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Stadtkinder kochen Turtles-Pizza

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Stadtkinder kochen Turtles-Pizza


Ich mache es jetzt auf, das Fass. Was mir nämlich schon lange so richtig auf die Nerven geht, ist dieser Schwanz- beziehungsweise Fladenvergleich: „Hier gibt es die beste Pizza der Stadt!“ „Nein, hier gibt es die beste Pizza der Stadt!“ Verdammte Axt, hat euch euer Psychologe nicht beigebracht, wie man Ich-Botschaften sendet? Dann mach ich das jetzt. Einmal gelernt, gibt es euch die Möglichkeit, die eigene Meinung auszudrücken, ohne andere Menschen zu bevormunden. Ihr sollt ja was kriegen für eure 2,20€ Heftpreis. Also, richtig heißt es: „Ich finde, XY verkauft die beste Pizza der Stadt!“ oder „Die Pizza bei XY schmeckt mir am allerbesten!“. Bitteschön, gern geschehen.

Auch nervig ist ja die Diskussion, was denn alles auf eine Pizza gehört, damit sie noch Pizza heißen darf. „Immer, wenn jemand ein Stück Ananas auf eine Pizza legt, rotiert meine arme italienische Nonna in ihrem Grab!“ Weißt du was: Scheiß auf irgendjemandes tote Omma, wenn dir Ananas auf Pizza schmeckt – bitte sehr. Aber ich komm nicht zum Essen, so viel ist klar.

In den 90ern gab es die Zeichentrickserie mit den Ninja-Turtles. Die aßen sehr gerne Pizza, unter anderem auch so wilde Kreationen wie Würstchen und Bohneneis und ich habe mir damals geschworen, dass ich das mal probiere, wenn ich erst groß genug bin. Von diesem Experiment möchte ich gerne zurücktreten, aber ich habe eine Schwäche für Salz-Dill-Gurken. Und genau die will ich auf eine Pizza legen (fang mich doch, tote Omma!) – was ich jetzt auch tun werde. Wer macht mit?

Zunächst brauche ich eine Sauce. Tomate passt wohl schlecht, also nehme ich eine weiße. Im Grunde ist es eine Art Salatdressing, Ranchdressing, um genau zu sein, aber ich bin optimistisch. Ich mische je 50g Buttermilch, Crème fraîche und Mayonnaise (ja, `türlich mein ich das ernst) mit einem halben Teelöffel gehackten Dill, Salz, Pfeffer, einer halben Schalotte und einer kleinen Zehe Knoblauch (auch gehackt). Die Gurken – zwei Stück, schön groß, nicht geizig sein – reibe ich mit Küchenpapier trocken und schneide sie in etwa 2-3mm dicke Scheiben, die ich sowohl auf Küchenpapier lege als auch damit bedecke, damit sie möglichst trocken sind. Jetzt Speck! Vier Scheiben! Die schneide ich klein und brate sie so halb-knusprig, damit das Fett raus läuft. Die weiße Sauce verteile ich jetzt auf dem Teig, dann den Käse drauf (soviel ich will!). Ich benutze geriebenen Mozzarella. Der hat die an dieser Stelle praktische Eigenschaft, nach nichts zu schmecken. Danach kommen Gurken und Speck dran, bevor mein Kunstwerk für 12 Minuten in den Ofen kommt. Ober-/ Unterhitze, volle Tüte (250°C) auf der untersten Schiene.

In der Zwischenzeit können wir kurz über den Teig reden. Kann man kaufen, ist meiner Meinung nach aber Quatsch. Selbermachen ist meistens besser und günstiger. Knapp ein halber Würfel Hefe reicht für ein Kilo Mehl (es lohnt sich wirklich, Pizzamehl zu kaufen). Wer den Teig etwas voluminöser mag, sollte ihn frisch machen und 2-3 Stunden Gehzeit kalkulieren, wer die Pizza dünn und keksig mag, lässt den Teig am besten über Nacht ruhen. Für meine Pizza brauche ich ungefähr 200g Teig, aber eine Pizza ist ja quasi nichts. Die Hefe wird mit etwa 150ml warmem Wasser, etwas Zucker und 2 EL Mehl vermischt und zehn Minuten stehen gelassen, bis die Lumumpe Blasen wirft. Dann mit dem restlichen Mehl, etwas Salz und einem guten Schuss Olivenöl verkneten und nach und nach gerade soviel handwarmes Wasser dazugeben, dass ein schöner, glatter Teig entsteht.

Ah. Meine Turtles-Pizza ist fertig. Sehr gut. Könnt ihr eurer Oma ruhig verschweigen, aber ausprobieren tut ja nicht weh, oder? Mir schmeckt sie jedenfalls gut, aber vielleicht bin ich auch eine Schildkröte.

IH

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Stadtkinder kochen Mais mit Mais an Mais

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Stadtkinder kochen Mais mit Mais an Mais


Ich könnte mal was mit langweiligem Gemüse machen, dachte ich mir. Langweiliges Gemüse existiert ja – anscheinend hat sich die Natur also etwas dabei gedacht als sie es erfunden hat. Außer bei Auberginen, das muss ein Versehen gewesen sein, widerliches Zeug. Aber was wäre mit Mais? Was stellt man damit schon groß an? Mais ist nur dann richtig super, wenn man ihn als Kolben kocht und hinterher grillt. Ansonsten gibt’s ihn in der Dose, manche Flitzpiepen tun ihn auf Pizza oder in ihr Chili und einige wenige Menschen (mit denen ich nichts zu tun haben möchte!) kombinieren ihn mit Dosenfrüchten und Lauchringen zu einem völlig überflüssigen Schichtsalat. Der arme Mais! Kommt bloß als Popcorn oder als Nachochip zur Geltung, eine reine Kinovorstellung also. Oder als Polenta, irks!

Ich werde dem armen Gemüse einen großartigen Auftritt verschaffen, habe ich mir überlegt. Ich werde Maistrends setzen, von denen ganz Hannover sprechen wird, jawohl! Ich mache Maisnuggets!

Ich nehme eine normalgroße Dose Mais –da sollte sich das Abtropfgewicht bei knapp unter 300 Gramm einpegeln. Ich lasse den Mais gut abtropfen – das Aquafaba (das durch die Hülsenfrüchte leicht dickflüssige Wasser in der Dose) möchte ich nicht haben. Warum? Beim Konservieren von Hülsenfrüchten werden sie erhitzt, die in ihnen enthaltene Stärke geliert mit dem Kochwasser – eine Art Saucenbinder. Würde ich es für die Nuggets verwenden, wäre der Stärkegehalt zu hoch und das Ergebnis eher puddingartig (gutes Wort, auch auf Menschen anwendbar, find ich).

So, Mais jetzt. Also, abtropfen lassen, dann mit 180 ml klarem Wasser und einem Esslöffel Öl fein pürieren. Dieser Matsch wird nun mit einem Teelöffel Salz, etwas Muskat, weißem Pfeffer, 3 Esslöffeln Kartoffelbreipulver und 100g Weizenmehl versetzt und 30 Minuten lang strikt ignoriert, damit das Gluten seinen Job tun kann. Im Anschluss forme ich mit feuchten Händen kleine flache Portionen, wende sie in Paniermehl und etwas weißem Sesam und brate sie etwa vier Minuten von jeder Seite in Sonnenblumenöl und einem Tröpfchen Sesamöl (an der Ölmenge echt nicht sparen, die Nuggets sind recht weich und fallen womöglich auseinander, wenn sie nicht schwimmen). Ein schöner, veganer Snack, etwa 16 Stück – garantiert ohne geschredderte Hühnerschnäbel (es sei denn, man möchte welche).

Zum nächsten Versuch: Kann man eigentlich Mais auch als Beilage servieren? Also, klar kann man ihn einfach heiß machen, bisschen Butter drauf und so – aber so richtig? Müsste man mal die Amerikaner fragen, die dürften sich da auskennen. Kurzer Check: Kann man. Zum Beispiel mit „heavy Cream“ (einer superfetten Schlagsahne), Butter und Schmelzkäse. Na, von nix kommt nix, kein Wunder, dass da viele so dick sind! Es geht aber auch schlanker (ein bisschen zumindest): Ich nehme noch eine Maisdose und lasse den Inhalt abtropfen. Zusätzlich dazu hacke ich zwei Esslöffel eingelegte Jalapenoscheiben und eine halbe Zehe Knoblauch.

In einem Topf schmelze ich einen Esslöffel Butter und füge den Knoblauch hinzu. Er soll keine Farbe bekommen! Sobald es ein bisschen nach Knoblauch zu riechen beginnt, mische ich ein halbes Päckchen Frischkäse mit einem Schluck (etwa 50ml) Schlagsahne dazu, bis es sich zu einem homogenen Schlorz verbunden hat. Den erhitze ich und würze mit Salz und reichlich schwarzem Pfeffer, ehe ich den Mais und die Jalapenos hinzufüge. Immer schön rühren, bis es einmal richtig blubbert. Dann stelle ich die Temperatur runter – ein Drittel der maximalen Leistung reicht völlig – und schmelze unter ständigem Rühren eine Handvoll geriebenen Cheddar in der Mischung. Zu guter Letzt kommen noch einige beherzte Spritzer Tabasco hinzu. Das Gericht braucht das: Der Mais ist süß, die Sahne und der Käse machen es breit und dumpf, da fehlt eine Säurespitze. Wer es nicht allzu scharf mag, kann aber sicherlich auch mit der Einlegemischung aus dem Jalapenoglas arbeiten – Hauptsache, ein bisschen Essig ist dabei. Ganz schön sättigend und weit mehr als eine Beilage. Die Angaben reichen für zwei großzügige Portionen. Als Hauptgang bedürfte es in dem Fall nicht mehr als ein Minzblättchen und sehr wahrscheinlich platzt man, wenn man zu viel davon isst, aber, wie sagte schon Deichkind, „leider geil“.

Fazit: Mais ist nach wie vor langweilig, aber man kann damit arbeiten, besonders, wenn zum Monatsende gespart werden muss, denn beide Gerichte sind wirklich günstig.

IH

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Stadtkinder kochen Kürbis-Schokoladen-Tarte

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Stadtkinder kochen Kürbis-Schokoladen-Tarte


Ich mag den Herbst. Im Herbst möchte ich gerne im Strickmantel herumlaufen und mich rücklings in einen Haufen bunter Ahornblätter fallen lassen, um hinterher vorm Kamin mit leuchtenden Wangen Chaimilch zu trinken. Leider wohne ich weder in Maine, noch in Vermont oder sonst irgendwo, wo man das erlebt, was früher „Indian Summer“ genannt wurde. Das lässt die Möglichkeiten der Herbst-Zelebration deutlich schrumpfen. Bleibt nur: Irgendwas mit Kürbissen anstellen.

Mit dem Kürbis ist es wie mit dem Spargel: Die ersten zwei Wochen findet man es super, danach nervt’s. Da man aber am besten saisonal einkaufen soll, muss man eben gucken, wie man dieses ja doch eher geschmacksneutrale Gemüse möglichst vielfältig verarbeitet. Zum Beispiel in einer Tarte, und das geht so:

Man nehme eine Tasse (das Rezept ist ein amerikanisches, die haben es nicht so mit Metrik) als Maß. Eine Tasse Mehl, eine Dreivierteltasse braunen Zucker, eine halbe Tasse Backkakao, 125g geschmolzene Butter und einen halben Teelöffel Salz. Der Backofen wird auf 220°C vorgeheizt, während ich aus den Zutaten einen Teig knete. Den rolle ich dann zwischen zwei Lagen Backpapier etwa 5mm dick aus, lege damit eine gefettete und bemehlte Springform aus und ziehe einen etwa drei Zentimeter hohen Rand hoch. Schön andrücken, dann Backpapier oben drauf, mit getrockneten Hülsenfrüchten beschweren und rein in den Ofen. „Blindbacken“ nennt man das – ich will nämlich, dass der Teig schön dünn bleibt und nicht an Volumen gewinnt. Nach zehn Minuten nehme ich den Boden wieder heraus und lasse ihn abkühlen, während ich die Füllung zubereite.

Diese besteht aus 420g Kürbispüree. Dazu hacke ich einen halben Hokkaido – den muss man nämlich nicht schälen – in Stücke, Kerne raus, koche ihn, bis er weich ist und püriere ihn mit 400ml gesüßter Kondensmilch. Dazu kommt dann ein großes Ei, eine Prise Salz und ein Teelöffel „Pumpkin Spice“.

Da kann man, wenn man denn unbedingt möchte, das sau-teure Zeug kaufen, das die Anbieter mit den hippen Namen in den schicken Verpackungen vertreiben, oder aber man stellt es selbst her – so wie ich!

Ich nehme dafür je zwei Teelöffel gemahlenen Ingwer und frisch geriebene Muskatnuss, je anderthalb Teelöffel Nelke und Piment, beides gemahlen, und drei Esslöffel gemahlenen Zimt. Im Zweifel tut es aber auch Lebkuchengewürz. Die Zutaten für die Füllung rühre ich nun in einer Schüssel zusammen, gieße die Masse auf den abgekühlten Boden und schiebe die Form wieder in den Ofen. Da bleibt sie bei 180°C für weitere 25-30 Minuten, bis die Füllung durchgestockt ist. Das lässt sich gut mit der Stäbchenprobe herausfinden – mit einem Schaschlikspieß rein pieken, wenn beim Herausziehen keine Füllung mehr am Stäbchen klebt, ist die Tarte fertig.

Für hübsches Aussehen streue ich noch Schokostückchen drauf, sobald der Kuchen aus dem Ofen kommt.

Er braucht mindestens eine Stunde zum Abkühlen, bevor er serviert werden kann. Dann schmeckt er auch schon richtig gut. ABER: Wenn man die Disziplin aufbringt, ihn zwei Tage durchziehen zu lassen, wird man mit intensiverem Geschmack und toffeeartiger Konsistenz belohnt – ein Knaller, versprochen.

IH

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Stadtkinder kochen Kohlschnecken

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Stadtkinder kochen Kohlschnecken


Winterliches Matschwetter schreit nach Soulfood. Pommes zum Beispiel. Oder Makkaroni mit Käse. Allerdings haben wir uns wahrscheinlich alle während der Feiertage einen ziemlichen Kalorienüberschuss angefuttert – wir sollten lieber die etwas gesündere Schiene fahren. Also gibt es heute ein veganes Gericht mit Wintergemüse – es gibt Kohlschnecken.

Im Grunde sind das nichts anderes als Kohlrouladen, nur, dass sie eben schöner aussehen (nicht nach Landgasthof 1964) und durch ihre geringe Größer besser zu portionieren sind.

Wir fangen mit der Füllung an. Drei Kartoffeln sollten‘s für vier Portionen tun – wir schälen sie, schneiden sie klein und kochen sie in Wasser mit Salz gar, bevor wir sie mit einem Schuss Hafermilch, Muskat und weißem Pfeffer zu Püree verarbeiten. In einem anderen Topf kochen wir eine halbe Tasse roter Linsen – ohne Salz, sonst werden sie nämlich nicht weich. Warum das so ist, kapiert auch kein Mensch, aber egal. Mit etwas Sonnenblumenöl braten wir eine rote und eine weiße Zwiebel sowie etwas Knoblauch – alles fein gewürfelt – an. Sobald diese etwas Farbe bekommen haben, kommen die Linsen dazu und kurze Zeit später der Kartoffelbrei. Die dadurch entstandene Lumumpe hat in etwa die gleiche optische Finesse wie eine herkömmliche Fleischfüllung – weshalb wir auch Köfte-Gewürz aus dem türkischen Lebensmittelmarkt zum Abschmecken verwenden.

Die Füllung lassen wir etwas abkühlen und widmen uns dem Weißkohl. Den Strunk schneiden wir kegelförmig raus und versenken den ganzen Kohlkopf in einem großen Topf mit kochendem Wasser. Schon nach etwa einer Minute lassen sich die äußeren Blätter leicht ablösen und kommen in eine Schale mit Eiswasser. Die nun fertig blanchierten Blätter halbieren wir der Länge nach und schneiden dabei die Blattader heraus. Diese kann, kleingeschnitten, mit in die Füllung – oder eben auch nicht, wie man will. Die halbieren Kohlblätter legen wir zwischen zwei saubere Geschirrtücher und bearbeiten sie gründlich mit dem Nudelholz, um ihre Struktur zu brechen (klingt irgendwie überkommen pädagogisch). Das macht sie geschmeidig und flexibel, so dass wir sie schön formen können (das auch).

Jetzt füllen wir etwa drei Teelöffel pro Blattstück an der Schnittseite entlang und rollen das Blatt der Länge nach auf, bevor wir es zu einer putzigen Schnecke aufrollen und zusammen mit seinen Schneckenbrüdern und -Schwestern schön eng und muggelig in einer Auflaufform platzieren.

Nun noch die Sauce: Dafür rösten wir zwei Esslöffel Tomatenmark ohne Fett in der Pfanne an, löschen mit einem Viertelliter Gemüsebrühe ab und fügen etwas Süßungsmittel unserer Wahl hinzu (brauner Zucker passt schön zur Tomate). Die Sauce verteilen wir nun gleichmäßig in der Auflaufform – lieber um die Schnecken herum als obendrauf, denn wir möchten, dass der Kohl Röstaroma bekommt. Unser Meisterwerk kommt nun für eine Dreiviertelstunde bei 180°C (Ober-/Unterhitze) in den Ofen. Durch den Kartoffelanteil in der Füllung braucht‘s nicht unbedingt eine Beilage – wobei ein bisschen Weißbrot doch eigentlich immer geht.

IH

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Stadtkinder kochen Gulasch

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Stadtkinder kochen Gulasch


Es ist ungemütlich draußen. Nicht, dass es wirklich kalt wäre – warm ist es allerdings auch nicht. Es ist mehr so ein… ich weiß auch nicht… Christian Lindner-Wetter. Auf den ersten Blick denkt man sich: „Ach, vielleicht gar nicht schlecht. Optisch geht das ja.“ Guckt man genauer hin, bekommt man doch seine Zweifel. Und tritt man dann vor die Tür: „Ach du Scheiße, was soll das denn jetzt, kann ja wohl nicht euer Ernst sein hier!“. O je. Wie bekomme ich jetzt eine elegante Überleitung hin? Gar nicht. Also: Es gibt Gulasch.

Das oder der Gulasch ist ein „Ragout ungarischen Ursprungs“ und ich finde, dass das sehr viel schöner klingt. Denn „Gulasch“ ist kein schönes Wort. Lautmalerisch, das Geräusch, das es macht, wenn es auf den Teller flatscht. Unangenehm.

Wikipedia unterscheidet übrigens 11 Arten dieses schwer zu gendernden, phonetisch unglücklichen Gerichts. Das Rezept, das ich verwende, kommt dem für „Saftgulasch Wiener Art“ am nächsten.

Und ich nehme eins schon mal vorweg: Optisch macht es nicht viel her, aber das Beispiel von oben lehrt uns auch, dass Optik eben nicht alles ist.

Was wir brauchen, ist ein Kilogramm Rindfleisch, vorzugsweise vom Bug oder aus der Hesse – also Schulter oder Wade. Es ist eher festes Fleisch mit einem hohen Anteil an Bindegewebe. Das will man natürlich im Steak nicht haben, in einem Schmorgericht aber schmilzt es langsam aus und geliert – als ein natürlicher Saucenbinder. Das Fleisch schneiden wir in grobe Würfel, etwa so drei mal drei Zentimeter, und stellen es erst mal zur Seite.

Jetzt widmen wir uns den Zwiebeln, davon brauchen wir fast so viel wie vom Fleisch, nämlich 800 Gramm. Auch die würfeln wir grob (oder häckseln weinend blindwütig drauf los, ganz egal, das sieht hinterher eh keiner mehr). Mit zwei großzügigen Esslöffeln (ca. 50g) Butterschmalz schmoren wir die Zwiebeln, bis sie goldbraun sind, was in etwa 20 Minuten dauert. In der Zwischenzeit können wir schon mal drei Zehen Knoblauch fein hacken und in einem Becher je zwei Esslöffel Tomatenmark und Rotweinessig (alternativ einen Esslöffel Rotwein und einen Esslöffel Tafelessig) mit 400ml Rinderbrühe mischen. Mit dieser Mischung löschen wir die gebräunten Zwiebeln ab, ehe wir zwei Esslöffel Paprikapulver (edelsüß), das Fleisch, den Knoblauch und zwei große Lorbeerblätter dazugeben. Jetzt wandert der ganze Kram abgedeckt für 3-4 Stunden bei 180°C (Ober-/ Unterhitze) in den Ofen. Von Zeit zu Zeit rühren wir um, damit die Fleischstücke immer schön bedeckt sind. Die Zwiebelstücke hingegen lösen sich auf magische Weise auf. Mit dem Probieren wird es schwierig (heiß und Ofen und so), deshalb hier ein Tipp: Sollte der Eindruck entstehen, die Flüssigkeit reicht nicht, ruhig noch einmal 100ml dazu gießen. Und zwar entweder sehr dünne Rinderbrühe oder ganz einfach Wasser. Die Schmor- und Röstaromen sind nämlich recht kräftig, da braucht es vermutlich nicht noch mehr Salz. Falls doch, kann, sobald das Fleisch gar und zart ist, mit Pfeffer und Salz abgeschmeckt werden. Vorher allerdings mit einem Spatel gut umrühren, da sich die Aromen gern am Topf- oder Bräterboden verstecken.

Dazu schmecken Klöße, Nudeln oder einfaches Weißbrot und ein grüner Salat. Ein Seelenfutter, besonders, wenn vor der Tür Scheißwetter und/oder Christian Lindner lauert.

IH

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Stadtkinder kochen Zweierlei vom Blumenkohl

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Stadtkinder kochen Zweierlei vom Blumenkohl


Blumenkohl ist ein tolles Gemüse! Es ist gesund, schmackhaft, kann roh oder gekocht verzehrt werden und manche machen sogar Pizza draus (da würde ich persönlich ja meine Grenze ziehen).

Mama sagt zwar, mit Essen spielt man nicht, aber gegen ein kleines Experiment hier und da hat sie nie etwas gesagt. Also versuche ich mal, den Blumenkohl so zuzubereiten wie meine Hähnchen-Lieblingsgerichte in asiatischen Restaurants.

Voller Zuversicht kaufe ich zwei Blumenkohlköpfe. Hier werde ich jeweils nur die Röschen brauchen, aber aus dem Strunk kann man leckeres Püree kochen und auch die Blätter lassen sich wie Wirsingkohl verwenden, wenn man sie in Streifen schneidet und mit etwas Brühe und Sahne… schon gut.

Für meinen ersten Versuch – ummantelten Sesam-Blumenkohl – brauche ich, wie erwähnt, die Röschen eines Blumenkohls. Dazu kommen 125g Mehl, 120ml Milch, 120ml Wasser, etwas Salz und 2 Esslöffel Maisstärke. Daraus rühre ich eine schöne Lumumpe, tauche die Röschen portionsweise ein, bis sie bedeckt sind, klopfe den überschüssigen Teig ab und platziere das Gemüse auf einem Backblech. Schön verteilt, nicht als Klumpen, bevor es bei 220°C Ober-/ Unterhitze für 20 Minuten ins Rohr kommt.

In der Zwischenzeit wandern je 60ml Sojasauce und Agavendicksaft zusammen mit einer Zehe gehackten Knoblauchs, etwas gehacktem Ingwer, 3 Esslöffeln Reisessig, je einem Esslöffel Srirachasauce und Sesamöl in einen Topf. Bei mittlerer Hitze soll das Ganze schön vor sich hin blubbern. In einem Extragefäß mische ich nun 120ml Gemüsebrühe mit zwei Esslöffeln Maisstärke, bis keine Klümpchen mehr drin sind und rühre das Zeug in die Sauce. Aufgepasst! Es dickt sehr schnell ein und wird zähflüssig – soll es aber auch. Nun vorsichtig den gebackenen Blumenkohl dazu geben und rühren, bis er mit der Sauce bedeckt ist. Etwas Reis dazu, fürs Auge ein bisschen Lauchzwiebelgrün und gerösteten Sesam drauf – fertig. Lecker! Weiter!

Das zweite Gericht, Honig-Knoblauch-Blumenkohl, unterscheidet sich in der Zubereitung nur unwesentlich, vom Geschmack aber sehr. Der Backofen wird auf 180°C bei Ober-/ Unterhitze vorgeheizt. Ich verrühre zwei Eier mit etwas Salz und tauche die einzelnen Röschen ein, bis sie benetzt sind, aber nicht vor Ei triefen. Ansonsten würde die Panierung nicht halten. Diese besteht aus Pankomehl, das ich vorsichtig an den Kohl andrücke, damit es besser hält. Dann bäckt der Blumenkohl für 20 Minuten, bis die Pankokrümel schön goldbraun sind.

Zwischenzeitlich hacke ich vier Zehen Knoblauch (ja, vier. Muss sein.), die ich mit 6 Esslöffeln Honig, etwas Srirachasauce, 2 Esslöffeln Sojasauce und einem Teelöffel Zwiebelgranulat in einem kleinen Topf erwärme, es soll nur leicht köcheln. In einem Becher mixe ich 100ml Wasser mit zwei Teelöffeln Maisstärke zu einer glatten Verbindung und füge es der Sauce hinzu. Für ein paar weitere Minuten lasse ich alles eindicken, bevor ich den gebackenen Blumenkohl auf Reis platziere, mit der Sauce begieße und mit dem obligatorischen Lauchzwiebelgrün bestreue. Auch gut! Ich weiß gar nicht, welches mir besser schmeckt.

Noch ein kleiner Tipp: Wer auf viel Sauce steht, sollte die Zutaten für die Sauce beim zweiten Gericht einfach verdoppeln.

IH

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