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Stadtkinder kochen dekonstruierte Pizza

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Stadtkinder kochen dekonstruierte Pizza


Ich könnte mich ja immer kringeln vor Lachen, wenn selbsternannte Nahrungsinfluencer oder Orthorektiker aller Arten behaupten, sie hätten jetzt die einzig wahre Alternative zu einem Pizzateig gefunden: Glutenfrei, low carb, fettarm, whatever, zudem super gesund. Mag ja alles sein, aber wenn wir mal ehrlich sind: Schmeckt meistens beschissen. Von ausgeklügelten und sauteuren Hefeteigalternativen einmal abgesehen, ist das Meiste Mumpitz. Besonders, wenn dafür arme, unschuldige Kreuzblütler wie Brokkoli oder Blumenkohl herangezogen werden. So leckeres Gemüse, und dann tut man ihm das an?! Nee. Aber was tun, wenn man tatsächlich an Zöliakie leidet oder sich kohlenhydratarm ernähren, aber auf Pizzagenuss nicht verzichten möchte?

Den Boden weglassen. Bevor mir jetzt irgendwelche Italiener auflauern und mich verkloppen wollen: Ich weiß, ich weiß, es ist nicht das Gleiche. Natürlich nicht. Aber man kann es machen und deshalb werde ich es auch machen. Ich dekonstruiere eine Pizza und keiner kann mir was. Ätsch!

Es geht los: Ofen vorheizen, und zwar mit Ober-/ Unterhitze auf 200°C. Dann mische ich 200g Frischkäse mit 75g geriebenem Mozzarella und würze die Masse ein bisschen. Etwas Salz, Pfeffer, italienische Kräuter – fertig. So gleichmäßig wie möglich verteile ich das Zeug auf dem Boden einer Auflaufform (in meinem Fall einer runden mit 20cm Durchmesser). Dann bereite ich mir eine schmackhafte Tomatensauce zu, auch die würze ich mit dem, was ich für italienisch halte und was mir gut schmeckt. Etwa 350ml Sauce sollten es sein. Die verstreiche ich nun vorsichtig auf dem Käse-Matsch – nicht gießen, damit die Massen sich nicht vermischen. Darauf streue ich weitere 25g geriebenen Käse. Nun geht‘s an die Kür, erlaubt ist, was gefällt. Ich persönlich mag es nicht so überladen und habe mich deshalb nur für eingelegte Chilischeiben und Salami entschieden. Das verteile ich optisch ansprechend auf meinem Konstrukt und schiebe es dann für 20 Minuten in den Ofen. Danach erhöhe ich die Temperatur auf 250°C und schalte die Grillfunktion ein. Heraus kommt eine wunderbar duftende Form voll Lava – aufpassen, dass man sich den Schnabel nicht verbrennt! Diesen Dip kann man nun mit allem aufschaufeln, was einem beliebt. Rohe Paprika, Tortillachips, Weißbrot – ganz egal. Ich habe mich für selbstgemachte Cracker entschieden. Die sind sehr lecker und zudem vegan und glutenfrei, damit wir wenigstens ein bisschen gesund unterwegs sind. Es empfiehlt sich natürlich, sie im Vorfeld zu machen, damit man direkt losfuttern kann. Dazu mahle ich 150g Sonnenblumenkerne in der Kaffeemühle fein, gebe dann noch 50g Sesam dazu (ich habe schwarzen und weißen gemischt), einen Esslöffel getrocknete Kräuter, einen Esslöffel Ketchup, etwas Salz, einen Esslöffel Olivenöl sowie drei Esslöffel Wasser. Den so entstandenen Brei streiche ich auf Backpapier, „schneide“ ihn in Rechtecke und trockne das Ganze bei 160°C Umluft für gute 20 Minuten im Ofen. Die naturgemäß dünneren Randstücke sind sehr wahrscheinlich schon nach 15 Minuten fertig – gut drauf achten und gegebenenfalls schon rausnehmen. Wenn die Cracker aus dem Ofen kommen, sind sie noch ein bisschen weich, härten aber beim Abkühlen noch nach, so dass sie sich hervorragend zum Aufschaufeln des Pizzakonstrukts eignen.

Das Rezept reicht mehr als gut für zwei Personen (dann hat es allerdings ein Fresskoma zur Folge). Und ja, ich weiß, es ist keine Pizza. Ja, ja, ja. Aber egal, wie man es stattdessen nennen möchte, es schmeckt ganz schön gut, was ich irgendwie wichtiger finde.

IH

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Stadtkinder kochen Rotes Thai Curry mit Seitan

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Stadtkinder kochen Rotes Thai Curry mit Seitan


Wenn es kalt und ungemütlich draußen ist, dann braucht man ein Essen, das einen aufwärmt und ordentlich durchpustet. Thai Curry ist ein solches Gericht und, mit roter Currypaste gemacht, sogar erst mal vegan. Was man dann hinterher rein wirft, liegt natürlich an einem selbst, aber, hey, warum nicht mal vegan bleiben? Dann machen wir es aber auch richtig, oder? Ich mein, so richtig richtig. Mit Seitan. Alles selber gemacht. Okay? Los!

Erst mal brauchen wir SeitanFix-Pulver. Kann man im Reformhaus, Biomarkt und in Asialäden bekommen. Kostet ein paar Euro. Man kann aber auch einfach reines Gluten kaufen, was im Grunde dasselbe ist, nur eben viel günstiger, weil Gluten einen so schlechten Ruf hat. Wer also nicht gerade an Zöliakie leidet und seinem Körper den absoluten Monstermobstersuperschub Protein gönnen will: Gluten.

Also, von diesem Wunderpulver nehmen wir 200g. Gemischt mit der gleichen Menge an Gemüsebrühe, einem Esslöffel Chilisauce, einem Esslöffel Zwiebelgranulat, zwei Esslöffel Hefeflocken, einem Esslöffel Mandel- oder Kichererbsenmehl, einem Esslöffel Öl, einem Esslöffel Essig, einem Teelöffel Salz und einem Teelöffel Knoblauchpaste (oder -Granulat) lassen wir die Küchenmaschine in der Knetfunktion für mindestens 10 Minuten ihren Zauber wirken. 15 wären noch besser, wenn man den Krach so lange aushält. Der so entstandene Teig ruht nun über Nacht im Kühlschrank. Am nächsten Tag wickeln wir den Klumpen in Alufolie und dämpfen ihn für eine Dreiviertelstunde, dann ist er gar. Erst mal an die Seite stellen zum Auskühlen.

Jetzt geht es an das eigentliche Curry. In einem Esslöffel Kokosöl schwitzen wir eine gehackte Zwiebel leicht an und geben dann einen großzügigen Esslöffel rote Currypaste dazu. Schnell verrühren, dass sich alles gut verteilt und nichts ansetzt! Mit dem Inhalt einer Dose Kokosmilch (meist etwa 400g) löschen wir ab und geben noch mal die gleiche Menge an Brühe dazu. Schön aufkochen und ein, zwei Esslöffel Erdnussbutter hinzufügen, die nimmt die Schärfespitze und macht das Mundgefühl etwas breiter. Noch zwei Kaffirlimettenblätter dazu (ganz! Die sind nicht zum Mitessen gedacht!), sowie eine Stange Zitronengras (vorher ein paar Mal ordentlich mit dem Messerrücken draufhauen). Ein bisschen vor sich hin blubbern lassen und in der Zwischenzeit das ausgewählte grüne Gemüse putzen, zerteilen und blanchieren (damit es auch knackig und grün bleibt und nicht matschig und grau wird). Kurz in sprudelnd kochendes Wasser damit, dann in Eiswasser. Wir haben uns für einen kleinen Brokkoli (zwei Minuten blanchiert) und je eine kleine Schüssel Erbsen, grüne Bohnen und Zuckerschoten (je eine Minute blanchiert) entschieden, dazu noch ein paar Champignons. Ist der Seitanklops dann etwas abgekühlt, kann er in schöne Stücke geschnitten und mit Kokosöl in der Pfanne knusprig gebraten werden (Je mehr Fläche, desto knuspriger, deshalb vielleicht keine allzu kleinen Stücke schneiden). Während das passiert, kommen das blanchierte Gemüse und die rohen Champignons in unser Curry. Probieren, das der beste Teil! Es kann sein, dass dem einen oder anderen etwas Salz fehlt: Hier hilft ein guter Schuss Sojasauce oder Fischsauce, von der es mittlerweile auch eine vegane Entsprechung gibt.

Dazu schmeckt ein schöner fluffiger Jasminreis, aber auch ganz ohne Beilage ist es ein tolles Essen. Kleine Anmerkung: Dieses Rezept reicht für vier Personen und ist nicht so dickflüssig wie viele andere Currys. Wer eine solche Konsistenz wünscht, nimmt im Anfangsstadium eine kleine Kelle der Flüssigkeit ab und verrührt sie mit anderthalb Teelöffeln Stärke. Zurück in den Topf und mindestens fünf Minuten köcheln lassen, bis eine sichtbare Bindung erfolgt ist.

IH

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Stadtkinder kochen Brioche

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Stadtkinder kochen Brioche


Dieses Weihnachten hallt so lange nach! In selbstgemachten Adventskalendern, bei Betriebswichtelpartys und auch sonst bei jeder Gelegenheit bekommt man ein Gläschen selbstgemachte Marmelade geschenkt. Immer liebevoll gemeint, oft hübsch verpackt und mit Namen wie „Weihnachtsmarmelade“ oder „Wichtelkuss“. Süß! Der Haken dabei: Was macht man mit, wie in meinem Fall, sieben Gläschen Marmelade, wenn man, auch in meinem Fall, eher der Brot-mit-Butter-und-Salz-Typ ist? Waffeln backen könnte man. Ist aber öde, wird außerdem nie so wie bei Oma oder Mama. Na dann: Wir probieren den TikTok-Hype aus und backen dieses asiatische Milchbrioche nach. Wenn die im Internet das alle können, dann ja wohl wir auch.

Erst mal diese vage Tassenangabe in ein ordentliches metrisches System umwandeln, oder, wie eine ehemalige Kollegin sagte, in preußische Verhältnisse bringen. Aha! Man nehme also 650g Mehl. Ist nicht wenig. Nicht, dass das hinterher ein Stein wird!

Erst mal stellen wir das ohnehin an die Seite und mixen 250 ml Milch, 125ml Kondensmilch, ein Ei, 1EL Trockenbackhefe und einen halben Teelöfel Salz. Mit dem Rührhaken schlagen wir das so lange auf, bis es das Doppelte an Volumen erreicht hat und schön schaumig wird. Danach tauschen wir den Rühr- gegen einen Knethaken (auch „Teigpeitsche“ genannt. Gewusst? Klingt irgendwie fies.) und fügen in drei Etappen das Mehl hinzu. Der Teig sieht ziemlich bröselig aus, aber sobald wir noch 65g zimmerwarme Butter eingearbeitet haben, ist er schön glatt und seidig. Jetzt heißt es erst mal warten, bis die Hefe ihren Job gemacht und der Teig sich verdoppelt hat. An einem warmen Ort mit feuchtem Tuch darüber geht das binnen anderthalb Stunden. Und von wegen doppelt: Wir halbieren die Teigmenge und rollen jede Portion rechteckig aus, ehe wir sie der Länge nach gedrittelt zusammenklappen. Die beiden so entstandenen Laibe schneiden wir jetzt in jeweils acht Stücke und setzen sie eng aneinander in zwei Kastenbrotformen. Wieder warten, noch eine Dreiviertelstunde im Warmen. Immer diese Warterei, ätzend. Wenn die Teiglinge sich dann doch zu ihrer Bestform erhoben haben, pinseln wir sie ein. Und zwar mit einem Esslöffel Milch, den wir mit einem Dotter verschlagen haben. Den Backofen auf 180°C bei Ober-/Unterhitze vorgeheizt, kommen die zukünftigen Brote nun dort hinein, für 25-30 Minuten, bis sie schön goldbraun sind. Sobald sie aus dem Ofen kommen, müssen sie raus aus der Form um zu vermeiden, dass die Außenseite hart wird. Und wie sie da so schön nackig vor uns liegen, bepinseln wir sie noch mal, jetzt aber mit einer Mischung aus einem Esslöffel flüssiger Butter und drei Esslöffeln Kondensmilch. Für den Glanz. Und so schnell kann‘s gehen: Sooo viel Marmelade ist dann plötzlich auch gar nicht mehr übrig. Verrückt!

IH

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Stadtkinder kochen diesen Monat nicht

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Stadtkinder kochen diesen Monat nicht


Diesen Monat bleibt die STADTKIND-Küche kalt. Wer sich also erhofft hat, auf dieser Seite Inspiration für ein formidables Weihnachtsmenü zu finden, hat leider Pech gehabt. Das heißt aber nicht, dass es hier nichts gibt. Denn für alle, die „wenigstens eine Kleinigkeit, damit man nicht mit leeren Händen dasteht“ suchen, wenn man überraschenderweise doch was geschenkt kriegt, obwohl das eigentlich gar nicht so vereinbart war: I got you.

Geschenke aus der Küche sind in solchen Fällen eine feine Sache. Sofern sie gut gemacht sind. Meine Oma hat früher zu Weihnachten immer Honigkuchen gebacken und verteilt. Zu Ostern konnte man den prima essen, weil er dann endlich weich genug zum Kauen war. Jemandem, der nicht gerne kocht, ein selbstgemischtes Gewürzöl anzudrehen, ist auch großer Quatsch, aber davon rede ich nicht. Nein, in aller Deutlichkeit: Es geht um Alkohol. Als ich vor 20 Jahren auf Abifahrt in Venedig war, nannten meine Mitschüler*innen mich „Queen Mom“, weil ich Gin trank. Natürlich nur wegen der Mücken, die keinen Wacholder mögen, nicht zum Spaß, wirklich. Dann kam aber der Hype und plötzlich trank jeder Gin und zwar gänzlich ohne insektizide Bedrohung. Jede Rockband, die was auf sich hält und sogar einige Podcaster bringen eigene Gin-Editionen heraus! Da bleibt die Frage: Warum nicht ich? Nicht du? Nicht wir alle? Kann ja so schwer nicht sein. Nach kurzer Recherche stellte sich heraus: Ist es auch nicht. Genaugenommen ist es so einfach, dass man sich auch gar nicht mehr wundert, dass jeder Dulli das macht.

Man braucht so gut wie nichts dafür, also kein schweres Gerät wie etwa eine Destillierbrücke, Bunsenbrenner oder solchen Quatsch. Zunächst einmal natürlich Alkohol. Und zwar neutralen, hochwertigen wie etwa einen guten Wodka oder Doppelkorn. Da wir ab jetzt Wissenschaftler sind, nennen wir den nicht mehr einfach Schnaps, nein, es ist unser Menstruum. Als Menstruum bezeichnet man eine Substanz, die als Lösungs- oder Extraktionsmittel verwendet wird. Für unser Rezept legen wir einen Liter zugrunde. Auf diesen Liter kommen nun 15g Wacholderbeeren. Wer den Gin trockener und intensiver bevorzugt, mörsert die Wacholderbeeren ein bisschen, um sie aufzubrechen. Ich persönlich mag es etwas milder, weshalb die Beeren bei mir ganz bleiben. Die kommen jetzt zusammen mit dem Alkohol in ein blickdichtes Gefäß (einen Kochtopf zum Beispiel), wo sie 24 Stunden lang – Achtung, neues Fachwort – mazerieren. Der Begriff kommt vom lateinischen Verb macerare, was „Auslaugen“ bedeutet (und übrigens auch „Quälen“. Lustig!). Nun können wir uns überlegen, welche weiteren Aromageber, oder, wie man auf schlau sagt, „Botanicals“ wir verwenden möchten. Da geht alles, was Spaß macht: Tiefgefrorene Beeren, Ingwer, Koriandersaat, Zimt, Fenchel, Lavendel, Rosmarinzweige, Kardamom, Pfeffer… ganz, wie man möchte. Werden getrocknete Kräuter und Samen verwendet, gilt die Faustregel: Ein großzügiger Teelöffel voll pro Liter und ein bisschen mörsern, damit das Menstruum es leichter hat, an den Geschmack des Gewürzes zu kommen.

Für unser Experiment entscheide ich mich aber für ein bisschen was Frisches: Einige Blätter Basilikum (die knülle ich einmal ordentlich zusammen, um die Blattstruktur zu brechen und so das Aroma zu intensivieren), dazu noch die Schale von je einer Zitrone, Grapefruit und Orange, in ordentliche Streifchen geschnitten. Hier achte ich darauf, dass ich von der Schale nur das Bunte und nicht das Weiße erwische, das ja bekanntlich bitter ist. Mit einem Sparschäler klappt das recht gut. Da ich aber zusätzlich zum Geschmack auch die Fruchtsäure haben möchte, gebe ich außerdem einen guten Esslöffel des jeweiligen Fruchtfleischs dazu. Das alles kommt jetzt für einen weiteren Tag in den Alkohol. Dann gießen wir die Mischung erst durch ein Sieb ab und filtern sie danach. Das geht mit einem Kaffeefilter, ich selbst bevorzuge aber das Bein einer Feinstrumpfhose (von echten Moonshinern gelernt – dankt mir später). Jetzt nur in hübsche Flaschen füllen, etikettieren und vor dem Verzehr noch eine Woche lichtgeschützt ruhen lassen. Fertig – wohl bekomm’s!

IH

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Stadtkinder kochen Kürbisbrot

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Stadtkinder kochen Kürbisbrot


Kürbisse sehen drollig aus und sind sehr dekorativ. Das Wort „Kürbis“ ist auch schön. Der Geschmack von Kürbis ist… nicht vorhanden. Schnitzt man ihm nicht ein gruseliges Gesicht, hat er wenig Charakter. Das ist schade und irgendwie bemitleidenswert. Zumal der Kürbis jetzt gerade Saison hat und der Markt überschwemmt ist von Hokkaido, Butternut, Bischofsmützen und wie sie alle heißen. Was willst du damit machen? Kein Mensch kann und möchte zwei Monate lang Kürbissuppe essen. Im Supermarkt an der Kasse locken die Rezeptmagazine mit „44 neuen, schnellen und schlanken Kürbisrezepten“. Und welche sind das? Ofenkürbis mediterraner Art, Ravioli mit Kürbisfüllung, Kürbiscurry… gähn! Selbst ein Kürbiskuchen schmeckt dann doch nur nach dem, womit der Kürbis gewürzt ist, da hätten wir wieder die Charakterlosigkeit. Nun ist, zugegeben, ein Kürbisbrot auch nicht gerade der Weisheit letzter Schluss, aber Brot kann man immer brauchen. Brot für die Welt, kennt man doch. Der Vorzug von Brot ist nämlich, dass es nach Brot schmeckt. Und Kürbisbrot schmeckt – nach Brot! Genug Gemüsebashing, los geht’s:

Wir brauchen einen kleinen Hokkaido, den wir gründlich waschen. Schälen muss man das Biest ja glücklicherweise nicht. 100g des rohen Kürbisses legen wir zur Seite, der Rest wird entkernt, in Stücke geschnitten und mit ganz wenig Wasser 10 Minuten lang weichgekocht, bevor er mit dem Kartoffelstampfer zerquetscht wird. Ist der Kürbisbrei dann erkaltet, nehmen wir 300g davon ab. Der rohe Kürbis wird grob geraspelt. Dazu kommen jetzt noch 500g Weizenmehl, ein halber Würfel Hefe (in 100ml Wasser aufgelöst), 50g Kürbiskerne, etwas Salz und eine Mischung aus je einem EL gemahlenem Koriandersamen, Kumin, Cayennepfeffer, gemahlenem Ingwer und Kurkuma (natürlich geht’s mit fertiger Currymischung genauso gut). Daraus kneten wir jetzt einen glatten Teig und lassen ihn eine Stunde lang an einem warmen Ort sein Volumen verdoppeln, ehe wir zwei Laibe daraus formen und diese eine weitere halbe Stunde ruhen lassen. Dann schneiden wir die Teigoberfläche kreuzweise ein, besprühen sie mit Wasser und backen die Brote dann für 40 Minuten bei 200°C Ober-/Unterhitze.

In der Zwischenzeit stellen wir fest, dass noch Kürbispüree übrig ist und kratzen uns am Kopf: Was tun? Wegwerfen wär ja blöd. In unserem Fall sind noch gute 300g Püree da und wir entscheiden uns dazu, daraus einen Brotaufstrich zu machen. Dafür würfeln wir eine Schalotte fein und braten sie mit etwas Öl in der Pfanne an. Dann mischen wir Zwiebel und Kürbis, bevor wir zwei großzügige Esslöffel Frischkäse unterrühren (da gibt es wohl auch eine vegane Variante von der Firma, die so heißt wie eine Stadt in Pennsylvania). Nun noch abschmecken. Weil wir Hummus lieben, entscheiden wir uns für die entsprechenden Gewürze: Ein Spritzer Zitronensaft, etwas Zitronenschale, einige Tropfen Sesamöl, weißen Sesam, Koriander, Kumin, Chili, Knoblauch, Paprika und Petersilie. Geschmack und Konsistenz sind toll – viel cremiger als Hummus mit einer leichten Süße vom Kürbis. Geht auch als Dip für Gemüsestäbchen durch.

Jetzt schneiden wir mal das Brot an: Eine schöne Krume hat es, ist großporig und sehr saftig. Durch die Gewürze natürlich nur bedingt für Marmeladen geeignet, aber in Kombination mit unserem Aufstrich (oder anderem herzhaften Belag) eine runde Sache.

Einen kleinen Haken gibt’s aber: Aufgrund der kurzen Teigruhe schmeckt das Brot am allerbesten frisch und durch die Feuchtigkeit des Kürbisses im Inneren wird es sich nicht ewig im Brotkasten halten. Also am besten gleich nach dem Backen verspachteln!

IH

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Stadtkinder kochen Schmorgurken

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Stadtkinder kochen Schmorgurken


Gurken sind ein wunderbares Gemüse! Zum einen sind sie schön grün. Zum anderen bestehen sie zu einem großen Prozentsatz aus Wasser, womit sie dem Menschen gar nicht so unähnlich sind. Bei vielen Menschen sieht man das auch, wie ich finde. Und immer, wenn man ein Stück Gurke isst und diesen gurkig-melonigen Geschmack auf der Zunge hat, bekommt man das Gefühl, seinem Körper was besonders Gutes getan zu haben.

Es ist richtiggehend eine Schande, dass es noch keine international anerkannte Lobeshymne auf die Gurke gibt, „Kyrie cucumus sativus“ oder so. Du fühlst dich dehydriert? Iss ein Stück Gurke! Müde Augen? Leg Gurkenscheiben drauf. Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse sind träge? Nicht mehr lange: Hier, ne Gurke! PMS? Wie wär’s mit ein paar Cornichons, direkt aus dem Glas?! Einige Internetvideos zeigen sogar, dass man sich mithilfe von Gurken gegen aufdringliche Katzen wehren kann, weil die angeblich Angst vor dem Gemüse haben sollen, aber man soll ja nicht alles glauben, was man im Internet sieht.

Was man aber durchaus glauben darf: Gurken gehören nicht nur in die kalte Küche. Man kann sie auch warm zubereiten, zum Beispiel in Form von Schmorgurken.

Tatsächlich verkaufen viele Super- oder Gemüsemärkte im Spätsommer bis Frühherbst Schmorgurken zum Kilopreis. Mit etwas Glück bekommt man noch welche. Aaaber: Je länger diese Dinger reif herumliegen, desto eher werden sie bitter. Bittere Gurken sind nichts Schönes! Man kann allerdings genau so gut auch Salatgurken verwenden, da besteht die Gefahr des Bitterwerdens nicht.

So oder so: Man braucht ungefähr ein Kilo Gurke, das dann gründlich geschält und entkernt wird. Hier empfiehlt es sich, akkurat zu arbeiten, da auch die Kerne beim Erhitzen bitter werden können. Anschließend schneiden wir die Gurke in mundgerechte Stücke und stellen sie erst mal zur Seite, damit wir uns den anderen Zutaten widmen können.

Wir würfeln eine Zwiebel und eine Zehe Knoblauch sehr fein. Die Zwiebel wird nun mit etwas Öl und einer Handvoll Schinkenwürfeln (oder einem vegetarischen oder veganen Äquivalent) in der Pfanne erst glasig, dann leicht gebräunt, ehe der Knoblauch dazu kommt. Nach weiteren zwei Minuten nehmen wir die Mischung aus der heißen Pfanne und stellen sie beiseite. Jetzt schmoren wir die Gurkenstücke bei mittlerer Hitze so lange, bis sie schön weich und glasig sind, das dauert gute zehn bis 15 Minuten, je nach Größe. Eine Bräunung ist an dieser Stelle nicht erwünscht. In der Zwischenzeit können wir einen großen Zweig Dill fein hacken und warten dann, bis die Gurkenkonsistenz unseren Vorstellungen entspricht. Sobald das der Fall ist, werden die Gurken in der Pfanne so gleichmäßig wie möglich mit einem Teelöffel Mehl bestäubt. Sofort umrühren und dann mit 200ml (ggf. pflanzlicher) Sahne ablöschen. Die Zwiebelmischung wieder hinzufügen und für weitere drei, vier Minuten einkochen lassen. Mit Salz, (vorzugsweise weißem) Pfeffer und Muskat abschmecken und zu guter Letzt noch den gehackten Dill unterrühren. Dazu schmecken sehr gut Salzkartoffeln, oder, wie in unserem Fall, Kartoffelbrei und vielleicht das eine oder andere Fleischbällchen.

Viele behaupten, Schmorgurken seien ein Sommergericht – allerdings ist es, zumindest, wenn man es so zubereitet wie oben – ein ziemlich mächtiges Essen, das viel schöner in den Herbst passt. Und „Schmorgurke“ oder „Fleischbällchen“ sind irgendwie auch ganz süße Kosenamen. Auf ne Art.

IH

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