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Kreofant

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Kreofant


Ob Zeichnen, Malen, Basteln oder Töpfern – in der Deisterstraße 73 sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Die kostenfreie Kreativwerkstatt Kreofant vom Netzwerk Lebenskunst e.V. bietet kleinen Künstler*innen großes Programm.

Schon von außen fällt die Kreativwerkstatt Kreofant einem sofort ins Auge. Liebevoll mit Mosaiken verzierte Bänke laden vor der Werkstatt zum Ausruhen ein, die großen lichtdurchfluteten Schaufenstern sind bunt bemalt – „Kreofant“ steht dort in großen, bunten Buchstaben. Das kreative Chaos geht drinnen munter weiter. Die Wände sind mit Farbklecksen übersät, überall hängen Kunstwerke von kleinen Kunstbegeisterten. Farben, Pinsel, eine Drehscheibe zum Töpfern, Werkzeug zum Bearbeiten von Holz – in der Kreativwerkstatt auf der Deisterstraße sind die Möglichkeiten beinahe unbegrenzt. Zeichnen und Malen, Basteln und Bauen, Töpfern und Mosaik, Collagen und Drucktechniken – „du kannst hier alles machen“, meint Marianne Jubel, die seit drei Jahren ehrenamtlich unter anderem die offene Töpferwerkstatt begleitet.

Der Kreofant – das ist die Kreativwerkstatt des Netzwerkes Lebenskunst e.V. Im Herzen von Linden Süd werden hier für die Kinder aus der Nachbarschaft offene Werkstätten angeboten. Denn Kinder brauchen kulturelle Bildung – ästhetische Erfahrung, spielerische Schulung der Sinne und kreative Praxis sind Ausgangspunkt von Selbst- und Welterfahrung. In einer offenen Atmosphäre lernen die Kids sich auszudrücken und erwerben Sprachkompetenz und Selbstvertrauen. Soziale und finanzielle Benachteiligung soll es hier nicht geben: Die Angebote sind kostenfrei, eine Anmeldung für die offenen Werkstätten braucht es nicht. Unter der Woche findet hier dienstags die Eltern-Kind-Werkstatt für die Kleinsten von zwei bis fünf Jahren statt, mittwochs wird mit Kids ab sechs Jahren getöpfert und donnerstags können Kids ab sechs Jahren Linolschnitt und Jahreszeitenmotive fantasievoll erkunden. Und auch in den Ferien, wenn die Schule eine Pause einlegt, bietet der Kreofant in Kooperation mit anderen Projekten, wie dem Jugend- und Kinderkultursommer „JuKiKs, spannende Ferienkurse an. In Linden ist das Netzwerk Lebenskunst e.V. mit dem Kreofanten gut vernetzt, mit Kitas, Schulen, Freizeitheim, Stadtteilbibliothek, dem Stadtteilforum und der Kinder- und Jugend–AG arbeitet der Verein zusammen.

Beim Kreofant können sich die Kids einfach nur kreativ ausleben. „Es ist immer ganz entspannt. Keiner wird zensiert, keiner wird beurteilt. Das gefällt mir hier gut, wie die Kinder wertgeschätzt werden“, erzählt die ehrenamtliche Marianne. Die 72-Jährige ist gelernte Erzieherin und ehemalige Fachlehrerin an der Berufsbildenden Schule, wo sie Erzieher*innen, Heilerziehungspfleger*innen und Heilpädagog*innen ausbildete. Schon damals gefielen ihr die kreativen Aufgaben am meisten. Auf dem Weg zur Arbeit fuhr Marianne täglich mit dem Bus an dem Kreofanten vorbei: „Ich habe immer die Schaufenster gesehen und gedacht: Was ist das schönes? Und Netzwerk Lebenskunst, was soll das sein?“, erinnert sie sich.

Als sie in den Ruhestand ging, suchte sie nach einem Ehrenamt. „Und dann bin ich hier reinspaziert“, lacht sie. Seitdem ist sie eine tatkräftige Unterstützung. „Das Schönste ist irgendwie diese Offenheit und die Gelegenheit, alles Mögliche zu machen. Der Kontakt zu den Kindern, zu den Eltern, das finde ich ganz toll“, meint Marianne. „Das ist hier echt eine ganz großartige Atmosphäre. Ich bin immer völlig erstaunt, dass die Kinder so viele Ideen haben“. Mithilfe des Kreofanten werden diese Ideen zum Leben erweckt.

Kreofant
Deisterstraße 73, 30449 Hannover
E-Mail info@nele-linden.de
Tel.: 0511/642 19 140

www.nele-linden.de

Jule Merx

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Der besondere Laden: Miss Patty

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Der besondere Laden: Miss Patty


Mit dem Zufallen der Ladentür von Miss Patty in der Deisterstraße geht gleich eine andere auf: „die Tür zur Kreativität“. In ihrem von Buchstaben bewohnten Atelier bietet Sandra Paradiek, die Frau hinter Miss Patty, Handlettering-, Kalligrafie– und Aquarell-Workshops an und teilt so ihre „immerwährende Liebe zum Schreiben.“



Wenn Menschen Sandra Paradiek in ihrer Schulzeit gefragt haben, was sie einmal werden will, hat sie gesagt: „Mutmacherin“. Wenn es diesen Job doch nur geben würde … Heute weiß sie, den gibt es. „Ich merke, mit dem, was ich hier tue, bin ich das. Ich bin eine Mutmacherin, um die kreative Tür zu öffnen. Fast alle sagen in den Kursen ,Ich bin nicht kreativ’. Aber kreativ ist jeder und jede. Die Tür ist lediglich zugegangen.“

In ihrem Laden in der Deisterstraße findet man kaum einen Fleck ohne Buchstaben. Eine Wand ist liebevoll mit kunstvollen Schriftzügen verziert, gegenüber findet sich selbst gestaltete Mode, Stoffe, Postkarten – „eigentlich alles, auf dem Schrift Platz nehmen kann.“

In der Mitte des Raumes mit den luftig hohen Decken steht das Herzstück ihres Ladens – ein großer Holztisch, darauf unzählige Stifte, Pinsel, Papiere und Farben in allen erdenklichen Variationen. „Mir geht es um Fülle“, erklärt Sandra. „Darum, dass man sich wirklich vollends ausprobieren darf. Hier muss man nicht sparen an Stiften und Papier!“

An diesem Tisch finden die Kurse statt, die Sandra regelmäßig gibt. Ob Handlettering, Kalligrafie oder Aquarell – bei Sandras Workshops begegnen die Teilnehmenden immer der Schrift. Und damit auch sich selbst. „Das Schreiben ist definitiv mehr als nur gestalten oder dekorieren. Das Schreiben bringt einen unfassbar zur Ruhe. Das, was du denkst, fühlst und gehen lässt, bringt dich absolut runter und holt dich aus dem Stress.“ Während der Kurse ist es deswegen auch meist sehr ruhig, nur leise Klaviermusik läuft im Hintergrund. „Schreiben und sprechen gleichzeitig geht nicht. Am Anfang wird immer noch ganz viel gesabbelt. Und dann merkt man so richtig, wie es innerhalb der fünf Stunden immer ruhiger wird. Es geht wirklich um die Begegnung mit dir selbst“, erzählt Sandra.

Der erste Kurs, den Sandra gegeben hat, war nur für ihre Freundinnen. Und sie war zunächst skeptisch. Kann das, was sie in fünf Jahren an Technik im Designstudium mit Schwerpunkt Schrift gelernt hat, in einem Kurs weitergeben werden? Doch schnell änderte sie ihre Meinung: „Das können wirklich alle. Außerdem macht es a) mich glücklich und b) die anderen auch. In meinen Kursen ist es total wichtig, dass es leicht geht. Dass man sich hier weder quälen noch anstrengen noch Leistung erbringen muss. Alles, was ich mache, darf leicht sein und dient dem Loslassen, der Entspannung und der Freude.“

Zunächst hat sie nach der ersten Erfahrung mit ihren Freundinnen nur sporadisch weitere Kurse gegeben und weiterhin hauptberuflich als Selbstständige für Werbeagenturen gearbeitet.

Doch dann kam ein harter Cut. Wie für viele andere krachte während der Corona-Pandemie ihr Arbeitsalltag zusammen. „Von jetzt auf gleich stand ich tatsächlich vor dem Aus“. Bei Sandra stieß das ein Umdenken an: „Ich habe gemerkt, dass ich mich besser darauf besinnen kann, was ich selbst in der Hand habe. Ich habe mich dann auf das Schreiben bzw. auf die Kreativworkshops konzentriert“. Eine Entscheidung, die eine große Portion Mut benötigte. „Die größte Herausforderung für Miss Patty war, das Vertrauen und den Glauben in mich selbst zu finden. Denn bis dahin gab es immer nur Sandra Paradiek für die Werbeagentur, für die Designerin, für andere Firmen. Aber da stand nie mein Name dahinter.“ Heute steht hinter Miss Patty mehr als nur ihr Name. „Wenn man wissen möchte, wer ich bin, muss man nur hier reinkommen.“

Miss Patty
Deisterstraße 39, 30449 Hannover
Tel.: 0151 50672691
E-Mail hello@miss-patty.de
www.miss-patty.de

Jule Merx

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Politisches: Bitte, jetzt umkehren


Es ist nicht mehr zu übersehen, Deutschland driftet immer weiter nach rechts. Die jüngste Rechtsextremismus-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung hat das noch einmal sehr deutlich unterstrichen. Und die Umfragewerte der AfD sprechen sowieso für sich. Die Populisten sind auf dem Vormarsch. Und alle auf der Regierungsbank und die CDU/CSU in der Opposition fragen sich, wie man das Problem möglichst bald wieder in den Griff bekommen, wie man die AfD wieder kleinkriegen kann, denn sonst könnte das bei den nächsten Wahlen ganz böse enden. Und während sie sich das fragen, geben sie sich zwischendurch wechselseitig die Schuld an der Misere und zeigen mit dem Finger aufeinander. Für die Union ist die Ampel der Ausgangspunkt für den Rechtsruck und sowieso der Untergang, für die Ampel ist die Union nur noch ein Brandbeschleuniger, ein Haudrauf ohne Skrupel. Und nun probieren sie es alle mit einer wahnsinnig klugen Idee.

Wenn eine Partei wie die AfD gegen Ausländer hetzt und die Angst im Land schürt, wenn so eine Partei Nationalismus predigt und die Wissenschaft diskreditiert, wenn so eine Partei Verschwörungen bedient und wissentlich Lügen verbreitet, wenn so eine Partei Lösungen verspricht, ohne für irgendwas eine Lösung zu haben, wenn so eine Partei auf solche Art und Weise punktet, was hilft dann gegen so eine Partei?

Die anderen Parteien scheinen ihre Antwort gefunden zu haben. Man macht es dieser Partei einfach nach. Rückt ebenfalls ein bisschen nach rechts. Bedient stellenweise die Ressentiments. Hetzt auch mal ein bisschen gegen Faule und Schmarotzer und gegen die woke Bubble. Probiert es auch mal mit einer kleinen Lüge hier und einer kleinen Übertreibung da. Oder lässt einfach ein bisschen was weg an der richtigen Stelle. Und rückt dann noch ein bisschen weiter nach rechts. Man blickt auf die Stimmung im Land, auf die Ängste und Sorgen der Menschen, und hängt das politische Fähnchen mehr und mehr in diesen Wind. Und weiß dabei: Viele Ängste und Sorgen sind künstlich hochgejazzt, die BILD fährt wildeste Kampagnen, im Internet kursieren die übelsten Fake News und haarsträubendsten Theorien. Und würde man mal ganz nüchtern die Fakten ansehen, wäre vielen Sorgen und Ängsten die Grundlage entzogen. Aber will man das? Vielleicht würde man bei so einem Faktencheck feststellen, dass es tatsächlich eine Menge Fragen gibt, die dringend gelöst werden müssen, aber eben ziemlich unpopuläre Fragen. Gar nicht gut. Wie ist das zum Beispiel mit der heiligen Kuh „Wachstum“? Auf wessen Kosten wächst da was? Und wie ist das mit unserem Konsum? Würden alle Menschen auf der Welt so leben wie wir in Deutschland, bräuchten wir drei Erden. Haben wir aber nicht. Und wie ist das mit der Verteilung des Kapitals? Wer profitiert und wer geht leer aus? Wo bleibt die Gerechtigkeit? Um solche Fragen überhaupt mal zu diskutieren, um vielleicht irgendwann zu nachhaltigen Lösungen zu kommen, müsste man sich zuerst den sehr unangenehmen Wahrheiten stellen. Mit unpopulären Wahrheiten und entsprechend echten, fundierten Fragen und Antworten ist aber anscheinend kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Das jedenfalls scheint momentan die Erkenntnis fast aller Parteien zu sein.

Dabei gibt es gegen die AfD, gegen Populismus, gegen den Rechtsruck nur ein probates Mittel: Seriosität. Ehrlich, klar, wahr, integer, faktenbasiert, pragmatisch, ideologiefrei. Gibt es noch Politiker*innen, die das alles auch nur entfernt für sich beanspruchen können? In der ersten und zweiten Reihe? Kaum. Eher im Gegenteil. Zu den ohnehin Irren von der AfD gesellen sich in letzter Zeit immer mehr Blender, so wie Söder und Aiwanger. Was diese Herren momentan im heißen Wahlkampf absondern, ist so krachend offensichtlich das Gegenteil von Seriosität, dass es kaum noch auszuhalten ist. Aber die Liste ist darüber hinaus natürlich lang und länger. Die Blender tummeln sich inzwischen in allen Parteien. Und es gibt auch schon ein paar Blenderinnen. Überall werden Fakten verdreht, wird geschwurbelt, wird gelogen, wird diffamiert, wird geblendet, inzwischen auch gerne auf offener Bühne in den einschlägigen Talkshows. Denn wer liest im Nachgang schon die Faktenchecks? Die Erkenntnis der Politiker*innen scheint klar. Das Wahlvolk will geblendet werden, es belohnt die größten Lügner und straft die Überbringer unangenehmer Wahrheiten ab. Darum muss man, will man erfolgreich sein und bleiben, das Spiel mitspielen. Blöd nur, dass bei diesem Spiel letztlich alle verlieren.

Dürfen sich Politiker*innen, dürfen sich Parteien, die doch eigentlich angetreten sind, um unsere Gesellschaft voranzubringen, um Probleme zu lösen, um es besser zu machen, aus Angst vor verlorenen Wahlen in diese Achterbahn setzen, die nach ein paar Loopings, die wir demnächst im Osten Deutschlands sehen werden, dann irgendwann krachend gegen die Wand fährt? Wäre es nicht allmählich Zeit für einen Schulterschluss aller, die morgens noch gerne in den Spiegel blicken möchten. Wie schafft das beispielsweise ein Jens Spahn nach einer Runde bei Maischberger, wie schafft das ein Volker Wissing nach einer Runde bei Lanz? Wie schafft das ein Olaf Scholz nach einem Sommermärchen, pardon Sommerinterview?

Gegen die AfD hilft langfristig nur eins: Seriöse Politik, seriöse Politiker*innen und ein Ehrenkodex, dem sich alle verpflichten. Bitte, jetzt umkehren! Kein Populismus, keine Lügen, keine Verdrehungen mehr. So gewinnt man Wähler*innen zurück, vor allem all jene, die sich längst angewidert ausgeklinkt haben, die gar nicht mehr wählen.

POL

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Ein offener Brief an Markus Söder

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Ein offener Brief an Markus Söder


Lieber Markus,

wir sind’s. Kurz vor der Wahl mit herzlichen Grüßen und ganz viel Hochachtung. Du bist echt ein Profi, du bist der Harry Kane der Politik, du netzt sie alle ein.

Klar, zuletzt haben die Umfragen nicht ganz so schön ausgesehen, da war die Geschichte mit diesem Nazi-Quälgeist, der in deiner Staatskanzlei rumspukt und nicht freiwillig verschwinden wollte und der dich jetzt wahrscheinlich auch noch einige Stimmen kosten wird, der Depp, der damische.
Aber sei’s drum, Schwamm drüber, man muss auch mal verzeihen können. Und du musstest dir bei der Geschichte ja auch selbst treu bleiben. Du brauchst den zum Regieren. Punkt. Prinzipientreue ist ja nichts, was man zwischendurch mal so leichtfertig über Bord wirft. Und du willst die Macht, dafür tust du wirklich alles, das ist dein Prinzip. Also Schwamm drüber. Der damische Depp hätte in Erding auch den rechten Arm ausstrecken und das Horst-Wessel-Lied anstimmen können, du hättest ihm im Zweifel auch dann noch eine zweite Chance gegeben. Oder nicht?

Naja, vielleicht auch nicht, je nachdem, was so die Mehrheit dazu gesagt hätte. Wenn die Mehrheit gesagt hätte, der Depp, der damische, hat doch nur eine Fliege vertreiben wollen und bei dem Lied hatte der Wind die falsche Seite im Liederbuch aufgeweht, dann hättest du bestimmt gesagt, okay, im Zweifel für den Angeklagten.
Aber ist ja jetzt auch einerlei, die Chose ist gelaufen, er wird dir erhalten bleiben. Die Frage ist nur, wie groß der Zwerg an deiner Seite demnächst wird. Und da ist jetzt kämpfen angesagt. Vielleicht kannst du ihm ja noch ein paar Stimmen abjagen bis zum 8. Oktober. Und der AfD eventuell auch. Versteht man irgendwie auch gar nicht, oder? Warum wählen die nicht das Original, also dich?

Aber du wirst es schon noch richten. Denn du weißt, was die Leute hören wollen. Man muss den Menschen einfach aufs Maul schauen und sie bedienen, sie bei ihren niederen Instinkten abholen. Als Politiker ist man halt auch Dienstleister. Also ist die erste Botschaft, dass Bayern einfach geil ist, das bessere Deutschland, zweitens dass die Ampel in Berlin mit dem Teufel höchstpersönlich im Bunde ist, drittens dass dieser Teufel die Grünen sind, diese Miesmacherpartei, die alles verbieten will, Fleisch, Verbrennungsmotoren, normale Familien, Gasheizungen, Werbung für Süßigkeiten, verständliches Deutsch, Böller, Atomkraftwerke, Fracking und sogar das Pony-Reiten auf der Wiesn, viertens dass die sich ihre Umerziehungspläne Richtung Wokeness und Gendern mal sonst wohin schieben können und fünftens dass in Bayern die Welt heile bleibt, solange du noch was zu sagen hast.
Solange du was zu sagen hast, wird sich in Bayern gar nichts ändern. Versprochen!
Und wenn die Idioten in Berlin zu viele Ausländer reinlassen, dann kontrolliert Bayern eben ganz allein seine Grenzen. Das wäre ja wohl gelacht.

Es ist immer wieder eine Freude, dir im Bierzelt zuzuhören. Wie du die ganze Klaviatur bedienst, wie du alle Hits anspielst. Wie du um die Macht kämpfst, um jeden Preis. Charakter? Ist was für Anfänger. Brauchst du nicht. Stört nur. Werte? Hast du jede Menge in der Hinterhand, je nachdem, was gerade so gefragt ist. Skrupel? Hast du Null. Du hast einfach das Spiel verstanden. Die Mehrheit der Menschen ist denkfaul, die wollen ihre Ruhe, die wollen ihre Wurst grillen und mit dem SUV samstags in den Baumarkt, die wollen nicht die Welt retten, die wollen aufs Oktoberfest und am Stammtisch ein bisschen, nur ein bisschen ausländerfeindlich reden dürfen. Und tja, das ist dann eben so. Wer Ministerpräsident bleiben will, der muss diese Realitäten einfach akzeptieren und auch verinnerlichen. So gewinnt man heute Wahlen. Wir drücken dir wirklich von Herzen alle Daumen.

VA

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El Kurdis Kolumne im Oktober

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El Kurdis Kolumne im Oktober


Ein herrenloser Damenrad-Traum

Kürzlich träumte ich, ich sei in meiner Aufwachs-Stadt Kassel mit einem Damenrad in eine vollbesetzte Straßenbahn eingestiegen. Für die, die sich auskennen: In die Linie 1, mit der ich dann vom Rathaus zum Bahnhof Wilhelmshöhe fuhr. Das Fahrrad musste ich aus Platzmangel hochkant stellen und mit Körperdruck vor dem Umfallen sichern – indem ich mich mit dem Rücken dagegen lehnte. Während der Fahrt beugte sich ein mir schräg gegenübersitzender Jugendlicher nach vorne und versuchte, mir heimlich die Schnürsenkel zusammenzubinden. Ein Practical-Joke-Klassiker. Ich sagte: „Ey, hast duse noch alle?“ Er antwortete: „Ist doch nur‘n Spaß!“ Und dann lachte er. Woraufhin ich ihm – weiterhin mein Fahrrad mit dem Rücken sichernd – seine Sonnenbrille aus dem Gesicht nahm und sie in hohem Bogen durch den Waggon warf. Ein anderer junger Mann ließ seinen Arm nach oben schnellen, schnappte sich die Brille, steckte sie ein und stieg aus.

Der Schnürsenkel-Verknoter baute sich drohend vor mir auf. Ich fragte: „Und? Willste mir jetzt eine in die Fresse hauen?“ Er grinste, griff hinter mich, zog blitzschnell mein Fahrrad zwischen mir und der Fahrzeugwand hervor als sei es ein Blatt Papier, schlüpfte damit durch die noch geöffnete Tür und radelte davon. Während des ganzen Vorgangs lief im Hintergrund „Here Comes the Rain Again“ von den Eurythmics. Dann wachte ich auf.

Was bitte soll das? Das „Lexikon der Traumdeutung“ – keine Ahnung welche KI oder abgebrochene Psychologie-Studentin das ins Netz gestellt hat, aber egal – sagt folgendes über diesen Themenkreis: „Es ist keinesfalls unüblich, dass Menschen von Fahrrädern träumen.“ Aha. „Träume, in denen Fahrräder eine Rolle spielen, werden oft als ‚glückliche Träume‘ empfunden, der Betroffene fühlt sich munter und frohsinnig.“ Naja, ehrlich gesagt: Geht so. Weiter: „Wird ein Fahrrad im Traum gestohlen oder geht es verloren, hat man vermutlich im Leben eine Chance verpasst, die das (berufliche) Weiterkommen ermöglicht hätte. Der Träumende sollte die letzten Monate Revue passieren lassen und über einen Verlust nachdenken.“ Äh … okay, kann ich gerne machen, aber ist das Leben nicht sowieso eine endlose Reihe von verpassten Chancen und Verlusten? Für meinen Traum irrelevant, aber mit Anstand am schönsten fand ich übrigens diese komplexe Deutung eines Fahrrad-Traum-Motivs: „Wer einen Gepäckträger im Traum erblickt, der wird sich darauf einstellen müssen, dass schwere seelische Lasten auf ihn zukommen werden.“ Gepäckträger gleich drohende „seelische Last“ – I love it!

Entgegen des Freud-Klischees ist es nicht so, dass real existierende Psychoanalytiker*innen ihre Kundschaft mit solchen albernen Deutungen belästigen. Ich weiß das, weil ich mal eine Psychoanalyse gemacht habe. Nicht etwa, weil ich – wie manche Leute sich dann gerne herausreden – meine Persönlichkeit weiter entwickeln wollte, sondern weil ich einen veritablen mittelschweren Dachschaden habe. Anderes Thema. Auf alle Fälle hätte meine Psychoanalytikerin niemals geraunt: „Wenn in einem Traum ein anderer eine Sonnenbrille trägt, ist dies ein Warnsignal. Sie sollten dieser Person gegenüber vorsichtig sein.“ Auch das steht nämlich in dem komplett überflüssigen Internet-Traumdeutungslexikon und erinnert damit nicht nur zufällig an das morgendliche 10:10-Uhr-Horoskop bei NDR-1-Niedersachen. Klar, wenn einem jemand die Schnürsenkel zusammenbindet, dann sollte man dieser Person gegenüber vorsichtig sein. Mann, Mann Mann!

Meine Psychoanalytikerin hätte hingegen gefragt: „Und was glauben sie, was ihr Traum bedeutet?“ Als sie mir diese Frage zum ersten Mal stellte, dachte ich: „Pardon? Wessen Krankenkasse zahlt hier eigentlich wofür? Muss man in diesem Land eigentlich alles selbst machen?“ Bis mir dann klar wurde, dass es bei der Analyse genau darum geht: Einfach irgendwas als Redeanlass nehmen, und sei es ein bekloppter Traum, und losquasseln und mental loslassen, weil man beim Herumassoziieren erfahrungsgemäß immer wieder auf die gleichen Themen – nämlich auf die für die eigene Person relevanten – kommt und beim dreiundsiebzigsten Mal Durchdelirieren eines solchen Themas dann vielleicht sogar mal was kapiert.

Ein bisschen ist das übrigens wie beim Kolumnieren. Man glaubt, man schreibe, Monat für Monat über aktuelle politische Themen, kulturelle Phänomen oder erzähle lustige kleine Anekdoten, aber in Wahrheit … Eben. In diesem Sinne: Danke für’s Zuhören. Und bis nächsten Monat hier im psychoanalytischen Stadtkind-Stuhlkreis.

Hartmut El Kurdi

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Neu in der Stadt: Grapeful Deli Naturwein-Loft

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Neu in der Stadt: Grapeful Deli Naturwein-Loft


Dies ist nicht einfach ein weiterer Weinladen, sondern vielmehr ein Naturwein-Loft.
Die Besucher*innen dürfen sich hier auf ein vollkommen neues Geschmackserlebnis freuen:

Grapeful Deli bietet lebendige, wilde und fruchtige Weine, allesamt vegan.
Die Weine werden so naturnah wie möglich hergestellt, die Trauben werden ökologisch angebaut. Das Angebot umfasst eine Vielzahl an Naturweinen deutscher Winzer, die dem Inhaber Carsten Vorbrodt alle persönlich bekannt sind.
Er selbst sagt, es war ihm wichtig, einen Ort zu schaffen, an dem die Besucher*innen den Alltag vor der Tür lassen können, einen Ort der Ruhe, der entschleunigt und entspannt.

Im Obergeschoss des alten Fabrikgebäudes steht Gruppen bis zu zehn Personen außerdem ein Workingspace für Workshops oder Meetings zur Verfügung.
Abseits der gewohnten Büroumgebung kann hier bei einem Glas Wein oder auch einem Kaffee den Gedanken und der Kreativität freier Lauf gelassen werden.

Jeden Donnerstag lädt Inhaber Carsten Vorbrodt im Grapeful Deli zudem zu einem offenen Tasting ein.
Weitere öffentliche und private Weintastings zu anderen Terminen werden ebenfalls angeboten.

Das Naturwein-Loft ist eine echte Bereicherung für alle (Natur-)Weinliebhaber*innen und all diejenigen, die es noch werden wollen.

GrapefulDeli
Falkenstraße 8 (Hinterhof), 30449 Hannover-Linden.
Mi-Fr 9.30-12 Uhr und 15.30-19 Uhr, Sa 15.30-19 Uhr.
Weitere Infos auf www.grapefuldeli.de.

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