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Stadtkinder essen: 1666 – Café & Törtchenboutique

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Stadtkinder essen: 1666 – Café & Törtchenboutique


Das Leben kann scheiße sein. Da lebst du eine sorglose Kindheit, genießt alle Privilegien, die man im 17. Jahrhundert halt so genießen kann und heiratest mit 16. Von da an geht’s bergab. Du heiratest auch nicht irgendwen, sondern deinen Cousin 1. Grades. Blutlinie, Besitztümer, der ganze Quatsch. Dass du den Typen überhaupt nicht leiden kannst, interessiert keine Sau. Außerdem geht der Vogel die ganze Zeit fremd, hat sogar zwei Kinder mit seiner Mätresse. Da denkst du dir: Das kann ich auch! Geht aber nicht lange gut, dann kommt alles raus, dein Lover verschwindet mysteriöserweise und taucht nie wieder auf. Wenn du jetzt die Klappe hältst, läuft schon alles und mit ein bisschen Glück wirst du noch Königin von England. Aber nein, du musst dich ja unbedingt scheiden lassen und zur Strafe für den Rest deines Lebens in irgendeinem abgelegenen Schloss am Arsch der Heide rumhängen. Ja, das Leben kann scheiße sein.

So. Wo wir jetzt alle so schön deprimiert sind, brauchen wir etwas Gebäck zur Aufmunterung. Da bietet sich das 1666 förmlich an. Das heißt nämlich so, weil es das Geburtsjahr von oben genanntem Pechvogel ist: Sophie Dorothea Herzogin von Braunschweig-Lüneburg. Und aus irgendeinem Grund hängt ein riesiges Porträt an der Wand des Cafés, was dann namensgebend wurde. In der schönen Altstadt, genauer gesagt, in der Kramerstraße, speist es sich hochherrschaftlich und gegen ein bisschen Dekadenz – Torte an einem Mittwochnachmittag – ist nichts einzuwenden. Wir bestellen zwei Mal die Pumpkin Spiced Latte (je 5,50 Euro), ein Stück Cappucino-Birnen-Torte (5,50 Euro), ein Stück Quiche der Woche, in unserem Fall Brokkoli-Kürbis (6,90 Euro) und zwei Riesencookies (je 3,10 Euro), einen mit weißer Schokolade und Pistazien, einen mit Oreos. Alles ist hausgemacht und vor Ort hergestellt, die Quiche und die Cookies sind sogar vegan.

Die Pumpkin Spiced Latte ist es nicht, aber, nimm dies, Starbucks und Konsorten: Es ist echtes Kürbispüree drin. Nicht bloß irgendein Sirup! Und viele Gewürze; Nelke, Zimt, Kardamom, vielleicht auch Pfeffer. Der Espresso kommt nicht so richtig durch, aber meine Güte: Was für ein leckeres Getränk. Auch die Cookies sehen recht einladend aus. Sie haben etwa den Durchmesser einer CD, müssen aber noch warten, bis wir Torte und besonders die Quiche verzehrt haben, kalte Quiche schmeckt nämlich nicht. Warme schon! Brokkoli und Kürbis sind frisch und haben noch einen leichten Biss, eine Art Bechamelsauce sorgt für Saftigkeit. Auch der Teig ist gut gemacht, schön dünn und nicht zu viel. Jedoch, und man möge mich dafür steinigen: Nichts schmeckt wie Butter außer Butter und ein leichter Buttergeschmack hätte dem Gericht für mich die Krone aufgesetzt. Die Cappucino-Birnen-Torte ist handwerklich sehr gut. Die Birnen haben noch eine schöne Konsistenz, die Sahne ist sahnig und die Creme cremig. Insgesamt ist der Geschmack eher dezent, was aber vermutlich daran liegt, dass die Geschmacksnerven nach einem Schluck des Kürbisgetränks gerade mit Polonaisetanzen beschäftigt sind. Die Cookies enttäuschen uns leider ein bisschen. Okay, Cookies sind keine Plätzchen, sie dürfen, sollen sogar etwas weicher sein, aber wir haben den Eindruck, dass diese hier noch nicht ganz durch sind. Zudem sind sie uns viel zu süß und nach dem Geschmack von Pistazie fahnden wir vergebens. Dafür finden wir sie mit 3,10 Euro pro Stück unangemessen teuer. Bei Hofe hätten die nicht standgehalten. Insgesamt aber überzeugt uns unser süßer Ausflug in die Altstadt.

1666 Café & Törtchenboutique

Kramerstraße 14

30159 Hannover

Öffnungszeiten:

Mo, Mi, Do, Fr 12.00-18.00 Uhr

Sa-So 11.30-18.00 Uhr

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