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Über Freiheit (Titel 2023-10)

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Über Freiheit (Titel 2023-10)


Über Freiheit …

und die Freiheit der anderen

Freiheit – auch so ein großes Wort. Bei uns in Deutschland haben wir damit ziemliches Glück, wobei natürlich manche Verschwörungstheoretiker das Gegenteil behaupten. Während der Corona-Phase waren sie besonders aktiv und fühlten sich in ihrer Freiheit bedroht. Klar, es war ja auch eine Frechheit zu verlangen, die Mitmenschen nicht mit einem damals noch sehr tödlichen Virus zu infizieren, also Rücksicht zu nehmen, Abstand zu halten und Maske zu tragen. Von einer Impf-Diktatur war die Rede, groß die Schreierei. Und wir haben uns damals gefragt, wie wohl der Erfahrungshorizont dieser Menschen in Sachen Diktatur aussieht. Haben die in der Hinsicht etwas vorzuweisen? Vielleicht ein Praktikum in Nordkorea oder im Iran? Wir vermuten stark, die Schreihälse haben damals Freiheit schlicht mit Egoismus verwechselt. Kann das sein? Oder beinhaltet Freiheit tatsächlich, dass man alles darf und dabei auf alle anderen pfeift? Was bedeutet Freiheit? Wahrscheinlich kann man diesem Begriff nur mit einem Blick durch ein Kaleidoskop auf die Spur kommen. Freiheit ist mehrdimensional. Es gibt die Handlungsfreiheit, die Willensfreiheit, die Meinungsfreiheit, die politische Freiheit, die Kunstfreiheit, die Versammlungsfreiheit, die Freiheit der sexuellen Selbstbestimmung … Es gibt sehr positive Freiheiten. Und es gibt Menschen, die zu viel Freiheit schamlos ausnutzen.

Foto: StockSnap / Pixabay.com

Aber zunächst mal ganz von vorne. Die Idee der Freiheit ist eine der grundlegendsten und faszinierendsten Konzepte der Philosophie. Über die Jahrhunderte hinweg haben Philosophen aus verschiedenen Kulturen und Zeitaltern darüber nachgedacht, was Freiheit eigentlich bedeutet, wie sie erreicht werden kann und welchen Platz sie in der menschlichen Existenz einnimmt. In der Antike (und sehr wahrscheinlich schon viel eher) ging es los mit der Grübelei. Die freien Männer der Polis dachten darüber nach, wie viel besser sie es doch haben als ihre Sklaven, die auf den Feldern schufteten, während sie sich an saftigen Weintrauben erfreuten. Sokrates betonte die Notwendigkeit der Selbstkenntnis und des kritischen Denkens als Grundlage für die individuelle Freiheit. Er argumentierte, dass die Unwissenheit die wahre Ursache für Unfreiheit sei, und dass die Auseinandersetzung mit eigenen Überzeugungen und Vorurteilen der Weg zur Befreiung sei. Klingt einleuchtend. Aristoteles, auf der anderen Seite, betonte die Idee der Eudaimonia, des blühenden Lebens, das durch die Verwirklichung unserer besten Fähigkeiten erreicht wird. Freiheit hat er als die Fähigkeit verstanden, vernünftige Entscheidungen zu treffen und ein gutes Leben zu führen. In seinem Werk „Nikomachische Ethik“ argumentierte er, dass die Freiheit darin besteht, das zu tun, was wir aus freiem Willen für richtig halten, und dass sie eng mit Tugend und moralischem Handeln verbunden ist.

Zur Zeit der Römer wurde die Freiheit ins Recht gegossen. Römische Bürger genossen gegenüber Menschen, die keine römischen Bürger waren, besondere Freiheitsrechte. Das Recht auf Eigentum, eine gerechte Behandlung vor Gericht und die Möglichkeit, politische Ämter zu bekleiden und an politischen Prozessen teilzunehmen (auch wenn man für politische Ämter über das nötige Kleingeld und die passenden Kontakte verfügen musste), sind fester Bestandteil der römischen Republik, der res publica (wörtlich: „öffentliche Sache“). Eine besondere Bedeutung hatte das Verständnis des Gemeinwohls. Die Freiheit des Einzelnen wurde ihm stets untergeordnet.

Im Mittelalter glänzte die Freiheit zunehmend mit Abwesenheit. Die meisten Menschen waren Leibeigene ihres Gutsherrn, durften sich nicht mehr als eine Armlänge von seinem Acker und Vieh entfernen und waren zu vielen Generationen andauernder Knechtschaft verdammt. Aber Stadtluft macht frei und zumindest in den Hansestädten genossen einige wenige Menschen zahlreiche Privilegien. Mit dem Aufstieg des Christentums im Mittelalter entwickelte sich dann eine neue Perspektive auf die Freiheit. Augustinus von Hippo prägte die Idee der „divina libertas“ oder göttlichen Freiheit, bei der wahre Freiheit in der Unterordnung des menschlichen Willens unter den göttlichen Willen liegt. Die Idee der freien Entscheidung des Einzelnen wurde jedoch nicht aufgegeben, sondern als Ausdruck der göttlichen Gnade interpretiert. Außerdem musste man ja irgendwie begründen, dass auf der Welt, die doch Gott geschaffen hatte, so viel Böses geschah – der freie Wille rückte die Verantwortlichkeiten angenehm zurecht. Für das Böse war nun der Mensch verantwortlich.

In der Neuzeit erlebte die philosophische Diskussion über die Freiheit dann eine Renaissance. Aufklärungsphilosophen wie John Locke, Jean-Jacques Rousseau und Immanuel Kant betonten die Bedeutung individueller Rechte und die Notwendigkeit einer gerechten Gesellschaftsordnung, um Freiheit zu schützen. Locke argumentierte für das natürliche Recht auf Leben, Freiheit und Eigentum, während Rousseau die Idee des Gesellschaftsvertrags entwickelte, bei dem die Menschen ihre individuelle Freiheit zugunsten eines gemeinsamen Willens opfern, um eine gerechte Gesellschaft zu erreichen. Der Ruf nach Freiheit mündet schließlich in der französischen Revolution, in welcher Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit dann aber zunächst hintenangestellt wurden, während man sich die Freiheit nahm, sich von den Köpfen der Revolutionsgegner zu trennen.

Immanuel Kant prägte das moderne Verständnis von Freiheit durch seine Unterscheidung zwischen zwei Arten von Freiheit: der negativen Freiheit (Freiheit von äußeren Zwängen) und der positiven Freiheit (Freiheit, sich selbst zu bestimmen und moralische Gesetze zu befolgen). Kant argumentierte, dass die wahre Autonomie in der Fähigkeit liege, moralische Gesetze frei zu wählen und zu befolgen, unabhängig von äußeren Einflüssen. Im 19. Jahrhundert mischten dann noch Philosophen wie Friedrich Nietzsche und John Stuart Mill bei der Debatte über Freiheit mit. Nietzsche hinterfragte die traditionelle Vorstellung von Freiheit und betonte die Rolle der individuellen Selbstbehauptung und des Willens zur Macht. Mill hingegen setzte sich für die Freiheit des Individuums ein, solange sie die Rechte anderer nicht verletzt.

Die philosophische Geschichte des Begriffs Freiheit ist also geprägt von vielfältigen Perspektiven und kontinuierlichen Debatten. Die Idee der Freiheit hat sich im Laufe der Zeit weiterentwickelt und ist zu einem grundlegenden Prinzip der modernen Gesellschaften geworden. Wobei die industrielle Revolution als Startpunkt der Moderne zunächst nicht unbedingt mehr Freiheit für viele Menschen bedeutete. Die Sklaverei hatte man in den USA 1865 abgeschafft, doch an die Stelle der Gutsherren waren die Kapitalisten getreten. Aus Leibeigenschaft wurde ein einseitig abhängiges Arbeitsverhältnis. Und dann folgten noch die Zivilisationsbrüche, die Nazis schafften in Deutschland die Freiheit ab. Und in einigen anderen Ländern hat die Freiheit es teilweise bis heute schwer. Bürgerrechte, soziale Gerechtigkeit und individuelle Autonomie? Davon können die Menschen in vielen Ländern nur träumen.

Bei uns und in einigen anderen Ländern schafften dann über die Jahrzehnte Reformen, was Revolutionen nie geschafft haben. Die Arbeiter bekamen mehr Freiheit. Es begann mit einem 16-Stunden-Tag, er wurde zum 12-Stunden-Tag, schließlich zum 8-Stunden-Tag in einer 5-Tage-Woche und wer weiß, vielleicht landen wir demnächst bei einer 4-Tage-Woche mit Gleitzeit, reichlich Urlaub und Weihnachtsgeld. Viel Zeit, um über die neu gewonnene Freiheit nachzudenken. Der Begriff Freiheit hat es sogar in die deutsche Nationalhymne geschafft. „Einigkeit und Recht und Freiheit“, so heißt es. Gut, die Freiheit rangiert hier nur an dritter Stelle, aber vielleicht passte es so einfach besser auf die Melodie.

Fest steht, die Bundesrepublik Deutschland hat sich als Reaktion auf den Niedergang im Nationalsozialismus unumstößliche Freiheitsrechte ins Stammbuch geschrieben. Kein Eingriff des Staates in persönliche Angelegenheiten, Religionsfreiheit, die Verpflichtung einzugreifen, wenn versucht wird, den Menschen ihre Freiheit zu nehmen und vieles mehr.
In Deutschland haben wir sogar eine Partei, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, im Namen der Freiheit politische Schlachten zu schlagen. Aber die Freie Demokratische Partei ist zugegeben in den vergangenen zwei Jahren Ampelkoalition hauptsächlich eher damit aufgefallen, Gesetzesentwürfe zu blockieren, denen sie vorher im Koalitionsvertrag zugestimmt hat, vehement am Verbrenner festzuhalten, die Kindergrundsicherung in Frage zu stellen und die Eingriffe des Staates in Wirtschaft und Gesellschaft weiter auf ein Minimum beschränken zu wollen in Zeiten des Klimawandels.
Ein Hoch auf die Freiheit. Man kann sich in einer Demokratie eben auch die Freiheit nehmen, den anderen Koalitionspartnern so richtig auf den Sack zu gehen. Aber wir wollen nicht schon wieder die FDP bashen. Nur noch eins, ihr lieben Liberalen, widmet euch mal der Lektüre von Reden, die Hildegard Hamm-Brücher gehalten hat. Vielleicht fällt euch dann wieder ein, worum es euch eigentlich gehen sollte.

Foto: Pexels / Pixabay.com

Doch zurück zur Freiheit. Die politische Idee des Liberalismus basiert auf dem Prinzip der Handlungsfreiheit. Und das ist genau das, was wir heute gemeinhin unter Freiheit verstehen. Die Möglichkeit, freie Entscheidungen zu treffen. Uns aussuchen zu können, ob wir lieber Pizza oder Pasta, Wasser oder Wein, Dortmund oder Bayern, essen, trinken oder unterstützen wollen. Zu entscheiden, wo wir leben wollen, welchen Beruf wir ausüben möchten, was wir einkaufen, wen und wie wir lieben wollen. Ohne staatliche Einmischung.
Natürlich mit Einschränkungen.
Aber bevor wir mosern, sei eines noch einmal deutlich vorangestellt: Wir genießen zahlreiche Vorzüge einer liberalen Gesellschaft, die wir inzwischen schon für selbstverständlich halten, was sie aber nicht sind.

Die meisten Menschen auf unserem Planeten können von unserer Freiheit nur träumen. Mit der Freiheit der anderen ist es nicht weit her. Die Mehrheit lebt in Unfreiheit. Sie haben keine Wahl, weder was ihren Wohnort noch was ihre Arbeit angeht, sie müssen tun, was ihnen aufoktroyiert wird, erledigen, was ihnen an Arbeit zugewiesen wird. So sie denn überhaupt arbeiten dürfen. Viele dürfen nicht, weil sie einen Uterus haben.

Also, wenn wir klagen, dann klagen wir auf vergleichsweise hohem Niveau. Auch in liberalen Gesellschaften gibt es beispielsweise familiäre Zwänge, Erwartungen, die erfüllt sein wollen, das Geschäft des Vaters, das weitergeführt werden will.
In Deutschland entscheidet oft der Sicherheitsgedanke, Freiheit hingegen bedeutet häufig Risiko.
Wir könnten alle in Südeuropa am Strand leben. Der Schengenraum Europas ermöglicht maximale Bewegungsfreiheit für die Bürger*innen der EU. Man darf in jedem der 27 Mitgliedsländer leben und arbeiten. Aber wir bleiben doch lieber an Ort und Stelle und belassen es bei zwei, drei Wochen Urlaub. Außer wir werden gezwungen, uns zu bewegen, beispielsweise durch Arbeitslosigkeit oder – wahrscheinlich zunehmend – Naturkatastrophen. Dann sind wir gezwungen, unsere Freiheit zu nutzen. Damit die Lebensgrundlage nicht wegbricht. Damit wir irgendwo genug Geld verdienen, um zu überleben.
Und damit betritt das liebe Geld die Bühne, der große Gegner der Freiheit hier bei uns und überall.

Erinnern wir uns kurz an die Ikone der Handlungsfreiheit. Ihr Lebensmotto: „Ich mach’ mir die Welt widdewidde wie sie mir gefällt …“
Die Radikalanarchistin Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf lebt den Traum.
Der rothaarige Elternschreck genießt ein Leben mit Spiel und Spaß, sie kann essen und trinken, wann sie will, schlafen gehen, wann sie will. Sie kann einfach ohne Zwänge tun und lassen, was immer ihr in den Kopf kommt. Niemand, keine Eltern und auch keine „Prusseliese“, steht der freien Entfaltung der eigenen Persönlichkeit im Wege. Ein Leben in absoluter Freiheit, begleitet von ihrem Pferd Kleiner Onkel, ihrem Affen Herr Nielson und den leicht doofen und deutlich weniger kreativen Nachbarskindern Tommy und Annika.
Pippi ist frei. Sie ist stark. Hat ihren eigenen Kopf und lässt sich auch von Männern nichts sagen. Sie ist der Prototyp der Strong Independet Woman. Eine Feministin der ersten Stunde.
Jedoch verdrängt man bei dieser wunderschönen Geschichte einen zentralen Punkt. Pipi ist reich. Verdammt reich. In den Reichtum hineingeboren. Sie lebt allein in einer Villa und besitzt einen Schatz, der wohl kaum aus ehrlicher Arbeit stammt.

An ihrem Beispiel wird sehr deutlich, dass Wohlstand eine entscheidende Voraussetzung für Freiheit ist. Wenn ich ohne Tempolimit über die Autobahn heizen, den Sonnenuntergang in der Copacabana genießen oder den Parzival in der Oper Hannover anschauen möchte, dann brauche ich ohne Wenn und Aber ein schnelles Auto, Zeit und Geld für eine Urlaubsreise über den großen Teich oder 21,50 Euro für einen Platz auf den hintersten Rängen in der Staatsoper in Hannover. Geld bedeutet Teilhabe. Geld bedeutet, dass ich mich zur Teilhabe entscheiden kann. Und eigentlich müsste es nun darum gehen, in unserer Gesellschaft (und im Grunde überall) eine möglichst breite Teilhabe zu organisieren. Leider passiert das Gegenteil, auch bei uns öffnet sich die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter. Viele Kinder leben in verhältnismäßiger Armut. Wir rauben ihnen von Kindesbeinen an ihre Freiheit.

Für echte Freiheit bräuchte es echte Chancengleichheit. Niemand sollte darauf angewiesen sein, einen Piratenschatz zu erben, an dessen Golddublonen ganz sicher Blut klebt. Eine wirkliche freie Gesellschaft braucht Kinder, die in Würde aufwachsen, mit drei Mahlzeiten am Tag, mit Klassenfahrten, die sie sich leisten können, mit Karrieren, die sie unabhängig vom Elternhaus starten können. Was aber passiert, ist vielmehr, dass den Eltern und Kindern, die gefangen sind in der Armutsfalle, eingeredet wird, sie seien daran selbst schuld. Der Staat muss die Rahmenbedingungen schaffen für ein möglichst hohes Maß an Gerechtigkeit, nur das befördert die individuelle Freiheit. Der Staat muss Leitplanken setzen, die für Fairness sorgen. Und darüber hinaus muss der Staat die Freiheit aller schützen. Denn wie eingangs gesagt, es gibt Menschen, die zu viel Freiheit schamlos ausnutzen.
Merke: „Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt“.
Ja, Immanuel Kant war schon ein Fuchs.

Gerechtigkeit ist ein Grundpfeiler für die Freiheit, ohne Fairness gerät das gesamte Gebäude in Schieflage.
Aber es braucht noch eine Zutat: den freien Zugang zu Wissen. Und damit sind hier nicht absurde Meinungen gemeint, die als Wissen getarnt durchs Internet geistern. Gemeint ist echtes Wissen, gemeint ist ein Zugang zur Wahrheit. Gemeint ist auch Bildung. Denn sie ist die Basis, auf der echte Willensfreiheit entstehen kann.

Mit Willensfreiheit ist gemeint, dass Menschen die Fähigkeit haben, Entscheidungen und Handlungen autonom, ohne äußere Zwänge bewusst zu treffen.
Der Mensch ist in der Lage, zwischen verschiedenen Handlungsoptionen zu wählen und er ist damit auch verantwortlich für seine Taten. Mord und Totschlag. Mord basiert auf Willensfreiheit, es gab eine bewusste Entscheidung, beim Totschlag hingegen fehlt die bewusste Planung, der Affekt sorgt für ein vermindertes Strafmaß. Zwei sehr unterschiedliche Paar Schuhe, obwohl das Ergebnis dasselbe ist: das Opfer ist tot.
Wer sich bewusst entscheidet, der wägt ab, der denkt nach, der grübelt und verhandelt die ihm verfügbaren Informationen.

Wenn das funktionieren soll, braucht es natürlich wahre Informationen. Eine gewisse Unabhängigkeit. Schutz vor Manipulation.
Damit sich Freiheit realisieren kann, müssen zuerst einmal die Gedanken frei sein.
Für Immanuel Kant ist Freiheit Autonomie. „Auto“ bedeutet selbst und „nomos“ Gesetz. Kant fordert also eine Art Selbstgesetzgebung.
Und davor steht die Selbstermächtigung, die dadurch gelingt, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen. Wenn der nicht durch äußere Einflüsse vernebelt wird, durch Propaganda, durch Fake-News, durch Weglassungen, dann ist die Freiheit nah.
Wir sollten aufpassen, dass wir nicht jenen auf den Leim gehen, die Desinformation betreiben. Das ist auch ein Kriegsschauplatz.
Und wenn man sich aktuelle Umfragen anschaut, muss man tatsächlich Angst haben, dass wir diesen Krieg am Ende verlieren. Das wäre dann das Ende der Freiheit auch in Deutschland.

● Lak/RS

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Editorial 2023-10

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Editorial 2023-10


Liebe Leserinnen und Leser,

um Freiheit geht es in dieser Ausgabe in unserem Titelthema. Ein großes Wort. Und auch eine Verabredung, im Idealfall mit klaren Grenzen. „Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt“, hat Immanuel Kant gesagt.
Das ist schon beinahe so etwas wie ein Gesellschaftsvertrag.

Freiheit ist ein Begriff, der in unserer Gesellschaft fast inflationär verwendet wird, aber nur selten thematisieren wir die Bedeutung von Freiheit für unser tägliches Leben. Wir sind sie gewohnt, während sie in anderen Ländern längst gestorben ist. Freiheit ist kein abstraktes Konzept; sie ist im Grunde die Luft, die wir atmen, die Grundlage unserer Demokratie und die Triebkraft für Fortschritt und Wachstum. Sie bietet die Möglichkeit, unsere eigenen Entscheidungen zu treffen, unsere Überzeugungen zu vertreten und uns in einer Welt der Vielfalt und Differenzierung zu entfalten.
Die Geschichte hat gezeigt, dass Gesellschaften, in denen Freiheit gefördert wird, florieren und blühen. Freiheit inspiriert Kreativität, Unternehmertum und den Wunsch nach ständiger Verbesserung.
Wenn wir die Freiheit einschränken, ersticken wir nicht nur individuelle Ambitionen, sondern behindern auch den gesellschaftlichen Fortschritt. Freiheit ist kein Privileg, sondern ein grundlegendes Menschenrecht. Sie ist das Fundament unserer Gesellschaften und unserer individuellen Würde.

Und ich möchte das alles nicht missen. Ich fühle mich in Deutschland frei, nicht eingeschränkt, nicht zensiert, nicht beobachtet. Ich kann hier an dieser Stelle schreiben, was immer ich will. Ich kann Olaf Scholz für einen schlechten Kanzler halten und Christian Lindner für einen noch schlechteren Finanzminister, sie werden mich nicht morgen mit einer schwarzen Limousine abholen und ich werde auch nicht aus irgendeinem Fenster fallen.
Das droht nur, wenn ich den Antidemokraten meine Meinung sage, was ich an dieser Stelle hin und wieder tue. Dann bekomme ich unschöne Anrufe, manchmal auch handfeste Drohungen.

Ich habe mich entschieden, das nicht weiter zu beachten. Da rufen Idioten an – warum sollte ich mich auch nur eine Sekunde mehr mit diesen Leuten beschäftigen als ich muss. Diese Menschen sind mir ein Rätsel, und ich weiß, dass mit ihnen zu diskutieren mir nicht helfen wird, sie zu verstehen.
Gerade erst gab es wieder eine Rechtsextremismus-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung mit einer klaren Tendenz. Die Zahl der Idioten wächst. Es gibt tatsächlich Leute in Deutschland, die wünschen sich eine Diktatur und einen Führer.
Warum?
Das will irgendwie nicht in meinen Kopf. Wie erbärmlich und lebensunfähig muss jemand sein, um sich Unfreiheit zu wünschen?

Da ist echt drüber. Ich habe schon vor dieser Studie des Öfteren überlegt, wie hirnverbrannt man sein muss, um die AfD zu wählen. Wie schafft man es, Alice Weidel gut zu finden? Oder Bernd Höcke? Verstehe ich nicht. Aber sich eine Diktatur zu wünschen ist noch einmal ein Schritt mehr. Womöglich noch mit der Diktator-Doppelspitze Weidel/Höcke. Hoffentlich bekommt jetzt niemand Albträume. Was braut sich da bloß zusammen in Deutschland? Ist das wieder die alte braune Suppe?

Wenn ich solche Studien lese oder mir die aktuellen Umfragen ansehe, dann wird mir inzwischen wirklich übel. Ich weiß, viele winken ab. Die Zustimmungswerte für die AfD werden demnächst wieder sinken, alles nur ein Zwischenspiel, das höre ich ständig. Und Olaf Scholz spricht von einer Schlechte-Laune-Partei. Ich finde das grundfalsch. Und ich finde es genauso grundfalsch als Reaktion auf die guten Zahlen der AfD nun ebenfalls rechts zu blinken. Ich wünsche mehr Rückgrat in Deutschland. Es geht jetzt nicht darum, den Rechten alles nachzuplappern und rechte Light-Versionen anzubieten, es geht darum, den Rechten laut und deutlich zu widersprechen!

Viel Spaß mit dieser Ausgabe!

Lars Kompa
Herausgeber Stadtkind 

 

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