Remain in Silence

Gothic-Klassiker

Dunkel, melancholisch, majestätisch wie die Nebelbank in der Abenddämmerung: Fast 33 Jahre schon sind Andreas Buchwald und Andreas Gimpel die Seele von Remain in Silence. Jeder Szenenbildung oder Schublade voraus betrat die Formation aus Hannover mit ihrer düsteren Musik und Bühnenpräsenz seinerzeit absolutes Neuland und wird deshalb retrospektiv gerne als eine der ersten Gothic-Bands Deutschlands betitelt. Nach einer langen Zeit abseits der großen Öffentlichkeit kehrt das Duo nun mit neuer Mannschaft und frischem Album zurück. Im März erschienen feiert „And The Soul Goes On“ am 25. Juni sein Release im LUX.

Remain in Silence – ein Name, der im ersten Moment eher ein Bild von feierlicher Stille statt dichtgestrickter Musik heraufbeschwört. „Der mysteriöse Name ist für uns ein Verweis auf die ebenso mysteriöse Stimmung unserer Musik: ein Changieren zwischen Düsternis und Hoffnungsschimmern“, erklärt Andreas Buchwald. „Andererseits gaben wir uns früher auf der Bühne gerne eine Aura der Unnahbarkeit. Der Name entsprach einfach unserem Wunsch, eine übergeordnete Verbindung zur Musik herzustellen.“

Gegründet im Herbst 1983 standen Andreas Buchwald (Gitarre) und Andreas Gimpel (Gesang) anfangs noch stark in der Tradition von Post-Punk-Bands wie Joy Division oder The Cure, entwickelten aber rasch einen eigenen Sound, der in Deutschland damals einzigartig war. Aber nicht nur musikalisch, auch auf der Bühne bewegten sich die beiden abseits ausgetretener Pfade. „Die visuelle Komponente gehörte für uns von Anfang an dazu. Zum Beispiel gaben wir eines unserer ersten Konzerte in der Eisfabrik, einer eher ungewöhnlichen Location. Allerdings war sie perfekt dafür geeignet, um uns effektvoll zu inszenieren. Dunkle Kleidung, Nebel auf der Bühne, Diaprojektionen auf dem Hintergrund oder Licht von Hinten, das uns als bloße Silhouetten erscheinen ließ – ein solcher Showcharakter von Konzerten war damals noch nicht sehr verbreitet, vor allem nicht auf lokaler Ebene.“

Durch den Erfolg ihrer ersten Alben „Seven Rooms“, „Monument“ und „This Is The Place Where Resistance Got Lost“ erfuhr die Band dann auch schon bald überregionale Resonanz und der Durchbruch schien greifbar. Aber es kam anders: Ihr Plattenlabel hatte sich verausgabt und wurde aufgelöst, die Tour platzte und es wurde ruhiger um sie. Trotzdem machten Buchwald und Gimpel weiter, gaben sporadisch Konzerte mit Gastmusikern oder spielten unplugged und erhielten sich dabei eine treue, internationale Fangemeinde. Ihr ist es auch zu verdanken, dass 2013 das spanische Label Dead Wax Records auf sie aufmerksam wurde und die ersten beiden Alben neuauflegte. Kurz darauf folgte auf MiG-Music die Wiederveröffentlichung des längst vergriffenen dritten Albums, eine anschließende Spanien-Tournee – und im März dieses Jahres das neue Album. „Für uns bildet ‚And The Soul Goes On‘ eine Mischung aus Vergangenheitsaufarbeitung und aktuellen Ideen. Durch die plötzliche Aufmerksamkeit für unsere alten Songs haben wir entdeckt, wie viel Intensität in den alten Stücken steckt und wir wurden hungrig, wieder etwas Neues zu machen. Alles fühlte sich frisch an, es war, als hätte man sich noch mal neu gegründet. Danach hat sich das Album praktisch selbst geschrieben.“

Auch die neuen Songs werden unverkennbar von der dunklen Grundstimmung getragen, die man von ihren früheren Stücken kennt. Thematisch zeugen sie von jenem Reifeprozess, den man unweigerlich mit der Zeit durchmacht, von Erlebnissen, die uns zu den existenziellen Fragen des Lebens führen. „Sie handeln von Gefühlen der Verlorenheit, der Vergänglichkeit, des Verlusts – gleichzeitig enthalten sie aber auch einen Funken Hoffnung. Eine Freundin hat mir erzählt, dass sie beim Hören des Albums den Gedanken hatte, wie in einem Roadmovie über die Straße zu brettern, so antreibend fand sie die Energie der Musik. Doch beim Blick in den Rückspiegel entdeckte sie eine Nebelwand… Genauso gut könnte man aber auch aus dem Licht bewusst in den Nebel steigen. Dann wird die Musik zum verständigen Begleiter für eine melancholische Stimmung.“

Welche Wirkung „And The Soul Goes On“ auf einen selbst hat, kann man am besten auf dem Release-Konzert im LUX herausfinden.

Anja Dolatta

And The Soul Goes On
Release-Konzert am 25. Juni ab 21 Uhr im LUX

Weitere Infos unter facebook.com/remaininsilence und remaininsilence.de.


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