Mitten in der historischen Altstadt Hannovers liegt ein kleines Café, das nicht nur durch seinen Charme, sondern auch durch seine Geschichte besticht: das „1666“. Seit November 2023 erfüllt sich Gründerin Stefanie Haase hier ihren Herzenswunsch – ein eigenes Café mit selbstgebackenen Kuchen, Törtchen und Quiches.
Der Name „1666“ ist eine Hommage an Sophie Dorothea, Herzogin von Braunschweig-Lüneburg, die in eben jenem Jahr geboren wurde. Ihr Porträt hing bereits an der Wand, als Stefanie den kleinen Laden entdeckte – und ließ sie nicht mehr los. „Ihre tragische Liebesgeschichte hat mich sofort inspiriert“, erzählt Stefanie. „Sophie wurde gegen ihren Willen verheiratet, liebte aber einen anderen. Herzschmerz? Da hilft nur süßes Gebäck für Herz und Seele.“ Und genau das serviert sie heute – für Gäste mit und ohne Liebeskummer.
Das 47 Quadratmeter kleine Café bietet Platz für 18 Gäste im Inneren, bei gutem Wetter kommen acht Plätze vor dem Laden hinzu. Wer früh kommt, kann sogar beim Backen zusehen: Küche und Gastraum sind nur durch eine Theke getrennt.
Vom Büro in die Backstube
Der Weg in die Selbstständigkeit war für Stefanie Haase kein geradliniger. Zwar studierte sie Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Lebensmittelproduktion, doch ihre eigentliche Leidenschaft galt immer dem Konditorhandwerk. „Ich wusste nicht, ob ich je ein eigenes Café haben würde, aber ich habe vorsorglich zwei zusätzliche Prüfungen bei der Handwerkskammer abgelegt“, sagt sie. So konnte sie nebenberuflich Hochzeitstorten und individuelle Aufträge übernehmen – eine Entscheidung, die sich auszahlen sollte.
Den entscheidenden Impuls gab ein Nebenjob in einem kleinen Altstadtcafé. „Ich habe damals meinen Job in der Logistik auf vier Tage reduziert, nur um einen Tag pro Woche dort zu arbeiten. Einfach, weil ich Lust hatte, für andere zu backen.“ Als sie dann hörte, dass ganz in der Nähe ein Laden frei wurde, war es Liebe auf den ersten Blick. Heute betreibt Stefanie nicht nur ein Café, sondern auch einen Handwerksbetrieb – mit acht Minijobberinnen an sechs Tagen die Woche.
Selbstgemacht – mit Liebe und Anspruch
Im „1666“ ist alles hausgemacht – von klassischem Käsekuchen bis hin zu veganen oder glutenfreien Kreationen. Unter der Woche stehen vier bis fünf Sorten auf der Karte, am Wochenende sind es bis zu zehn. Ergänzt wird das Angebot durch Suppe und Quiche zur Mittagszeit – ideal für Berufstätige in der Umgebung.
„Wir sind ein Tagescafé, geöffnet von 12 bis 18 Uhr, am Wochenende schon ab 11:30 Uhr. Dienstags ist Ruhetag“, erklärt Stefanie. Wegen des begrenzten Platzes und fehlender Sanitäreinrichtungen wächst auch das „Törtchen to go“-Angebot stetig. Ihr Publikum ist bunt gemischt – von Tourist*innen auf dem Roten Faden über junge Leute aus Social Media bis hin zu Stammgästen aus der Nachbarschaft. „Und die ältere Generation hat längst mitbekommen, dass wir richtig guten Kuchen machen“, sagt sie mit einem Lächeln.
Mit Herzblut und Weitblick
Trotz des Erfolgs ist Stefanie realistisch. „Ich liebe, was ich tue, aber natürlich ist es auch anstrengend. Vielleicht zieht es mich irgendwann zurück ins Büro – aber aktuell lebe ich meinen Traum.“ Ein Wunsch bleibt: die Rückkehr zur reduzierten Mehrwertsteuer von sieben Prozent auf Speisen in der Gastronomie. „Ich möchte meine Törtchen bezahlbar halten – aber die Rohstoffpreise sind hoch.“
Starker Partner in der Gründungsphase
Bei der Umsetzung ihres Traums wurde Stefanie von hannoverimpuls begleitet. „Ich war in der Gründungsberatung, habe mit deren Vorlage meinen Businessplan geschrieben und viele offene Fragen in den Sprechstunden klären können“, erzählt sie. Besonders hilfreich: ein Steuerseminar und der Kontakt zu relevanten Anlaufstellen.
„Die Beratung war flexibel, persönlich und wirklich hilfreich. Ich bin sehr genau und wollte alles richtig machen – da war das Angebot von hannoverimpuls perfekt für mich.“
Anke Pawla, Projektleiterin Gründung und Entrepreneurship bei hannoverimpuls, erinnert sich gern an die Zusammenarbeit: „Mit einem klaren Ziel vor Augen lässt sich viel erreichen. Stefanie hatte die passende Immobilie, fundiertes Wissen und die Leidenschaft fürs Backen. Wir konnten ihr Projekt mit ein paar passenden Zutaten ergänzen – und freuen uns, dass wir heute köstlich feine Törtchen mitten in Hannovers Altstadt genießen können.“
Ein Rat für andere Gründer*innen
Und was rät Stefanie anderen, die mit dem Gedanken spielen, selbst zu gründen? „Einfach machen! Man kann sich ewig vorbereiten, aber am Ende kommt es eh anders. Der Laden hat mich gefunden – und ich wusste: Das ist meine Chance.“ Wichtig sei es, sich selbst zu vertrauen und nicht jedem Ratschlag zu folgen: „Ich habe zum Beispiel mal Wein im Ausschank ausprobiert – das lief nicht. Auch längere Öffnungszeiten? Haben nicht funktioniert. Manchmal muss man den Mut haben, nein zu sagen.“
Kontaktdaten:
1666 Café & Törtchenboutique
Kramerstr. 14
30159 Hannover
Mail: hallo@steffiscakery.de
Internet:1666-hannover.steffiscakery.de
