Tag Archive | "Stadtkind"

Stadtkinder kochen Kolatschen

Tags: , , , , ,

Stadtkinder kochen Kolatschen


Als mein Freund und ich im Urlaub waren, fiel unser Blick auf ein Haus, das nicht zu den anderen passen wollte. Es wirkte irgendwie osteuropäisch – und das mitten in Amerika! Draußen stand dran „Kolatschen“. Mein Freund mutmaßte, jemand habe einfach seinen Namen an das Haus geschrieben. „Aber nein,“ sagte ich, „das ist doch ein Gebäck!“ „Ach, Illifred, was du dir immer so ausdenkst!“ Zum Glück konnte ich mithilfe des Internets beweisen, dass ich Recht hatte (und ich habe so gerne Recht).

Das Gebäck interessierte uns nicht unbedingt, wohl aber das Wort. In all seiner seltsamen Phonetik! Es klingt so lautmalerisch wie ungeschickt, dabei doch irgendwie bemitleidenswert. Ab sofort benutzten wir es, wann immer möglich. Als Verb: Lass uns zum Mississippi runterkolatschen! Oder auch: Ich kolatsch dir gleich eine! Für unbestimmte Gegenstände, für die man sonst „Dingsda“ verwendet. Als Maßeinheit wie in „25 Kolatschen pro Meter“ – immerzu. Nach unserer Rückkehr machte das Wort wie durch Zauberhand (oder -mund) die Runde. Schließlich forschte ich über den Ursprung des Gebäcks mit dem putzigen Namen. Und siehe da: Sie stammen aus Böhmen im heutigen Tschechien. Der Schutzpatron der Böhmen war der heilige Wenzel. Er hatte sogar eine Krone, die Wenzelkrone. Der Mädchenname meiner Mutter ist Wenzel, was sie, so will es das Kolatschengesetz, zur leibhaftigen Kolatschenkönigin macht. Mich demzufolge zur Kolatschenprinzessin. Aufgemerkt, liebes Volk, wir schreiten nun zur Tat, dieses besondere Gebäck herzustellen.

Ein halber Würfel Hefe, 400g Mehl, eine Prise Salz, 170ml Milch, 50g Butter, ein Ei und 60g Zucker werden zunächst gebraucht. Milch und Butter werden in einem Topf leicht erwärmt. Würdet ihr ein Baby darin baden? Dann ist die Temperatur gut. Aus den Zutaten wird jetzt ein Hefeteig geknetet, der dann an einem warmen Ort eine gute Stunde vor sich hinkolatscht.

In der Zwischenzeit können wir schon mal alles für die Füllung zusammentragen. Der gemeine Kolatsche wünscht mit einer Quarkmasse, Mohn und Pflaumenmus gefüllt zu werden.

Für die Quarkmasse brauchen wir 250g selbigen (bloß kein Magerquark, das ist schließlich ein tschechisches Rezept!), ein Ei, 50g Zucker und einen Esslöffel Speisestärke. Das alles wird gut verrührt – einfach! Vom Pflaumenmus brauchen wir etwa zwei großzügige Esslöffel voll – auch einfach. Das mit dem Mohn ist etwas schwieriger. Wir brauchen 80g Blaumohn, 120ml Milch, 30g Zucker und einen halben Teelöffel Zimt. Das alles wird nun kurz aufgekocht und darf, unter ständigem Rühren, so lange vor sich hinblubbern, bis die Milch verkocht ist. Das dauert vielleicht 4, 5 Minuten – aber lasst das Zeug bloß nicht aus den Augen, es setzt sofort am Topf an.

Jetzt noch die Streusel: 50g Butter, 50g Zucker und 80g Mehl werden dafür miteinander verknetet.

Mittlerweile sollte der Teig sein Volumen verdoppelt haben. Wir teilen ihn jetzt in zehn gleich große Portionen (meine wiegen je 75g), machen Taler von etwa zehn Zentimeter Durchmesser daraus und setzen diese auf ein Blech mit Backpapier. Abstand halten, als wäre es 2020! Die Taler werden jetzt mit Milch bepinselt, dann kommt nun die Quarkmasse drauf. Einen kleinen Teigrand lassen wir an den Seiten aber stehen, aus Sicherheitsgründen. Mittig darauf setzen wir einen Teelöffel der Mohnfüllung und dekorieren dann mit einigen kreativen Klecksen Pflaumenmus. Zu guter Letzt kommen noch die Streusel zum Einsatz. Ab in den Ofen mit den Kolatschen! Und zwar bei 180°C Ober-/Unterhitze für etwa 20 Minuten. Gut gemacht, Volk! Aber bevor ihr euch das alles alleine reinkolatscht, nicht vergessen, dem heiligen Wenzel (oder mir) einen Zehnt abzugeben!

IH

Abgelegt unter Einkauf & Genuss, Stadtkinder kochenKommentare deaktiviert für Stadtkinder kochen Kolatschen

Stadtkinder kochen Limettentarte

Tags: , , , , ,

Stadtkinder kochen Limettentarte


Sommer ist eine ausgezeichnete Erfindung. So grundsätzlich. Jeder mag, wenn es warm ist, auch wenn entsprechende Begleiterscheinungen eher unerwünscht sind: Die Klamotten kleben am Körper, im Gesicht glänzt man wie ein frisch geschmiertes Schmalzbrot und einige Gewitterfliegen haben sich ungebeten in den Teint eingearbeitet. Darauf könnte man gut und gerne verzichten, doch, wie der Amerikaner sagt: „You can’t have the cake and eat it, too“. Schade.

Aber Cake ist ein ausgezeichnetes Stichwort an dieser Stelle. Wenn alles an einem klebt und man gar nicht so richtig weiß, wohin mit sich vor lauter Hitze, tut man gut daran, sich anmutig auf die Couch zu drapieren. Die einzige vorzunehmende Bewegung sollte dabei sein, regelmäßig die Gabel vom Teller zum Mund zu führen und sich mittels dieser Aktivität Kuchen in die Futterluke zu schieben. Eine gekühlte Limettentarte eignet sich sehr gut für diese Übung. Zudem ist sie schnell gemacht, erfordert wenig bis gar keine speziellen Fähigkeiten und beeindruckt sämtliche Schwiegermonster, die da des Weges kommen. Der Haken ist leider, dass man vorher einkaufen muss, aber einmal am Tag sollte man ohnehin das Haus verlassen. Auch Ärzte raten dazu.

Nun denn: Wir brauchen 250g Haferkekse. Daraus besteht der Boden. Die sind zwar schon gebacken, kommen aber noch mal ins Rohr. Und dann noch mal. Also nicht nur Zwieback, sondern sogar Triback! Ohne Werbung machen zu wollen, funktionieren die, die so heißen wie die tolkien’schen Gestalten aus Mittelerde ganz prima und wie es der Zufall will, ist in einer Verpackungseinheit das erforderliche halbe Pfund. Das wandert jetzt in einen Plastikbeutel und wird mit sanfter Gewalt zu feinen Krümeln verarbeitet. Danach mischen wir diese mit 125g geschmolzener Butter und basteln daraus in einer Springform einen Boden mit einem etwa zwei Zentimeter hohen Rand. Das klappt gut mit dem Boden eines Trinkglases. Schön andrücken! Bei 170°C Ober-/ Unterhitze backen wir den Boden nun für fünf Minuten und bereiten in der Zwischenzeit die Füllung vor: Wir brauchen zwei Dosen gezuckerte Kondensmilch (je 300g/280ml Inhalt). Die zähflüssige Substanz wird mit 125ml Limettensaft und dem Abrieb von drei Limetten sowie mit drei Dottern vermischt, auf den Boden in der Springform gegossen und für etwa 25 Minuten bei gleicher Hitze gebacken. Kleine Warnung: Das Ergebnis sieht nicht schön aus. Ein bisschen wie eingetrocknete Spargelcremesuppe, aber keine Sorge, das ist genau richtig so. Der Kuchen sollte nun vollständig auskühlen, ehe er in den Kühlschrank kommt, wo er bestenfalls über Nacht ruhen kann. Wenn er fertig geruht hat, wird er noch verziert: Dazu schlagen wir einen Viertelliter Sahne mit einem Päckchen Sahnesteif auf (wegen der Säure der Limetten: sicher ist sicher) und bedecken damit kunstvoll die Oberfläche der Tarte. Ob kleine Sahnekügelchen, ein dekoratives Gittermuster, eine Fläche oder ein einziger großer Sahneflatsch – hier sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Wer mag – und ein bisschen Farbe schadet ja auch nie – greift sich eine weitere Limette und besprenkelt die Sahne noch mit dessen Abrieb. Fertig ist ein wunderbar erfrischender Kuchen, der aber auch schmeckt, wenn es draußen nicht warm ist. Also diesen Sommer.

IH

Abgelegt unter Einkauf & Genuss, Stadtkinder kochenKommentare deaktiviert für Stadtkinder kochen Limettentarte

Stadtkinder kochen am Ende doch nur Salsa

Tags: , , , , ,

Stadtkinder kochen am Ende doch nur Salsa


Viele von euch werden bestimmt auch regelmäßig mit Videos belästigt: Eine allerhöchstens knapp volljährige Person in Fitnesskleidung weist darauf hin, dass sie jetzt für euch das „virale TikTok-Rezept“ nachkochen wird, rührt vor der Kulisse eines Nobilia-Küchenmöbelhauses irgendeine Lumumpe zusammen, beißt dann unzivilisiert in das Ergebnis und nickt hinterher wie wild (manchmal schüttelt sie auch mit verzückt geschlossenen Augen den Kopf), während Daumen und Zeigefinger einen Kreis formen. Kennt ihr, ne? Tja, was soll ich sagen – ich habe das für euch ausprobiert und sage an dieser Stelle: Kocht das nicht nach, lasst es sein!

Meine heutige Dokumentation erstreckt sich über zwei dieser Super-Duper-Megatrends. Zum einen den lebensverändernden Hüttenkäse-Wrap und zum anderen das supergeniale, süchtigmachende Feta-Brot. Diese Attribute stammen nicht von mir, das will ich vorher noch kurz klarstellen. Also los: Wir fangen mit dem Wrap an. Zu Hüttenkäse habe ich ein gespaltenes Verhältnis. Wer wissen möchte warum, darf gerne mal in die Suchmaschine seiner Wahl „Charlotte Roche Hüttenkäse“ eingeben, aber bitte erst nach dem Essen. Ein Becher Hüttenkäse wandert jedenfalls mit zwei Eiern (damit komm ich klar), einer Zehe Knoblauch (sowieso), Salz und Pfeffer in den Mixer, bis eine Milchshake-artige Konsistenz entsteht. Diese Mixtur gieße ich jetzt auf ein Backblech, das Backpapier fette ich vorher etwas ein und backe den Schlamassel für 20 Minuten bei 180°C Ober-/ Unterhitze. Kurz abkühlen lassen, das Backpapier abziehen, halbieren. Sieht aus wie ein Eiweißomelette – wie schlimm kann es also sein? Mal ein Stück probieren. Tja. Ich sag mal so: Ich habe schon an Zeltplanen mit mehr Eigengeschmack geschleckt, aber wenn man diesen Fladen mit was Leckerem füllt, wird‘s wohl gehen. Irrtum. Hab dann die Füllung, bestehend aus Gurke, Tomate, Avocado und Mozzarella aus dem Gebäck rausgefressen. Es ist nicht eklig, das kann man wirklich nicht behaupten. Nimmt bloß überflüssigen Platz im Magen ein und möchte nicht wiederholt werden.

Vielleicht wird das Fetabrot besser? Ein Block Feta, ein Ei und 60g Mehl mit etwas Wasser zu einem Teig verkneten. Ich habe noch einen Esslöffel Schwarzkümmel reingetan, weil‘s passt und ein tolles Gewürz ist. Der Teig wird jetzt auf Backpapier in Rechteckform gebracht und geschenkartig eingewickelt. 20 Minuten bei 200°C. Dazu koch ich mir ne Salsa. Damit kenn ich mich aus, da weiß ich, was ich tu:

Eine Schalotte, eine Knoblauchzehe und eine mittelscharfe Peperoni hacke ich fein. Drei Spitzpaprika werden der Länge nach halbiert, entkernt und gerade so lange gegrillt, bis sich die Haut einfach abziehen lässt. Auch die Paprika wird zerhackt (ohne Haut) und mit dem Rest in etwas Pflanzenöl angeschmort. Das lösche ich dann mit 500ml Tomatenpüree ab, rühre um und lasse die Sauce etwa 20 Minuten lang bei mittlerer Hitze vor sich hinblubbern. Dann erst kommt der Geschmack der gegrillten Paprika so richtig raus. Noch etwas Salz, Pfeffer, einen Esslöffel Zucker und einige mutige Spritzer Tabasco dazu, dann schalte ich die Hitze aus. Und jetzt: Trick 17! Einen Esslöffel frisch geriebenen Meerrettich unterrühren (aus dem Glas geht‘s zur Not auch). Super gut! Das Brot ist mittlerweile auch fertig. Auswickeln, in Scheiben schneiden, probieren. Hm. Brot ist das aber nicht! Ganz lecker zwar, aber mehr so ein fettiger Magenverschlussklumpatsch. Nicht der Renner, von süchtigmachend schon mal gleich gar keine Rede.

Ach, wisst ihr was – kocht einfach nur die Salsa und esst ein paar Cracker dazu.

IH

Abgelegt unter Einkauf & Genuss, Stadtkinder kochenKommentare deaktiviert für Stadtkinder kochen am Ende doch nur Salsa

Stadtkinder kochen gebackene Avocado

Tags: , , , , ,

Stadtkinder kochen gebackene Avocado


Mein Freund ist ein wirklich guter Mensch. Oft rettet er Obst und Gemüse beim Gemüsehändler vor dem Wegwerfen. Kann schon mal vorkommen, dass ich mich plötzlich ratlos mit einer Palette sehr reifer Mangos konfrontiert sehe, aber es gibt deutlich schlimmere Marotten, die ein Mensch haben kann. Letztens erzählte er mir, er habe etwas adoptiert. Ich gleich so: „Geil! Alpaka? Waschbär? Gürteltier? Was Niedliches?“ – voller Vorfreude. Und er: „Na ja, fast. Avocados.“ „Was für ein Unsinn, eine Avocado braucht überhaupt keine Eltern!“ Langer Rede kurzer Sinn, via Crowdfarming hat er die Patenschaft für einen Avocadobaum übernommen und am Horizont nahte die Lieferung der fettigen Knubbel. Ich gestehe, ich war anfänglich etwas enttäuscht, weil nichts drolliges Vierbeiniges bei uns wohnen würde sondern bloß Obst mit einer streng terminierten Verweildauer. Und dann noch Avocado! Man kennt das doch: Einmal kurz den Müll raus bringen, wieder rein kommen und in der Zwischenzeit war die Avocado reif. Und jetzt hatten wir acht Stück dieser unberechenbaren Dinger. Acht! Was zum Henker soll man bitte mit acht Avocados anstellen? Kein Mensch kann in kurzer Zeit so viel Guacamole essen, ohne danach böse kotzen zu müssen.

Ich hab mir da was überlegt:

Ich nehme zwei Stück und pro Frucht eine kleine Kartoffel. Des weiteren brauche ich eine Dose Kichererbsen, Olivenöl, Knoblauch, 4 Esslöffel Semmelbrösel, je einen Esslöffel Erdnussbutter, Sojasauce und Butter, Zitronensaft sowie einige Gewürze.

Die Erdnussbutter vermische ich mit drei Esslöffeln Olivenöl, einer beherzten Prise Salz, einem Teelöffel Paprikapulver, einem Teelöffel Harissapaste und einem ordentlichen Schuss Srirachasauce. Die so entstandene Lumumpe wird jetzt mit den Kichererbsen vermischt. Diese wurden zuvor abgegossen, sauber gespült und mit Küchenpapier getrocknet. Dann kommt der Kram auf ein Backblech, schön verteilt, und darf bei 220° Grad 25 Minuten backen. Zwischendurch rühre ich mal um, damit die Kichererbsen von allen Seiten knusprig werden.

In der Zwischenzeit zerdrücke ich die gekochten (kalten!) Kartoffeln mit einer gehackten Knoblauchzehe und einem Esslöffel Sojasauce zu einem feinen Brei. Dann hebe ich das Fruchtfleisch der beiden Avocados unter und schmecke den Brei mit etwas Zitronensaft ab. Beim Auskratzen der Früchte ist wichtig, dass die Schale ganz bleibt, die brauchen wir nämlich jetzt: Das Kartoffel-Avocado-Gemisch kommt zurück in die Schalen. Die bereitgestellten Semmelbrösel werden ein bisschen gesalzen, mit Chilipulver gewürzt und anschließend mit geschmolzener Butter (Margarine geht auch, dann ist der ganze Quatsch sogar vegan) vermengt, auf den Avocadohälften verteilt und ein bisschen angedrückt. Ich habe sie auf eine Muffinform aus Metall gelegt, so ließen sich die eiförmigen Dinger gut ausbalancieren. Kaum sind die Kichererbsen raus aus dem Ofen, kommen die Avocados bei gleicher Hitze für 12 Minuten rein. Danach sollten die Brotkrumen obenauf eine schöne goldene Färbung angenommen haben. Ja? Dann raus aus dem Ofen, mit einer Handvoll Kichererbsen bestreuen, etwas Zitrone darüber träufeln und servieren. Schmeckt super! Das Interessante dabei ist, dass die Avocado durch das Backen eine fluffige Konsistenz annimmt – ganz erstaunlich! Macht aber auch extrem satt. Wer seine Portion nicht aufisst, kann sich die Leftovers zu späterer Stunde aber noch aufs Brot schmieren, schmeckt auch ganz vorzüglich. Und das alles mit adoptierten Avocados! Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie anders geschmeckt hätten, wären es meine eigenen gewesen.

IH

Abgelegt unter Einkauf & Genuss, Stadtkinder kochenKommentare deaktiviert für Stadtkinder kochen gebackene Avocado

Stadtkinder kochen Turtles-Pizza

Tags: , , , , ,

Stadtkinder kochen Turtles-Pizza


Ich mache es jetzt auf, das Fass. Was mir nämlich schon lange so richtig auf die Nerven geht, ist dieser Schwanz- beziehungsweise Fladenvergleich: „Hier gibt es die beste Pizza der Stadt!“ „Nein, hier gibt es die beste Pizza der Stadt!“ Verdammte Axt, hat euch euer Psychologe nicht beigebracht, wie man Ich-Botschaften sendet? Dann mach ich das jetzt. Einmal gelernt, gibt es euch die Möglichkeit, die eigene Meinung auszudrücken, ohne andere Menschen zu bevormunden. Ihr sollt ja was kriegen für eure 2,20€ Heftpreis. Also, richtig heißt es: „Ich finde, XY verkauft die beste Pizza der Stadt!“ oder „Die Pizza bei XY schmeckt mir am allerbesten!“. Bitteschön, gern geschehen.

Auch nervig ist ja die Diskussion, was denn alles auf eine Pizza gehört, damit sie noch Pizza heißen darf. „Immer, wenn jemand ein Stück Ananas auf eine Pizza legt, rotiert meine arme italienische Nonna in ihrem Grab!“ Weißt du was: Scheiß auf irgendjemandes tote Omma, wenn dir Ananas auf Pizza schmeckt – bitte sehr. Aber ich komm nicht zum Essen, so viel ist klar.

In den 90ern gab es die Zeichentrickserie mit den Ninja-Turtles. Die aßen sehr gerne Pizza, unter anderem auch so wilde Kreationen wie Würstchen und Bohneneis und ich habe mir damals geschworen, dass ich das mal probiere, wenn ich erst groß genug bin. Von diesem Experiment möchte ich gerne zurücktreten, aber ich habe eine Schwäche für Salz-Dill-Gurken. Und genau die will ich auf eine Pizza legen (fang mich doch, tote Omma!) – was ich jetzt auch tun werde. Wer macht mit?

Zunächst brauche ich eine Sauce. Tomate passt wohl schlecht, also nehme ich eine weiße. Im Grunde ist es eine Art Salatdressing, Ranchdressing, um genau zu sein, aber ich bin optimistisch. Ich mische je 50g Buttermilch, Crème fraîche und Mayonnaise (ja, `türlich mein ich das ernst) mit einem halben Teelöffel gehackten Dill, Salz, Pfeffer, einer halben Schalotte und einer kleinen Zehe Knoblauch (auch gehackt). Die Gurken – zwei Stück, schön groß, nicht geizig sein – reibe ich mit Küchenpapier trocken und schneide sie in etwa 2-3mm dicke Scheiben, die ich sowohl auf Küchenpapier lege als auch damit bedecke, damit sie möglichst trocken sind. Jetzt Speck! Vier Scheiben! Die schneide ich klein und brate sie so halb-knusprig, damit das Fett raus läuft. Die weiße Sauce verteile ich jetzt auf dem Teig, dann den Käse drauf (soviel ich will!). Ich benutze geriebenen Mozzarella. Der hat die an dieser Stelle praktische Eigenschaft, nach nichts zu schmecken. Danach kommen Gurken und Speck dran, bevor mein Kunstwerk für 12 Minuten in den Ofen kommt. Ober-/ Unterhitze, volle Tüte (250°C) auf der untersten Schiene.

In der Zwischenzeit können wir kurz über den Teig reden. Kann man kaufen, ist meiner Meinung nach aber Quatsch. Selbermachen ist meistens besser und günstiger. Knapp ein halber Würfel Hefe reicht für ein Kilo Mehl (es lohnt sich wirklich, Pizzamehl zu kaufen). Wer den Teig etwas voluminöser mag, sollte ihn frisch machen und 2-3 Stunden Gehzeit kalkulieren, wer die Pizza dünn und keksig mag, lässt den Teig am besten über Nacht ruhen. Für meine Pizza brauche ich ungefähr 200g Teig, aber eine Pizza ist ja quasi nichts. Die Hefe wird mit etwa 150ml warmem Wasser, etwas Zucker und 2 EL Mehl vermischt und zehn Minuten stehen gelassen, bis die Lumumpe Blasen wirft. Dann mit dem restlichen Mehl, etwas Salz und einem guten Schuss Olivenöl verkneten und nach und nach gerade soviel handwarmes Wasser dazugeben, dass ein schöner, glatter Teig entsteht.

Ah. Meine Turtles-Pizza ist fertig. Sehr gut. Könnt ihr eurer Oma ruhig verschweigen, aber ausprobieren tut ja nicht weh, oder? Mir schmeckt sie jedenfalls gut, aber vielleicht bin ich auch eine Schildkröte.

IH

Abgelegt unter Einkauf & Genuss, Stadtkinder kochenKommentare deaktiviert für Stadtkinder kochen Turtles-Pizza

Stadtkinder kochen Mais mit Mais an Mais

Tags: , , , , ,

Stadtkinder kochen Mais mit Mais an Mais


Ich könnte mal was mit langweiligem Gemüse machen, dachte ich mir. Langweiliges Gemüse existiert ja – anscheinend hat sich die Natur also etwas dabei gedacht als sie es erfunden hat. Außer bei Auberginen, das muss ein Versehen gewesen sein, widerliches Zeug. Aber was wäre mit Mais? Was stellt man damit schon groß an? Mais ist nur dann richtig super, wenn man ihn als Kolben kocht und hinterher grillt. Ansonsten gibt’s ihn in der Dose, manche Flitzpiepen tun ihn auf Pizza oder in ihr Chili und einige wenige Menschen (mit denen ich nichts zu tun haben möchte!) kombinieren ihn mit Dosenfrüchten und Lauchringen zu einem völlig überflüssigen Schichtsalat. Der arme Mais! Kommt bloß als Popcorn oder als Nachochip zur Geltung, eine reine Kinovorstellung also. Oder als Polenta, irks!

Ich werde dem armen Gemüse einen großartigen Auftritt verschaffen, habe ich mir überlegt. Ich werde Maistrends setzen, von denen ganz Hannover sprechen wird, jawohl! Ich mache Maisnuggets!

Ich nehme eine normalgroße Dose Mais –da sollte sich das Abtropfgewicht bei knapp unter 300 Gramm einpegeln. Ich lasse den Mais gut abtropfen – das Aquafaba (das durch die Hülsenfrüchte leicht dickflüssige Wasser in der Dose) möchte ich nicht haben. Warum? Beim Konservieren von Hülsenfrüchten werden sie erhitzt, die in ihnen enthaltene Stärke geliert mit dem Kochwasser – eine Art Saucenbinder. Würde ich es für die Nuggets verwenden, wäre der Stärkegehalt zu hoch und das Ergebnis eher puddingartig (gutes Wort, auch auf Menschen anwendbar, find ich).

So, Mais jetzt. Also, abtropfen lassen, dann mit 180 ml klarem Wasser und einem Esslöffel Öl fein pürieren. Dieser Matsch wird nun mit einem Teelöffel Salz, etwas Muskat, weißem Pfeffer, 3 Esslöffeln Kartoffelbreipulver und 100g Weizenmehl versetzt und 30 Minuten lang strikt ignoriert, damit das Gluten seinen Job tun kann. Im Anschluss forme ich mit feuchten Händen kleine flache Portionen, wende sie in Paniermehl und etwas weißem Sesam und brate sie etwa vier Minuten von jeder Seite in Sonnenblumenöl und einem Tröpfchen Sesamöl (an der Ölmenge echt nicht sparen, die Nuggets sind recht weich und fallen womöglich auseinander, wenn sie nicht schwimmen). Ein schöner, veganer Snack, etwa 16 Stück – garantiert ohne geschredderte Hühnerschnäbel (es sei denn, man möchte welche).

Zum nächsten Versuch: Kann man eigentlich Mais auch als Beilage servieren? Also, klar kann man ihn einfach heiß machen, bisschen Butter drauf und so – aber so richtig? Müsste man mal die Amerikaner fragen, die dürften sich da auskennen. Kurzer Check: Kann man. Zum Beispiel mit „heavy Cream“ (einer superfetten Schlagsahne), Butter und Schmelzkäse. Na, von nix kommt nix, kein Wunder, dass da viele so dick sind! Es geht aber auch schlanker (ein bisschen zumindest): Ich nehme noch eine Maisdose und lasse den Inhalt abtropfen. Zusätzlich dazu hacke ich zwei Esslöffel eingelegte Jalapenoscheiben und eine halbe Zehe Knoblauch.

In einem Topf schmelze ich einen Esslöffel Butter und füge den Knoblauch hinzu. Er soll keine Farbe bekommen! Sobald es ein bisschen nach Knoblauch zu riechen beginnt, mische ich ein halbes Päckchen Frischkäse mit einem Schluck (etwa 50ml) Schlagsahne dazu, bis es sich zu einem homogenen Schlorz verbunden hat. Den erhitze ich und würze mit Salz und reichlich schwarzem Pfeffer, ehe ich den Mais und die Jalapenos hinzufüge. Immer schön rühren, bis es einmal richtig blubbert. Dann stelle ich die Temperatur runter – ein Drittel der maximalen Leistung reicht völlig – und schmelze unter ständigem Rühren eine Handvoll geriebenen Cheddar in der Mischung. Zu guter Letzt kommen noch einige beherzte Spritzer Tabasco hinzu. Das Gericht braucht das: Der Mais ist süß, die Sahne und der Käse machen es breit und dumpf, da fehlt eine Säurespitze. Wer es nicht allzu scharf mag, kann aber sicherlich auch mit der Einlegemischung aus dem Jalapenoglas arbeiten – Hauptsache, ein bisschen Essig ist dabei. Ganz schön sättigend und weit mehr als eine Beilage. Die Angaben reichen für zwei großzügige Portionen. Als Hauptgang bedürfte es in dem Fall nicht mehr als ein Minzblättchen und sehr wahrscheinlich platzt man, wenn man zu viel davon isst, aber, wie sagte schon Deichkind, „leider geil“.

Fazit: Mais ist nach wie vor langweilig, aber man kann damit arbeiten, besonders, wenn zum Monatsende gespart werden muss, denn beide Gerichte sind wirklich günstig.

IH

Abgelegt unter Einkauf & Genuss, Stadtkinder kochenKommentare deaktiviert für Stadtkinder kochen Mais mit Mais an Mais

Partner