Verein Psychiatrie Erfahrener -VPE

Psychische Erkrankungen bedeuten oft spürbare Einschränkungen, Herausforderungen und Belastungen für Betroffene und deren Angehörige und Freund*innen. Der Verein Psychiatrie Erfahrener bietet Betroffenen ein niederschwelliges Hilfsangebot. Alles unter dem Motto: Willst Du etwas wissen, so frage den Erfahrenen und keinen Gelehrten.

Norman Sabbagh+Sabine Szillus

Depressionen, Angststörungen oder Störungen durch Alkohol- und Drogenkonsum – die Liste der psychischen Erkrankungen ist lang.
Knapp 18 Millionen Menschen in Deutschland sind psychisch krank.
Für die Betroffenen, ihre Angehörigen und Freund*innen bedeutet das oft sehr viel Leid und gesellschaftliche und soziale Isolation. Das Gesundheitssystem scheitert währenddessen an der schnellen Verteilung von Therapie- und Klinikplätzen. Auf ein Erstgespräch bei einem Psychologen müssen Betroffene oft monatelang warten, an überfüllten Kliniktüren werden sie abgewiesen.

„Da würde ich mir eine bessere ärztliche Versorgung wünschen“, sagt Sabine Szillus, die zweite Vorsitzende des VPE’s – dem Verein Psychiatrie Erfahrener. „Der VPE ist in erster Linie ein Selbsthilfeverein von Menschen, die selbst mal in psychologischer oder psychiatrischer Behandlung waren oder es noch sind, erklärt Norman Sabbagh, der erste Vorsitzende des VPEs. „Aber auch wer nicht Psychiatrie-erfahren ist, kann hier gerne herkommen.

Der VPE möchte Mut machen, sich der Krankheit und den Folgen zu stellen. Das heißt auch, sich über die Krankheitssymptome, Medikamente und Behandlungen auszutauschen. So können sich Betroffene gegenseitig den Rücken stärken. Betroffene haben mit dem VPE also eine offene Anlaufstelle, wo sie Unterstützung erfahren. „Wir wollen, dass die Leute nicht allein zu Hause sitzen. Das ist schon ganz viel wert, wenn man einfach unter Menschen ist, sich unterhält, wenn man einfach mal rauskommt aus seinem Umfeld, aus seiner Wolke, in der man lebt. Dann ist alles schon viel einfacher“, erklärt Norman. „Für viele Menschen mit diesen Krankheitsbildern ist es schwierig, irgendwo aktiv hinzugehen. Das ist oft ein ganz großer Schritt. Hier wissen die Leute, hier sind Menschen, die haben die gleichen Erfahrungen gemacht wie ich. Die verstehen mich, die lehnen mich nicht ab“, ergänzt Sabine.
Der VPE bietet seinen rund 180 Mitgliedern und neugierigen Besuchenden eine offene Teestube und zweimal die Woche ein gemeinsames Frühstück. „Dass die Leute Sozialkontakte haben, ist sehr wichtig. Durch die Krankheit ist das bei vielen, das weiß ich aus eigener Erfahrung, extrem eingeschränkt“, erklärt Sabine. Darüber hinaus gibt es Gruppen, in denen Betroffene ihre Erfahrungen austauschen können – wie etwa in der Psychosegruppe, der Frauengruppe und der Depressionsgruppe. „Falls es mal akut irgendeinen Redebedarf gibt, wenn Leute einsam zu Hause sitzen und nicht weiter wissen, weil ihnen das Wasser bis zum Hals steht, haben wir hier zwei Sozialarbeiterinnen, die man zu den Sprechzeiten immer ansprechen kann“, erzählt Norman.
Darüber hinaus sitzt der VPE in verschiedenen Gremien, um sich für die Interessen und Bedürfnisse von psychisch kranken Menschen einzusetzen.

All das – die Gremienarbeit, die Teestube, das Frühstück, die Selbsthilfegruppen – ist nur möglich, weil zahlreiche Ehrenamtliche, die selbst Betroffene sind oder waren, diese Arbeit übernehmen und so einen sicheren Ort für andere Betroffene schaffen. Diese Arbeit wird von der Region Hannover gefördert. Und trotzdem werden Geld- und Sachspenden dringend benötigt. „Ganz wichtig ist, dass wir Spendende finden, die uns unterstützen“, betont Sabine – denn nur so kann der VPE weiterhin eine Anlaufstelle für die sein, die sie unbedingt brauchen. „Es ist keine Schande, krank zu sein. Es ist kein Makel, krank zu sein. Es ist nicht schlimm, krank zu sein. Aber es ist nicht so gut, sich keine Hilfe zu holen“, betont Sabine.

VPE – Verein Psychiatrie Erfahrener
Rückertstraße 17, 30169 Hannover
Tel.: 0511 131 88 52
vpehannover@arcor.de

Jule Merx


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