Stadtkinder kochen Laugengebäck

Man sagt uns Hannoveranern nach, steif zu sein, gar einen Stock im Arsch zu haben. So ein Quatsch, das ist alles eine Sache der Verhältnismäßigkeit. Schließlich können wir hier nichts dafür, dass die Leute immer alberner werden, je weiter südlich man vordringt! Diese Albernheit gipfelt im jährlichen Münchner Oktoberfest. Trägt Frau ihre Schleife auf der falschen Seite, kommt das einem Eklat gleich, während es gleichzeitig gesellschaftlich total akzeptiert ist, einen Hügel hinunter zu reihern. Aber wir sind komisch, oder was? Das Beste an dieser ganzen Gamsbart-Farce ist ohnehin das Laugengebäck und das kann man auch essen, ohne dabei ein albernes Filzhütchen zu tragen oder sich die Brüste unergonomisch nach oben zu quetschen. Und es müssen auch gar nicht immer Brezeln sein! Einige Alternativen gefällig?

Wir starten mit dem Grundteig, der denkbar einfach ist: 500g Mehl, 250ml handwarmes Wasser, 50g Butter, 1EL Zucker, 1TL Salz und ein Viertelwürfel frische Hefe. Die Hefe wird zerkrümelt, mit 50ml Wasser, dem Zucker und 2 EL Mehl verrührt. An einem warmen Ort macht sie nun etwa 20 Minuten lang ihren Job und bildet einen schaumigen Vorteig, der dann mit den restlichen Zutaten zu einem glatten Teig verknetet wird. Auch den stellen wir, mit einem feuchten Tuch bedeckt, warm, allerdings nicht wärmer als 50 Grad, damit der Hefepilz nicht abgetötet wird. Eine Stunde später sollte sich das Volumen mindestens verdoppelt haben. Danach kann es losgehen – wir haben uns drei Gebäckvarianten ausgesucht. Nummer eins: Der Teig wird in dreißig Tischtennisball-große Portionen abgeteilt. Das machen wir lieber nach und nach, damit es nicht so viele Schnittflächen gibt und der Teig damit unnötig trocken wird. Die einzelnen Teigportionen füllen wir nun mit kleinen Mozzarellabällchen, die wir zuvor in grünem Pesto mariniert haben. Sorgsam verschlossen und mit der Naht nach unten platzieren wir sie nun mit reichlich Abstand auf einem Backblech, das wir, mit Frischhaltefolie abgedeckt, noch einmal für etwa 45 Minuten gehen lassen (nicht ganz so warm wegen des Käses). Die zweite Variante ist eher etwas für Fleischesser: Statt des Mozzarellas haben wir kleine Cabanossi und anstatt des Pestos gewürztes Tomatenmark benutzt, ansonsten blieb das Procedere gleich. Modell Nummer drei funktioniert etwas anders: Wir machen nur 20 Teigstücke. Auch die drücken wir flach. Abwechselnd mit 20 Scheiben Mozzarrella und etwas Pesto füllen wir nun längs von einer Seite zur anderen eine Kastenbrotform, die wir zuvor mit Backpapier ausgelegt haben. Aber auch hier gilt: Hinterher noch mal gehen lassen.

Nun geht es an die Lauge. Wir nehmen kein Kaiser Natron! Das schmeckt anders und ist auch chemisch nicht Dasselbe. In der Apotheke gibt es Laugenperlen, in den meisten türkischen Lebensmittelmärkten bekommt man günstig Natriumhydroxid als Pulver. Es ist wichtig, exakt zu arbeiten und Handschuhe zu tragen. Laugen dringen tiefer ins Gewebe als Säuren und sind deshalb viel unberechenbarer, also schön aufpassen! Wir möchten eine 4%ige Natronlauge haben. Deshalb nehmen wir einen Liter Wasser und 40g Natriumhydroxid. Nicht 50g oder gar 70g, sondern genau 40. Und einen „zu großen“ Topf. Das Wasser bringen wir zum Kochen und schalten den Herd dann aus. Nach ein paar Minuten Abkühlzeit geben wir teelöffelweise das Natron dazu – was ordentlich schäumt, deshalb der große Topf. Unsere Teigstücke geben wir nun mit einer Schaumkelle und der Naht nach oben in die Lauge, wo sie etwa 20 Sekunden baden und dann wieder mit der Naht nach unten aufs Backblech zurück kommen. Jetzt können wir sie mit Salz oder Saaten bestreuen, bevor sie bei 175°C Ober-/Unterhitze für 12-15 Minuten backen. Unser zukünftiges Kastenbrot hingegen bepinseln wir großzügig mit der Lauge und backen es dann ebenfalls bei 175°C für eine Stunde. Danach essen wir alles auf. Ohne Hut und Dirndl, aber vielleicht mit Bier.


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