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Neu in der Stadt im Juni

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Neu in der Stadt im Juni


stadtmobil erhält Zuwachs:
Lastenräder fester Bestandteil der Sharing-Flotte
Zum Start in die Fahrradsaison haben stadtmobil und der ADFC einen Relaunch des Lastenrad-Verleihs präsentiert. Neue Lastenräder, ein digitales Schloss, das die 24 /7-Ausleihe möglich macht sowie ein neues Design mit neuem Namen machen den Fahrradausleih noch attraktiver.
Damit stehen jetzt insgesamt 50 „stadtradLa” zum Mieten in Hannover zur Verfügung.
Und so funktioniert der Verleih bei stadtmobil:
Interessierte registrieren sich bei stadtmobil Hannover über die Homepage und lassen sich einmalig am Schalter im GVH Kundenzentrum (Karmarschstraße 30/32 in Hannover-Mitte) freischalten.
Nach Erhalt der Zugangsdaten und einer Buchung kann sofort losgefahren werden. Die Anmeldegebühr für den Tarif LASTENRAD kostet 5 Euro, die als Fahrtgutschrift gutgeschrieben wird. Alternativ kann ein Tarif für alle Fahrzeugklassen abgeschlossen werden. Die stadtradLa stehen an festen Standorten, an denen sie ausgeliehen werden können. Vor jeder Fahrt muss ein stadtradLa über die App, die Homepage oder telefonisch gebucht werden.
Die Fahrt wird mit der App begonnen. Das Schloss kann während der Buchungszeit immer wieder über Bluetooth mit der App geöffnet werden. Am Ende der Fahrt wird das stadtradLa zurückgebracht und muss mit der Kette an einem festen Gegenstand angeschlossen werden. Ausnahme sind die E-stadtradLa, die an Ausleihstationen von den jeweiligen Mitarbeiter*
innen herausgegeben werden. Nach einer Buchung erfolgt die Legitimierung hier mit dem Personalausweis. Ein Lastenrad – egal welche Version – kostet einen Euro pro Stunde, maximal zehn Euro am Tag und 50 Euro pro Woche.
Mehr infos: www.hannover.stadtmobil.de

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ey Linda

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ey Linda


Machen wir uns nichts vor, der 25. Mai 2002 war ein schwarzer Tag. Was hatte es vorher für große Hoffnungen gegeben bei uns allen – man hatte sie ja als Favoritin gehandelt. Doch dann dieses Desaster. Corinna May landete beim 47. europäischen Schlager-Grand-Prix in Tallin nur auf dem 21. Platz von 24 Teilnehmerstaaten. Inzwischen sind wir solche Platzierungen ja gewohnt, aber damals war das noch eine echte Katastrophe.
So könnte man den 25. Mai 2002 eigentlich aus den Geschichtsbüchern streichen – wäre da nicht in Hannover Sarah Schröder gewesen, die an diesem 25. Mai 2002 einfach mal ein Ausrufezeichen hinter eine Idee und einen Traum gesetzt hat, indem sie ihren Laden ey Linda eröffnete. Ein schlimmer Tag in Tallin, ein großer Tag für Linden!

Der Laden war damals, vor 20 Jahren, eine ziemlich spontane Idee. Sarah war vielen im Stadtteil bereits bekannt als Floristinnen-Auszubildende im Indigo, sie hatte zuvor ein Französisch-Sport-Lehramt-Studium geschmissen.
Und was macht man nun als 25-Jährige mit einer Floristinnen-Ausbildung? Genau, man eröffnet seinen eigenen Klamotten-Laden, den ersten in Linden-Mitte. Aus den ziemlich maroden
Räumen einer ehemaligen Fahrschule wurde mit viel Liebe, Farbe und Fleiß ein wunderschönes, buntes Elfenparadies mit Wand-Kunst von Valeska und Möbeln von sam nok. Natürlich alles finanziert ohne Bankkredite, denn dass so ein, damals noch einzigartiges Geschäft, in einem Stadtteil wie Linden-Mitte funktionieren könnte, dafür fehlte der Bank dann doch die Fantasie.

Sarah hat diese Fantasie nicht gefehlt. Sie hat im Gegenteil gebrannt für ihre Idee. Und gekämpft. Ein großes Glück für den Stadtteil, denn heute hat sich Linden gemausert zu einer kleinen
Schatzkiste mit vielen inhabergeführten Geschäften und Cafés in den Straßen rund um den Lindener Marktplatz und weit darüber hinaus.
Und was verkauft man bestenfalls in seinem eigenen Klamotten-Laden? Ganz einfach, Kleider, in die man selbst verliebt ist. Sarah ist einfach ihrem Geschmack gefolgt. Noch heute trägt sie am liebsten das, was sie auch in ihrem Geschäft verkauft. Die Schwäne an den Ohren dürfen dabei nie fehlen, die farbenfrohen Clogs sind ebenfalls ein Muss.
Die ersten Kollektionen für ihren Laden besorgte sich Sarah in Paris in unterschiedlichsten Geschäften. Linda, die zierliche, rothaarige Schaufensterpuppe mit den zwei Zöpfen freute sich über hellgrüne, verschnörkelte Frühlingsmode und landete bald darauf mit zarten Flügeln ausgestattet als Libelle im Schaufenster. Ein Blickfang. So auch die Mode. Sarah musste nun alle zwei Wochen nach Paris, um für Nachschub zu sorgen. Das ging ein paar Monate so, bis sie Noa Noa entdeckte. Sie hat sich auf der Stelle in das skandinavische Label verliebt.
Lysgaard, Kaffe, Cream und Pilgrim kamen später hinzu. Und noch ein paar Jahre später folgten die Blutsgeschwister. Dann wurde zwischendurch alles ein bisschen größer, ein zweites Geschäft auf der Lister Meile öffnete die Türen, später der Noa Noa Shop. Heute ist Sarah aber glücklich zurück in Linden, back to the roots, wo auch der Ableger ey Linda Outlet entstand, die erste Adresse für umwerfende Schnäppchen mit Teilen aus der vergangenen Saison bis 50 Prozent reduziert. Schon fast so lange wie ey Linda existiert übrigens auch die Website www.eylinda.de.

Zuerst hat Sarah für die Präsentationen auf der Seite noch Puppen dekoriert, dann aber kam sie auf die Idee, die feinen Lieblingsstücke Freundinnen und Mitarbeiterinnen anzuziehen. Auch Sarah selbst war und ist bis heute gerne Model in eigener Sache. Und der Spaß, den alle bei den Shootings haben, ist auf den vielen Fotos ganz offensichtlich. Überhaupt ist die Stimmung im Geschäft entspannt und locker. Sarah schwärmt von ihrem Team.
Und natürlich von ihrem Angebot. Es sprudelt dann regelrecht aus ihr heraus. In dieser Saison hat sie auch ein paar knallige kleine Kollektionen für Mädels. Von Cissi och Selma aus Schweden und von blutsgeschwister gibt es Kleider, Jumpsuits, Leggings und Shirts. Und Shirts mit Bienchen, bee nice, mit denen beim Kauf für die Bienen gespendet wird. Für die Damenwelt reicht das farbenfrohe, blumige Sortiment von Kopf bis Fuß: Haarbänder, Mützen, Tücher, Schals, durchgeknallte Ohrringe (die Schwäne), Shirts, Basics und Cardigans en masse in allen  Farben, die das Herz begehrt, mit oder ohne Lochmuster, ⁄ oder Langarm, V- oder Rundausschnitt, kurz oder lang, Hemden, Blusen, Tops, Tuniken, viele, viele wunderschöne Kleider und Röcke, bequeme Leggings mit oder ohne Print, Hosen z.B. Culottes, Schlaghosen, Jeans, Strumpfhosen, herrliche Jumpsuits, Wäsche, Bikinis, Gürtel, Strümpfe ohne Ende, alles in XS bis XL, manches auch größer. Und natürlich Clogs von Grünbein, von denen Sarah behauptet, dass man mit ihnen läufst wie auf Wolke 7.
Ob das stimmt? Wer es ausprobieren möchte, ist herzlich willkommen! 
ey Linda
Stephanusstraße 23, 30449 Linden
Mo – Fr 11 – 14 und 15 – 18.30 Uhr, Sa. 11 – 14 Uhr
Tel. 0511 – 54 35 35 32, kontakt@eylinda.de
www.eylinda.de

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Editorial 2022-06: Über Wohlstand

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Editorial 2022-06: Über Wohlstand


Liebe Leserinnen und Leser,

es lag natürlich nahe, nach dem Thema „Armut“ in der Ausgabe Mai, in dieser Juni-Ausgabe das Thema Wohlstand ein bisschen näher zu beleuchten.
Gesprochen habe ich darüber mit Dr. Athanasios Karathanassis, sein Hauptarbeitsfeld ist die Kritische Politische Ökonomie. Er beschäftigt sich also unter anderem mit den Hintergründen von Armut und Reichtum, mit den Krisen im Kapitalismus und mit der Rolle der Natur in einer auf maßloses Wachstum abzielenden Ökonomie. Und inzwischen stellt er zusätzlich auch die Frage nach grundsätzlichen gesellschaftlichen Alternativen.
Ich sage es besser gleich, der Kapitalismus kommt nicht besonders gut davon in unserem Gespräch. Im Gegenteil. Er scheint mehr Problem als Lösung zu sein. Man kommt tatsächlich sehr ins Grübeln, vor allem in diesen Zeiten.

Die Diskrepanz zwischen Wohlstand und Moral ist momentan sehr offensichtlich. Deutschland ist gespalten bei der Frage, ob man weiter russisches Gas und Öl importieren soll. Finanziert man so nicht sehr direkt den Krieg in der Ukraine? Aber wenn wir nun verzichten, fügen wir dann nicht unserer Wirtschaft auf der anderen Seite einen riesigen Schaden zu, der sich in den nächsten Jahren sicher nicht reparieren lässt?
Was ist dann mit unserem Wohlstand?
Aus der Wirtschaft und auch aus den Parteien hören wir Schreckensszenarien. Natürlich, ein vollständiges Embargo würde große Teile unserer Wirtschaft hart treffen. Aber wenn wir mit einem Embargo helfen können, den Krieg in der Ukraine schnell zu beenden, muss es uns das nicht Wert sein? Wie gesagt, Deutschland ist wie selten geteilter Meinung, übrigens auch bei der Frage zur Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine.
Ich würde es sehr spannend finden, die jeweiligen Hälften abzugleichen mit den jeweiligen Vermögensverhältnissen auf beiden Seiten. Und ich wage mal eine steile These: Ich glaube, all jene, die eher wenig haben, befürworten ein Embargo und die Lieferung schwerer Waffen. Und je besser die Vermögensverhältnisse sind, desto größer wird das Unbehagen angesichts solcher Schritte. Wer mehr hat, hat eben mehr zu verlieren. Und die Menschen in Deutschland haben viel zu verlieren. Zumindest vergleichsweise.

Wir leben in einem relativen Wohlstand, verglichen mit anderen Ländern. Aber haben wir auch ein gutes Leben, sind wir entspannt und zufrieden, sind wir glücklich? Was verteidigen wir da eigentlich für einen Wohlstand?
Ich habe nicht den Eindruck, dass wir besonders glücklich sind. Und ich habe ehrlich gesagt immer weniger diesen Eindruck. Mir kommt im Gegenteil unsere Gesellschaft angespannt und abgehetzt vor, müde, erschöpft. Alle rennen um die Wette, kaum jemand scheint anzukommen. Fast alle haben Angst um ihre Existenz, Corona hat deutliche Spuren hinterlassen.
Und nun noch dieser Krieg.
Und die Inflation. Die drohenden wirtschaftlichen Folgen. Ohne Frage, unser Wohlstand ist massiv bedroht. Wir bangen um unsere Ersparnisse. Wir haben Angst. Eben noch hat sich alles halbwegs sicher angefühlt, eben noch waren unsere kleinen Geldspeicher ganz gut gefüllt und nicht in Gefahr, nun merken wir, dass wir global gesehen schon eine ganze Weile an der Kante balancieren. Unsere Welt ist plötzlich fragil.
Und es sieht nicht so aus, dass eine Rückkehr in ruhigeres Fahrwasser möglich ist. Zumal wir auf die Krisen unserer Zeit aus meiner Sicht mit den Ideen aus dem vergangenen Jahrhundert reagieren. Wir bewaffnen uns wieder bis an die Zähne und Christian Lindner ist überzeugt, dass Wachstum und Innovation am Ende alles zum Guten wenden werden.
Zum Guten für wen?
„Im Jahr 2016 besaßen die 62 reichsten Menschen der Welt mehr als die ärmere Hälfte der Welt. Und auch in Deutschland ist diese Entwicklung nachweisbar: Nach Angaben der Europäischen Zentralbank von 2017 besaßen die reichsten zehn Prozent in Deutschland 60 Prozent des gesamten Vermögens. Die reichsten 45 Deutschen besaßen vermutlich mehr als 50 Prozent. Und das mit steigender Tendenz“, diese Zahlen höre ich von Dr. Karathanassis in unserem Gespräch.
Ja, irgendwas läuft hier schief und gewaltig aus dem Ruder. Ich denke, es ist höchste Zeit, dass wir uns endlich die richtigen Fragen stellen. Ich glaube, wir müssen den Begriff Wohlstand ganz neu definieren, ihn mit neuen Inhalten füllen, ich glaube, wir sind unterwegs auf diversen Holzwegen. Ich bin davon schon eine ganze Weile überzeugt, nach meinem Gespräch mit Dr. Karathanassis bin
ich (leider) noch überzeugter. Und noch skeptischer beim Thema Kapitalismus.
Dazu hier an dieser Stelle zuletzt noch ein paar Sätze von Dr. Karathanassis, über die es sich aus meiner Sicht nachzudenken lohnt:
„Es war nie Absicht dieser Form der Ökonomie, für Gerechtigkeit und eine Bedarfsdeckung der Bevölkerung zu sorgen. Für die Sieger einer sich universalisierenden Konkurrenz ist Kapitalismus ein privater Segen. Der Reichtum der Global Player, beziehungsweise multinationaler Konzerne hat astronomische Höhen erreicht. Für den überwiegenden Großteil der Menschheit sind die Folgen des Kapitalismus aber nicht Wohlstand und Emanzipation, sondern Härte, Überlebenskampf und Naturzerstörung.“
Das ganze Gespräch ab Seite 52.
Viel Spaß mit dieser Ausgabe!
Lars Kompa
Herausgeber Stadtkind

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Michael Strickling und Robert Trusheim von der Hannöverschen Tafel e. V.

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Michael Strickling und Robert Trusheim von der Hannöverschen Tafel e. V.


Sie kennen sich schon ihr halbes Leben, waren als Lehrer an der gleichen Schule tätig und sitzen auch heute mindestens einmal in der Woche nebeneinander – während ihrer Tour für die Hannöversche Tafel. „25 Jahre lang haben wir Radtouren zusammen gemacht, jetzt machen wir Touren mit dem Lieferwagen“, lachen die beiden.
Der Verein Hannöversche Tafel wurde 1999 zur Unterstützung von Bedürftigen gegründet, die – aus welchen Gründen auch immer – nicht in der Lage sind, aus eigener Kraft ausreichend für die Lebensmittel ihres täglichen Bedarfs zu sorgen. Im September 2005 hat die Tafel ein Projekt zur speziellen Hilfe für Kinder ins Leben gerufen. Seither ist die Kindertafel ein wesentlicher Teil ihrer Arbeit geworden.

Verlässlichkeit wird groß geschrieben bei der Hannöverschen Tafel, die mit den beiden Ruheständlern einen Glücksgriff getan hat. Michael Strickling ist schon seit 2016 dabei. „2015 bin ich nach 37 Jahren als Lehrer in Rente gegangen“, erklärt Strickling. „Meine Schwester, die im Kölner Raum lebt, engagiert sich für die dortige Tafel und hat mich auf die Idee gebracht. Ich war eigentlich offen für alles, nur mit Schule sollte es nichts zu tun haben. Ich habe dann angerufen und gefragt, ob man mich brauchen könnte und die Antwort war ‚Können sie morgen anfangen?‘“ Robert Trusheim, seit 2012 im Ruhestand, engagierte sich zunächst in seiner Kirchengemeinde. Seit Stricklings ursprünglicher Beifahrer 2018 schwer erkrankte und Trusheim spontan als Aushilfe einsprang, ist auch er mit dabei.
In ihrer wöchentlichen Tour für die Kindertafel laden die beiden Freunde zunächst Bestände aus dem Lager der Tafel ein und holen dann an sechs Supermärkten überschüssige Lebensmittel ab. Im Anschluss fahren sie Kindergärten und Schulen, die einen Mittagstisch für bedürftige Kinder anbieten, an. Dazu kommen Familien-Wohnheime in Seelze, Garbsen und Hannover-Stöcken. Sechs Stunden müssen die beiden einplanen für ihre Tour. Die Angestellten in den Supermärkten kennen Strickler und Trusheim schon und legen Ware für sie zurück. „Schimmeliges nehmen wir nicht mit, wir sind ja keine Entsorger“, so Strickler. „Und Abgelaufenes dürfen wir aus rechtlichen Gründen nicht mitnehmen, selbst wenn es noch gut ist. Wir haben ja auch eine Verantwortung dafür, dass die Lebensmittel einwandfrei sind. Wenn die Kühlkette zum Beispiel unterbrochen war, müssen wir die Sachen ablehnen. In der Regel bekommen wir das, was noch nicht verkauft ist, wenn eine neue Lieferung gekommen ist. Die Ware muss dann raus, weil die Supermärkte einfach keinen Platz dafür haben.“
„Einmal haben wir sogar Akquise gemacht und Mitarbeiter eines Aldi-Marktes angesprochen, der auf der Strecke lag“, erzählt Trusheim. „Die Tafel musste dann in der Filialdirektion um Erlaubnis fragen. Dort wurde grünes Licht gegeben und seitdem fahren wir diesen Markt auch an. Das ist super, weil er ja genau auf unserem Weg liegt.“
Für die Tätigkeit als Fahrer bei der Tafel muss man natürlich in erster Linie Autofahren können, ein guter Orientierungssinn kann auch nicht schaden. „Und man sollte schon zupacken können“, erklärt Strickling. „Wenn die Kisten voll sind, wiegen die schon mal 20 Kilo.“ In der Regel werden Ausgabestellen, oft in Räumen von Kirchengemeinden, angefahren, bei denen die Waren sortiert in Kisten präsentiert werden. Menschen, die sich hierfür zunächst registrieren und ihre Bedürftigkeit nachweisen müssen, können dann aus den Lebensmitteln gegen einen symbolischen Beitrag von ein oder zwei Euro auswählen, was sie brauchen. Wenn Strickler und Trusheim morgens losfahren, wissen sie nicht, was die Supermärkte ihnen zur Verfügung stellen werden. „Das ist manchmal nicht einfach“, so Trusheim, „denn die Leute sind ja wirklich darauf angewiesen.“ „Leider haben wir den Eindruck, dass die Menge der überschüssigen Lebensmittel kleiner wird“, ergänzt Strickler. „Vielleicht können die Märkte heute besser kalkulieren.“
„Es ist eine gute Sache, die wir hier machen“, freut sich Strickler. „Wir hatten beide Glück im Leben und geben nun etwas zurück, indem wir etwas für unsere Mitmenschen tun“, ergänztTrusheim. Beide haben sichtbar Spaß an ihrer Tätigkeit und der Begegnung mit den Menschen auf ihrer Tour. „Im Laufe der Jahre bauen sich da auch persönliche Beziehungen auf“, beschreibt Strickler, „und das ist eigentlich das Schönste daran.“            ● Annika Bachem

www.hannovertafel.de

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Flauschecke

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Flauschecke


Ende 2021 schloss mit der Wollkultur in der Sallstraße die Anlaufstelle für Handarbeitsfreund*innen in der Südstadt – doch nicht für lange, denn mittlerweile beherbergen die Räumlichkeiten wieder Strick- und Häkelutensilien jeder Art: Mit der Flauschecke hat Anika Friedrich ein Hobby zum Beruf gemacht. Seit November 2021 betreibt sie einen Onlineshop für Wolle, im März 2022 kam nun noch der Laden dazu. Der soll in Zukunft nicht nur alles bieten, was Wollsüchtige für ihre Projekte benötigen, sondern auch ein Ort für Strickkurse und Treffen in gemütlicher Runde werden.   

„Dass ich diese Räume hier bekommen habe, war ein totaler Zufall! Ein Kumpel, der hier um die Ecke wohnt, hat im letzten Jahr die Geschäftsaufgabe der Wollkultur mitgekriegt und mich darauf aufmerksam gemacht, weil er wusste, dass ich stricke, und mich da vielleicht noch fürs nächste Projekt eindecken könnte. Ich meinte dann zu ihm: ,Eigentlich könnte ich auch einen Laden gebrauchen‘“, erinnert sich Anika Friedrich. „Ich bin dann hingefahren und habe die vorherige Inhaberin Sophie gefragt. Die war gleich sehr angetan von der Idee, dass ihre Stammkundschaft am selben Ort wieder Wolle kaufen könnte. Und dann ging alles sehr schnell!“
Mit Handarbeiten hat Anika 2018 wieder angefangen. Damals suchte sie bei einem Aufenthalt in einer Psychosomatischen Klinik nach einer Beschäftigung. „Ich brauchte irgendwas, um mich ein bisschen runterzuregulieren, und da habe ich wieder mit dem Häkeln angefangen. Das hatte ich zuletzt als Kind gemacht, aber ich war ziemlich schnell wieder drin. Und dann hab ich gar nicht mehr aufhören können. Anfang 2020 habe ich mich auch noch ans Stricken herangetraut. Dann kam die Pandemie und ich hatte noch mehr Zeit, um mich dem zu widmen.“
Mittlerweile strickt sie sogar mehr, als dass sie häkelt, da es bei dieser Technik mehr Möglichkeiten gibt, vor allem für Kleidungsstücke. Dabei orientiert sie sich am liebsten an skandinavischen Designerinnen. „Ich bin viel auf Instagram unterwegs, und da sind die wichtigsten Strickdesignerinnen meistens aus Skandinavien und benutzen auch Wolle aus ihren Ländern. Dieser Ästhetik habe ich mich immer mehr zugehörig gefühlt. Ich habe auch das Gefühl, sie haben die schöneren Farben – wobei deutsche Hersteller mittlerweile gut nachziehen. Die Designs aus Dänemark, Schweden u. s. w. finde ich einfach besonders schön – und das Nachstricken gelingt eben besonders gut, wenn man auch die verwendete Wolle nutzt, deshalb biete ich die an.“ So gehören unter anderem die skandinavischen Marken Sandnes, Isager, Kaos Yarn und Sysleriget zu ihrem Sortiment, aber auch die Garne von Rosários 4 aus Portugal sowie die deutschen Firmen Pascuali, Seehawer und Lamana sind bei ihr zu finden.
Bei ihrer Auswahl verzichtet sie bewusst auf Garne aus Polyacryl, wobei sie einer generellen Verteufelung solcher künstlichen Fasern kritisch gegenübersteht: „Wolle kann schon recht teuer sein. Man kann das vielleicht mit Essen vergleichen: Die Sachen aus dem Biomarkt sind gut, aber auch mega teuer, und nicht jeder kann sich das leisten. Wenn jemand gerne häkelt oder strickt, dann sollte dieses Hobby nicht daran scheitern, dass er oder sie sich nicht die ökologischste Wolle aller Zeiten kaufen kann.“ Gerade für Anfänger*innen seien billige Garne sogar eher geeignet. „Wenn mich jemand fragt, der gerade mit dem Stricken anfängt, welche Wolle er oder sie kaufen soll, dann sage ich immer: ,Kaufe etwas Günstiges, du wirst nämlich immer wieder alles aufribbeln!‘“ Ähnlich steht sie zu dem Hype um vegane Wolle, die sie auch anbietet. „Das klingt erstmal so fancy, dabei stricken die Leute schon seit Ewigkeiten mit nicht-tierischen Fasern wie Baumwolle oder Leinen. Hinzukommen jetzt aber noch so Sachen wie Brennesselfasern oder Wolle aus Sojaproteinen – es gibt tatsächlich recht viel!“ Eine Lieblingswolle hat Anika eigentlich nicht, dafür aber ein Farbschema: lila und pink. Aktuell strickt sie übrigens an einem weiteren Ausstellungsstück fürs Schaufenster – einem Pullunder mit Zipper – und an einem Cardigan, den sie im Laden tragen möchte – „denn man soll ja gerade nicht so viel heizen!“
Für die Zukunft hat Anika einige Pläne: „Spätestens im Sommer oder Herbst möchte ich hier auch Treffen und Kurse veranstalten. Das war seit der Eröffnung tatsächlich die am häufigsten gestellte Frage – viele wünschen sich eben, dass das Stricken nun wieder ein bisschen sozialer wird. Außerdem möchte ich mit der Zeit auch eigene Anleitungen anbieten, da arbeite ich gerade an verschiedenen Ideen. Doch das sind so Dinge, in die muss man erstmal langsam reinwachsen!“              ● Anja Dolatta

Sallstraße 81, 30171 Hannover
Öffnungszeiten: Di u. Mi 14–18 Uhr,
Do 14–19 Uhr, Fr 11–18 Uhr, Sa 11–15 Uhr
www.flauschecke.com
instagram.com/flauschecke

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Restaurant Boca Chica

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Restaurant Boca Chica


Hispaniola ist die zweitgrößte Insel der großen Antillen, die sich Haiti und die Dominikanische Republik teilen müssen. Auf der Karibikseite der Insel befindet sich Boca Chica, ein touristischer Badeort mit etwa 22.000 Einwohnern. Viele, viele Kilometer entfernt liegt Hannover, weit weniger idyllisch. Aber schon seit einigen Jahren bringen die Inhaber des Restaurants Boca Chica in der Calenberger Neustadt karibisches Flair in die Stadt. Nach dem Ausbau des Außenbereichs im letzten Jahr finden wir, es ist an der Zeit für einen Kurzurlaub in der Karibik.  

Wir nehmen auf der geschmackvoll umzäunten Terrasse aus Hartholz Platz – auch an einem weniger lauen Abend als diesem keine schlechte Idee: Über den Tischen sind einzelne Heizstrahler angebracht und das beleuchtete Faltdach hält bei Bedarf den Regen fern.
Wir starten mit einem perfekt gekühlten Martini (3,00 €), einem Glas Chardonnay (4,80 € / 0,2l) und einem Glas des weißen Hausweins (3,90 € / 0,2l), der ganz klar unser Favorit ist: Frisch und spritzig mit einer angenehmen Säure stimmt er uns ideal auf unser Essen ein. Hier darf man sich also durchaus auf die Empfehlung des Hauses verlassen.
Als kleinen Gruß aus der Küche erhalten wir von dem aufmerksamen, jedoch nicht aufdringlichen Personal geröstetes Knoblauchbrot mit zwei Saucen, die uns die Wartezeit verkürzen. Wir ordern „Plato Variado Mixto per dos“ – einen gemischten Vorspeisenteller für zwei Personen (13,90 €). Dieser bietet einen guten Querschnitt der Vorspeisenauswahl: Bei Boquerones fritos handelt es sich um frittierte Sardellen, die, genau wie die frittierten Hähnchenteile, noch wunderbar saftig und gut gewürzt sind. So auch die zarten Tintenfischärmchen in einer scharfen Sauce.
Während wir beim Auberginen-Tomaten-Töpfchen eher geteilter Meinung sind, herrscht völlige Einigkeit bei der frittierten Kochbanane (Tostones), der Tortilla Dominica (einer Reistortilla mit Ei und Manchego-Käse) sowie den drei unterschiedlich angemachten Salaten: Lecker! Auf die gerollte Weizentortilla mit Hähnchenfüllung hätten wir durchaus verzichten können, während uns sowohl die Yuca Fritas, die frittierte Maniokwurzel (5,90 €) als auch Tostones al horno (mit Käse gratinierte Kochbanane, 7,30 €) gut schmecken. Am meisten überzeugt uns dabei jedoch die Beigabe der gepickelten roten Zwiebeln und der Mojo rojo, einer leicht scharfen Sauce.
Der Grillteller, „Pariallada mixta“ (18,90 €), kommt mit gut gewürzten Kartoffelecken, drei Sorten Fleisch und einer kleinen Gemüsebeilage. Damit ist er für zwei Personen mehr als ausreichend. Sowohl das Lamm, als auch Rind und Huhn sind landestypisch gewürzt und gegart – wer hier „deutsche“ Garstufen erwartet, wird wohl eher enttäuscht werden.
Zum krönenden Abschluss gönnen wir uns einen Cocktail – ab 20 Uhr herrscht im Boca Chica nämlich Happy Hour. Jeder alkoholfreie Cocktail kostet dann vier Euro, jeder Cocktail mit Alkohol fünf. Wir entscheiden uns für einen „Zombie“ – der so stark ist, dass wir ganz schön über Kreuz gucken, und, wo wir schon mal hier sind, für einen herrlich fruchtig-sahnigen „Boca Chica Especial“ (absolute Empfehlung!). Satt und glücklich kehren wir von unserem Kurzurlaub zurück, kommen aber bestimmt bald wieder.                           ● IH

Restaurant Boca Chica
Oeltzenstraße 12, 30169 Hannover, Tel.: 0511-2285556
Öffnungszeiten: Dienstags bis Sonntags 17-23 Uhr

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