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Der Freundeskreis im Gespräch mit Nadine Matzat und Marcel Muschter

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Der Freundeskreis im Gespräch mit Nadine Matzat und Marcel Muschter


In dieser Ausgabe haben wir uns mit Nadine Matzat (NM), Direktorin GOP Hannover, und Marcel Muschter (MM), Gebietsverantwortlicher bei dm getroffen. Und unter anderem über das wichtige Zusammenspiel zwischen Unternehmen und Kulturschaffenden gesprochen, über den besonderen Stellenwert von Begegnung und Miteinander und natürlich über den Freundeskreis.



Wir starten wie immer mit unserer kleinen Vorstellungsrunde.

NM: Ich bin seit jetzt dreieinhalb Jahren Direktorin im GOP Hannover und damit auch beim Freundeskreis aktiv dabei. Die Mitgliedschaft im Freundeskreis habe ich von meinem Vorgänger geerbt. Es gibt sie schon eine halbe Ewigkeit, sie geht zurück auf Werner Buss, den ersten GOP-Direktor. Ich bin in Hannover geboren, bin hier zur Schule gegangen und habe hier studiert. Ich habe die Stadt nie verlassen und zuerst auch in Hannover gearbeitet, elf Jahre bei der TUI, davon neun Jahre bei Robinson, vor allem im Bereich Marketing und Presse. Und dann bin ich nach Hamburg gegangen zu Holiday on Ice, habe aber gependelt, bin also Hannover treu geblieben. Fünf Jahre Entertainment. Das ist genau mein Ding. Beim Reisen begeistert man die Leute für einen längeren Zeitraum, beim Entertainment immer für einen Abend mit einem direkten Effekt. Das hat mir sehr gut gefallen, das zu erleben. Aber das Pendeln hat mir irgendwann nicht mehr gefallen. Dann gab es diese Stelle als Direktorin im GOP und ich habe mich beworben. Und jetzt mache ich Entertainment zu Hause, im Herzen von Hannover.

MM: Ich verantworte bei dm-drogerie markt aktuell 25 dm-Märkte im Großraum Hannover. Der Marktplatz Hildesheim gehört auch dazu. Ich bin seit 2001 bei dm, habe also nie einen anderen Arbeitgeber gesehen. Und wollte auch nie einen anderen , was vielleicht für sich spricht. Ich hatte bei dm ab dem ersten Tag einen hohen Grad an Selbstbestimmung, Eigenverantwortung und Entscheidungsfreiraum. Das gehört bei uns zum Profil und macht natürlich unfassbar viel Freude. Man kann Dinge selbst entscheiden und darf auch Fehler machen. Wenn man Ideen hat oder ein Projekt umsetzen möchte, dann kann man das eigenverantwortlich tun. Inzwischen bin ich seit 24 Jahren im Unternehmen und habe im Grunde alles durchlaufen. Nach dem Studium bin ich in Hannover direkt in eine verantwortliche Position gewechselt. Ich habe 2004 hier in der Lister Meile den ersten dm-Markt eröffnet und durfte ihn vier Jahre lang leiten und managen. 2008 bin ich in die Ernst-August-Galerie gewechselt und habe dort einen weiteren dm-Markt eröffnet. Seit 2013 bin ich in der Gebietsverantwortung bei dm. Zuerst habe ich den Braunschweiger Bereich, also Braunschweig, Wolfsburg und die Lüneburger Heide verantwortet. Und seit 2019 darf ich nun wieder hier, von der Lister Meile aus, meine Ideen umsetzen . Im Freundeskreis bin ich noch gar nicht so lange. Ich glaube, seit Anfang des Jahres 2023.

Das ist tatsächlich noch nicht so lange. Wie ist dm zum Freundeskreis bekommen?

MM: Wir schauen uns immer um, welche Einrichtungen es gibt, die sich kulturell und gesellschaftlich engagieren. Also welche Institutionen sich für die Gemeinschaft einbringen. Mit solchen Akteuren möchten wir uns gerne verbinden, um unseren Beitrag für eine bessere Gesellschaft und ein verantwortungsvolles Miteinander zu leisten. Und in Hannover stolpert man dann quasi automatisch über den Freundeskreis. Das ist ein relativ großer Verein, der sich genau das auf die Fahne geschrieben hat. Also habe ich einfach mal angerufen und gesagt, dass ich Interesse hätte, mit dm-drogerie markt mitzuwirken. Ich glaube, so einen Anruf bekommen sie in der Geschäftsstelle nicht so oft. Wir haben uns getroffen, haben festgestellt, dass es diverse Schnittmengen gibt, und sind dann direkt in die Mitgliedschaft gegangen.

Wir haben eben schon gehört, dass bei dm die Mitarbeitenden einen besonderen Stellenwert haben und man sehr auf Augenhöhe miteinander umgeht. Wie ist das bei euch im Entertainment?

NM: Wir müssen ja 365 Tage im Jahr als Team funktionieren und dann braucht es einfach ein Miteinander auf Augenhöhe. Das entspricht auch meinem Führungsstil. Es muss in der Gemeinschaft klappen, alle müssen für alle mitdenken, mit dem Ziel, als GOP ein richtig guter Gastgeber zu sein. Wir wollen, dass die Gäste bei uns ein tolles Erlebnis haben. Sie sollen sich vom ersten Moment an wohlfühlen. Und auch unsere Künstlerinnen und Künstler sollen sich bei uns wohlfühlen. Darum haben wir zum Beispiel schon vor einer Weile ein Mehrfamilienhaus in Linden mit 2- und 3-Zimmerwohnungen, Garten und Balkonen gekauft. Mit Raum für Gemeinschaft, Familie und ein Rückzugsort, an dem alle gemeinsam wohnen und während der Show in Hannover eine gute Zeit zusammen verbringen.

Bei euch beiden ist schon deutlich angeklungen, dass euch Hannover privat sehr am Herzen liegt. Und dass ihr euch auch insbesondere im Namen eurer Unternehmen sehr gerne in Hannover engagiert, sozial und kulturell. Wie sieht euer Engagement aus?

MM: Klar ist, dass die Kulturszene, die Kulturschaffenden auch Geld brauchen. Aber wir fokussieren uns nicht allein auf diesen Punkt. Bei uns geht es darüber hinaus. Wir bemühen uns immer, langfristige Kooperationen einzugehen, um so miteinander das Rad nachhaltig in die richtige Richtung zu drehen. Wir gehen immer mit sehr viel Energie und Herzblut in die Geschichten rein. Und dann ergeben sich daraus neue Kooperationen. Das GOP habe ich beispielsweise bei einem Teamabend mit unserem Partner, dem Volleyball Erstligisten Helios Grizzlys in Hildesheim kennengelernt. Der Abend war im GOP und wir wurden sozusagen vernetzt. Uns war sehr schnell klar, dass das gut matcht. Das Führungsverständnis und unsere Haltung ist sehr ähnlich. Wir sind auch beide keine Schreibtischtäter, sondern gehen gerne raus und entwickeln Ideen. So sind wir schnell bei diversen Projekten zusammengekommen, bei denen es darum geht, dass wir am Ende etwas Gutes bewirken, also ein soziales Projekt unterstützen. Wir hatten zuletzt beispielsweise vier ausverkaufte Nachmittage bei der dm-Family-Magic-Show mit Cody Stone im GOP und konnten gemeinsam 6.000 Euro an „Hannoverkind“ spenden. Das hat eine wunderbare Dynamik angenommen. die ich mir zum Start gar nicht vorstellen konnte. Im Mai 2024 hatten wir die Idee zur Show und im Juli gab es bereits die ersten beiden Veranstaltungen, welche schon sehr gut besucht waren. Dass wir 2025 4 ausverkaufte Shows hatten, gleicht einer kleinen Erfolgsgeschichte.

NM: Und das ist genau das, was wir beitragen können. Wir können den Raum geben, unsere Bühne öffnen und unser Know-how beisteuern. Dieses Engagement ist uns total wichtig. Wir sind im Herzen von Hannover, wir sind Kultur, wir wollen etwas beitragen. Darum ist für mich auch die Mitgliedschaft im Freundeskreis so wichtig. Die Veranstaltung zum Stadtkulturpreis ist ja beispielsweise immer in der Orangerie, während dort das Wintervarieté läuft. Für den Stadtkulturpreis ist das ein wunderschöner Rahmen und wir sind ziemlich stolz, dass wir diesen Beitrag leisten und die Feier dann auch noch mit Teilen unseres Programms begleiten können. Das macht es insgesamt zu einem tollen Abend für alle Freundeskreis-Mitglieder. Und schafft wiederum auch Verbindung. Was ich sehr zentral finde. Je mehr Menschen zusammenkommen, sich zusammenschließen, desto größer wird die gemeinsame Kraft. Das ist genau das, was diese Veranstaltung ausstrahlt. Klar, im Zentrum stehen die Preise und die Menschen, die diese Preise bekommen, aber zentral ist auch die Gemeinschaft oder das Gemeinschaftsgefühl.

Diesen Zusammenschluss zwischen Wirtschaft und Kultur, der bei euch ja super funktioniert, finde ich ziemlich exemplarisch. Ich würde mir wünschen, dass in Hannover noch viel mehr Unternehmen in der Kultur mitmischen, und umgekehrt.

MM: Ich denke, in Hannover passiert in der Hinsicht schon sehr viel. Aber klar, Luft nach oben gibt es ja immer. Ich kann nur sehr dazu raten, sich zu engagieren, weil das in vielerlei Beziehung bereichernd ist. Zunächst mal ist es einfach ein gutes Gefühl für alle Beteiligten, wenn man helfen und unterstützen kann. Und dann macht es auch Spaß, mit Menschen, die ein ähnliches Mindset und eine ähnliche Haltung haben, etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen. Und meistens wird das alles am Ende dann noch viel größer und schöner, als man es sich vorgestellt hat. Am Anfang steht oft eine kleine Idee, vielleicht euch eine Spinnerei. Am Ende ist die Überraschung oft umso größer. Wir hatten beispielsweise diese Idee mit dem Dameneishockey. Wir wollten den deutschen Zuschauerrekord nach Hannover holen. Eine Wette. Viele fanden das zunächst absurd. Und am Ende hatten wir 4036 Zuschauer beim Spiel der Indians gegen die Kölner Haie im März 2024. Das ist nicht nur deutscher, das ist mitteleuropäischer Rekord.

NM: Und am Ende ist es dann schön, wenn man irgendeine Einrichtung unterstützen kann. Es ist aber auch immer ein Gewinn für die gesamte Stadt, wenn so etwas stattfindet. Weil sich bei solchen Gelegenheiten Menschen über den Weg laufen, die sich sonst vielleicht nie treffen würden. Ich finde das auch persönlich wichtig, gerade in der heutigen Zeit. Es ist natürlich immer eine Aspekt, auch das eigene Unternehmen zu präsentieren, aber das spielt nicht die Hauptrolle. Es geht zuerst darum, etwas für Hannover insgesamt zu erreichen, einen Beitrag zu leisten für die Kultur, die Kunst, die Gesellschaft.

Du hast eben kurz die momentane Situation angesprochen. Wir erleben ja in unserer Gesellschaft zunehmend eine Spaltung. Für Begegnung zu sorgen, ist wahrscheinlich ein gutes Gegenmittel, oder?

NM: Ich bin sehr überzeugt, dass das ein richtig gutes Mittel ist. Und ich glaube, wir sollten uns alle noch viel mehr anstrengen, Teil des Gegenteils von Spaltung zu sein, nämlich Teil des Miteinanders. Ich finde es wichtig, sich zu beteiligen. Gerne im Ehrenamt, gerne in politischen Ämtern. Ich finde es auch wichtig, vom Sofa aufzustehen und sich am kulturellen Leben der Stadt zu beteiligen, sei es als Zuschauer oder Kulturschaffender. Momentan haben vor allem die kleineren Kulturorte noch immer ein Problem. Nach Corona sind die Zuschauer nicht mehr vollständig zurückgekehrt. Viele haben darum zu kämpfen. Ich finde es aber für die Attraktivität einer Stadt total wichtig, dass es eine große Vielfalt der Kleinen gibt. Das macht eine Stadt doch erst so richtig lebendig. Und wir müssen aufpassen, dass uns da nicht etwas wegbricht, was wir nicht zurückholen können.

MM: Ich kann das nur unterstreichen. Wir müssen uns alle gemeinsam stark machen für diese Kultur. Ich denke beispielsweise an das Béi Chéz Heinz. Das ist der Ort meiner Jugend. Eine Institution in Hannover. Ich fände es jammerschade, wenn uns solche Orte verloren gehen.

NM: Wichtig finde ich, dass wir verstehen, dass es zwischen all dieses Orten der Kultur keine Konkurrenz geben muss. Es gibt so viele Menschen in Hannover und Region, mit so unterschiedliche Interessen, dass es für alle Orte reicht. Wenn es uns gelingt, die Menschen für die Kultur zu begeistern. Und genau dafür müssen wir zusammenarbeiten. Ich finde es super, wenn es auch immer wieder neue Ideen und Formate gibt. Auch an Orten, in denen normalerweise keine Kultur stattfindet.

MM: Zum Beispiel bei uns im dm-Markt. Wir werden noch in diesem Jahr so eine Art „Night-Wash-Format“ haben. Der dm-Markt in der Lister Meile wird zum Spielort. Natürlich wieder für einen guten Zweck. Und kommenden Monat, am 27. September haben wir eine Lesung mit Ossy Pfeiffer. Ich freue mich schon sehr auf die Begegnungen, das Miteinander und den gemeinsamen Austausch.

Ganz zum Schluss, was wünscht ihr denn dem Freundeskreis für die nächsten Jahre?

NM: Ich finde, dass gerade in den vergangenen Monaten schon sehr viel Positives passiert ist. Strukturell hat sich ziemlich viel getan, es gab reichlich neuen Schwung. Wir haben auch im Kuratorium sehr konstruktiv diskutiert. Und es gibt bereits ein paar erste neue Schritte. Das braucht aber alles ein bisschen Zeit. Ich wünsche mir einfach, dass es in dieser Richtung weitergeht. Und ich wünsche mir viele neue Mitglieder.

MM: Man merkt definitiv, dass es in die richtige Richtung geht. Es wird eine Aufgabe sein, die Leute wieder für den Freundeskreis zu begeistern, neue Mitglieder zu gewinnen, neue Generationen anzusprechen. Vielleicht muss noch mehr an der Sichtbarkeit gearbeitet werden. Damit die Menschen sehen, für was der Freundeskreis steht.

NM: Ich denke, es braucht ein paar mutige Ideen, hinter denen sich die Mitglieder so ein bisschen versammeln können. Und sich beteiligen können. Begegnung schafft Zusammenhalt, das gilt auch im Freundeskreis.

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30 Jahre GOP: Im Interview Nadine Matzat, Direktorin des Varieté-Theaters

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30 Jahre GOP: Im Interview Nadine Matzat, Direktorin des Varieté-Theaters


Nadine Matzat

Sie sind in Hannover geboren, waren dann aber in Hamburg bei Holiday on Ice. Und sind jetzt zurückgekehrt – wie kam das?

Ich bin gar nicht zurückgekehrt, ich bin nach Hamburg gependelt. Ich bin in Hannover geboren, ich bin hier zur Schule gegangen in die IGS Roderbruch, habe hier studiert, Sozialpsychologie im Hauptfach und Germanistik und BWL im Nebenfach, ich habe meine Ausbildung in Hannover gemacht zur Werbekauffrau bei einer Hannoverschen Agentur, ich bin als wirklich Hannoveranerin durch und durch. Ich habe zuletzt 5 Jahre in Hamburg bei Holiday on Ice gearbeitet und das hat total Spaß gemacht – aber das war natürlich auch eine Strecke, täglich und regelmäßig. Und während der Corona-Phase sitzt man dann 16 Monate im Homeoffice und grübelt. Und dann habe ich die Ausschreibung gesehen im GOP, dass eine stellvertretende Direktorin gesucht wird. Das hat mich interessiert. Das GOP war mir natürlich ein Begriff, ich habe da schon einige Shows gesehen. Und ich hatte den Verdacht, dass ich mit meiner Vita da ganz gut reinpassen könnte. Also habe ich mich beworben, hatte dann relativ schnell ein Bewerbungsgespräch und mir wurde die Stelle als Direktorin angeboten, auch um für Dennis Bohnecke einzuspringen, der wegen Krankheit leider ausgefallen war. Es brauchte jemanden, der sofort das Geschäft übernehmen konnte. Und ich bin zu Hause im Entertainment. So bin ich zum GOP gekommen.

Seit wann sind Sie schon im GOP?

Seit dem 1.1.22, also jetzt rund sechs Monate.

Wie sind Sie denn im Entertainment gelandet?

In der Sozialpsychologie war zum Ende Tourismuspsychologie mein Schwerpunkt. Und ich habe dann die Robinson Clubs kennengelernt, habe auch Animation gemacht. Das war spannend, das hat mich interessiert, die gesamte Tourismus-Branche. Während meines Studiums habe ich mich dann bei der TUI beworben, in der Phase nach meiner Magisterarbeit und vor den Prüfungen – und ich habe den Job als Referentin für Marketing und Katalog bekommen. Bei der TUI war ich elf Jahre, davon knapp neun bei Robinson, ich bin im Unternehmen gewechselt. Im Tourismusbereich hatte ich dann natürlich auch immer wieder Berührungspunkte mit Entertainment, allein durch die Clubs. Dann wollte ich schließlich aber doch noch etwas anderes ausprobieren und bin zu Holiday On Ice, das war dann natürlich Entertainment eine ganze Nummer größer, Shows, Touring – das war schon toll.

Haben Sie einen Lieblingsstadtteil in Hannover?

Es gab und gibt verschiedene. Wir haben lange in Bothfeld gewohnt, während meiner Schulzeit und ich bin dann immer Richtung Roderbruch zur Schule. In meiner Studienzeit war ich auch in der List und in der Südstadt. Die IGS ist für mich heute noch etwas ganz Besonderes. Wir haben in unserer Klasse immer noch Kontakt, auch zu den Lehrer*innen. Das war eine schöne und prägende Zeit.

Bei Holiday on Ice waren Sie dann in einer Führungsposition …

Genau, mit sehr viel Verantwortung. Und man wächst wirklich mit seinen Aufgaben. Es gab zwei Büros, die für die Vermarktung in Deutschland zuständig waren und man nennt sich dann beispielsweise Head of Production – was aber eigentlich nur bedeutet, dass man verantwortlich ist, wenn nicht genug Tickets verkauft wurden (lacht). Ich war auch Pressesprecherin, habe die großen Konferenzen moderiert, Kontakte gepflegt oder auch die Projekte mit Fernsehsendern organisiert.

Und jetzt das GOP, das größte Varieté-Unternehmen in Europa.

Und auch hier in Hannover eine sehr bekannte Institution. Ich finde dieses Bereich so spannend, weil sich immer wieder ganz viel wandelt. Das hat gereizt mich. Natürlich auch, wieder in Hannover zu sein. Das wird in diesem Jahr seit langem mal wieder ein Sommer in Hannover. Ich habe auch noch nie in der Innenstadt gearbeitet, ich lerne Hannover gerade noch einmal ganz anders und neu kennen. Echt eine wunderbare Stadt mit ganz vielen Facetten haben. Und das GOP ist mittendrin, sozusagen im Herzen, das kleine Wohnzimmer.

Sind Sie Anfang Januar so richtig ins kalte Wasser gesprungen? Wie war die Einarbeitung?

Das war wirklich schön, ich bin sehr herzlich empfangen und ganz großartig unterstützt worden. Das GOP in Hannover ist eine Familie. Der Austausch war einfach super, ich hatte die stellvertretende Direktorin hier in Hannover, Christine von Loh, an meiner Seite, die ist schon ewig dabei und bringt natürlich unheimlich viel Erfahrung mit. Und das hat sie sofort alles mit mir geteilt. Genauso Bobo Weinzierl als Pressesprecher. So war es natürlich leicht, weil man es mir leicht gemacht hat. Und ich habe auch so eine Neugier gespürt, was ich für einen neuen Wind mitbringe. Das ist ja keine Selbstverständlichkeit, so eine Offenheit. Ich habe mich dann im ersten Monate mit allem vertraut gemacht, mir die Shows angeschaut, die ersten Häuser besucht, das war die Phase des Guckens. Und des Redens. Ich habe versucht, möglichst mit allen Mitarbeiter*innen ins Gespräche zu kommen, um ein Gefühl für das Ganze zu kriegen. Ab Februar war ich dann aber schon mittendrin und musste in manchen Dingen schnell agieren, weil wir noch mitten in der Pandemie waren. In so einer Situation lernt man einfach sehr schnell, das ist so eine Mischung aus Einarbeitung und Agieren.

Corona war auch für das GOP ein Riesenproblem.

Ja. Wir hatten ja Beschränkungen, wie alle anderen. Aber wir durften immerhin spielen, weil wir Gastronomie sind. Das gehört ja zusammen bei uns, man isst und schaut eine Show. Entsprechend durften wir mit einer begrenzten Kapazität spielen. Das Wintervarieté war noch begrenzter, da hatten wir 2G-Plus. Und das Kinderweihnachtsmusical haben wir leider ganz ausfallen lassen müssen. Das war schon eine sehr herausfordernde Zeit. Auch aufzupassen, dass es dem Cast gut geht und dass sie nicht an Corona erkranken. Das ist uns im Februar passiert und wir mussten fünf Tage schließen. Aber wir haben das alles doch ganz gut hinbekommen, bei uns war uns ist es sehr sicher, wir haben eine gute Durchlüftungsanlage und haben alle Regularien eingehalten. Wir waren also nie Hotspot, und ich glaube, das gilt für den gesamten Theaterbereich.

Das GOP Varieté gegenüber der Oper

Ein Phänomen ist ja, dass Leute, die das GOP noch nicht kennen, voller Vorurteile sind und Varieté in eine bestimmte Schublade stecken. Das ändert sich immer schlagartig, wenn sie doch mal da waren. Dann sind sie beeindruckt. Kämpft das GOP mit diesem Phänomen?

Das ist unsere ständige Herausforderung, zu zeigen, was Varieté ist, was Artistik ist. Wir haben alle acht Wochen einen Showwechsel, ein anderes Programm, andere Artisten. Und es ist eine ganze Show und nicht nur eine Aneinanderreihung von irgendwelchen artistischen Leistungen. Es gibt einen roten Faden, ein bestimmtes Thema. Das zu vermarkten, ist unsere Herausforderung. Und tatsächlich ist Mund-zu-Mund-Propaganda unsere beste Werbung. Wir liefern einfach ein wirklich gutes Produkt ab, das ist unser Versprechen, die Qualität.

Die Artist*innen sind im GOP unfassbar professionell. Ich glaube, Werner Buss hat in einem Interview mal von Hochleistungskünstler*innen gesprochen. Das trifft es ganz gut, oder? Wie sieht eigentlich ein Tag bei diesen Künstler*innen aus?

Das ist natürlich ganz unterschiedlich, je nach Bereich. Und es gibt die Showtage und die freien Tage. Aber sie proben auch an ihren freien Tagen eigentlich ständig. Gestern habe ich zum Beispiel gesehen, wie drei Artist*innen von Undressed verschiedene Elemente neu geübt haben. Die trainieren jeden Tag, um diese Kraft und diese Athletik zu haben. Und wir bieten darum natürlich auch diverse Möglichkeiten, sie können ins Fitnessstudio gehen oder bekommen von uns auch Fahrräder gestellt. Sie trainieren einerseits ihren Körper, aber sie feilen auch permanent an ihren Acts, denken sich immer wieder ungesehene, neue Elemente aus. Das heißt, man kann jonglieren, aber man kann auch spektakulär jonglieren, mit Elementen, die es so noch nicht gegeben hat. Und unser Teil ist es dann, unterwegs zu sein und dieses Neue zu entdecken. Die Künstler*innen selbst schauen sich natürlich auch ständig um in der Varietéwelt. Was ist sehenswert, was bringen andere auf die Bühne. Da passiert inzwischen auch eine Menge Austausch über YouTube. Es geht immer darum, sich neu zu erfinden. Bei uns im GOP haben die Künstler*innen natürlich eine gewisse Routine im Alltag, weil sie alle sieben Häuser bespielen.

Das ist schon eine sehr eigene und auch internationale Welt. Auf der Bühne stehen immer Menschen aus ganz unterschiedlichen Ländern, oder?

Gerade bei Undressed haben wir einen Cast, der komplett aus der Ukraine kommt. Aber davor, bei Bookshop, hatten wir wirklich alle Nationalitäten – USA, Frankreich, Ukraine, Polen, Russland. Und die wachsen dann immer schnell zu einer Einheit zusammen. Ein bisschen wie eine Familie. Und alle habe ihre ganz eigene Geschichte zu erzählen. Das sind einfach ganz besondere Menschen.

Was wird in der neuen Show geboten?

Das wird etwas ganz Besonderes, wir sind dann 30 Jahre hier in Hannover. Darum gibt es ein halbes Jahr lang Die Jubiläumsshow, also nicht sechs Wochen, sondern vom 15. Juli bis zum 8. Januar. Es ist eine, so sagt man in Varietékreisen, klassische Moderationsshow, mit drei Moderator*innenen. Viktoria Weiner, Tom Murphy und Jeton werden durch das Programm führen Das wird ein virtuoser Streifzug durch die vergangenen drei Jahrzehnte und die drei Moderator*innen stehen sowohl alters-, als auch genremäßig für drei unterschiedliche Generationen. Gemeinsam geht es dann durch eine Show voller artistischer Glanzleistungen. Der Abend ist sowohl Reminiszenz als auch Ausblick. Die Show wird es übrigens nur in Hannover geben. Wir hoffen, dass wir damit auch Gäste aus dem Umland oder vielleicht auch aus anderen Städten anziehen. Wir freuen uns sehr darauf, ein halbes Jahr lang 30 Jahre feiern zu können.

Auf das Wintervarieté und das Kinderweihnachtsmusical darf sich Hannover auch wieder freuen?

Ja, das Kinderweihnachtsmusical startet Ende Oktober, wir haben dieses Jahr den Zauberer von Oz. Und Viktoria Weiner, die auch bei der 30-Jahre-Show moderiert, wird mit die Hauptrolle spielen. Das wird eine ganz besondere Herausforderung für sie, sowohl morgens als auch abends auf der Bühne zu stehen – aber sie freut sich tierisch drauf. Sie hat dann immer ein total unterschiedliches Publikum, mal ganz Kleine und mal ganz Große. Das spielen wir bis in den Januar, bis die Ferien vorbei sind. Morgens immer für Schulklassen und am Wochenende dann für das normale Publikum. Und für das Wintervarieté werden wir ab September in den Vorverkauf gehen. Die Show heißt Changes, der Name ist Programm. Die Show wird zuerst in Essen zu sehen sein und kommt dann nach Hannover in die Orangerie bis Ende Januar.

Interview: Lars Kompa
www.variete.de/hannover

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