Bodo Dringenberg

Historienromane und Krimis in und um Hannover? Bodo Dringenberg! In seiner letzten Veröffentlichung „Ein Pils, ein Sekt, ein Todesfall“ fühlte der seit 1972 in Hannover lebende Schriftsteller gemeinsam mit weiteren hannoverschen Autoren Hannovers mörderischer Kneipenszene auf den Zahn. Sein neuer Historienroman „Furie und Fortuna“, gemeinsam mit Stefan Kleinschmidt geschrieben, erzählt die Geschichte Hannovers im Dreißigjährigen Krieg – von Hoffnungen, Ängsten und gesellschaftlichen Spannungen.

Hannover hatte zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges eine besondere Stellung inne – als einzige Stadt der Region war sie nicht vom Feldherrn Tilly besetzt und damit Schauplatz für Fluchtbewegungen, Rettungsanker für viele und Handlungsort für Menschen unterschiedlichster Hintergründe. Dringenbergs Roman zeichnet aus der Perspektive einzelner Protagonisten und ihrer Schicksale die Geschichte Hannovers nach. Dabei geht es ihm allerdings nicht darum, von einzelnen „Helden“ zu erzählen, vielmehr interessieren ihn die „Verhältnisse, in die Menschen hineingezwungen werden, die sie durchleben und in denen sie zu Tode kommen”. Auch die Stadt selbst wird zur Protagonistin des Romans. Mit gekonnten Formulierungen und lebhaften Beschreibungen schafft es Dringenberg, das Hannover des 17. Jahrhunderts auferstehen zu lassen.

Natürlich, das Thema des Romans ist hochaktuell. 400 Jahre alte Geschichte, doch auch heute bestimmen Flucht und Krieg das Weltgeschehen. „Diese beiden Momente, Flüchtlinge aufgrund von Kriegsereignissen und der religiöse Fanatismus, bilden den aktuellen Bezug“, erklärt Dringenberg. In Zeiten von Krieg und Flucht können Unterschiede in Glaube und Lebensweise zu Konflikten führen, die den Einzelnen in den Hintergrund drängen. Umso lebendiger werden diese Schicksale mit ihren Hintergründen in Dringenbergs Buch illustriert. Wichtig war ihm dabei auch, die weibliche Perspektive auf die damalige Zeit wiederzugeben, die bisher nur ganz am Rande Beachtung gefunden hat. Es ist ihm wichtig, sich aus möglichst allen Perspektiven dem Thema anzunähern. „Furie und Fortuna“ zeichnet damit tatsächlich ein Bild der gesamten damaligen Gesellschaft – vom Feldherrn Tilly bis zur einfachen Magd.

Bodo Dringenberg kann man durchaus als literarischen Allrounder bezeichnen. Neben seinen Romanen veröffentlichte er außerdem bereits historische Texte zu Hannover, konzipierte Formate für Rundfunkanstalten und führte Regiearbeiten für die Bühne aus. Der in Halle geborene Autor und Journalist hat auf Lehramt an der Universität Hannover studiert, dabei allerdings niemals den Wunsch gehabt, später auch als Lehrer tätig zu werden. Nach dem Studium war er noch einige Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Sprachwissenschaften an der Universität beschäftigt, während der er zur Sprach- und Namensgeschichte Hannovers forschte. Daher sein besonderes Interesse an der Geschichte der Stadt, das nun zur Entstehung seiner Historienromane führte. „Jahre nach diesen wissenschaftlichen Beschäftigungen reizte mich das literarische Spiel mit der Stadtgeschichte, es war die erzählerische Erweiterung meiner Kenntnisse.” Zum Hannover von heute pflegt er eine weniger literarische Beziehung, am Leben in der Stadt schätzt er seit Studienzeiten, im Gegensatz zu der mörderischen Zeit des Dreißigjährigen Kriegs, vor allem die unaufgeregte Art.

 Stephanie Benze

Furie und Fortuna –
Hannover im Dreißigjährigen Krieg
Bodo Dringenberg, Stefan Kleinschmidt
276 Seiten
Wehrhahn Verlag


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