden ist ganz dünn und am Rand der Pizza sehen wir herrliche dunkle Blasen, es gibt reichlich Rucola und Parmesan, sowie, zumindest in einem Fall, eine ganze Knolle Burrata. Auch bei der anderen Pizza wurde am Belag nicht gespart: Mehr als genug Rucola und Roastbeef! Glücklicherweise wurden die Pizzen bereits vorgeschnitten, denn vor lauter Belag hätte man beim Selbst-Schneiden seine liebe Mühe gehabt.

Geschmacklich sind beide Pizzen sehr gut. Der dünne Boden schmeckt weder hefig noch keksig, sondern einfach reif, das hausgemachte Pesto ist wirklich ausgezeichnet. Einzig die Burrata ist innen etwas zu fest, aber da man so etwas von außen nicht erkennen kann, ist das wohl kaum die Schuld des Kochs.

Fazit: Authentische italienische Pizza mit besten Zutaten – und davon reichlich – die ihr Geld wert ist. Allerdings ist sie so dünn, dass sie den Lieferprozess (denn: Ja, Maurizio’s Pizzamanufaktur ist auch auf den gängigen Lieferportalen vertreten) kaum ofenheiß überstehen wird. Aber irgendwann zwischen 17.00 und 04.00 Uhr kann und sollte man sich durchaus einmal Zeit nehmen, um sich hier eine Pizza zu gönnen. Es lohnt sich wirklich.

Maurizio’s Pizzamanufaktur

Goethestraße 50

30169 Hannover

www.mauriziospizzamanufaktur.de

Täglich 17:00 – 04:00 Uhr

IH, Fotos Gero Drnek

Maurizio's Pizza Manufaktur

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Ein offener Brief… an den Baron von Münchhausen

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Ein offener Brief… an den Baron von Münchhausen


Lieber Baron von Münchhausen, du armer Kerl bist sicher schon ganz wund vom sich im Grabe umdrehen nach dieser erbärmlichen Vorstellung deiner Nachfahren. Baron Merz und Baron Linnemann haben total versagt. Die Kunst des Lügens ist ja, Geschichten so zu erzählen, dass sie zumindest wahr sein könnten. Diese Anfänger haben aber so offensichtlich gelogen, dass es stellenweise kaum auszuhalten war. Du musst in deinem Grab so richtig rotiert sein, oder?

Man stelle sich vor, du hättest damals deine kühnen Geschichten so plump vorgetragen. Niemals wärst du als großartiger Lügenbaron und Meister der Fantasie in die Geschichte eingegangen. Sie hätten dich ausgelacht und aus dem Land gejagt. Du wusstest einfach, wie man mit Witz, Charme und einem Hauch von Glaubwürdigkeit selbst das Unmöglichste plausibel erscheinen lässt. Ein bisschen mehr von deinem Geist im Wahlprogramm der Union und die 3 vorne wäre kein Problem gewesen. Aber was machen deine Nachfahren? Sie übertreiben ohne Scharfsinn, sie stapeln hoch ohne Eleganz, sie laden vollmundig die Kanone, doch die Kugel verfehlt das Ziel. Sie lügen ohne Raffinesse, alle durchschauen das Spielchen problemlos. Subtilität? Fehlanzeige! Selbst dein treues Pferd, das du einst samt halbem Körper aus dem Sumpf zogst, hätte sich mit Grausen abgewandt.

Eigentlich verpflichtet doch Tradition. Ein echter Münchhausen-Lügner lässt die Zuhörer staunen und schmunzeln. Und alle wünschen sich insgeheim, dass die Geschichte wahr sein könnte. Doch bei diesen Herren mit ihren dreisten Behauptungen fragen sich die Zuhörer höchstens, wer den ganzen Scheiß bezahlen soll, wenn irgendetwas davon wirklich wahr werden sollte. Erfundene Zahlen, verzerrte Zusammenhänge, an den Haaren herbeigezogene angebliche Lösungen. Haben die wirklich gedacht, dass das niemand nachrechnet? Dass die Leute so dämlich sind? Ein Lügenbaron unterschätzt niemals sein Publikum. Er hält die Menschen für klug, damit seine Lüge perfekt sitzt und nicht nachlässige Improvisation bleibt. Nicht so Baron Merz und Baron Linnemann.

Was aber am schlimmsten ist. Wenn man schon kein großer Lügner ist, dann sollte man wenigstens ein bisschen Humor mitbringen. Schlecht lügen ist noch kein Beinbruch, wenn man an der richtigen Stelle ein sympathisches Augenzwinkern platziert. Wenn man den Leuten signalisiert: „Klar, ich erzähle euch kompletten Mist, ihr wisst das, ich weiß das, aber der absurde Kram ist doch trotzdem ganz spaßig, oder nicht?“ Doch keine Spur von Humor weit und breit bei deinen Nachfahren.

Sie nehmen sich selbst so ernst, dass ihre Lügen umso erbärmlicher wirken. Keine besonders gute Unterhaltung. Sie sind ganz schlechte Blender. Wir konstatieren den Niedergang der hohen Kunst des gepflegten Flunkerns. Was bleibt uns da noch übrig, verehrter Baron? Ein müdes Lächeln? Ein resigniertes Kopfschütteln? Vielleicht basteln wir dir vor der nächsten Wahl lieber ein Kugellager in dein Grab, damit du wenigstens reibungslos rotieren kannst. In tiefstem Mitgefühl für dein geplagtes Andenken, dein Stadtkind. VK

Ein offener Brief… an den Baron von Münchhausen

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Ein offener Brief… an Friedrich Merz


Lieber Friedrich, Gratulation! Jetzt ist es bald geschafft, trotz allem. Was für ein Glück, dass die Vollpfost*innen von der SPD den Olaf ins Rennen geschickt haben. Gegen so eine „Konkurrenz“ kann man es sich leisten, ganz viel falsch zu machen – und wird trotzdem Kanzler. Trotz AfD-Kumpelei, trotz Angelas Rüffel, trotz der galoppierenden Abwesenheit einer tragfähigen Strategie. Unter uns, mit Boris Pistorius wäre die Geschichte wahrscheinlich wesentlich knapper ausgegangen. Wir wissen das. Du weißt das. Die gesamte SPD weiß das – und wird Olaf jetzt schleunigst in die Wüste schicken.

In vier Jahren (vielleicht auch schon eher, man weiß ja nie) werden die Karten dann wieder neu gemischt. Und du wirst mit ziemlicher Sicherheit gegen Pistorius antreten müssen. Oder sogar gegen Anke Rehlinger. Eine Frau … Das wäre wirklich das Worst-Case-Szenario. Also an die Arbeit! Es muss jetzt darum gehen, die Macht zu zementieren. Der Anspruch ist klar: In Deutschland darf nie wieder eine andere Partei als die CDU den Kanzler (nicht die Kanzlerin) stellen. Und ein erster Schritt auf diesem Weg ist eine zweite und dritte Amtszeit Merz. Und möglichst auch noch eine vierte. Angela hat 16 Jahre auf deinem Platz gesessen. Es ist einfach eine Frage der ausgleichenden Gerechtigkeit. Vielleicht schaffst du auch 18 Jahre, das wäre ein neuer Rekord in Deutschland. Du könntest dann mit 87 Jahren mit wirklich stolzgeschwellter Brust in den wohlverdienten Ruhestand gehen.

Aber erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Wie muss es jetzt weitergehen? Es gibt zwei denkbare Wege: Du krempelst die Ärmel hoch, machst einen Strich unter all das, was du im Wahlkampf so rausgehauen hast, suchst dir einen fähigen und willigen Koalitionspartner, und dann arbeitet ihr fleißig und gemeinsam möglichst geräuschlos und sehr effektiv daran, Deutschland so richtig nach vorne zu bringen. Mit echten, nachhaltigen Lösungen, die manchmal unpopulär sind und für manche Menschen auch anstrengend.

Oder du krempelst die Ärmel hoch, machst keinen Strich unter all das, was du im Wahlkampf so rausgehauen hast, suchst dir einen machtgeilen Koalitionspartner und lieferst ab. Die schlechten Ausländer raus und die guten rein, Höchststrafen für Faulenzer und Schmarotzer, keine Geschenke mehr, außer für die Leistungsträger, bloß nicht zu viel Umweltgedöns und ein Hoch auf den deutschen Verbrenner. Und weil klar ist, dass all diese „Lösungen“ auf Dauer ein Schuss ins eigene Knie sind, braucht es ein gutes Marketing für diese Agenda. Wie schafft man es, dass möglichst viele Menschen den ganzen Quatsch glauben? Man sorgt erstens – ganz wichtig – dafür, dass sich im Bildungsbereich möglichst wenig bis gar nichts bewegt. Wozu auch gehört, dass man ein Fach „Medienkompetenz“ an den Schulen verhindert. Zweitens muss weiter die Angst der Treiber in Deutschland sein. Wer keine Angst hat, der denkt am Ende nach, was gar nicht gut wäre. Und drittens darf die Debattenkultur nicht wieder an Niveau gewinnen. Das ist sehr wichtig. Nur so kann man gute Ideen und skeptischen Fragen von der Oppositionsbank ins Lächerliche ziehen, ohne Gefahr zu laufen, in eine echte Diskussion einsteigen zu müssen.

Was es braucht, ist dazu ein gutes Team. Menschen ohne Gewissen, die im Zweifel die Wahrheit bis zur Schmerzgrenze biegen. Die tatsächlich keinerlei Skrupel haben und das Wohl der Menschen jederzeit den eigenen Interessen unterordnen. Da bietet sich ein Jens Spahn natürlich an. Es braucht so einen Bombenleger, gefragt ist diese gewisse Hinterfotzigkeit. Klar, der Markus Söder gehört auch in so ein Team. Aber dreh ihm nie den Rücken zu. Und vielleicht noch die Julia Klöckner. Okay, eine Frau, da bist du skeptisch. Aber in diesem speziellen Fall kann man ja vielleicht mal eine Ausnahme machen. Mit so einem Team sollte es eigentlich ganz gut gelingen, das Niveau in Deutschland weiter zu schleifen. Und ganz nebenbei auch die Grenzen weiter zu verschieben – nach rechts. Denn mal angenommen, die SPD und die Grünen sind auf Dauer nicht machtgeil genug, was dann?

Dann gibt es noch eine andere Option, die schon eine Weile machtgeil mit den Füßen scharrt, jenseits der Mauer. Wir wissen das. Du weißt das. Wenn die nächsten 18 Jahre mit dir als Kanzler realistisch sein sollen, muss auch diese Option irgendwann auf den Tisch. Zum ersten Mal spätestens 2029, wenn die Bilanz deiner ersten vier Jahre sichtbar wird und sich die Menschen noch viel mehr nach Alternativen umsehen werden. Man muss beizeiten bereit sein, Kompromisse zu machen. Niemand hatte jemals die Absicht, eine Brandmauer zu errichten. Das haben immer nur die anderen erzählt. VA

Tiago Sierra Sierratds / Pixabay.com

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